Star Crash
Eines der erfolgreichsten Science-Fiction-Märchen fand 1977 seinen Weg in die Kinos der Welt, zog fünf Fortsetzungen nach sich, zwei Ewok-Spin-Off-Filme und ein unsägliches Fernsehspecial mit Wookies in der Hauptrolle. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, George Lucas' "Star Wars" hat viele Höhen und Tiefen erlebt. Schlimmer als Episode 1 geht's aber immer, wie die italienische Produktion "Star Crash" aus dem Jahr 1978 beweist. Der Film ist dreist. Eine unverfrorene Frechheit. Und mein Tipp für einen lustigen Filmabend.
Gleich zu Beginn gibt man sich größte Mühe, keinerlei eigene Kreativität erkennen zu lassen: Wie bei Star Wars fliegt ein Raumschiff über die Kamera hinweg ins Bild. Lediglich das Budget macht die Erhabenheit der Szene zunichte. Das Raumschiffmodell ist nicht so lang wie ein Sternzerstörer, aber dafür eindeutig aus billigstem Plastik. Damit die preiswerte Verarbeitung auch richtig auffällt, wird der Vorbeiflug aus allen möglichen Blickwinkeln in Nahaufnahme gezeigt. Und selbst der Hintergrund gibt sich keine Mühe: Zwischen die weißen Punkte sind große leuchtende rote, blaue und gelbe Lämpchen gesetzt worden, als wenn der Verantwortliche noch nie den erstaunlich unbunten Nachthimmel gesehen hätte.
Schnitt ins Innere des Schiffes: Die Besatzung ist ebenfalls aus Plastik. Zumindest wirken die Schauspielkünste so. Ein Typ mit albernem Helm steht auf der Brücke und erzählt einem anderen Typen mit albernem Helm, dass sie zwar schon in das Zentrum der verlorenen Sterne eingedrungen sind, aber immer noch nicht die geheime Festung des Feindes gefunden haben, des Counts Zarth Arn. Den Nebensatz hängt der Knabe tatsächlich ran, als wenn sein Untergebener nicht wüsste, wer eigentlich der Feind ist. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich Drehbücher hasse, in denen irgendwelche Informationen für den Zuschauer in Dialoge zwischen Leuten gepackt werden, für die das Gesagte nichts Neues sein sollte? Jedenfalls merkt der Kommandant an, dass die Aufgabe ja nur ist, den Phantomplaneten mit der Festung des Feindes zu finden, die Koordinaten ans Hauptquartier zu melden und sich dann wieder zu verpissen, damit ihre Angriffsschiffe sich darum kümmern können. Man dürfe nämlich kein Risiko eingehen, weil man eine sehr wichtige Persönlichkeit an Bord hätte. Wie schön, dass die wichtige Persönlichkeit sich die Zeit genommen hat, bei der offenbar absolut risikolosen Aufklärungsmission im Gebiet des Feindes dabei zu sein. Nach zwei Minuten Film möchte ich den beiden Drehbuchschreibern schon in die Fresse hauen.
Schließlich nähern sie sich einem Eisplaneten, den sie mit "Computerwellen" abtasten, um eventuell verborgene Waffen zu finden, jedoch ohne Erfolg. Noch bevor sich die Anwesenden fragen können, ob sie doch lieber Schauspielunterricht hätten nehmen sollen, wird das Schiff von einem Peilkräftefeld (oder Teilkräftefeld? Der spricht so undeutlich) angegriffen, wobei lauter rote Punkte durchs Schiff düsen und eine abgefilmte Lavalampe über das Bild gelegt wird, während die Leute sich an den Kopf packen und auf dem Boden wälzen (die Haltung hatte ich vorher schon eingenommen, aber aus anderem Grund) und ein nerviges Geräusch mitsamt dramatischer Musik aus den Lautsprechern tönt.
Aus irgendeinem Grund startet man drei Rettungsfähren (wobei der Zuschauer wieder die ausgefeilte italienische Tricktechnik der ausgehenden Siebziger bewundern kann), obwohl die auch nicht stabiler aussehen als das große Raumschiff. Den Start der Rettungsfähren sollte man übrigens nicht als Zeichen dafür sehen, dass das Mutterschiff evakuiert wurde – die Brücke sieht noch sehr voll aus, als das Schiff in Richtung des Eisplaneten fliegt und schließlich explodiert (so wie es aussieht, mit dem ganzen Planeten). Zeit für die Star-Wars-Gedächtnislaufschrift mit der Story!
Und wow, die ist wirklich extrem hässlich. Anscheinend wusste man in Italien noch nicht, wie man Schrift nach hinten klappt. Die Story stellt sich übrigens wie folgt dar: Ein Teil der Galaxis wird vom gütigen Emperor regiert, ein anderer Teil vom bösen Count Zarth Arn, der mit einer ganz furchtbaren Waffe die Leute unterwirft. Und jetzt ist die Zeit für die Rebellion gekommen. Das ergibt zwar keinen Sinn, weil es um den Kampf von Kaisertreuen gegen Böse geht und nicht um den Kampf von Rebellen gegen ihre Unterdrücker, aber bei Star Wars war es halt auch eine Rebellion, also gehört sich das so. Der Hintergrund macht übrigens den Eindruck, als wenn der Spezialeffekteknecht nach jeder Einstellung noch ein paar weitere Weihnachtsbaumleuchten auf den Himmel klebt.
Okay, Zeit für die Helden. Die sitzen im Cockpit eines Raumschiffs und werden von den kaiserlichen Bullen verfolgt, weil sie Schmuggler sind. Und denkt jetzt nur nicht an Han Solo, das hat der gute Mann nicht verdient. Nein, es sind vielmehr Stella Star und ihr hakennasiger Kumpan Akton, die bei der Flucht eine beeindruckende Freude zur Schau stellen. Anscheinend sind sie unheimlich glücklich, im Film mitspielen zu dürfen. Ihre Verfolger sind übrigens der galaktische Polizeichef Thor und der geschwätzige Polizeiroboter Elle, der zum Glück wenigstens nicht goldfarben ist.
Stella und Akton schalten auf Hyperspace, fachsimpeln ein bisschen über ihre nur marginalen Überlebenschancen und treten dann schließlich wieder in die "Normalatmosphäre" ein. Dummerweise halten sie neben einem Neutronenstern, dem sie mit voller Kraft entkommen müssen, um nicht zerstört zu werden. Um das zu schaffen, schmeißen sie den hinteren Teil ihres Raumschiffes mal einfach so weg.
Akton zeigt dann auf die Sterne vor ihnen und erzählt, dass das die Grenze der heißesten Sterne wäre, und wenn sie nur eine Sekunde länger im Hyperspace geflogen wären, wären sie direkt neben diesen Sternen gelandet. Klar, dagegen ist ein Neutronenstern ja ein Klacks. Stella entdeckt dann eine der Rettungsfähren, schmeißt sich in ihren Raumanzug und schwimmt mal rüber.
Der Typ, den sie in der Fähre findet, war offenbar ein ziemliches Arschloch, denn er ist mit dem Ding alleine losgeflogen, während viele seiner Kameraden im Mutterschiff verreckt sind. Nach der Rettungsaktion liegt er blöd in Stellas Schiff rum und stöhnt: "Monster", was Akton dankenswerterweise übersetzt mit den Worten: "Er stammelt etwas von roten Monstern!" Geil, Akton. Übersetz noch mal was! Ah, der Kerl sagt: "Alarmieren..." Na, was machst du daraus, Akton? "Wir sollen jemanden alarmieren, Stella. Den Emperor des ersten Kreises des Universums!" Dann stellt sich aber heraus, dass Akton gemogelt hat und ein kaiserliches Emblem an der Uniform des Knaben gefunden hat. Jetzt werden Stella und Akton aber erst einmal vom Polizeichef und dem Roboter festgenommen, die die "Feuerspur" von Stellas Raumschiff verfolgt haben.
Jetzt wird's aber mal Zeit, den bösen Zarth Arn kennenzulernen. Der lebt übrigens in einer Raumstation, die wie eine kantige Hand aussieht. Und er selbst sieht aus... also das seht ihr ja auf den Screenshots. Offenbar haben Italiener eine merkwürdige Vorstellung von Bösewichten. Dem Count wird berichtet, dass ein Überlebender gefunden wurde, aber mit seinem zermatschten Hirn keine Hilfe für den Emperor sein wird. Zarth Arn ruft zwei Metallroboter, für deren lausige Stop-Motion-Animation Ray Harryhausen sich schämen würde, und erzählt ihnen von einer einfachen Aufgabe und dass er hofft, nicht enttäuscht zu werden. Was die einfache Aufgabe ist, haben sich die Drehbuchschreiber nicht einfallen lassen.
Stella und Akton stehen nun vor Gericht. Oder eher vor einem grünen Gehirn mit Gesicht und Tentakeln. Stella hat sich übrigens fein gemacht und trägt ihren "Ich werde heute verurteilt"-Bikini. Yummy. Akton bekommt 220 Jahre Zwangsarbeit auf einem Gefängnisplaneten aufgebrummt, Stella Star kommt aber nicht so leicht davon. Sie muss nämlich lebenslange Zwangsarbeit in einer Strafkolonie leisten.