Ferkelverse vom Wochenend
Nuff! Ich grüße das Volk.
Wir Deutschen sehen uns ja gerne als Kulturvolk. Wir sind am stolzesten auf Dichter und Denker (gut, vielleicht kommen deutsche Autos noch davor), und viele Menschen versuchen sich auch selbst an der Poesie. Die Resultate variieren stark, tendieren insgesamt qualitativ eher in Richtung der vogonischen Dichtkunst. Dennoch bieten viele Zeitschriften im Zuge der Leserbindung oft die Gelegenheit für den Hobby-Dichter, seine Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das hat auch die Zeitschrift "Das neue Wochenend" um die Jahrtausendwende herum für einige Zeit gemacht und die abgedruckten Einsendungen mit 50 Deutschen Mark prämiert. Einige Ergebnisse dieser verbalen Ergüsse möchte ich euch heute präsentieren, damit sie nicht vergessen werden.
Den Anfang macht Horst aus Heddesheim:
"Donnerwetter",
sprach der Vetter,
als er seinen Sack besah.
"Drei Pfund Wolle
auf der Knolle -
gute Ernte, dieses Jahr!"
"Geh beiseite, Walter von der Vogelweide, mach Platz für Horst aus Heddesheim", möchte man da sagen, gerührt von der rohen lyrischen Gewalt dieses Werkes.
Tierisch wird es nun im Epos von Lita aus Hannover.
Immer wenn es Sex gibt nachts,
unheimlich in den Balken kracht's.
Ein Mäuserich sitzt im Gebälk,
sein Stummelschwänzchen war längst welk.
Doch als er sah,
was nachts geschah,
wurde er zum Rammler.
Verliebte sich in Uschis Maus,
sprang aus dem Balkenloch heraus.
Landete auf Paules Mast,
die Uschi lachte sich 'nen Ast.
Wer fühlt sich hier nicht an die Werke von Wilhelm Busch erinnert?
Dem nächsten Einsender könnte man vorwerfen, als Mann nicht so lang durchzuhalten wie Lita, wenn es um ein erotisches Werk geht. Schwerwiegender wirkt jedoch mein Vorwurf des Plagiats! Richtig, Thomas aus Neustadt hat ungerechtfertigterweise die 50 Mark eingesackt, indem er traditionelles Versgut nur leicht modifizierte und einsendete.
Ich kannte 'ne Tante in Flandern,
die wollte nichts weiter als wandern.
Sie trat noch im Mai
den "Lauf-Vögeln" bei.
Sie läuft, und es vögeln die andern.
Dieser Skandal erschüttert natürlich mein Vertrauen in die Jury dieses Literaturpreises zutiefst.
Micky aus Wissen hat offenbar persönliche Leistungsprobleme poetisch verarbeitet.
Die Liebe ist ein schönes Spiel,
doch geht's oft mächtig auf den Stiel.
Sorg dich um dein Seelenheil,
und mach dein Weib dir nicht zu geil!
Ich möchte hierauf mal ebenso lyrisch antworten:
Fehlt deinem Lümmel jede Kraft,
hilft sicher gern die Nachbarschaft!
Matze aus Erlangen offenbart heimliche Vorlieben in seinem Gedicht.
Es ging schon auf den Abend zu,
wir zwei allein, nur ich und du.
Dein Haar so weich, die Augen sanft,
begann ich es ganz unverkrampft.
Die Haut so straff, der Körper schlank,
glitt mein Finger deinen Hals entlang.
Du spreiztest willig deine Beine,
ich dachte mir: Die oder keine!
Ich fühlte ungeahnte Kraft,
da spritzt auch schon der weiße Saft.
Ich schwebte dann auf rosa Wolken -
zum ersten Mal 'ne Kuh gemolken!
Und dann haben sie gefickt.
(Welche Kuh spreizt denn die Beine beim Melken? )
Wesentlich mehr Romantik liefert Stefan aus Heidelberg.
Du bist der Fels in der Brandung,
hast mich gerettet vor der Strandung.
Als Retter in meiner Not,
bringst du das kenternde Schiff ins Lot.
Du bist die Sonne in meinem Herzen,
dein heißer Atem vertreibt Pein und Schmerzen.
Bin ich jetzt voll das Arschloch, wenn ich darauf hinweise, dass Felsen in Brandungen eher noch eine zusätzliche Gefahr für Schiffe sind?
Rustikaler wird es in einem Limerick von Wilhelm aus Ingelheim:
Es griff eine Frau dem Herrn Dengel,
kess mit der Hand an den Schwengel.
Dann nahm sie den Rest
und drückte ganz fest.
Jetzt singt er so hell wie ein Engel.
Der Mann hat zehn Mark pro Zeile verdient, ich bin dezent neidisch.
Gesteigert wird das allerdings von Uli aus Holzmaden (ich nehme an, das ist ein Ort, keine Beschreibung seiner Zusammensetzung).
Wenn meine Frau sagt, sie sei zu müde,
weiß ich, das war eine Lüge.
Dann mach' ich meinen Seppel munter
und hol mir selber einen runter.
Ich frag mich, ob Uli früher auch Witze an die Bravo geschickt hat.
Rolf aus Berlin hat seine Essgewohnheiten in Versform gegossen.
Frisch rasiert und gewaschen
tu' ich an meinem Frauchen naschen.
Leise Schmusesongs im Hintergrund,
schon geht's mit den Hormonen rund.
Schmusen und Küssen -
Stunden, die wir nicht bereuen müssen.
Wenn Rolf fertig gespeist hat, sollte er vielleicht mal im Lexikon unter "Metrum" nachgucken.
Beni aus Ottweiler konnte sich in seinem Minnesang für die Zeitschrift kaum bremsen:
Es sind die Enden der Wochen,
sie lassen das Blut in mir kochen.
Dann gibt es endlich das WOCHENEND,
das habe ich noch nie verpennt.
Die Flirtbox ist zum Beispiel supergut,
da bin ich immer auf der Hut.
Fehler suchen Kritiker vergebens,
hoffentlich gibt's WOCHENEND bis ans Ende des Lebens.
I love you, WOCHENEND -
für mich bist du immer im Trend!
Ich hoffe, das Heft hat ihm irgendwann gesagt, dass es ihn nur als guten Freund sieht.
(Die "Flirtbox" war der Name des Magazins für die Kontaktanzeigen. Auch heutzutage hat das Heft Kontaktanzeigen, allerdings kommt ein beträchtlicher Anteil der Kontaktgesuche von Männern aus dem Knast. )
Aber auch andere Leser schleimten das Magazin verbal zu, so auch Klaus aus Hünfeld-Michelsrombach. Und der Ort klingt so klein, dass man den Autor sicher noch heute finden könnte.
Les' ich das WOCHENEND mit meiner Uschi,
bekommt sie gleich 'ne feuchte Muschi.
Bei mir dauert es auch nicht lange,
dann steht mir meine Samenstange.
Wir lieben uns in jeder Lage,
WOCHENEND ist spitze, keine Frage.
Ich finde es schon arg bedenklich, dass ohne die visuelle Hilfe des Hefts offenbar jeglicher Funke gegenseitiger Anziehung verpufft.
Das nächste Gedicht von Olfa aus Plaue illustriert gut ein Problem, das viele Hobbydichter haben: Sie würgen den Satzbau mit Mühe und Not so hin, dass es sich reimt, aber dafür etwas behindert klingt.
Der Kavalier gut reingekommen,
sieht aus am Morgen mitgenommen.
Er fummelte am Busen und in der Mitte,
tat gar manch unbeholfene Schritte.
Doch nach dem "NEUEN WOCHENEND"
er jede Stell' der Frau wohl kennt.
Das möchte ich bestreiten. Das war aus der Phase des Hefts, in der jede Möse wegretuschiert wurde.
Ich hoffe, euch hat dieser kleine literarische Ausblick auf die vielfältigen Dichtertalente Deutschlands von vor knapp 20 Jahren gefallen. Es ist kleiner Schnellschuss, ich hab jetzt noch ein paar Abgabetermine zu stemmen und mich mental auf eine Beerdigung vorbereiten (nicht meine eigene).
Bevor ich es vergesse, ich hab auch noch eine Bitte an diejenigen, die bei Amazon was bestellen und dafür über meine Seite gehen: Könntet ihr mal die Suchfunktion, die ich unter Guter Sex neu gestaltet habe, dabei benutzen?
Der Grund dafür: Ich hab bisher immer die Links zu Amazon selber gebastelt, auch bei den Links (auf der GS-Seite), bei denen ich sonst Informationen wie Preise und Produktbilder von Amazon selbst abgerufen habe. Amazon möchte jedoch gerne, dass ich dafür die Links nehme, die sie selbst über ihre Programmierschnittstelle zur Verfügung stellen. Und jetzt erwarten sie, dass über so einen Link mindestens ein Produkt bis zum 15. Januar verkauft wird, sonst drehen sie mir den Zugang zu ihrer Programmierschnittstelle ab, und ich kann dann keine aktuellen Preise und Bilder mehr davon abrufen.
Ich finde das ja schon etwas albern. Ich kann es zwar verstehen, dass sie nicht wollen, wenn jemand diese Schnittstelle benutzt, um sich leicht Bilder zu beschaffen für eigene Zwecke, aber es ist ja hier nicht so, als würde Klopfers Web gar keinen Umsatz für Amazon generieren. Na ja, was soll's. Ist nur eine Bitte, ihr müsst euch zu nichts gedrängt fühlen.
Schreibt gerne eure Gedanken zu den Gedichten in die Kommentare, gerne auch eigene Reimversuche oder was euch sonst dabei in den Sinn kommt. Natürlich sind auch Vorschläge für Blogthemen gerne gesehen. Bis dann und bleibt gesund!
Mitglied
Jaja, die Deutschen dichten wirklich gerne, die Slam-Oma war zu Zeiten des Wochenendes vielleicht auch noch in dessen Zielgruppe? Aber ob sie wirklich da so gut reimen gelernt hat?
https://www.youtube.com/watch?v=VFu0nQbgtpc