Twilight 3: Eclipse - Bis(s) zum Abendrot
Es gibt etwas, das ich den Twilight-Filmen zugestehen muss: Sie schaffen es in einer Hinsicht, das Vampirgefühl akkurat zu vermitteln. Jedenfalls saugen sie mir auch die Lebenskraft aus, während ich sie gucken muss, und wirken dabei selbst bemerkenswert blutleer. So ist es auch beim dritten Teil, der genau in der Mitte der Filmreihe (durch-)hängt und das nicht verleugnen kann. Man schaut den Film und fragt sich am Ende, was eigentlich in den zwei Stunden passiert ist. So scheint es auch dem DVD-Publisher gegangen zu sein, wenn ich mir den Backcovertext der DVD durchlese:
Bellas Leben ist in Gefahr: Seattle wird von einer Reihe rätselhafter Mordfälle erschüttert. Ein offensichtlich blutrünstiger Vampir sinnt auf Rache und macht Jagd auf Bella und den Cullen Clan. Aber damit nicht genug: Sie muss sich auch noch zwischen Edward und Jacob entscheiden – wohl wissend, dass sie damit den uralten Kampf zwischen Vampiren und Werwölfen neu entfachen könnte.
Mal abgesehen von der Erwähnung von Seattle könnte das auch die Beschreibung des zweiten Films sein. Also hilft es nichts, ich muss mir den Film noch einmal antun – und euch auch.
Ein junger Mann latscht durch den Regen einer Stadt, wird von einem blitzschnellen Vampir erst ein bisschen durch die Gegend geschmissen und dann gebissen. Er bricht zusammen, schreit ein bisschen und bäumt sich auf, als würde er von einem Unsichtbaren gepoppt werden. Schnitt.
Kein Twilight-Film kann beginnen, ohne dass Bella irgendein Zitat von sich gibt. Diesmal ist es das Gedicht „Feuer und Eis“ von Robert Frost. Wie intellektuell. Nebenbei sieht man Edward und Bella knutschend auf ihrer Waldlichtung, die im Laufe der Filme schon so oft geschändet wurde. Haben die kein Zuhause, Mensch? Edward fordert Bella immer wieder auf, sie zu heiraten, sie schüttelt den Kopf und fordert ihrerseits: „Verwandle mich!“ In jemanden mit Mimik? Edward bietet ihr als Kompromiss an, dass er sie verwandelt, wenn sie ihn zur Frau nimmt. (Höhö.) Sie ist darauf gar nicht so scharf. „Das ist doch bloß ein Stück Papier.“ „Da wo ich herkomme, heißt das, dass man sich liebt.“ „Da wo ich herkomme, gerade in meinem Alter, heißt das, man wurde geschwängert.“ Oha, guter Einwand von Bella. Sie ist als Scheidungskind einfach etwas skeptisch, aber Edward versichert ihr, dass die Scheidungsrate bei Vampiren niedriger ist als bei Menschen. Also bleibt es erst einmal beim Nein.
Um 16 Uhr wird Bella wieder bei ihrem Papa abgeliefert. Ab da hat sie nämlich wieder Hausarrest, weil ihr Papa nicht will, dass sie so oft mit ihrem Eddy-Schnucki-Putzi-Wutzi-Dutzi herumhängt. Schließlich macht er ihr ein Angebot: Sie hat keinen Hausarrest mehr, wenn sie sich auch mit ihren anderen Freunden beschäftigt. In erster Linie meint er damit Jacob, der wohl echt niedergeschlagen ist und schließlich auch für Bella da war, als sie im letzten Film ihren epischen Systemabsturz hatte. Allerdings will Jacob anscheinend gar keinen Kontakt mit Bella. Wir wissen aber, dass sie es gar nicht leiden kann, wenn jemand nichts von ihr wissen will (siehe Edward in Teil 1), also will sie sich ins Auto setzen und zu Jacob ins Indianerreservat fahren. Tja, geht nur nicht, denn Eddy-Schnucki-etc. hat ihre Karre manipuliert, weil er die Wölfe für gefährlich hält. Genau, man denke nur daran, was sie Rotkäppchen und den sieben Geißlein angetan haben!
In der Schule hat sich einiges getan. Die Cullens haben nicht mehr ihren eigenen Tisch, sondern sitzen mit Bella und den anderen zusammen. Jessica arbeitet an ihrer Rede für die Abschlussfeier und schmettert herzlos jeden Vorschlag von Ödbert ab, und das nur, weil sie scheiße sind. Vampirschwester Alice schlägt eine Party zum Abschluss bei den Cullens daheim vor, aber Bella und Edward sind total negativ und erinnern nur mal an die letzte Fete, bei der Bella fast gekillt wurde, was für mich ja eigentlich nur ein Grund wäre, häufiger bei den Cullens zu feiern. Alice kriegt jedoch eine Vision, und die Vampire am Tisch gucken alle plötzlich, als müssten sie gleich kotzen.
Edward will Bella aber gar nicht sagen, was Alice gesehen hat. Als er sie bei ihrem Papa abliefern will, tratscht er dafür herum, womit sich ihr Dad gerade herumschlagen muss: Ein Ehepaar sitzt nämlich gerade an seinem Schreibtisch und hält ihm ein Foto unter die Nase. Edward erklärt, dass ihr Sohn vor einem Jahr in Seattle verschwunden ist. Ich wette, das hilft ungemein, wenn man dann ein Jahr später die örtlichen Polizeireviere abklappert. Die Cullens beobachten die seltsamen Vorfälle in Seattle aber auch schon länger, weil alles auf Vampire hinweist. Und wenn das nicht ein bisschen dezenter passiert, werden die Volturi (der Obervampirclan aus dem vorherigen Film) vorbeikommen und Stunk machen, weil die Leute, die immerhin ganze Touristengruppen in ihrer italienischen Kleinstadt verspachteln, ja am besten wissen müssen, wie man sein Vampirdasein versteckt. Pappnasen.
Bellas Papa hat jetzt endlich die Eltern aus seinem Büro hinausquatschen können (leider nicht mit „Wenn wir Ihren Sohn finden, schicken wir Ihnen die Einzelteile.“) und erblickt nun auch freudig seine Tochter. Edward erinnert sie zum Abschied noch an ein geschenktes Flugticket, mit dem sie ihre Mama in Florida besuchen könnte. Und weil es bald verfällt, sollte sie es besser am kommenden Wochenende benutzen, womit Edward wohl einfach nur sagen will: „Bring dich in Sicherheit, Schlampe, es gibt Ärger im Paradies!“ Bella würde aber zur Bedingung machen, dass Eddy-Schnuffel mit nach Florida kommt, was Bellas Vater natürlich wahnsinnig entzückt.
Gesagt, getan. Bella versucht, ihre noble Blässe beim Sonnenbad zu ruinieren, während ihre Mutti sie davon überzeugen will, doch in Florida zu studieren und nicht auf ein College in Alaska zu gehen. Geht natürlich nicht, weil Edward in der Sonne doch ein bisschen zu bling ist für die Menschen. Die würden zwar einfach denken, dass er sich immer in Glitzerpuder wälzt, und ihn auf keinen Fall für einen Vampir halten, aber es ist halt doch ein Problem. Bellas Mutti weiß natürlich, dass der einzige Grund für Bella, nicht in sonnigere Gefilde zu ziehen, ihre Liebe zu Eddy-Schnäuzchen ist. Um mal von diesem Thema wegzukommen, beschenkt sie Bella mit einer Patchwork-Decke, gemacht aus alten Souvenir-T-Shirts von ihren gemeinsamen Reisen. Am Ende knuddelt Bella ihre Mutti noch einmal und sagt, dass sie sie vermisst. Ooooch, wie putzig. Und trotzdem will Bella Vampirin werden und ihre Eltern einfach zurücklassen.
Der Rest der Cullens steht derweil im Wald und jagt die Vampirbraut Victoria, die seit dem brutalen Dahinscheiden ihres Freundes im ersten Teil einen tierischen Rochus auf Bella schiebt. Die Jagd wird allerdings dadurch verkompliziert, dass ein Bach das Gebiet durchschneidet und das andere Ufer zum Werwolfgebiet gehört. Und wenn Werwölfe etwas mehr hassen als einen mordlustigen Vampir, der durch ihr Gebiet rennt, dann einen „vegetarischen“ Vampir, der diesen mordlustigen Vampir auch erlegen will und eine echte Hilfe sein könnte. Werwölfe und Vampire stehen sich also gegenseitig im Weg, und die Vampirtussi kann entkommen.