Super Mario Bros. Super Show
Episode 3 - Der Tag der Waisen
Tote Hose bei den Mario Brothers – offenbar hat gerade niemand ein verstopftes Klo. Luigi spielt mit einem Mensch-Mop-Mutanten aus dem Gulli Schach, während Mario nur ein paar Meter weiter frisst. Mhh, wie hygienisch. Riecht sicher auch gut.
Luigi pöbelt seinen Spielpartner an, weil der so lange braucht, um sich seinen Zug zu überlegen, und motzt ihn dann wieder an, weil der nur eine Figur bewegt. Ich bin nicht der größte Schachexperte, aber ich dachte, das wäre so üblich beim Schach. Allerdings ist auch Luigi wohl nicht unbedingt ein zweiter Garri Kasparow, denn er wird nach seinem Zug blitzschnell mattgesetzt.
Da klingelt es an der Tür, und Luigi fragt Mario, wer da klopft. (Genau.) Er mutmaßt, es könnte sich um eine Kundin handeln, bei der Mario ein Rohr verlegt abgedichtet und ihr dann das Herz gebrochen hat. Ey, Luigi, hast du dir deinen Bruder mal angeguckt?
Die Person vor der Tür sollte allerdings wirklich besser noch nicht mit Marios Rohr in Kontakt gekommen sein, denn es handelt sich um ein 14-jähriges Mädchen – eine traurige Waise namens Patty, gespielt von Danica McKellar. Die hat sich übrigens später äußerlich und innerlich verdammt gut entwickelt. *rrr*
Patty erzählt – begleitet von melancholischer Flötenmusik – eine traurige Geschichte davon, wie einsam sie wäre und nur ihren Schatten hätte, und Luigi lässt sie natürlich sofort herein. Offenbar hat er noch nicht davon gehört, dass ein älterer Kerl, der im Keller lebt und junge Mädchen hereinbittet, einen ganz unschmeichelhaften Ruf erwerben kann. *hust*
Nachdem sie auch den dicken Mario-Bruder kennengelernt hat, drückt Patty noch mehr auf die Tränendrüse und erzählt davon, dass heute ihr Geburtstag wäre. Die Marios, nett wie sie sind, bieten natürlich sofort eine Party an – und Patty fordert gleich Torte, Partykleider, Videospiele und einen hochauflösenden Monitor … Einen hochauflösenden Monitor!? Das war 1989, was damals als hochauflösend galt, wird von meinem fünf Jahre alten Smartphone übertroffen. Allerdings – wenn man eh nur ein NES dranhängen hat, stört’s wohl auch nicht.
Ich muss mich allerdings doch fragen, warum Patty mit ihren extravaganten Wünschen ausgerechnet zu ein paar abgerissenen Klempnern gegangen ist, die im Kellerloch mit Gulli wohnen müssen. Mario stellt ihr sogar sinngemäß die gleiche Frage – die Patty mit der Aktivierung ihres Heulbojenmodus beantwortet. Tja, da bleibt wohl für die Brüder keine andere Chance, als darauf einzugehen. Wenn etwas heikler ist, als ein 14-jähriges Mädchen aus der Wohnung von zwei alten Männern kommen zu sehen, dann wohl, es flennend aus der Wohnung kommen zu sehen. Also flugs die Brieftaschen gezückt, um ein junges Mädchen zum Schweigen zu bringen.
Gesagt, getan: Die Brüder dekorieren ihren Sumpf mit Girlanden und Ballons, während das Mädel vor der Glotze sitzt und Popcorn mampft. Anstelle von Nintendo hätte ich die Gelegenheit ja genutzt, mal die Spielkonsole zu zeigen, aber nee. Amateure, allesamt. Außer Danica. Die ist toll. Falls du das liest, Danica, schreib mir. Gern auch unzüchtig, ich bin sehr tolerant.
Patty hat ihr Popcorn inzwischen aufgemampft und fragt den blasenden Mario nach einer neuen Portion. Der ist prinzipiell nicht abgeneigt, würde aber gerne vorher den Ballon zu Ende aufpusten. Nicht so mit Patty! Die zickt ihn gehörig an und droht mit neuen Tränen. … Moment mal, das ist wirklich so, als wären die zusammen. Bluärg. Die Brüder finden das Verhalten einer traurigen Waisen auch nicht so wirklich angemessen.
Zum Glück klingelt es an der Tür. Patty sprintet sogleich hin und steht zwei Leuten gegenüber, die aussehen wie Clark Kent und Lois Lane. Überraschung! Es sind ihre Eltern, die schon überall nach ihr gesucht haben. Tja. Das glaub ich ihnen sogar. Sie müssen wirklich überall woanders schon gesucht haben, bevor sie auf die Idee gekommen sind, mal bei ein paar Klempnern im Keller zu klingeln. Patty ist allerdings von der frohen Familienzusammenführung nicht so begeistert, haut ihren Erzeugern die Tür vor der Nase zu und versteckt sich. Haben sich ja eine ganz schöne Bitchqueen herangezüchtet, die properen Eltern.
Luigi lässt die beiden Chromosomenspender trotzdem herein und informiert sie darüber, dass sich ihre saubere Tochter als Waise ausgegeben hat. Allerdings ist das nicht ihre beste Geschichte. Superman in zivil erzählt nämlich, dass Patty in der Woche davor behauptete, ihre Eltern wären im All verschollen. Auf Krypton zweifellos. Der Geburtstagstisch bleibt natürlich nicht unbemerkt, und so erfahren die Eltern auch noch, dass hier eine Party für ihre Leibesfrucht gefeiert werden sollte. Clark will sich entschuldigen und Patty wieder mitnehmen, vermutlich, um ihr den Arsch zu versohlen.
Ich mag mich irren, aber ich würde vermuten, dass heutzutage mindestens ein Elternteil ein Verhör der beiden Männer vornehmen würde, um herauszufinden, ob die hilfsbereiten Handwerker ihrer Tochter vielleicht ein oder zwei Entjungferungen zum Geburtstag aufgedrängt haben. Aber gut, das waren die einfacheren Zeiten damals.
Patty versucht noch, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen, und gibt sich weiterhin als Waise aus, die nicht mit Fremden reden soll (es sei denn, Scheiße ist ihr täglich Brot, wie bei den Mario Brothers). Ein Anschiss der Mutti treibt ihr aber die Flausen aus dem Kopf, und demütig bittet sie die Brüder um Entschuldigung, die die Bude dekoriert haben und ihr Geld für Kuchen, Eis und teure Geschenke ausgeben mussten.
Anstatt zu versuchen, zumindest die Geschenke wieder in den Laden zurückzubringen und das Restgeld aus den Eltern rauszuklagen, kommt Luigi darauf, trotzdem eine Party zu feiern – anlässlich der Familienzusammenführung. Patty findet die Idee natürlich dufte und schwört, bis zum Ende des Jahrtausends brav zu sein. Ja klar. Und dann kommt die Pubertät mit voller Wucht, und man erwischt Patty in den Büschen bei der Turnhalle dabei, wie sie dem Footballteam ihren Leib opfert. Hör nicht auf sie, Clark! Sie lügt! Aber nein, der Mann aus Stahl wird weich, und die diabolische Patty kann weiter ihr vernichtendes Werk fortführen. Nach der Party.