6 Anmachsprüche, die du nicht benutzen solltest
Nuff! Ich grüße das Volk.
Mit Frauen Kontakt aufzunehmen, ist heutzutage ein Minenfeld: Egal wie man es anstellt, man setzt sich der Gefahr aus, als Creep zu gelten. Aus unerfindlichen Gründen ist ein freundliches "Hallo! Falls du dich setzen willst, kann ich dir gern mein Gesicht anbieten" heute kein charmantes Hilfsangebot mehr, sondern eher ein Grund, online bloßgestellt zu werden. Und dann wundert man sich, wieso es immer weniger Kavaliere gibt.
Die GQ beschäftigt eine Dame, die in ihrer aktuellen Kolumne verspricht, ihre "Top 6 der dämlichsten Anmachsprüche" zu verraten. Das ist allerdings gelogen: Auf der Seite der GQ gibt man zu, dass es diesmal nur drei sind (und der Rest irgendwann später kommen soll), bei der Veröffentlichung auf MSN steht der Satz allerdings nicht. (Ich will nicht vorgreifen, aber schon die drei, die in diesem Text genannt werden, kann man selbst mit Mühe kaum als Anmachsprüche bezeichnen.) Bereits nach der Einleitung frage ich mich sowieso, ob die Frau tatsächlich so begehrenswert ist, dass sie ständig angebaggert wird.
Neulich im Gym. Ich habe gerade den ersten Satz meiner Shoulder Presses mit Hanteln hinter mir und bin ein wenig stolz. Zum ersten Mal in zwei Wochen habe ich das Gewicht erhöht und bin dennoch ganz gut durchgekommen. Auf zum nächsten Satz. Doch davor gönne ich mir eine Pause, die ich brauche, um wieder zu Kräften zu kommen. Und was macht man in der Pause zwischen den Sätzen? Man trinkt etwas. Schaut, wer sonst noch trainiert und wie voll es ist. Und guckt ins Handy - E-mails checken, vielleicht eine Instagram-Story posten, kommentieren, DMs beantworten. Das Übliche eben, irgendwie muss man die Zeit ja totschlagen.
Klar, kennt man ja. Drei Minuten trainieren, eine halbe Stunde Pause machen. Da lohnt sich die Mitgliedsgebühr fürs Fitnessstudio.
Da höre ich die Stimme eines Mannes neben mir.
„Na, du trainierst aber auch hauptsächlich den Daumen, was?“ Ich realisiere, dass er mich meint und frage verblüfft: „Bitte was?“ „Weil du die ganze Zeit am Handy rumtippst anstatt zu trainieren, haha.“ Die Leute um uns herum schauen, eine unangenehme Situation.
Klar ist es unangenehm, so als Poserin entlarvt zu werden. Ist aber auch voll verdient. Jemand, der in seiner Freizeit die ganze Zeit im Fitnessstudio rumlungert, aber kaum was macht, außer mit dem Handy herumzuspielen und dabei womöglich Geräte in Beschlag zu nehmen, die andere dann nicht benutzen können, kann doch nicht erwarten, dass die anderen in der Umgebung sonderlich viel Verständnis zeigen.
„Oh“, sage ich, „verstehe. Soll ich dich bei meiner nächsten Pause um Erlaubnis bitten, bevor ich aufs Handy schaue oder geht‘s auch so?“ Der Mann sieht mich irritiert an. Er versucht es noch zweimal mit immer dümmeren Sprüchen. Als er mir schließlich inmitten meines nächsten Satzes zuruft „Geht doch, na endlich“, gebe ich ihm sichtlich genervt den guten Rat, es jetzt besser bleiben zu lassen.
Wie kann der es auch wagen, so einer Narzisstin in die Parade zu fahren?
Der Mann schüttelt den Kopf und zieht von dannen. Und ich frage mich: Was ist denn da schief gelaufen? Hat der Gym Bruder wirklich gedacht, er könne mich vor versammelter Mannschaft vorführen wegen meiner „Handy-Tipperei“ und ich würde ihm anschließend vor Verzückung in seine dünnen Ärmchen fallen?
Bah, Tussi, nicht jeder Kerl, der dir was sagt, will dich ficken. Wie sehr kann man eigentlich unter „Hauptcharakter-Syndrom“ leiden?
Oder wollte er mich blamieren? Aber warum? Ich fragte einen Freund. Dessen amüsierte (und ironische) Einschätzung der Lage: „Der hat wahrscheinlich vorher 30 Minuten in Dauerschleife ,Eye of the Tiger‘ gehört, um sich mental zu pushen und dich kreativ anzubaggern. Und dann reagierst du so verständnislos. Ganz schön frech von dir.“
Ist dieser „Freund“ jetzt mit uns im Raum?
Liebe Männer. Wir müssen reden. Über Dinge, die Sie niemals zu einer Frau sagen sollten. Keine Angst, ich bin seit diesem Erlebnis nicht zur Männerhasserin mutiert. Dennoch fallen auch mir, Ihrer Verbündeten im Geiste, die für viele männliche Eigenarten Verständnis hat, Dinge auf, die einer Verbesserung bedürfen. Dazu gehören blöde (und häufig sexistische) Sprüche, die sich Frauen immer wieder geben müssen – und die definitiv nicht zu einer Annäherung führen. Deshalb habe ich für Sie die Top Sechs der dööfsten Phrasen von Männer an Frauen zusammengetragen. Hier die ersten drei.
Nach der Einleitung habe ich das Gefühl, dass das ganze Genöle im Wesentlichen aus „Männer dürfen mich nie kritisieren oder etwas sagen, was mir nicht gefällt“ besteht. Und wieder: Wie kommt sie darauf, dass das Ziel jeder Ansprache eine Annäherung sein soll?
„Du trainierst aber auch hauptsächlich den Daumen“ / „Du könntest eigentlich ganz gut aussehen, wenn …“ / „Du bist ja gar nicht so blöd, wie ich dachte.“Beginnen wir direkt mit Sätzen, die ganz beliebig ausfallen können und dennoch etwas gemein haben: Sie stammen aus der Rubrik „Die dümmsten Anmachsprüche der Welt“. Sollten Sie sich fragen, warum man jemanden zum Zweck der Kontaktaufnahme shady von der Seite anquatschen sollte, sind Sie vermutlich ein Mann (mit Sinn und Anstand). Frauen kennen das Spiel leider zu gut.
Ich bin sicher, wirklich niemand spricht jemanden zuerst mit „Du bist gar nicht so blöd, wie du aussiehst“ an.
Die Technik entstammt dem so genannten „Push and Pull“-Prinzip der Pick-up-Artist-Community und besagt, dass man das Objekt seiner Begierde nicht etwa freundlich auf sich aufmerksam machen sollte. Nein. So ein Lappen, pardon PUA, nordet die Dame, die er klarmachen will, gleich mal ein – um sie daraufhin per Kompliment zu sich empor zu ziehen. Der Gedanke dahinter: Der Frau klarmachen, dass nicht etwa sie das Sagen hat, sondern er, der Lappen. Upsi. Der PUA. Wenn die Dame dann ganz traurig dasitzt, weil man ihr mitgeteilt hat, dass sie gar nicht so schön ist, wie sie immer dachte, biegt der PUA um die Ecke und eröffnet ihr, dass ihr Gesicht aber eigentlich ganz annehmbar sei. Oder ihr Arsch. Die Frau verfällt daraufhin in Ekstase und bietet sich dem PUA willig dar.
So kann man sich lästernde Bemerkungen auch schönreden. Wenn die Frau den Blogeintrag hier lesen würde, käme ihr vermutlich auch in den Sinn, dass ich das bloß mache, um sie in die Begattungsstarre zu dissen.
LOL. Selbstverständlich nicht. Wir husten solchen manipulativen Zeitgenossen höchstens etwas. Sie sehen aber das Prinzip deutlich in meiner oben geschilderten Erfahrung. Zunächst versucht man, mich vor versammelter Mannschaft dumm dastehen zu lassen. Nachdem ich mich schließlich „korrekt“ verhalte, erfolgt das Lob.
Ja, genau, Frauen husten Pick-Up-Artists was, natürlich. Deswegen sind die alle auch niemals erfolgreich bei Frauen. Ausgeschlossen. Könnte allerdings auch sein, dass sich erfolgreiche Pick-Up-Artists etwas weniger plump benehmen. (Ist ja auch nicht so, als wenn Frauen tatsächlich alle immun gegenüber recht stumpfer Manipulation wären. Bezness wäre gar nicht möglich, wenn Frauen nicht zu manipulieren wären.)
Was ich sagen will: Sparen Sie sich den Bums. Sie machen sich damit nur zum Deppen, nichts weiter. Wenn Sie jemanden anbaggern wollen, seien Sie charmant. Achten Sie auf die Signale des anderen und sagen, wenn der andere interessiert scheint, etwas Nettes.
Weib, ich hab deinen Text gelesen. Anzudeuten, dass du klüger wärst, als du aussiehst, ist was Nettes.
„Sei nicht so zickig/so eine Bitch.“
Ich bin sicher, das hört sie sehr oft.
Hat Sie als Mann schon mal jemand zickig genannt? Oder Sie als Bitch bezeichnet, wenn Ihnen etwas nicht behagte und Sie dies ausdrückten? Eher nicht? Stattdessen nennt man Sie durchsetzungsfähig, ehrgeizig, kritisch, zielstrebig, charakterstark, selbstbewusst. Fun Fact: Auch Frauen sind all das.
Klar, Männer werden ja nie als Arschlöcher bezeichnet. Oder Despoten. Oder Tyrannen. Oder als Schmalspur-Hitler. In was für einem Männerparadies leben diese Frauen, wo Männer anscheinend nie irgendwie beleidigt werden - außer wenn irgendeine Frau sie als „Lappen“ bezeichnet? Sich nur auf das Wort „zickig“ zu konzentrieren, ist ja schon bösartiges Cherrypicking.
Akzeptieren Sie das, anstatt uns mit einem sexistischen Spruch kleinhalten zu wollen. Denn das tun Sie mit der Mär vom zickigen Weibe, auch wenn Ihnen das bislang nicht bewusst war. Sie dürfen fragen, warum uns etwas aufregt. Oder was genau wir kritisieren. Warum wir an Stelle XY eine Grenze ziehen oder auf etwas bestehen. Aber belächeln Sie uns nicht und nennen Sie uns nicht zickig. Das machen nur die unbelehrbaren Ewig-Gestrigen, und zu denen will nun wirklich niemand gehören.
Und was, wenn sich auch nach der Begründung der Eindruck verfestigt, dass die Frau einfach zickig ist? Was, wenn jemand wie Kamala Harris mit ihrem Verhalten gegenüber Untergebenen die ganze Belegschaft vergrault? Oder jemand in einer GQ-Kolumne zickig herumzickt wie so eine Zicke und einem das noch als Charakterstärke verkaufen will?
„?“
Nein, das ist kein Fehler von mir. Der dritte „Anmachspruch“ ist ein Fragezeichen.
Ein Fragezeichen, das es in die Top Sechs der dämlichen Sprüche schafft? Wie geht das denn? Ich erkläre es Ihnen an einem Beispiel: Immer wieder passierte es mir in der Vergangenheit, dass ich Männer bei Tinder matchte, dann aber schnell feststellte: Das wird nichts.
Kann passieren, aber wie ich mitgekriegt habe, kann man da einfach als normaler Mensch sagen: „Sorry, ich habe kein Interesse mehr“, und ihn „unmatchen“.
So gab es da zum Beispiel diesen DJ, der drei Nachrichten lang sehr süß schien und mich dann aus dem Nichts zu einem Date drängte. Bei sich daheim. Am selben Abend. Ich sparte mir eine Reaktion und ignorierte den Mann. Immerhin suche ich meinen zukünftigen Ehemann und nicht das nächste miese Sex-Date. Warum ich den Mann nicht unmatchte? Weil er mir – einmal in meinen Matches – nicht wieder angezeigt wird und ich nicht ein weiteres Mal auf ihn hereinfalle (weil er vielleicht sein Profilbild ändert). Eine Spitzen-Lösung, finde ich. Doch das nur am Rande.
Oh Scheiße, da ist jemand interessiert an ihr. Bei Tinder! Voll Abartig! Da bleibt natürlich nur, auf eine Frage gar nicht mehr zu antworten, anstatt die Lösung zu benutzen, die die App selber bietet, weil man meint, dann irgendeinen Vorteil daraus zu ziehen, die Liste der gematchten Profile nie zu reduzieren.
Einen Tag später fragte mich der Drängler, ob ich im Laufe der Woche Zeit hätte. Ich ignorierte ihn erneut. Daraufhin schickte er mir ein „?“
Wie schlimm! Er will gerne eine Antwort auf eine Frage! Dieses Monster!
Auch hier frage ich mich, was der Mann sich davon erhofft. Etwas wie „Ach du liebe Güte, es tut mir soooo leid, dass ich erst so spät antworte, darf ich mich mit einem Blowjob entschuldigen?“
Ja genau, es wäre viel zu einfach anzunehmen, dass er eine klare Antwort haben will und nicht geghostet werden möchte. Stattdessen möchte er sicher einen Blowjob zur Entschuldigung, klar. Diese „Verbündete im Geiste“ hat ein ziemlich bescheuertes Männerbild.
Offensichtlich bestand meinerseits kein weiteres Interesse. Ich stellte den Austausch ein und antwortete bereits auf die erste Nachfrage nicht. Was soll dann das „?“ Ich empfinde das als aufdringlich.
Kommt ja auch üüüberhaupt nicht vor, dass Frauen sich gegenseitig den Rat geben, einen Mann zappeln zu lassen, weil das angeblich zeigen würde, wie ernst er es meint, wenn er sich nicht sofort entmutigen lässt. Da ist eine ausbleibende Antwort natürlich ein total offensichtliches Signal, dass sie kein Interesse hat, pfft.
Und respektlos, gibt man sich doch nicht mal mehr die Mühe, die Nachfrage in einen vollständigen Satz zu kleiden.
Wie überheblich kann man sein? Der Typ hat mit einem Zeichen unendlich mal mehr getippt als sie, die es nicht mal für nötig hielt, eine Antwort zu schreiben, und SIE ist sauer, weil er angeblich respektlos wäre, da er keinen vollständigen Satz formuliert hat? Die Olle hat sich die Bezeichnung als Zicke oder Bitch wirklich redlich verdient.
Eine der häufigsten Beschwerden von Männern, die tatsächlich mal Matches auf Dating-Apps kriegen, ist die, dass das Chatten mit vielen Frauen so unheimlich zäh ist, weil die Frauen immer nur kurze Antworten von ein oder zwei Wörtern schreiben, auf die man kaum sinnvoll reagieren kann, und man als Mann das Gefühl kriegt, man müsse das Gespräch ganz allein voranbringen und wäre am Ende noch schuld, wenn's nicht klappt. Ich denke mal, Fräulein Muskeldaumen hier gehört auch zu denen, mit denen das Chatten keinen Spaß macht.
Den Mann habe ich inzwischen blockiert. Lassen Sie sich das eine Lehre sein.
Ach, das geht plötzlich auch? Klang vorhin noch ganz anders, als sie begründet hat, wieso sie das Match nicht aufgelöst hat, so als wäre ihre Lösung die einzige, die sicherstellen würde, nie wieder was von diesem Profil mitzukriegen. Aber immerhin muss sie jetzt dann also doch nicht mehr befürchten, von Fragezeichen sexuell belästigt zu werden. Wenn jetzt nur noch der Scherge hinterm Starbucks-Tresen sich verkneifen würde, mit einem kühnen „Guten Morgen, was darf es für Sie sein?“ eine Beziehung mit ihr eingehen zu wollen, dann wäre ihre Welt schon viel schöner.
Sich über diese drei „Anmachsprüche“ aufzuregen, war offenbar so anstrengend, dass ich eine Woche warten musste, bis die Autorin sich bequemte, den Lesern die restlichen drei Sprüche zu verraten. Zum Glück war ich nicht der Illusion erlegen, dass sie sich Mühe geben könnte, für die zweite Hälfte Anmachsprüche zu wählen, die tatsächlich alle Anmachsprüche sind.
Leiden Sie noch an Schnappatmung, weil Sie sich im ersten Teil meines kleinen Guides über doofe Anmachsprüche und Phrasen, die sich Männer Frauen gegenüber unbedingt klemmen sollten, wiedererkannt haben?
Nein, das war nun wirklich nicht das Problem.
Macht nichts. Beruhigen Sie sich. Ich will Ihnen nichts. Alles, was ich möchte, ist, Ihr Dating- und Beziehungsgame zu optimieren. Und das geht nur, indem wir Klartext reden. Also ich. Sie lesen und schreiben sich die wichtigsten Erkenntnisse, wenn Sie mögen, hinter die Ohren.
Mir tut aufrichtig jeder leid, der sich diese eingebildete Frau eintritt und nicht schnell wieder loswird.
Diese Anmachsprüche gehen gar nicht
Nur noch mal als Erinnerung, dass es um Anmachsprüche geht.
„Chill mal.“
Klar, kennt man ja. Typen, die mit „Chill mal" anfangen zu flirten.
Kennen Sie dieses Meme, auf dem ein Mann Benzin in ein loderndes Feuer gießt? Das Feuer steht dabei für eine zornige Frau, neben dem Benzin steht der Spruch „Chill mal.“ Bedeutet: Kommen Sie Ihrer aufgeregten Freundin mit so einem Spruch, wird Ihnen ganz sich ziemlich alles um die Ohren fliegen.
Würde mir nie einfallen. Ich frag lieber vorsichtshalber, ob sie gerade ihre Tage hat. Frauen stehen drauf, wenn man verständnisvoll auf so Weibergedöns eingeht.
Stellen Sie sich vor, dass Sie richtig wütend sind. Weil etwas nicht so funktionierte, wie Sie es geplant haben. Oder weil Ihr Chef Sie vor versammelter Mannschaft stramm stehen ließ. Was passiert dann? Sie werden Ihrem Ärger Luft machen wollen. Vielleicht haben Sie das Bedürfnis, sich bei Ihrer Partnerin auszukotzen. Und dann? Hoffen Sie darauf, dass sie sich solidarisch mit Ihnen zeigt. Verständnis hat. Vielleicht sogar mitwettert. Vor allem aber Ihnen das Gefühl gibt, verstanden zu werden.
Natürlich will ich dann verstanden werden, aber ich erwarte nicht, dass sie zusammen mit mir im Dreieck springt.
Wir Frauen wünschen uns nichts anderes. Nur gibt man uns seit Kindesbeinen zu verstehen, dass Wut und Aggressionen so gar nicht weiblich sind. Eine Frau, die aus vollem Herzen über ihren Kacktag schimpft, eventuell sogar ordinär wird, ist vielen unangenehm. Weil es sich – auch 2023 – nicht schickt. Weil Frauen sanft sein und am besten 24/7 lächeln sollten. Also sagt man uns Dinge wie: „Ich weiß gar nicht, warum dich das so aufregt. Ignorier das einfach.“ Oder „Denk doch lieber an etwas Schönes.“ Wahlweise: „Chill mal.“
Oh klar, sagt man natürlich nur Mädchen. Weiß man ja. Wenn ein Junge oder Mann wütend ist, macht man ihm natürlich Mut und fordert ihn dazu auf, noch lauter zu brüllen oder noch heftiger auf den Tisch zu hämmern oder einfach mal Türen einzutreten. Weil man bei Männern Aggression ja voll super findet und nieeemals auf die Idee kommt, männliche Aggression irgendwie einzudämmen.
Mein Tipp: Nehmen Sie den Zorn Ihrer Frau ernst. Soll die Frau sich echauffieren, Sie können sich dem ja anschließen. Und wenn Sie merken, dass die Wut allmählich abrauscht, nehmen Sie Ihre Partnerin in den Arm und sagen: „Ich lad dich jetzt zum Essen ein. Auf was hast du Lust?“ SO macht das ein Profi.
Na super, der Mann soll Geld ausgeben und seine Alte mästen, wenn die sauer ist. Ist natürlich überhaupt nicht manipulativ. Denn auf manipulative Typen stehen Frauen ja gar nicht. Auf Profis schon.
„Wann hatten wir eigentlich zum letzten Mal Sex, haha?“
Gegenfrage: Wissen Sie, was so richtig unsexy ist? Passive Aggressivität. Davon strotzen Fragen wie obige. Ein anderes Beispiel: „Na, in DAS Kleid passt du aber schon lange nicht mehr rein, was?“ Oder: „Warum ist das Girl in dem Porno eigentlich so schw*nzgeil und du nicht?“ Schaut die Frau dann verdutzt, vielleicht sogar beleidigt aus der Wäsche, wird gerne ein „Jetzt stell dich nicht so an, war doch nur ein Witz!“ hinterhergeschoben.
Hm, das klingt nicht nach Anmachsprüchen, das klingt eher so, als wenn die Autorin sich über ihren Ex-Freund auskotzt.
War es nicht. Und genau hier kommt das, was das Ganze tricky macht: Es ist per eine gute Sache, den Partner auf Probleme in der Beziehung hinzuweisen. Doch kommt es auf den Ton an. Sprich: Vermissen Sie den Sex in Ihrer Ehe, wünschen Sie sich mehr gemeinsame Zeit oder würden die Partnerin gerne mal wieder sexy zurecht gemacht sehen, sollen Sie das sogar sagen. Eine Liebe auf Augenhöhe hält Kritik aus. Allerdings nicht in Form blöder Sprüche, die den anderen verunsichern.
Sicherlich nicht falsch, aber ich hab den leisen Verdacht, dass zum Beispiel so ein Spruch über Sex oft eher der Endpunkt langer Bemühungen seinerseits ist, mal wieder das Bett ein bisschen wackeln zu lassen. Wenn sie ihn dann ständig auflaufen lässt oder Ausreden hat, kommt dann eventuell der Punkt, an dem so eine Bemerkung weniger als „Nun lass uns endlich vögeln, du frigides Stück“ zu verstehen ist, sondern vielmehr als „Nun sag schon deutlich, ob du mich überhaupt noch irgendwie begehrst“, damit er sich womöglich nicht länger falsche Hoffnungen auf Besserung macht und in Ruhe überlegen kann, welche Konsequenzen er aus der Antwort zieht. Ist sicherlich kein guter Weg, so eine Antwort zu erzwingen (und ich kann mir kaum vorstellen, dass eine Frau, selbst wenn sie vorher im Prinzip bereit gewesen wäre, es wieder etwas krachen zu lassen, nach so einer Sache überhaupt bereit ist, für den Typen wieder die Beine breitzumachen), aber man sollte schon im Hinterkopf behalten, dass so etwas nicht aus dem Nichts kommt.
Nehmen wir an, Sie haben ein paar Kilo zugenommen, die Sie nur schwer wieder loswerden. Würde es Sie weiterbringen, wenn Ihre Frau Ihnen mitteilte, dass sie gerne mal wieder einen durchtrainierten Hengst im Bett hätte – „nicht so einen Dickie wie dich“? Ihre Frau könnte das mit dem süßesten Lächeln sagen, es nachträglich als Scherz deklarieren – es würde Ihnen dennoch wehtun. Und Sie nur noch mehr frustrieren. Vielleicht so sehr, dass Sie sich eine Runde Frust-Essen gönnen würden, anstatt wie geplant im Gym zu schwitzen.
Klar gibt's da bessere Wege, zum Beispiel den Vorschlag zu machen, sich gemeinsam etwas um die Fitness zu kümmern (meistens ist es, wenn man zusammenlebt, ja doch nicht nur eine Hälfte der Partnerschaft, bei der der Körper in die Breite geht), aber mich amüsiert ein bisschen, dass die Autorin so etwas als Beispiel von passiv-aggressiver Kritik seitens der Frau konstruiert. Es gibt sicherlich so einige passiv-aggressive Bemerkungen von Frauen, die sich allerlei Ehemänner öfter mal anhören müssen, etwa Vergleiche mit Nachbarn oder Arbeitskollegen oder Äußerungen über Fähigkeiten oder Kleidung, die auch nicht unbedingt nett sind. Aber wenn sie die ansprechen würde, wäre das ja quasi so eine Art Kritik am eigenen Geschlecht. Geht ja nicht.
Wir verstehen uns.
Eigentlich nicht. Immerhin schreibt da eine Frau, die einerseits offenbar sehr empfindlich ist, was ihr Gewicht angeht (was an sich nicht schlimm ist), aber andererseits den Rat gibt, sie bei Wutanfällen zur Besänftigung zu füttern.
„Meine Ex ist crazy.“
Das sagen ihre Ex-Freunde bestimmt oft.
Ob man mit einem neuen Partner oder dem Tinder-Crush über vergangene Liebschaften sprechen möchte, ist eine Typfrage. Manchen gefällt es, sich zu öffnen, anderen nicht. Sicherlich aber ist es ein gutes Zeichen, wenn man sich mit einem neuen Menschen so wohl fühlt, dass man ihm von einer traumatischen Beziehung erzählen mag.
Ist vielleicht für das erste Kennenlernen keine so brillante Idee. Wenn man ein Auto verkaufen will, wäscht man es, man markiert nicht jeden Kratzer und Rostfleck mit leuchtender Farbe.
Warum man das tun sollte? Um gewisse Eigenarten zu erklären, die man sich angeeignet hat. Oder um zu verdeutlichen, was man auf gar keinen Fall mehr in seinem Leben möchte – Freundschaft Plus, Fuckboy-Verhalten oder Partnerschaften mit extremem Machtgefälle. Dabei können durchaus Sätze fallen wie „Meine Ex war eine Narzisstin/ein Psycho/crazy“ – manchmal muss man die Dinge beim Namen nennen.
Was sagt das über die Person aus, die auf so jemanden stand? So wahnsinnig gute Schauspieler sind Fuckboys oder extrem dominante Kerle ja nicht, dass man von so einem Verhalten wirklich komplett überrascht sein kann. Bin eh immer erstaunt, wie oft Frauen auf Kerle reinfallen, die für andere schon auf den ersten Blick als Sportficker ohne echtes Interesse an einer festen Beziehung erkennbar sind.
Schwierig wird es, wenn in Ihren Erzählungen nicht nur eine Ex crazy war. Sondern sämtliche Verflossenen der letzten 20 Jahre. Das wirkt verdächtig. So, als wären nicht Ihre Ehemaligen das Problem. Sondern Sie.
Die Autorin kennt das offenbar wirklich von sich selbst.
Glauben Sie mir – ich habe ein Händchen für schwierige Partner.
Hab ich's nicht gesagt?
Aber nicht mal ich schaffe es, ausschließlich an Menschen zu geraten, die loco oder toxic sind. Vielleicht gingen Ihre Beziehungen in vielen Fällen unschön auseinander, das mag sein. Doch sollten Sie an dieser Stelle nicht nur die Schuld bei den ausrangierten Partnerinnen suchen, sondern auch bei sich selbst. Nehmen Sie mich als Beispiel: Als ich jünger war, war ich krankhaft eifersüchtig, dazu kamen Anger Issues. Das war mir lange Zeit nicht bewusst. Als ich dann realisierte, dass ich in vielen meiner Beziehungen der toxische Part gewesen war, akzeptierte ich das und begann, an mir zu arbeiten.
Scheint bisher kein überragender Erfolg gewesen zu sein. Wer Kritik oder lästernde Bemerkungen mental unter „Ganz klar, der Typ will mich!“ ablegt, scheint sich selber für so geil und unwiderstehlich zu halten, dass da noch jede Menge Potenzial für toxisches Verhalten schlummert, weil man so seinen Partner leicht als minderwertig ansieht; als würde man ihm noch einen Gefallen tun, dass man sich herablässt, was mit ihm anzufangen.
Bevor Sie also Ihrem Tinder-Match von all Ihren crazy Exes berichten, atmen Sie tief durch – und lassen es dann lieber sein. Denn Aussagen wie diese zeugen nicht davon, dass Sie selbstreflektiert sind. Und lassen vermuten, dass eine Romanze mit Ihnen im schlimmsten Fall ebenfalls in einem Drama endet. Beides äußerst unattraktiv. Attraktiv ist dagegen jemand, der respektvoll über vergangene Liebschaften spricht und sich seiner eigenen Fehler bewusst ist. DAS ist heiß. Das andere ist kindisch, und kindisch will niemand.
Will man überhaupt, dass der Partner wesentlich über seine früheren Beziehungen spricht? So mal ganz ehrlich? Wenn der so respektvoll über seine Ex-Partner redet und über seine Fehler in den alten Beziehungen, könnte da nicht der Gedanke aufkommen, dass er seinen Verflossenen nachtrauert und viel lieber mit denen wieder zusammen wäre als mit einem selber? Ich würde drauf wetten, dass die Autorin selbst auch eher wenig verzückt wäre, wenn ein Typ ihr erzählt, was für ein gutes Mädel seine Ex war und dass er sie nicht gut genug behandelt hätte.
Für Leute, die tatsächlich wissen wollten, welche Anmachsprüche tabu sind, waren das also zwei vollkommen nutzlose Artikel. Allerdings habe ich auch keine Ahnung, wen sich GQ derzeit eigentlich als Zielgruppe vorstellt. Die Website wirkt zu großen Teilen so, als hätte man eine Frauenwebsite fast 1:1 auf Männer umgeschrieben und sich gedacht, dass das schon reichen wird, um das haarigere Geschlecht anzusprechen. Mich holt man damit jedenfalls nicht ab - und noch weniger nach diesen seltsamen Kolumnen.
Kleiner Blick hinter die Kulissen der Entstehung des Blogeintrags: Photoshop hat in der aktuellen Version KI-Funktionen eingebaut, mit der Bilder oder Bildelemente generiert werden können. Ich habe das ausprobiert mit dem Prompt „angry white woman with a gym in the background“ (ohne das „white“ wurden mir hauptsächlich schwarze wütende Frauen präsentiert) und das Bild oben ist das zweite Ergebnis gewesen. Ich möchte euch gerne noch die beiden anderen Ergebnisse zeigen.
Man sieht ziemlich gut, dass die Adobe-KI mit dem schönen Namen Firefly nicht nur Probleme mit Händen, sondern auch mit Zähnen hat. Beim ersten Versuch (bei dem mir schwarze Frauen präsentiert wurden) waren die Zähne noch schlimmer, da hatten die Frauen teilweise oben und unten jeweils zwei Zahnreihen. Für die ernsthafte Verwendung ist diese KI abseits von Hintergründen also noch nicht geeignet, Fotografen und Models müssen also aktuell noch nicht um ihre Jobs fürchten.
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Mitglied
Irgendwie fallen diese Sprüche alle nicht wirklich in die Kategorie "Anmachsprüche", also womit man ein Gespräch beginnt... aber Pantydropper sind sie auch sonst nicht.
Wobei ich zu dem "Du hast mich ja schon so lange nicht rangelassen" sagen muss, dass den oft Kerle bringen, die auch außerhalb vom Bett eher die Attraktivität eines frischen Hundehaufens am Schuh an den Tag legen und sich dann eigentlich nicht wundern dürfen, dass sie nicht willig auf sie wartet... Trifft auf jeden Fall auf meinen Ex zu, der a) deutlich zugenommen hatte b) nur noch zuhause vor der Konsole hing und gesoffen hat c) sich beklagt hat, dass ich von BMI 19 auf 21 hochkam während er übergewichtig war d) sich jeden Abend Porn reingezogen hat e) gemeckert hat, dass Frauen viel zu lange zum kommen brauchen und es langweilig ist, dafür zu sorgen, dass sie auch Spaß hat
Aber war ganz entsetzt, dass dieses Verhalten nicht zu mehr Sex, sondern letztendlich der Trennung geführt hat
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