Fifty Shades of Grey 2 - Gefährliche Liebe
Als Preuße bin ich durchaus für Zucht und Ordnung, aber bitte nicht so wie in Fifty Shades of Grey. Dennoch war spätestens seit dem Erfolg des ersten Kinofilms klar, dass auch die weiteren Bände dieser leicht bearbeiteten Twilight-Fanfiction den Weg auf die Kinoleinwände finden würden. Und deswegen schaue ich mir diesmal den zweiten Teil an, denn ihr genießt es ja auch, mich leiden zu sehen.
Als wir Ana Steele und Christian Grey (im Folgenden wieder Donald Trump genannt) zuletzt sahen, hatte sich Ana tief enttäuscht von Donald getrennt, weil dieser das tat, was er ankündigte und sie auch verlangte: Er hat sie mal so richtig sadistisch verdroschen. Das hätte sie durchaus kommen sehen müssen, aber wie wir schon vorher mitgekriegt haben, zählt Denken nicht zu ihren Stärken. Im Prinzip hat sie überhaupt keine Stärken.
Zunächst stimmt uns der Film aber schon mal eindrücklich auf die erotische Grundstimmung ein: Donald träumt unruhig von seiner Kindheit, als seine leibliche Mutter daheim von einem Grobian verprügelt wurde und er sich mit seinem Teddy unter einem Tisch versteckte, bis besagter Grobian den kleinen Jungen aus dem Versteck zerrte, um ihm auch eine gehörige Portion häuslicher Gewalt zu verabreichen. Für alle, die sich schon mal ausgezogen haben, um keine Zeit fürs Masturbieren zu verlieren, ist diese Szene vermutlich eine Herausforderung.
In der Gegenwart läuft erst mal alles gut für Ana: Sie hat einen Job als Assistentin eines Lektors bei einem Buchverlag in Seattle abgegriffen. Donald gratuliert ihr aus der Ferne mit einem opulenten Blumenstrauß, den Ana zunächst im Mülleimer verstauen möchte, aber dann doch auf ihrer Küchenanrichte platziert. Ihre Mitbewohnerin ist übrigens immer noch mit Donalds Bruder zusammen und gerade im Liebesurlaub. Dass Ana von Donald getrennt ist und den Kontakt zu ihm vermeidet, ist noch nicht ins allgemeine Bewusstsein vorgedrungen.
Anas Boss, der besagte Lektor, heißt übrigens Jack Hyde und fängt ziemlich offensichtlich an, mit Ana zu flirten. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob die das mitkriegt. Auf die Frage, ob sie am Abend schon etwas vorhätte, antwortet sie allerdings nicht: „Ihren Samen schlucken, falls eine Gehaltserhöhung drin ist“, wie es ein normaler Mensch tun würde. Sie erzählt, dass ihr Fotografenkumpel Jose an dem Abend eine Vernissage veranstalten würde, an der sie gerne teilnehmen möchte. Vorher empfiehlt sie Jack noch ein Manuskript, denn offenbar gehört es zu ihren Aufgaben, all die eingesendeten Hoffnungen von Nachwuchsautoren zu sichten und gegebenenfalls zu vernichten.
Die Foto-Ausstellung von Jose wäre ein Traum für Ana, wenn sie etwas selbstverliebter wäre, denn im Wesentlichen gibt’s lauter Porträts von ihr zu sehen. Sie ist total verdattert, zumal Jose freimütig zugibt, dass er ihr absichtlich nichts vom Fokus seiner Ausstellung erzählt hat, da sie sonst nein gesagt hätte. Vielleicht sollte man das auch bei Verabredungen so halten, dem Gegenüber nichts davon zu erzählen, dass man Sex fest eingeplant hat. Die Galeristin informiert Jose, dass die Porträts von Ana schon alle verkauft wurden, und man bekommt schon eine Ahnung, wer die Brieftasche gezückt haben könnte – denn urplötzlich steht Anastasia Donald gegenüber.
Der hat die Fotos tatsächlich gekauft, denn er will nicht, dass jemand anders Ana ansieht. (Ob er vorhatte, ihr eine Burka zu verpassen, bevor sie die Beziehung beendete? Dann würden die Grünen ihn lieben.) Er fleht um ein Gespräch, weil er es noch einmal mit ihr versuchen will. Ana ziert sich zunächst, aber willigt dann ein. Sie will aber nur essen und reden, nicht mehr.
Im Restaurant bestellt Donald erst mal zwei Steaks, aber sie ändert ganz selbstbewusst ihre Bestellung in einen Salat um. Ist sicher voll emanzipiert, aber mal ehrlich: Die lässt ein erstklassiges Steak für einen Salat sausen, wenn jemand anders zahlt? Trottel.
Donald ist bereit, die Bedingungen für eine Beziehung neu zu verhandeln, und er ist sogar bereit, auf seinen Sadomaso-Krempel zu verzichten, wenn Ana nur wieder zu ihm zurückkehrt. Ana ist skeptisch, weil er doch schließlich erzählt hatte, dass er den ganzen Perversokram bräuchte. Sie würde gerne wissen, wie er daran arbeitet, diese Neigungen zu bewältigen, doch Donald geniert sich. Könnte natürlich auch daran liegen, dass die in einem Restaurant sitzen, wo lauter andere Leute rundherum hocken und alle paar Minuten ein Kellner vorbeikommt, was nicht unbedingt der beste Platz ist, um seine Fetische zu diskutieren.
Er erzählt Ana schweren Herzens von seiner leiblichen Mutter, die ein Crackjunkie war und starb, als er vier Jahre alt war. Er hatte Ana sogar schon einmal davon erzählt, allerdings schnuffelte sie da gerade, und sie merkt nicht ganz zu Unrecht an, dass Kommunikation am besten funktioniert, wenn beide wach sind. Nun will Donald aber wieder über die Beziehung verhandeln. Er verzichtet auf Regeln und Bestrafungen, und Ana möchte auch Geheimnisse ausschließen. Sie hat ihn bei den (dicken) Eiern, also willigt er ein, eine „Blümchensex-Beziehung“ zu führen, denn er brauche Ana mehr als SM.
Schließlich bringt er Ana noch nach Hause, gibt ihr ein Päckchen und einen heftigen Abschiedskuss, den sie hungrig erwidert. Trotz aller Erwartungen lädt sie ihn aber nicht ein, noch auf ein Nümmerchen mit nach oben zu kommen. In dem Paket sind neben ihrem Autoschlüssel für den Audi ein iPhone und ein MacBook, denn Apple ist der Technik-Lieferant der Wahl für Leute, die gerne ihre Liebsten schlagen wollen.
Am nächsten Tag auf der Arbeit lädt Jack, Anas Boss, sie nach einem Plausch mit der Personalchefin des Verlags zum freitäglichen kollektiven Firmenbesäufnis in eine Bar ein. Sie lehnt zunächst ab, weil sie Pläne hätte, aber Jack meint locker, dass sie ihren Plan doch einfach auf ein Glas mitbringen soll.
Als Ana das Verlagsgebäude verlässt, spricht eine etwas kaputt aussehende junge Frau sie an. Bevor Ana aber rauskriegt, was die Dame will, klemmt Jack sich Ana unter den Arm und schleppt sie in die besagte Bar. Die angekündigten Kollegen glänzen allerdings durch Abwesenheit. Jack lässt sich nicht beirren und stellt erst mal zwei Bier hin.
Während sie über das Manuskript reden, das Ana ihm empfohlen hatte, kommt auch Donald rein, stellt sich als Anas Freund vor und ist sichtlich unbegeistert von ihrem Boss. Bevor Ana auch nur ihr Bier anrühren kann, drängt Donald schon zum Gehen. So eine Verschwendung. Und in Afrika müssen kleine Kinder nüchtern ins Bett, so ein Skandal.
Auf der Straße rüffelt Ana ihren Freund erst einmal, weil er so unfreundlich war. „Er will, was mir gehört“, begründet Donald grummelnd seine Abneigung gegen Anas Chef, was bei ihr natürlich wieder den Zickenmodus aktiviert, weil sie sich gar nicht als Eigentum von irgendwem ansehen will. Pah. Kaum gibt man Frauen das Wahlrecht, werden sie aufmüpfig.
Immerhin ist es realistisch: Eine (nicht interessierte) Frau wird von einem Typen angebaggert, und wirklich jeder kriegt das mit, aber die Frau besteht vehement darauf, dass der Typ einfach nur nett wäre. Und man weiß nicht, ob die tatsächlich nur naiv ist oder sich selbst belügt, damit sie ohne schlechtes Gewissen die Nettigkeiten des Typen genießen kann.
Damit Donald sich und seine Eifersucht entspannt, nimmt Ana ihn mit zum Einkaufen, so richtig in einem Supermarkt. (Das würde mich überhaupt nicht entspannen.) Auf Anas Nachfrage erzählt er, dass er zuletzt vor einer Woche in Houston eingekauft hätte, und zwar eine Airline. Hohoho, kein Wunder, dass die Weiber auf dich stehen. Nein, ehrlich, es ist kein Wunder, Reichtum wirkt auf einen Großteil der Frauen wie ein Laserpointer auf Katzen.