Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen
Die anschließende Actionszene könnte die Beschaulichkeit des Films stören, aber zum Glück haben die Macher sie so unspektakulär und schal gestaltet, dass Omi garantiert nicht vor Schreck nach ihren Herztropfen greifen muss. In der Szene wird ein Wachmann einer Fabrik durch das Werkgelände gejagt und von drei Gestalten schließlich erlegt. Buh, gruselig. Aber nicht zu sehr, versteht sich.
Bellas Papa (der Polizeichef) erzählt ihr am nächsten Tag vor der Schule davon, denn Polizisten tratschen immer über Verbrechen mit ihren Kindern.
Aber auch sonst ist es ein schöner, verregneter Morgen, denn Edward ist wieder da. Bella freut sich… oder auch nicht, ihr Gesicht sieht aus wie immer und spiegelt wunderbar die Leere ihres Charakters wider. Edward begrüßt sie jedoch sogar recht freundlich und stellt sich vor, diesmal ohne Kotzkrampf. Sie machen sogar gemeinsam ihr Biologieexperiment, wie romantisch. Es wäre zumindest romantisch, wenn beide am Leben wären und nicht aus jedem Satz dieses „Am liebsten wäre ich gerade möglichst weit weg von dir“-Gefühl triefen würde. Aber immerhin Gefühle, das ist doch was. Schließlich fragt er sie, ob sie den Regen genießt (Smalltalk-König!), und sie redet von ihrer Abneigung gegenüber Niederschlag und Kälte, als wenn sie körperlichen Ekel empfinden würde.
Das Eis ist nun zwar nicht gebrochen, aber zumindest angetaut, und sie erzählt ihm zögerlich davon, dass sie zu ihrem Vater gegangen ist, damit ihre Mutti mit ihrem neuen Typen umherziehen kann, weil der als Baseballprofi dauernd unterwegs ist. Mutti glücklich, Bella unglücklich. So muss es sein. Bella lenkt von ihrem tiefsitzenden Seelenschmerz ab und spricht von Edwards wechselnder Augenfarbe (erst schwarz, dann goldbraun). Wie durchschaubar, Angelika Kallwass würde das nicht so einfach durchgehen lassen. Edward mag auch gar nicht über sich sprechen und düst ab.
Auf dem Parkplatz schaut Edward Bella aus der Ferne dabei zu, wie sie ihren Kram auf der Motorhaube ihrer Landeikarre ordnet, als ein Lieferwagen herangerauscht kommt, außer Kontrolle gerät und direkt auf Bella zurutscht, bereit, sie zwischen den Autos zu zerquetschen. Doch Edward taucht plötzlich hinter ihr auf und schafft es, den Lieferwagen mit seiner bloßen Hand auf Abstand zu halten. Genießt diese Szene, mehr Energie findet man im ganzen Film nicht mehr. Und das ist ja auch okay so. Energiesparen ist toll. Fast so toll wie Twilight.
Im Krankenhaus wird Bella trotz des glimpflichen Verlaufs des Unfalls vom Pflegevater Edwards, Dr. Cullen, untersucht, um sicher zu gehen, dass sie nicht plötzlich eine Persönlichkeit entwickelt. Der natürlich herbeigeeilte Papa verspricht dem (ebenfalls jugendlichen) Fahrer des Lieferwagens ein bisschen Polizeibrutalität in naher Zukunft. Der Fahrer ist schwarz, also könnte das lustig werden. Und genau deswegen sehen wir nichts davon in dem Film.
Im Krankenhaus ist auch Edward, und Bella stellt ihn natürlich zur Rede. Wie konnte er so schnell da sein? Was erlaubt er sich? Einfach so ein Auto mit der Hand wegzudrücken, tse. Edward versucht sie zu überzeugen, dass sie sich das nur eingebildet hat, aber sie kauft ihm das natürlich nicht ab, weil man dafür Vorstellungskraft bräuchte, und so etwas hat Bella genauso wenig wie Hobbys oder Interessen. Sie will die Sache also nicht auf sich beruhen lassen, und Edward wünscht ihr viel Spaß mit der Enttäuschung, weil sie mit ihrer Hartnäckigkeit auf Granit beißen wird. In der kommenden Nacht träumt sie von Edward, wie er an ihrem Bett steht. Oder träumt sie nicht?
Am nächsten Tag starren sich Edward und Bella auf dem Parkplatz an, während ein Typ versucht, Bella zum Ball einzuladen. Sie gibt ihm einen Korb und redet sich mit einer Fahrt nach Jacksonville heraus.
Darauf spricht Edward sie später an, aber sie nölt nur herum, weil er nie auf ihre Fragen antwortet, nicht Hallo sagt und sie nicht von dem Lieferwagen hat zerquetschen lassen. Wenn sie jetzt schon so stinkig ist, wie wäre sie dann erst zu ihrem Freund? Und wenn sie scheiße drauf ist, kann sie sich nicht einfach ritzen wie normale Teeniemädchen, statt ihrer Umwelt damit auf den Zeiger zu gehen? Er sagt ihr jedenfalls, dass es besser für Bella wäre, wenn sie nicht befreundet wären, obwohl er es will. Außerdem will er ihre Theorie hören, wieso er es schaffte, das Auto aufzuhalten, und sie beeindruckt mit Comicwissen, indem sie radioaktive Spinnen und Kryptonit ins Gespräch bringt. Er warnt sie davor, dass er kein Superheld ist, sondern eher der Böse. Ja klar, als wenn das Mädchen abtörnen würde. Das macht die Weiber doch nur noch geiler. Sie hält das jedenfalls für eine Masche, um andere auf Abstand zu halten, und lädt ihn zu einem Strandausflug mit ein paar Schulkameraden ein. (Als Freunde würde ich sie nicht bezeichnen, dazu geht Bella zu distanziert mit ihnen um.) Er will aber nicht, weil der Strand angeblich überfüllt ist.
Ist er nicht. Er ist eine Stelle, an der das öde Land keinen Bock mehr hatte, sich weiter auszudehnen, und deswegen das Meer stürmisch gegen die Steine platscht. Von ihren indianischen Bekannten erfährt Bella, dass die Cullens nie an den Strand kommen, und dass es eine alte indianische Legende gäbe, wonach die Indianer Abkömmlinge von Wölfen wären und die Cullens die Nachfahren des Feindesclans wären, und dass eine Vereinbarung existierte, dass sich die Cullens vom Indianerland fernhielten und die Indianer nicht herumtratschen, was die Cullens seien. Was sie sind, erfährt Bella aber auch nicht.