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Spezialisten für Eigentumsveränderungen

Vielleicht kennen einige die obige Bezeichnung. Für die Unwissenden: Das ist eine euphemistische Umschreibung für "Diebe". Wo im herkömmlichen Sinne Diebstahl immer noch bedeutet, dass der eine am Ende weniger und der andere mehr hat, so hat sich in Zeiten kreativer Selbstverwirklichung eine weitere Möglichkeit ergeben: Am Ende hat der Beklaute zwar nicht weniger als vorher, dafür hat der andere trotzdem einen Gewinn. Gerade im Internet blüht diese Unsitte auf, fremde Texte und Bilder zu klauen und als Eigenleistung auszugeben. Bei Seiten, die von mehreren Leuten aufgebaut werden, muss nicht einmal der Webmaster der Dieb sein, oft genug schieben ach so "hilfsbereite" Mitarbeiter oder Besucher geklautes Material rüber, was den Webmaster dann bei der Entdeckung in peinliche Situationen bringt.
Andere wiederum stehlen ganz bewusst. Insbesondere junge Menschen scheinen zu glauben, das gesamte WWW sei ein riesiger Selbstbedienungsmarkt, und jegliches Streben der echten Kreativlinge, für ihre Arbeit auch aufrichtige Anerkennung zu bekommen, wäre nichtexistent.
Würde man allein das Textcopyright streng durchsetzen, könnte der berüchtigte HP-Provider Beepworld glatte 95% seiner Seiten einstampfen.

Eine zweite Unsitte ist das Linken auf Bildern, die auf fremdem Webspace liegen. Der Dieb selbst kommt mit nur wenigen Kilobyte Speicherplatz aus und kann dennoch gut ausgestattete Bildergalerien auf seiner Seite vorweisen. Der arme Kerl, der die ganzen Bilder auf seinem teuren Speicher zu lagern hat, wundert sich dann über den stark gestiegenen Traffic (das ist die Datenmenge, die durch die Leitung geht) und muss eventuell deswegen gar nicht mal geringe Summen an seinen Provider nachzahlen. In diesem Fall hat der Beklaute also auch wirtschaftlichen Schaden zu beklagen.

Als wenn das Klauen an sich nicht schon ausreichen würde, ist die Reaktion einiger überführter Diebe noch erstaunlicher. Nicht nur ich, sondern auch einige Freunde durften sich schon ein buntes Sammelsurium an Beleidigungen, Gegenverdächtigungen ("Wahrscheinlich hast du sogar von uns geklaut!") und Forderungen ("Beweis doch, dass es von dir stammt!") anhören, die mich schon oft den Wunsch verspüren ließen, ich könnte durch die Leitung düsen und dem Schurken auf der anderen Seite den Hals umdrehen. Ein Knaller war auch noch das geniale "Wenn du nicht willst, dass es andere auf ihrer Seite verwenden, stell es nicht ins Netz." (Wenn man einer Softwarefirma sagt: "Wenn ihr nicht wollt, dass eure Software raubkopiert wird, dann bringt einfach keine mehr raus", wird man wahrscheinlich zu Recht von den Programmierern mit einem kochend heißen Rettich penetriert.)
Ich hab seit kurzem auf meiner "großen" Webseite eine Linksperre eingebaut, die auf diebischen Seiten nur ein nettes kleines JPG-Bild mit der Aufschrift "Bilderklau" zeigt. Der Erfolg: über eine halbe Million Zugriffe darauf in einer Woche, anscheinend waren die Leute sehr fleißig dabei, Material von meiner Seite zu linken. Allein der Traffic für diese kleine Datei betrug 158 Megabyte, und man kann sich leicht vorstellen, wie viel ohne die Sperre durch die Leitung gehen würde, ohne dass ein Hinweis auf diese Seite kommt.

Ich frage mich eines: Was treibt diese Leute überhaupt dazu, eine Webseite ins Internet zu stellen? Eigenes Material haben sie ja nicht zu präsentieren, berühmt werden kann man dadurch auch nicht wirklich, und falls sie denken, Webmaster würden allein durch diese Aufgabe in Unmengen eindeutiger Angebote versinken und das Sexleben eines argentinischen Zuchtbullen haben: Vergesst es, das sind Lügen, die wir echte Webmaster euch gerne erzählen, damit ihr den Boden anbetet auf dem wir wandeln. Also überlegt euch einen besseren Grund, weswegen ihr eine Homepage haben wollt.

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