Twilight 5: Breaking Dawn 2 - Bis(s) zum Ende der Nacht
Es ist nicht ganz drei Jahre her, dass ich den ersten Twilight-Film gesehen habe. Es war eine zutiefst traumatisierende Erfahrung. Manchmal weine ich nachts deswegen, und der Psychiater sagt, der einzige Weg zur vollständigen geistigen Genesung sind wahnsinnig hohe Verkaufszahlen meiner Bücher. Ja, ich finde es auch ein wenig merkwürdig, aber ich werde mich hüten, den Rat des Arztes anzuzweifeln. Er ist schließlich ein Fachmann. Und wenn man lange darüber nachdenkt, ist es sogar ein wenig plausibel.
Warum erzähle ich euch all das? Nun, einige sagen, es ist ein durchschaubarer Weg, euch mit einer billigen Mitleidstour dazu zu bringen, meine Druckwerke käuflich zu erwerben und mir zu dem Wohlstand zu verhelfen, der einem Hasen zusteht. Andere behaupten, ich labere nur so herum, um den unvermeidlichen „Genuss“ des fünften Films noch hinauszuzögern. Und sicher, all diese Leute werden einen kleinen Zipfel der Wahrheit erfasst haben. Dennoch sollte man nicht vergessen, dass ich nunmehr eine der erfolgreichsten und gleichzeitig übelsten Filmreihen der letzten Jahre gesehen habe, ohne auch nur ein Quäntchen Erkenntnis gewonnen zu haben, wieso die Twilight-Saga nicht nur unerfahrene kleine Mädchen, sondern auch (äußerlich) erwachsene Frauen zu kreischenden Schlüpferbefeuchtern mutieren lässt, sobald der Auslösereiz in Form von Edward oder Jacob ins Blickfeld gelangt. Es ist daher nicht leicht für mich, den Glauben an die Menschheit zu behalten. Nun steht also der Abschluss der Reihe bevor – wenn sich meine Hoffnung erfüllt und diejenigen Hollywood-Sadisten, die eine Fortführung in Film- oder Fernsehserienform planen, noch rechtzeitig von einem barmherzigen Meteoriten erschlagen werden.
Wenn man die DVD einlegt, könnte man allerdings meinen, dass Teil 5 sich seiner Rolle als Abschluss durchaus bewusst ist und das Ende selbst lange hinauszögern möchte. Bevor das Menü erscheint, wird man mehrere Minuten lang mit Trailern belästigt, die man nicht abbrechen, sondern nur vorspulen kann. (Sollten wir so etwas nicht mit dem Tod von VHS-Kassetten hinter uns gelassen haben?) Der Film beginnt ebenfalls sehr gemächlich: Der Vorspann ist gute drei Minuten lang, in denen man über den rot eingefärbten Forst rund um das Städtchen Forks fliegt. Ich hab keine Ahnung, wie 13-jährige Mädels mit ihrer kurzen Aufmerksamkeitsspanne damals im Kino so lange durchgehalten haben, ohne den Vorführer zu lynchen.
Der letzte Film hörte mit einem Blick in Bellas rote Augen auf, dieser hier fängt damit an. Wohl um Bellas enorm gesteigerte Wahrnehmung zu dokumentieren, wird einem in gezoomten Zeitlupenaufnahmen allerlei Nebensächliches gezeigt: Staubpartikel, die durch die Luft schweben, die Struktur des Papiers von einem Druck an der Wand, Dreck im Teppich …
Natürlich erblickt sie auch Edward, der offenbar schon die ganze Zeit drauf gewartet hat, dass das faule Stück endlich mal ihren Hintern hoch kriegt und ihm das Essen macht. Weswegen heiratet man sonst, verdammt? Sie will aber lieber knuddeln, aber da sie jetzt über Vampirkräfte verfügt, bricht sie ihrem Gatten fast die Knochen. Sein dezenter Hinweis, dass sie etwas vorsichtiger sein sollte, nimmt sie zum Anlass, grinsend sein Becken an sich heranzuziehen, was ungefähr das Geräusch macht, als wenn man eine Schublade zuknallt. Sexy.
Nach dem Knutschen fällt ihr dann auch wieder ein, dass sie ja mal ein Kind in sich drin hatte. Edward will sie aber erst zu ihrer Tochter lassen, wenn sie satt ist und nicht mehr die Gefahr besteht, dass sie die Kleine einfach aussaugt. Auf zur Jagd!
Beim Joggen durch den Wald muss sie natürlich erst mal mit ihrer neuen Vampirsportlichkeit angeben, bis ihr Edward zeigt, wie sie mit ihrem Gehör neue Beute finden kann. Gemeinsam lauern sie einem jungen Hirsch auf.
Bella nimmt jedoch plötzlich die Witterung einer viel interessanteren Beute auf: Ein Kletterer hängt an einem Berg und schwitzt so ungeheuer männlich. Bella würde den gerne für sich abpflücken, aber ihr besonnener Mann redet es ihr aus. Spielverderber.
Zurück zum Hirsch. Allerdings hat sich nun auch ein Berglöwe diese leckere Beute ausgesucht. Bella, mal nicht wählerisch, schnappt sich die Miezekatze direkt aus der Luft und vertilgt sie. Da hat Bambi aber Glück gehabt.
Auf dem Rückweg schmiert Edward ihr noch reichlich sprichwörtlichen Honig um die Schnute. Oh, wie toll sie der Gier nach Menschenblut widerstanden hat, da haben ja selbst erfahrene Vampire Probleme. Ach Bella, gibt es irgendwas, in dem du nicht total toll und bemerkenswert bist? Vermutlich riechen selbst deine Fürze nach Kakao und warmen Keksen. Kurz vor dem Haus treffen sie auf Jacob, der erst mal sehen will, wie Bella auf ihn reagiert, bevor man sie in die Nähe des Babys lässt. Bella wundert sich zwar, warum sich der Hund um das Kind sorgt, aber sie lässt sich von den bedeutungsschwangeren Blicken zwischen ihm und Edward nicht weiter irritieren. Schließlich diagnostiziert sie, was die anderen Vampire immer schon wussten: Jacob stinkt! (Das war vermutlich der Augenblick, in dem auch die letzten „Team Jacob“-Anhänger angefangen haben, T-Shirts mit „Bella ist eine undankbare Planschkuh“-Aufdruck zu tragen.)
Und welch Überraschung: Sie haben es nicht geschafft, dem Baby ein überzeugenderes Computergrafikgesicht aufzukleben, es sieht immer noch aus wie ein Mutant aus dem Uncanny Valley. Bella hingegen sieht so aus, als wenn sie wieder kotzen muss, aber gut, das ist halt die emotionale Bandbreite dieser Frau. Auf einmal hat sie einen Flashback aus den letzten Film, als sie halb tot über das Baby sagte, dass es wunderschön wäre. Und schon haben wir die besondere Gabe von Renesmee: Sie kann durch Berührung kommunizieren und hat so ihrer Mama ihre erste Erinnerung gezeigt. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn wenigstens das Balg mal normal gewesen wäre. Eher nebenbei wird erwähnt, dass das Kind immer noch schnell wächst und deswegen älter aussieht.
Jacob möchte das Kind nun wieder ins Bettchen packen, um es nicht zu überfordern, aber wird von Bella angegiftet: „Was ist dein Problem!?“ Ja genau ey, was guckst du so, Kartoffel? Gib Handy! Die restliche Familie grinst schon amüsiert bei dem Gedanken, was jetzt kommt: Jacob muss Bella irgendwie beibringen, dass er der zukünftige Beschäler ihrer kleinen Tochter sein wird, weil er auf sie geprägt wurde. Tadaaa!
Und sie nimmt es wirklich locker. Gut, das war gelogen. Sie packt ihn am Kragen, schmeißt ihn raus und verprügelt ihn. Es klingt auch so, als wenn sie besonders sauer darüber wäre, dass er auf Renesmee geprägt worden ist, bevor sie mehr Zeit mit dem Kind verbringen konnte. Meint sie etwa, es wäre jetzt zu spät für ein Gespräch über Blumen und Bienchen? Ich kann ja verstehen, dass sie die ganze Sache gruselig findet, aber ich hätte gedacht, dass sie am ehesten begreift, dass er nichts dafür kann und Stephenie Meyer daran schuld ist.
Leah und ihr kleiner Bruder Seth haben den Radau offenbar mitbekommen und kommen als Wölfe angerannt, werden aber von Jacob am Eingreifen gehindert. Eloquent versucht er nun, Bella begreiflich zu machen, dass Renesmee der Schlüssel seiner Hingezogenheit zu Bella war. Wie sympathisch, er mochte Bella eigentlich gar nicht. Guter Junge. Oh, und er nennt das Kind Nessie, was Bella noch mal einen Zacken rasender macht. Ich finde ja Renesmee als Namen immer noch grausamer. Bevor Bella Jacob aber endgültig zerfetzt, stürzt sich Seth auf sie und wird gegen einen Baum geschleudert. Erst beim Anblick des winselnden Jungwolfs zügelt sie sich, zieht aber immer noch eine Fratze, als wenn ihr ein Pups quer hängt.
Nachts darf Jacob wenigstens wieder im Haus schlafen. Edwards Horde kommt aus dem Wald gestiefelt und wünscht Bella einen herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Sie wird zwar nicht mehr biologisch reifer, aber ich finde gut, dass man der Ziege sagt, dass sie älter wird. Alice überreicht ihr stolz einen alten Schlüssel, und nach einem weiteren Waldspaziergang wird klar, dass dieser Schlüssel zu einem eigenen, rustikalen Häuschen für die frisch gebackene Familie wird. Tja, wird ja auch Zeit, Edward ist über 100, verheiratet und Vater, da hat Papa natürlich auch keinen Bock mehr, ihn bei sich daheim wohnen zu lassen.