Fifty Shades of Grey - Geheimes Verlangen
Am nächsten Tag geht’s für Ana dann wirklich nach Georgia zu ihrer Mama und ihrem Lebensabschnittsgefährten. Und dabei sieht sie, wie sehr sich die beiden mögen und genießen, miteinander Zeit zu verbringen, ohne dass sie ihm untergeordnet wäre. Es ist das, was sie sich selbst wünschen würde. Das macht für Ana den Blick auf die eigene Beziehung nicht unbedingt leichter. Daran ändert auch ein kleiner Handychat mit Donald nichts, und schon weint sie wieder, während er vergeblich versucht, sie anzurufen. Könnte auch daran liegen, dass er erwähnt hat, mit einer Freundin gegessen zu haben, und Ana hat korrekt erraten, dass es sich dabei um die Frau handelte, deren Sklave er war.
Ein netter Cocktail mit ihrer Mama in einer Hotelbar wäre schön, um mal alles zu bereden, doch wer taucht auf wie Kai aus der Kiste? Donald. Den wird man wohl nie los. Die Mutter entschuldigt sich, und Donald versucht Ana davon zu überzeugen, dass sie gar nicht eifersüchtig auf die andere sein müsse. Die habe ihm sogar geraten, nach Georgia zu kommen. Zum Bumsen auf sein Hotelzimmer will Ana nicht, dafür verspricht er ihr eine Überraschung für den nächsten Tag.
Und die Überraschung ist wieder eine furchtbarer Versuch, die dürftige Handlung länger auszudehnen: ein Segelflug. Den findet Ana sogar ganz romantisch und fragt sich (und ihn) danach, warum Donald gegen romantische Gefühle ankämpft. Da wird er von seinem Handy gerettet. Anscheinend ist grad ein geschäftlicher Notfall eingetreten, weswegen er ganz dringend nach Seattle zurück müsste und deswegen keine fünf Minuten erübrigen könnte, mit seiner Irgendwie-Freundin mal Tacheles zu reden.
Nach ihrer Rückkehr ist Donald immer noch schwer gestresst, weil geschäftlich wohl weiterhin die Hütte brennt. Er muss sich abreagieren, also bestellt er Ana in seine Folterkammer. Sie hat immer noch nicht den Vertrag unterschrieben, aber das scheint total egal zu sein. Sie bumsen wieder.
Nachts klimpert Donald wieder auf dem Piano herum, und Ana will wissen, warum sein Geklimper immer so traurig klingt. Er sagt aber nichts, und sie meckert wieder, warum er sie nicht an sich ranlässt. Sie fragt dann auch, ob es daran liegt, dass sie den Vertrag noch nicht unterschrieben hat (sie erinnert sich!), aber er findet, der Vertrag wäre scheißegal. (So ein sauberer Geschäftsmann.) Die Regeln würden aber weiterhin stehen, und wenn Ana die missachten würde, würde er sie bestrafen. Spätestens jetzt sind wir im Bereich der Sexualstraftaten, aber Donald ist reich, von daher hätte er sowieso nicht viel zu fürchten.
Ana würde gerne erfahren, warum er sie überhaupt bestrafen will, und er antwortet wiederum nur kryptisch (kann er auch anders?), dass sie ihn nie wieder so sehen würde wie jetzt, wenn er die Wahrheit sagte. Und es wird schöner.
Ana: „Würdest du mich jetzt gerne bestrafen?“
Donald: „Ja. Ich würde dich jetzt gerne bestrafen!“
Ana: „Was, wenn ich dir sage, dass ich genauso wenig von dir bestraft werden will wie du dich von mir anfassen lassen willst? Würdest du mich dann immer noch bestrafen wollen?“
Donald: „Nein, aber das heißt nicht, dass ich es nicht brauche.“
Das klingt wirklich nicht mehr nach gesundem BDSM. Er besteht jedenfalls darauf, dass er so ist, „in 50 Facetten abgefuckt“. Ich hab ja auch sexuelle Vorlieben (zugegebenermaßen nicht so krass), aber ich kann mir nicht mal vorstellen, wie ich einer Frau ins Gesicht brülle: „Ich will dich nicht ficken, wenn du nicht willst, aber ich brauch es nun mal, weil ich so verdammt hetero bin!“ Gegen Donald war selbst Edward Cullen ein Gentleman, und der wollte seine Freundin auffressen.
Ana setzt sich jetzt voll den Idiotenhelm auf und besteht darauf, dass Donald ihr zeigen soll, wie so eine Bestrafung genau aussehen würde. Also geht es in die Folterkammer, wo Donald Ana mit einem Ledergürtel und voller Kraft sechs Mal auf den blanken Arsch schlägt. Ana heult dabei und stößt danach Donald weg. Sie fragt ihn, ob er sie wirklich so sehen wollte, will aber seine Beschwichtigungen gar nicht hören. Schließlich dreht sie sich um und lässt ihn allein in der Folterkammer stehen.
Sie flennt in ihrem Schlafzimmer, als Donald es noch mal versucht. Und wieder ist der Dialog ein Klischeefeuerwerk allererster Kajüte.
Donald: „Bitte hass mich nicht.“
Ana: „Das wirst du nie wieder mit mir machen! Ich bin nicht, was du willst!“
Donald: „Ana, du bist alles, was ich will!“
Ana: „Ich hab mich in dich verliebt.“
Donald: „Nein! Nein, Ana! Du darfst mich nicht lieben!“
Dann schickt sie ihn raus. Er hält sich sogar dran, obwohl das bestimmt eine Regelverletzung ist und er ihr dafür sicherlich eins in die Fresse geben könnte. Und kaum ein Imam würde ihn dafür verurteilen.
Am nächsten Morgen legt sie ihm den Laptop hin und verlangt ihr Auto. Geht nicht, ist schon verkauft, aber immerhin verspricht er ihr einen Scheck mit dem Erlös. Und sein Fahrer wird sie nach Hause bringen. Als sie zum Fahrstuhl geht, will Donald noch hinterher – doch sie gebietet ihm mit einem energischen „Stop!“ Einhalt. Die Fahrstuhltür schließt sich. Wir haben es überlebt.
Und wenn das der einzige Film gewesen wäre, wäre es immerhin eine Art Happy End geworden: Frau verlässt ihren manipulativen Freund, der sie misshandelt. Aber nein: Weil Frauen ja lieber haufenweise Bücher kaufen, in denen Ana zu ihrem Arschlochfreund zurückkehrt und weiter verdroschen wird, selbst als Hochschwangere, gibt’s noch zwei davon.
Wäre glatt ein Anlass für einen #Aufschrei.