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Frauen schnell zum Orgasmus bringen

Frauen schnell zum Orgasmus bringen

Da hat man mithilfe von Daniel Websters „Er sucht sie“ nach zwei Wochen penetrantem Stalking endlich eine Frau gefunden, die nicht statt einer Beziehung mit ihrem Stalker den Freitod wählt, und schon steht die nächste Hürde bevor: der erste Geschlechtsverkehr. Nun ist man so unerfahren, dass man im ersten Buch schon erklärt bekommen musste, wie toll Frauen sind, also wäre es wohl grundloser Optimismus, davon auszugehen, seine verschreckte Partnerin sofort in den siebten Himmel vögeln zu können. Doch zum Glück lässt Daniel Webster seine Schüler nicht allein, denn er hat ein zweites Buch veröffentlicht: „Frauen schnell zum Orgasmus bringen – Ein schamloser Erotik-Ratgeber für Profis und solche, die noch viel lernen müssen!“

Schamlos stimmt ohne Zweifel: Das Büchlein ist gerade mal 64 Seiten dick und kostet trotzdem 9,95 Euro. Und die 64 Seiten sind wirklich mit dem billigsten Trick der Welt gefüllt worden. Die Schrift ist riesig:

Schrift für Blinde

Zum Vergleich hab ich mal ein „Böses Hasi!“ von mir aufgeschlagen. Die Schrift in „Böses Hasi!“ ist schon eher groß, aber gegen „Frauen schnell zum Orgasmus bringen“ sieht sie aus wie filigranste Miniaturschrift. Ich schätze, das Manuskript von Daniel Websters Zweitwerk dürfte in einer Textverarbeitung bei Schriftgröße 12 Pt. nicht mehr als 16 A4-Seiten umfassen. (Ich habe tatsächlich probehalber ein Kapitel abgetippt, welches exakt zwei Buchseiten umfasste. Es war in Word knapp über eine halbe Seite lang.) Hätte das Buch eine Seele, würde es sich vermutlich in der Umgebung anderer Bücher schämen.

Dünn wie sonstwas
"Sexpanzer und Babytod" kommt vielen ja schon dünn vor,
aber im Vergleich zu Daniel Websters Zweitwerk ist es ein Gigant.

Bevor ich zum Inhalt komme, noch etwas zur Form. Beim ersten Buch hatte der Autor noch eine Lektorin beschäftigt, hier hat er sich das gespart. Und jetzt können wir ja mit dem Versteckspiel aufhören: „Daniel Webster“ ist natürlich ein Pseudonym, und man merkt beim Lesen andauernd, dass Deutsch nicht die Muttersprache des Autors ist. Die Grammatik hat er an vielen Stellen vergeigt, es gibt immer wieder putzige Rechtschreibfehler und die Zeichensetzung möchte ich mal als abenteuerlich bezeichnen. Dazu kommen Stilblüten wie: „Dann goss sie ein wenig Öl auf die Handfläche der Hand“ – offenbar im Gegensatz zur Handfläche ihres Fußes. Ich vermute mal, dass sich hinter dem Schreiber in Wirklichkeit jener Slobodan Obreht verbirgt, der als Verleger fungiert. Die Bücher sind also quasi ein Zeugnis gelungener Integration.

Schluss mit dem Hinauszögern, ich sollte endlich zum Inhalt kommen, egal wie schmerzhaft es wird. Das Inhaltsverzeichnis ist schon mal ein gutes Omen: Die meisten Kapitel sind nach Frauen benannt. Einige heißen einfach „Susanne“, „Estefania“ oder „Anne“, anderen wiederum wurde etwas mehr Pepp verliehen: „Christel – die Fickmaschine“, „Britta – die Analkönigin“, „Alexandra – die Blasenkönigin“ und natürlich „Steffi – die Apothekerin“. Mich dünkt, er hat nicht daran gedacht, dass es etwas merkwürdig rüberkommen könnte, wenn er bei einigen die sexuellen Talente als Attribute dazu schreibt und bei anderen den Beruf. Man könnte ja vermuten, dass Steffi einfach auf Sex unter medikamentösem Einfluss steht, aber nee, er hat sie tatsächlich in einer Apotheke abgeschleppt, und zwar – wie er deutlich und in Großbuchstaben betont – genau mit der Methode aus seinem ersten Buch.

Und warum sind die Kapitel nun nach Frauen benannt? Ganz einfach: Das Ding ist kein Ratgeber, sondern gedruckte Prahlerei. Der Autor hat eine Reihe von angeblich total wahren Fickgeschichten aufgeschrieben, aus denen er dann eine Art Moral zu ziehen versucht, indem er ohne Rücksicht auf die deutsche Sprache darlegt, was das Geheimnis des schnellen Höhepunktes der besagten Dame gewesen sein soll.

Das Geheimnis Gabis schnellen Orgasmus war DER ORALSEX UND SICH ZEIT LASSEN.

Das Geheimnis Christels schnellen Orgasmus war DIE LIEBE.

Die Fickmaschine, ihr erinnert euch. Wie schön, dass das Gefühl offenbar auf Gegenseitigkeit beruhte, wenn er sie so liebevoll nennt.

Das Geheimnis Alexandras schnellen Orgasmus war IHRE EMPFINDLICHE HAUT UND DIE RICHTIGE ATMOSPHÄRE.

Wie gut, dass die Atmosphäre den anderen Weibern offensichtlich total schnuppe war.

Anschließend wird daraus eine Lektion konstruiert. Und was lernt man dabei? So etwas:

Lektion Nummer 7 in „Frauen schnell zum Orgasmus bringen“:
Jede Frau hat eine oder mehrere erogene Zonen. Bei Petra waren es ihre Brustwarzen.

Das Buch verspricht auf dem Cover, ein „schamloser Erotik-Ratgeber für Profis“ zu sein. Sollten Profis die Sache mit den erogenen Zonen nicht schon wissen? So als Bumsprofis, mein ich?

Vielleicht sollte ich noch ein paar Beispiele zur haarsträubenden Textqualität anbringen. Folgende Sätze stammen aus einem einzigen Absatz mit sechs Sätzen:

So können Sie lose Haare entfern.

Manche Frauen werden beim Oralensex zu stark stimuliert.

Und mein absoluter Liebling im ganzen Buch:

Sie können zwischendurch auch andere Körperteile oral oder wenn Ihre Zunge ermüdet ist auch Manuel stimulieren.

„Schatz, warum leckst du nicht weiter?“ „Meine Zunge ist müde, ich hol dem Manuel jetzt erstmal einen runter.“ :D

Kurz gesagt: Das Buch ist eine Katastrophe. Es ist übel geschriebene Pornografie, die Tipps sind höchstens für Kerle neu, die kaum Erfahrung mit Sex haben oder denen eh scheißegal ist, ob die Frau zum Höhepunkt kommt, und dann kostet dieses Heftchen auch noch knapp zehn Euro. Und das Traurigste: Bestimmt hat der Knabe damit einen wahnsinnigen Reibach gemacht.

5
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