Titanic II - Die Rückkehr
Viele Millionen Jahre verbrachte der Mensch (bzw. seine Vorfahren) damit, dem Meer zu entfliehen und sich eine Existenz auf dem Land aufzubauen. Das Meer hat uns das nie verziehen. Es überschwemmt immer noch regelmäßig traumhafte Strandparadiese und Bangladesch, ertränkt unzählige Menschen und gibt sich allergrößte Mühe, unsere Schiffe in ein kaltes, feuchtes Grab zu schicken. Während Kolumbus noch rechtzeitig bremsen konnte, als sich die Bahamas in seinen Weg stürzten, hatte die Titanic 1912 nicht so viel Glück und wurde von einem Eisberg versenkt. Das haben wiederum wir Menschen nicht vergessen und arbeiten deswegen an der globalen Erwärmung, damit es nie wieder ein Eisberg wagen wird, einfach eines unserer Boote kaputt zu machen. Die Verfilmung der Katastrophe von James Cameron war für viele Leute aus unerfindlichen Gründen ein Meisterstück der Romantik, obwohl die doofe, verwöhnte Zicke am Ende auf ihrer Tür einfach dabei zuguckte, wie ihr bettelarmer Lover absoff. (Für viele andere Menschen war der Film einfach langweilig, mal von der Szene abgesehen, in der das Schiff tatsächlich sinkt und der eine Typ in die Schiffsschraube stürzt, bruhahaha.) Kürzlich hat man an Camerons Streifen ein bisschen 3D angeflanscht und ihn wieder in die Kinos gebracht. Pfui, sage ich zu so einer Geschäftemacherei. Und deswegen ignoriere ich den protzigen Film und kümmere mich lieber um den kleinen behinderten Bruder, den die berüchtigte Produktionsfirma The Asylum vor zwei Jahren herunterkurbelte: Titanic 2. Irgendein Vollpfosten aus dem deutschen Vertrieb hatte übrigens die blendende Idee, dem Film noch den Untertitel „Die Rückkehr“ zu verpassen, was nun überhaupt keinen Zusammenhang zur Story hat. Und weil ich oft darauf angesprochen wurde: Nein, es ist auch keine Fortsetzung zu dem allseits bekannten Film. Es geht um ein Schiff, was Titanic II heißt. Und weil auch das offenbar überraschend für einige ist: Man brauchte keine Erlaubnis von James Cameron, um den Film zu drehen, weil die Titanic tatsächlich existierte.
Zum Surfen gibt es viele geeignete Orte. Idealerweise sollte die Wassertemperatur dort auch so beschaffen sein, dass einem nicht die Klöten abfrieren. Nichtsdestotrotz ist trotzdem jemand so irre, mit seinem Surfbrett in der Nähe von arktischem Eis zu planschen. Als jedoch ein riesiger Eisberg abbricht, ist die Welle dann doch ein wenig höher als geplant und bestraft den Wahnsinnigen verdientermaßen mit dem Tod.
Beim Oberkommando der amerikanischen Küstenwache wird sofort gepetzt, dass da in Grönland ein bisschen die Kacke am Dampfen ist, und ein alter Typ mit aufsehenerregender Frisur schwingt sich sogleich in den Hubschrauber, um sich den Schlamassel persönlich anzugucken. Scheiß Katastrophentourismus.
Im Hafen von New York, was gar nicht nach Kalifornien aussieht, feiert man indes die baldige Abreise des Kreuzfahrtschiffes Titanic II, welches gar nicht nach der Queen Mary aussieht. Das Schiff soll zum 100. Jahrestag der Jungfernfahrt der ersten Titanic die damals geplante Reise quasi umgekehrt absolvieren. Am Schiff warten auch zwei Krankenschwestern, die ein bisschen angepisst, ein bisschen bewundernd auf den Besitzer des Schiffes warten.
Und es ist der Bachelor! Na ja, optisch ähnelt er zumindest der Flitzpiepe, die RTL vor kurzem als absoluten Superstecher präsentierte. Im Film hat Hayden Walsh, wie er heißt, auch vier gescheiterte Kandidatinnen für „Sex and the City“ dabei, um die Aura des stinkreichen Schnöselfickers auch richtig gekonnt auszustrahlen. (Gespielt wird Hayden übrigens vom Regisseur und Autor des Drehbuches. Ich lass das einfach mal so stehen.) Er latscht übers Deck und darf den Groupies, die angerannt kommen, auch noch Autogramme geben. Klar, jeder Schiffseigner ist DER Schlüpferbefeuchter für Teeniemädels.
Kelly, die eine von den Krankenschwestern, enthüllt, dass sie eigentlich total rattig auf Hayden ist und ihn gerne kennenlernen würde, die andere (Amy) war dagegen schon mal mit ihm zusammen und ist weniger aufgedreht. Amys Papa ist übrigens Captain Sturmfrisur, der vorhin in den Hubschrauber gestiegen ist, und auf dem Weg zum nicht ganz so ewigen Eis nimmt er sich die Zeit, noch einmal mit seinem Töchterchen zu telefonieren und sie davor zu warnen, auf der Titanic II mitzufahren, weil beim Bau des Kahns gepfuscht worden wäre. Tja, scheint ihm ja eine tolle Herzensangelegenheit zu sein, wenn er kurz vor dem Reiseantritt mal eben in der Pause sein Töchterchen per Handy aus der nahenden Katastrophe herausquatschen will.
Eine zufällige Begegnung zwischen Amy und Hayden vor einem Fahrstuhl im Schiff macht deutlich, dass sie immer noch nicht über ihn hinweg ist. Und er? Nun ja, er hat so viel Fickfleisch um sich, dass er sich dauernd auf zwei seiner Begleiterinnen aufstützen muss, um nicht erschöpft zusammenzubrechen. Aber bestimmt liebt er sie auch noch, klar.
Bei der Begrüßungsrede an Deck haut Hayden mal ordentlich auf die Kacke und behauptet, die Titanic II wäre das schnellste, größte und modernste Schiff überhaupt. Dabei soll die angeblich nach den Maßen der Titanic gebaut worden sein, und die wurde schon im Monat nach ihrer Versenkung größenmäßig von einem deutschen Schiff ( ) übertroffen. Die wenigen anwesenden Komparsen klatschen aber höflich, damit Hayden nicht weint. Der Kapitän wird auch noch vorgestellt, und der sieht ein wenig zu grünschnäbelig aus, um das größte, schnellste und modernste Schiff der Welt zu befehligen, aber die meisten älteren Schauspieler sind anscheinend zu teuer oder schon verhungert.
Im Bauch des Schiffes richten die beiden Krankenschwestern Amy und Kelly die Krankenstube her. Einen Schiffsarzt scheint es laut Dialog auch zu geben, aber den gab das Budget offenbar nicht her, sehen tut man ihn jedenfalls nie.
Mit viel Pathos geht die Reise dann auch endlich los. Weil die Besitzer der Queen Mary offenbar aber nicht wollten, dass da irgendwelche Amateure an den Kontrollen des Schiffes herumspielen, darf der erste Offizier nur mal kurz durch die Brücke laufen und dann auf die hochmoderne Brückenkulisse gehen, die offenbar einen wunderbaren Ausblick auf die Oberfläche der Sonne hat, wenn ich das weiße Licht durch die Fenster richtig deute. Meer erkennt man jedenfalls nicht, aber dafür stehen ja Computermonitore herum. Die werden sich schon melden, wenn man versehentlich übers Land fährt. Oh, und die Computergrafik im Film ist mal wieder grandios.
Captain Sturmfrisur (alias James Maine) ist inzwischen endlich mit seinem Helikopter in Grönland angekommen, was immer die US-amerikanische Küstenwache dort auf dänischem Gebiet zu suchen hat. Die örtliche Wissenschaftlerin, Doktor Kim Patterson, zeigt dem Boss die Leere, die der Eisberg hinterlassen hat, der am Anfang des Filmes den Surfer umbrachte. James ist tief bewegt.