Titanic II - Die Rückkehr
Auf der Brücke und an der Reling entdeckt man dann auch endlich die Welle, die einen großen Eisbrocken mit anschleppt. Hochdramatisch! Der Eisklumpen donnert gegen das Schiff, die Leute fliegen durch die Gegend und der Eimer hat ein paar neue Löcher im Rumpf, durch die kühles Nass hineinfließt. Ich will ja nix sagen, aber mit diesem Schiffsnamen fordert man Poseidon ja regelrecht heraus. Eigentlich müsste ich daran zweifeln, dass viele Leute tatsächlich mit einem Schiff fahren wollen, welches an eine riesige Schifffahrtskatastrophe erinnert, aber andererseits bauen sie in New York auch wieder ein World Trade Center, insofern sind die Menschen vielleicht doch relativ schmerzfrei, was Tragödien angeht.
Nach dem Aufprall ruft eine Frau per Funk „Mayday“, weil sie offenbar glaubt zu fliegen. Gut, das ist nur in der deutschen Version so, eigentlich ruft sie SOS. Aber das kennt man in Deutschland halt nicht. (Inzwischen hat mir jemand gesagt, dass das kein Fehler ist und man tatsächlich "Mayday" auch bei Schiffen benutzt. Besser macht das den Film trotzdem nicht.) Woanders ist man wesentlich cooler und setzt einfach die Panik fort, die man schon vor dem Aufprall hatte. Auf der Brücke versucht man indes herauszufinden, was eigentlich noch funktioniert. Die Rettungsboote an Deck sind nur Deko, eigentlich hat man Dinger, die eher wie U-Boote aussehen. (Das mussten sie machen, weil die Besitzer der Queen Mary den Schauspielern nicht nur das Herumfingern an der echten Brücke, sondern auch an den echten Rettungsbooten verboten hatten.) Hayden muss dem Kapitän eröffnen, dass es nichts bringt, irgendwelche Schotten dicht zu machen, weil der Kahn für so einen Aufprall nicht konstruiert wurde und daher in jedem Fall mit Wasser volllaufen würde. Der Kapitän, immerhin angeblich ein geschulter Seemann mit Erfahrung, muss aber tatsächlich fragen, was das bedeutet. Ich wiederhole: Hayden muss seinem Kapitän sagen, dass ein Schiff untergeht, wenn es voller Wasser läuft. Gibt es überhaupt irgendwelche Fachkräfte an Bord?
Ein Offizier will Hayden jetzt mit dem Hubschrauber an Bord in Sicherheit bringen, doch der edle Industrielle blickt auf all die Verletzten an Deck und gibt den Befehl, den Helikopter lieber mit denen vollzustopfen. Amy kriegt davon nichts mit, denkt sich aber ihren Teil, als sie den Hubschrauber wegfliegen sieht.
An Bord des Hubschraubers von Captain Sturmfrisur rückt Doktor Patterson wieder mit einer schlechten Nachricht raus: Offenbar droht noch ein mächtigerer Brocken abzubrechen, und der neue Tsunami wird noch viel viel viel schlimmerererer als der letzte. Und bei dem helfen auch keine Rettungsboote, die werden einfach plattgemacht. Sturmfrisur ordert bei seinem Boss die Unterstützung von allem Militär, was die USA aufbieten kann und nicht gerade gegen Moslems kämpft, um seine Lendenfrucht und die anderen Insassen auf der Titanic II zu retten. Klar, die Soldaten haben auch nichts besseres zu tun, auch wenn bereits ein Tsunami dabei ist, die Ostküste der USA zu verwüsten.
Auf der Titanic II tut man das, was nach einer Katastrophe natürlich am klügsten ist: Man benutzt die Aufzüge. Ein grobschlächtiger Mann will sich mit Gewalt reinquetschen, Amy will eine Verletzte bevorzugt in den Aufzug stecken – eigentlich alles Szenen, die man aus dem Schlussverkauf kennt.
Das ist aber zu viel Normalität, also kommt es zu dem angedeuteten Mega-Abbruch eines Mega-Eisklotzes an dem Mega-Gletscher in Mega-Grönland, was zu dem besagten Mega-Tsunami führt, der dafür sorgt, dass alle auf der Titanic II noch mehr in der Mega-Scheiße sitzen. Die freudige Nachricht sorgt für bestürzte Gesichter an Bord des Hubschraubers von Captain Sturmfrisur. Das Drehflügelflugzeug muss nun aber langsam wirklich ernsthaft aufgetankt werden, weswegen man ein Tankflugzeug anfordert.
Bei der Titanic II hat man jetzt angefangen, die Rettungs-U-Boote, die gar keine U-Boote sind, aber so aussehen, zu Wasser zu lassen, auch wenn mir ein Rätsel ist, wie die das geschafft haben, weil das Schiff schon merklich Tiefgang hat und die entsprechenden Luken inzwischen alle unter Wasser liegen müssten. (Warum denke ich mehr darüber nach als die Macher, hm?) An den Aufzügen ärgert man sich über Frauen herum, die lieber noch ihre Handtasche holen wollen, anstatt sich zu beeilen, in die Rettungsboote zu kommen, die sich als ihre Todesfallen entpuppen werden. Amy findet heraus, dass ihre Kollegin Kelly noch unten im Krankenzimmer ist. Hayden will Amy nicht allein suchen lassen und möchte gerne mitkommen, wird da aber von dem Grobian angegriffen, der eben schon Remmidemmi gemacht hat. „Es ist alles Ihre Schuld!“ Äh ja. Der Mann hat den Eisberg persönlich dazu überredet, den Atlantik umzuwühlen. Bevor sich Hayden wieder aufrichten kann, wird der Angreifer von Amy verbal gemaßregelt und zu den Aufzügen geschickt. Prima, damit hat sie ihren Exfreund quasi entmannt, diese böse Frau.
Der Weg nach unten führt offenbar durch das Treppenhaus einer alten Fabrikhalle und einen Heizungskeller (was man nicht alles in so ein Schiff reinbauen kann), aber schließlich landet man doch im Krankenzimmer, wo Kelly unter irgendeinem Gerät begraben liegt. Sie können die arme Frau befreien, aber sie ist ganz schön blutig. Zum Glück ist man in einem Raum voller medizinischer Ausrüstung, weswegen man Kelly fachmännisch verarzten kann, indem man mit Klebeband eine Kreditkarte auf die Wunde klebt. Und ich wünschte, das wäre ein Witz. (Besonders schön: Amy scheucht Hayden noch, Klebeband zu holen: „Das ist beim Verbandszeug!“ Gaaaaah!) Amy greift noch nach ihrem Handy, dann machen sie sich mit Kelly auf den Weg nach draußen.