Klopfer liest die Astrowoche - Teil 2
Ich bin gestern doch lieber kein Risiko eingegangen, deswegen gibt’s den zweiten Teil der Astrowoche-Lektüre erst heute. Und was für ein schöner Tag das ist, denn heute ist Vollmond!
Oh wie schön, der Vollmond wird mich beflügeln und mir Kraft geben und…
Verdammt! Erst Mondpausen, dann macht uns der Vollmond nervös… Nur Scherereien hat man mit dem Mond! Und ich will gar nicht wissen, was der uns jeden Monat an Strom und Wartung kostet! Da sollte sich die Regierung wirklich mal drum kümmern!
Natürlich darf in einer Zeitschrift wie der Astrowoche keine Rubrik fehlen, in der ganz normale Halbhirne Menschen wie du und ich erzählen, wie megamäßig dufte doch der ganze Esoterik-Mumpitz ist oder welche übersinnlichen Phänomene sie erlebt haben.
So auch eine Michaela S. aus Fürth, die regelmäßig ihre Bude zur Reinigung räuchert, anstatt den Staubsauger hervorzuholen wie normale Menschen. Und als ihr Sohn in der Schule versagt, ist für sie klar: Da hilft nur Rauchen!
Natürlich, es waren die bösen Computerstrahlen, die durch Rauch und einen Bergkristall neutralisiert werden mussten, und nicht etwa, dass der Sohn irgendeine Pornoseite entdeckt hat und seine Nächte damit verbrachte, seinen Lurch zu würgen, sodass er sich nicht mehr auf die Schule konzentrieren konnte. Und es kann natürlich nicht sein, dass er Schiss hatte, seine Mutter könnte irgendwas von seinen Entdeckungstouren in die Welt der Erotik gemerkt haben, nachdem er ihren Bergkristall neben dem Computermonitor entdeckte, weswegen er sich dann lieber etwas zurückhielt.
Was für die Bravo das Doktor-Sommer-Team, sind für Esoterik-Zeitschriften die Ratgeber-Rubriken, in denen sich leichtgläubige Menschen an Betrüger Hellseher und Astrologen wenden können. Hier haben wir eine Babette aus Mannheim, und ihr Kerl hat die Schnauze voll von ihr.
Da haben wir wieder etwas gelernt: Der Herrscherplanet Pluto macht immer alles kaputt und baut dann wieder etwas Neues auf, so wie ein Fünfjähriger mit Bauklötzen. Natürlich erzählt der Herr Wahrsager nur Scheiße, weil die Frau gar nicht hören will, dass die Chance nur minimal ist, dass ihr Mann wieder zu ihr zurückkehrt. Aber ihr dann noch zu erzählen, dass die neue Flamme des Gatten bald wieder weg ist, weil Pluto durch sein Haus läuft, dann kann man wohl nicht mehr wohlwollend davon ausgehen, dass es hier darum geht, ihren Schmerz zu lindern und sie sanft auf die neue Realität einzustimmen.
An dieser Stelle möchte ich mich aber doch einmal an euch, liebe Leser, wenden. Geht’s euch gut? Habt ihr ein neues Hobby? Dann seid ihr bestimmt Stier, Steinbock oder Jungfrau. Und ihr habt einen Mars-Neptun in eurem Erdzeichen, aber ich hoffe, das geht mit viel Ruhe und etwas Aspirin wieder weg.
Wie schön, dass jegliche guten Ideen, die ich habe, offenbar davon abhängen, ob ich einen Mars in meinem Zeichen habe, und nicht etwa davon, ob ich durch irgendwas inspiriert werde, was ich sehe. Es hilft bestimmt jedem Selbstwertgefühl, dass man über sein Leben offenbar weniger Selbstbestimmung hat als ein Planet, der zig Millionen Kilometer entfernt ist. (Wie zur Hölle schöpfen Esoterik-Fans aus so etwas ein gutes Gefühl?! )
Zum Abschluss möchte ich euch aber die Werbung auf der Rückseite der Zeitschrift präsentieren. Dort gibt es Magic-Cards! Und bevor ihr jetzt jubelt und sagt: „Hey, das kenne ich!“, so muss ich euch enttäuschen. Es geht nicht um den Großvater der Yu-Gi-Oh!-Karten. Hier geht es nicht um „Magic – The Gathering“. Vielmehr geht’s um ordinäre Plastikkarten, für die man einen horrenden Preis bezahlen muss.
Das sind transparente RFID-Karten, die man online für unter 60 US-Cent pro Stück in China kaufen kann und die von der Frau da für 50 Euro verkauft werden. Von den Gewinnmargen träumen vermutlich sogar Hersteller homöopathischer „Heilmittel“.
Normalerweise benutzt man solche Karten zum Beispiel für Zugangssysteme oder als Tickets für den ÖPNV, aber die hier werden als Schmerzmittel, Geldmagneten und Erfolgsoptimierer angepriesen. Und da man sich ziemlich sicher sein kann, dass keiner der verblödeten Kunden jemals versuchen wird, den RFID-Chip mal mit passender Hardware auszulesen, gehe ich davon aus, dass da gar nichts drauf gespeichert sein wird.
Als Fazit kann ich nur sagen, dass die Zeitschrift wohl schon ein bisschen geschafft hat, meinen Geist für Astrologie zu öffnen. Ich hab in dem Heft jedenfalls von vielen Scharlatanen, Bauernfängern und Betrügern erfahren, denen ich gerne den Pluto in den Uranus schieben möchte.
Nachtrag: Später habe ich mir die Astrowoche noch einmal angeschaut.
Gast
Wenn man die "richtigen" Kräuter verwendet, hilft das bestimmt Frieden und Harmonie im Haus zu schaffen. Solange sich die Familie um den Kräuter-Pott versammelt.