Die furchtbarsten Vornamen Berlins?
Nuff! Ich grüße das Volk.
Wie ich aus dem Berliner Kurier erfahren habe, haben die Bezirke Berlins jetzt die Listen der Namen vorgelegt, die im letzten Jahr auf den Standesämtern in Geburtsurkunden eingetragen wurden. Auf den Spitzenplätzen sind Alexander und Marie, allerdings sterben Kevin und Chantal angeblich aus.
Viel interessanter sind jedoch die bizarrsten Namen, die von der Redaktion da entdeckt wurden. Ich geb mal die an, die in der Zeitung abgedruckt wurden, und erwähne dann noch andere Namen, die die Redaktion auf der Website veröffentlichte.
Charlottenburg-Wilmersdorf
- männlich: Ihemyorochukwu
- weiblich: Eyi
Ihr glaubt gar nicht, wie lange ich brauchte, um den Jungennamen korrekt zu schreiben.
Der Name bedeutet "Der von Gott Gebetene" und kommt (wie der Vater des armen Jungen) aus Nigeria. Und sorry, wenn das jetzt furchtbar kulturell unsensibel klingt: Wenn ich hoffe, dass mein Kind in einem fremden Land eine Zukunft hat, geb ich ihm gefälligst einen Namen, der im Alltag nicht wie eine Eisenkugel am Bein ist. "Hey, wir haben hier zwei geeignete Kandidaten für den Job, einen Max und einen Ihemyorochukwu!" "Ihemwiebitte? Wir nehmen den Max!"
Ein Elternpaar in Charlottenburg fordert die Natur heraus, indem es die Tochter Lolita nannte, was für den Standesbeamten aber immerhin eine Erleichterung gewesen sein dürfte, da er vielleicht auch der arme Teufel war, der für andere Mädchen die Namen Krzysztabella und Oluwasunmisola in den Computer eintippen musste.
Spätestens bei dem Jungennamen Abddulrrhman nehme ich an, dass der gute Mann beim Tippen einen Schlaganfall erlitt und da einfach ein paar Buchstaben reingerutscht sind, die da nicht hingehören. Der Junge namens Achilleas sollte auf seine Ferse aufpassen; im Fall von Muhammed-Ali rate ich eher den Spielkameraden zur Vorsicht.
Friedrichshain-Kreuzberg
- männlich: Beat
- weiblich: Yumeko
Hm, da kann ich die Häme nicht nachvollziehen. Beat ist in der Schweiz ein nicht unüblicher Name und Yumeko ist ein recht normaler japanischer Mädchenname (der Autor des Artikels im Kurier schrieb "(Comic-Figur)" dahinter, aber für so ziemlich jeden japanischen Vornamen findet sich vermutlich eine Manga-Figur).
Interessanterweise werden diese Namen auf der Internetseite gar nicht (mehr?) genannt.
Unter den bizarren Mädchennamen findet sich dagegen Britney, was jetzt dann doch etwas überrascht, weil der Name an sich ja nicht schlimm ist, nur der Zeitpunkt ist etwas ungewöhnlich, weil Britney Spears hier ja nun schon ewig keinen mehr juckt. Die Eltern, die ihre Töchter dagegen Pepper und Salami nannten, hatten vermutlich einfach nur Hunger oder die Geburtsurkunde mit ihrem Einkaufszettel verwechselt. Ein Mädchen heißt Muragl, weil... die Eltern einen Berg in der Schweiz so schön fanden?
Ob der kleine Junge namens Siddharta irgendwann zum Buddha wird, weiß ich nicht, ich hoffe aber, dass der junge Assad nicht zum Diktator digitiert. Ansonsten sind Ehimwenma, Melketsadiq und Zamzamtama keine Jungennamen, sondern das, was rauskommt, wenn man die Scrabble-Schachtel versehentlich auskippt.
Lichtenberg
- männlich: Fox-Oskar
- weiblich: Albulene
Fox-Oskar? Wenn man sein Kind so sehr hasst, kann man es nicht zur Adoption freigeben? Oder warten, bis es strafmündig ist, ihm einen Beutel Kokain unters Kopfkissen schmuggeln und dann die Bullen rufen?
Keine Männlichkeitspreise werden die Jungs Angel und Beloved für ihre Namen kriegen. (Menschenskind, stellt euch mal vor, ihr seid ein 18-jähriger Typ und müsst euch überall mit Beloved vorstellen. Man sollte dem Jungen vll. jetzt schon einen Termin beim Psychotherapeuten besorgen. Der Artikel im Kurier zitiert einen Namensforscher mit den Worten: "Die Kindesmisshandlung fängt immer bei der Namenswahl an", und da muss ich ihm echt zustimmen.)
Albulene ist mit ihrem ungewöhnlichen Namen nicht ganz allein: Lumturije und Oluwanifemi haben auch eher die Arschkarte gezogen und werden sich - sofern sie hier bleiben - wohl daran gewöhnen dürfen, nie Geburtstagskarten von Bekannten zu kriegen, auf denen der Name richtig geschrieben wurde.
Marzahn-Hellersdorf
- männlich: Heavenlyjoy
- weiblich: Harmony-Melody
"Du, Schatz, wie können wir sicherstellen, dass unser Junge später in der Schule jeden Tag gehänselt und verprügelt wird?" - "Ich habe eine tolle Idee! "
Harmony-Melody ist natürlich auch wie aus einem Klischee-Handbuch.
Ein bisschen schade ist es ja schon, wenn traditionelle Namen aussterben, aber die Eltern, die ihre Tochter Ferun-Isantrud genannt haben, sind doch ein wenig übers Ziel hinausgeschossen. Solche Namen sollte man vielleicht doch eher nur verwenden, wenn man Odin noch regelmäßig Opfergaben darbringt. Bei den Eltern von Summer-Juli vermute ich, dass sie sich Luft für weitere Töchter lassen wollten, die dann Summer-Juni und Summer-August heißen werden.
Bei den Jungs müssen sowohl Jack-Son als auch Thiago-Rocky als Appell an die Gesellschaft verstanden werden, dass manche Menschen lieber keine Kinder kriegen sollten.
Mitte
- männlich: Aurelio-Mailo
- weiblich: Hopfen
Allmählich glaube ich, dass bei Eltern, die ihren Kindern Doppelnamen geben wollen, prophylaktisch das Jugendamt eingeschaltet werden sollte.
Und beim Mädchen kann ich mir den Dialog auf dem Standesamt lebhaft vorstellen: "Nein, Sie können Ihre Tochter nicht Bier nennen!" - "Geht dann wenigstens Hopfen? Die Kleine soll mich immer an ihren Vater erinnern, wissen Sie?"
Aphrodite, die Göttin der Liebe, der Schönheit und der Begierde. Kein Wunder, dass so viele Bordelle nach ihr benannt sind. Mehr Wunder, wieso dann jemand unbedingt seine Tochter so nennen will. Allerdings ist das vielleicht besser als der ebenfalls vergebene Name Innocent, der höchstwahrscheinlich irgendwann von der grausamen Realität überholt sein wird.
Auch im Sagenbereich verortet ist der Name Ulysses (der engl. Name für Odysseus), der für einen Jungen im Bezirk ausgewählt wurde. Vielleicht waren die Eltern aber auch nur unheimliche Fans von James Joyce. Falls ja, macht das hoffentlich nicht Schule, dass man seine Kinder nach den Büchern der Lieblingsautoren nennt, ansonsten rennen bald Kinder namens "Mein Kampf" oder "Feuchtgebiete" rum. Ein Stammhalter bekam mit dem Namen Greatness quasi den Auftrag, in der Schule nie was Schlechteres als eine 1+ zu kriegen. Chukwuemeka andererseits versteht sich hoffentlich gut mit Ihemyorochukwu, denn der wird wohl der einzige sein, der was mit seinem Namen anfangen kann.
Neukölln
- männlich: Momo
- weiblich: Rainbow
"Ich hasse meine Eltern!"
"Wieso?"
"Weil sie mir voll den Hippienamen gegeben haben! Rainbow, buärgh! "
"Wenn's nur das ist... Ich heiß Momo."
"Aber du siehst doch aus wie ein Junge?"
"Ich BIN ein Junge."
"Okay, ich liebe meine Eltern."
Ein Junge in Neukölln trägt nun den Namen eines Hundes: Indiana. Vielleicht freundet er sich ja mit seinem Altersgenossen Legolas an.
Sehr schwer wird die Kindheit vermutlich für das Mädchen Adelgunde, aber eventuell kann ihr Karma weiterhelfen. So wurde nämlich auch ein Mädchen genannt. Zusätzlich gibt es noch eine Arielle. Ich hoffe, sie kann irgendwann sprechen.
Pankow
- männlich: Figaro
- weiblich: Melody
Melody alleine? Könnte ein Doctor-Who-Fan sein.
Aber Figaro... Man sollte seinem Kind keinen Namen geben, der andere dazu verleiten könnte, a) Opern zu singen oder b) einen Haarschnitt zu verlangen.
Generell ging es in Pankow aber recht melodisch zu: Bei den Mädchen gab es mindestens eine Beyonce, ein paar Jungs heißen jetzt Campino oder Bono. Das Mädchen mit dem Namen Hurricane heißt vermutlich so, weil der Standesbeamte "Scorpions" nicht eintragen wollte. Sehr schön auch der Mädchenname November, bei dem ich den Verdacht habe, dass der Beamte beim Ausfüllen der Geburtsurkunde einfach in der Zeile verrutscht ist.
Reinickendorf
- männlich: Metealp
- weiblich: Boateng
Bei Metealp ist eine Katze über die Tastatur gelaufen, aber wie man so fies sein kann, seine Tochter mit dem Nachnamen eines Fußballspielers zu strafen... Ich stelle mir vor, dass der Standesbeamte mit allem Nachdruck wenigstens verhindert hat, dass das Mädchen Schweinsteiger genannt wird.
Dudu war eigentlich eine Filmreihe über einen gleichnamigen VW Käfer, nun heißt aber auch ein Mädchen in Reinickendorf so. Das ist schon tragisch. Viel gemeiner sind aber die Eltern, die ihrer Tochter ernsthaft den Namen Pornraphat gegeben haben.
Bei den Jungen muss jetzt jemand mit dem Namen Desire leben. Sagen wir es geradeheraus: Das ist ein Pornoname. Und zwar einer für Frauen.
Spandau
- männlich: Solo
- weiblich: Renesmee
Die Filmfans in Spandau liegen voll vorne. Aber gut, "Kevin" war ja auch wegen "Kevin allein zu Haus" auf einmal so beliebt.
Ein Mädchen wurde mit dem sehr traditionellen Namen Reintraut besudelt. Ich kann mir vorstellen, dass ihre Schulkameraden später bei jedem Schwimmunterricht viel Spaß damit haben, laut die Frage zu stellen: "Ob Reintraut sich reintraut? Hahaha!" Ein ebenfalls recht traditioneller Name ist Penthesilea. Ein Mädchen nach der Königin der Amazonen zu benennen, setzt sie aber schon sehr unter Druck. Wenn die später nicht zur Oberschicht gehört, wirkt ihr Name doch wie Hohn.
Ein eher unerreichbares Ziel gab ein Elternpaar ihrem Sohn mit dem Namen Teddy vor. Ein Bär wird er sicherlich nicht, auch wenn das wohl für fast jeden eine Verbesserung wäre. (Man sollte keine Verniedlichungsformen als Vornamen nehmen.) Dennoch sind es bessere Namen als Excellent und Sphinx, mit denen zwei andere Jungen von nun an klarkommen müssen.
Steglitz-Zehlendorf
- männlich: Balenciaga
- weiblich: Timurvina
Balenciaga ist eine Modemarke (und der Nachname des Gründers dieser besagten Modemarke).
Und bei dem Mädchen war vermutlich die Idee, ihr schon von Geburt an einen Namen zu geben, mit dem sie später in der Astrowoche als Kartenlegerin inserieren kann.
Ein anderes Mädchen heißt Octavia. An sich ein schöner Name aus dem antiken Rom, aber seien wir ehrlich: Der Spitzname der Kleinen wird Škoda sein, und es gibt nichts, was sie dagegen tun kann.
Eher rustikal wirkt der Name Waldfried, mit dem ein Junge in diesem Bezirk gestraft wurde. Prince-Glorieux: Wer seinen Sohn so nennt, sollte sich nicht wundern, wenn der Sprössling zu ausgeprägtem Narzissmus neigt.
Tempelhof-Schöneberg
- männlich: Bix
- weiblich: Bilu
Der Junge ist offenbar nach dem Bürokratiekostenindex der Ärzte und Psychotherapeuten benannt worden, eine gute Wahl in Deutschland.
Und wenn die Eltern des Mädchens keine Juden waren, dann waren sie wohl einfach zu blöd, um den Namen ihrer liebsten Beauty-Produktline zu lesen.
Eine Schweigeminute sollten wir alle einlegen für das arme Mädchen, das von nun an mit dem Namen Sittich durch die Welt gehen muss. Ein anderes heißt tatsächlich Candy. Da ist der Weg zum Stripclub schon vorgezeichnet.
Bei den Jungennamen fallen Sturmius und Wildwind besonders auf. Offenbar hat das Wetter bleibenden Eindruck hinterlassen.
Treptow-Köpenick
- männlich: Connor-Jack
- weiblich: Sunshine
Mensch, wenn man seinem Kind schon einen Doppelnamen antun will, dann doch bitte einen, bei dem beide Namensbestandteile zueinander passen und leicht und fluffig von der Zunge rollen. Connor-Jack, das ist die englische Variante von Detlef-Ulf. Das fließt doch nicht!
Sunshine ist wiederum ein toller Hippie-Name. Kann bestimmt super mit Rainbow spielen und mit ihr dann als Erwachsene die freie Liebe praktizieren.
Übrigens wurde ein Junge in diesem Bezirk Sturmhart genannt. Wenn der Knabe nicht später zur Armee geht und Offizier wird, hat er umsonst gelebt.
So, jetzt aber mal ehrlich: Was denkt ihr über die Namen? Was sind die peinlichsten Namen, die ihr tatsächlich mal in Erwägung gezogen habt, falls/wenn ihr euch vermehrt? Oder welche furchtbaren Namen sind euch schon begegnet? Mögt ihr eure Namen, die ihr habt, oder nehmt ihr sie euren Eltern schon etwas übel?
Gast
Vielleicht sind die Eltern des kleinen Bix auch leidenschaftliche Bibliothekare? So hieß ja schließlich auch der 2015 eingestellte Bibliotheksindex. Vielleicht haben sie IHRE Chance gewittert, den einstmals Land ein, Land aus mit nervenaufreibender Spannung erwarteten Leistungsvergleich der Bibliotheken zu ehren?