Dragonball Z Movie - Super-Saiyajin Son Goku
Dragonball ist eine der erfolgreichsten Comicserien der Welt. Die 42 Mangabände wurden über 250 Millionen mal verkauft, die beiden dazu gehörigen Animeserien umfassen 444 Episoden, und als der Zeichner keinen Bock mehr hatte, den Manga weiter zu führen, wurden mit Dragonball GT noch 64 Folgen ohne Manga nachgeschoben. Dummerweise ging der Story schon nach knapp zehn Bänden die Handlung aus, weswegen diese fortan eigentlich immer nur neu verpackt wurde und großzügig mit Füllstoff ausgepolstert werden musste. Ganze Folgen der zweiten Animeserie Dragonball Z bestanden daraus, dass sich zwei Typen gegenüberstanden, sich grimmig anguckten und versprachen, einander die Hucke voll zu hauen. Nach zehn Folgen war der Kampf dann endlich vorbei, und wenn man Glück hatte, gab es dann zwei Folgen mit Handlung, bevor der nächste Endloskampf begann.
Bei dem großen wirtschaftlichen Erfolg ist es kein Wunder, dass nebenbei auch noch über 20 Kinofilme und Specials produziert wurden. Gerade bei Dragonball Z ist ein Kinofilm eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit: Die weniger als 60 Minuten Laufzeit würden in der normalen Serie gerade mal für zwei Schläge und einen Tritt in die Fresse ausreichen. Weil die es aber wider Erwarten trotzdem immer geschafft haben, eine ganze Story abzuhandeln, kann ich endlich mal anhand des Films „Super-Saiyajin Son Goku“ zeigen, was mich an dieser Serie so wahnsinnig nervt. Warum ausgerechnet dieser Film? Weil ich den vor Urzeiten mal als Zugabe zu einer Dreitageskarte einer Anime-Convention bekommen hab und die DVD bei mir dumm herumlag.
Vorher muss ich aber wohl für die Uneingeweihten noch einen kurzen Abriss darüber geben, worum es in Dragonball eigentlich geht. Hauptheld ist Son Goku, zu Beginn ein kleiner Bengel, der allein im Dschungel lebt. Irgendwann wird er von dem Mädchen Bulma aufgelesen, die nach den sieben Dragonballs sucht. Diese sieben Kugeln können einen magischen Drachen beschwören, der einem einen Wunsch erfüllt. (An einer Lampe zu rubbeln ist für Ostasiaten zu popelig.) Im Laufe der Geschichte stellt sich heraus, dass Son Goku eigentlich ein Außerirdischer ist, der als Baby auf die Welt geschickt wurde, um sie später zu erobern, aber das irgendwie vergessen hat. Seine außerirdische Ader kommt bei jedem Vollmond zum Vorschein – da verwandelt er sich nämlich in einen gigantischen Affen und haut alles kurz und klein. (So hat er übrigens auch ohne sein Wissen seinen „Opa“ umgebracht.) Das Problem wird zunächst beseitigt, indem man den Mond sprengt, und später, indem man seinen Affenschwanz entfernt. Jedenfalls trainiert er zu kämpfen, wird erwachsen, hat Frau und Kinder und vertreibt sich die Zeit damit, die gelegentlich auftauchenden Bösewichte zu bekämpfen, die die Welt vernichten oder unterwerfen wollen. Ach ja, und Gott ist auch ein Außerirdischer. (Wie gut, dass die katholische Kirche ihren Index abgeschafft hat, sonst wäre Dragonball vermutlich bei denen verboten.)
Nun aber endlich mal zum Film, dessen Animationsqualität übrigens ziemlich mau ist (bei anderen Animes spendiert man den Kinofilmen einige Animationsphasen mehr; hier hatte man für derlei Extravaganzen aber offenbar gar keine Kohle).
Am Anfang sehen wir Piccolo (ich sage der Einfachheit mal, dass er quasi der Sohn eines Teils von Gott ist… denkt nicht weiter drüber nach), der vor einem Wasserfall meditiert. Seine Ruhe wird aber bald gestört von Son Gohan (Son Gokus Sohn), welcher auf einem quietschbunten Dino anrückt, der aussieht wie ein fettleibiges Digimon.
Und als wenn es nicht genug wäre, dass Gohan mit seinen Klamotten und seinem Viech das optische Empfinden aller Anwesenden beleidigt, pfeift er ein fröhliches Lied. Dieses Gepfeife ist für Piccolo aber ungefähr so etwas wie ein Nacktfoto von Lorielle London für mich, und so scheißt er die Nervzwiebel ordentlich zusammen. (Kleine Anmerkung: Man nimmt hier im Film kein Blatt vor den Mund. Es ist zwar nicht ganz Bierkutscherniveau, aber man würde den Film wohl nicht im normalen Kinderprogramm von RTL2 zeigen. Das darf man als Lob ansehen.)
Kein Lob dagegen: Hier ist gleich der erste Punkt, der mir bei Dragonball Z so auf den Sack ging.
Komm zu Potte!
Die Pfeifsequenz ist ein Beispiel dafür, dass irgendwas viel zu lange ausgedehnt wird, ohne dass die Länge etwas zur Szene beiträgt. Es soll einfach nur den Zuschauer quälen, der den „Witz“ schon längst kapiert hat. Ich guck Dragonball bestimmt nicht, um mir nen kleinen Jungen im Tuntenfummel anzusehen, der einen auf Ilse Werner macht.
Son Gohan kommt allerdings um den verdienten Satz heißer Ohren herum, da Piccolo am Himmel einen Punkt entdeckt, der sich als eine Art Asteroid in Planetengröße auf Kollisionskurs mit der Erde herausstellt. Das bemerkt allerdings nicht Piccolo, sondern Bulmas Papa an seinem Teleskop. Ôlong, das Quotenferkel, schlägt vor, den Himmelskörper mit Raketen zu sprengen, was Bulmas Erzeuger aber mit Hinweis auf Anzeichen für Leben auf dem Kollisionspartner ablehnt. Ich hingegen vermute, dass einfach nur Scharen an Anwälten vor der Tür des Animationsstudios standen, weil sie einen Abklatsch des Films „Meteor“ von 1979 befürchteten.
In den Fernsehnachrichten wird die Apokalypse ausgerufen (ich liebe es, wie der Nachrichtensprecher ausdrücklich Selbstmord empfiehlt), die Bevölkerung ist in Panik, und Krillin ist ebenfalls der Verzweiflung nahe. Kann ich ihm nicht verdenken, denn Krillin ist nutzlos. Wieder ein kleiner Einwurf: Krillin ist mit Son Goku seit Kindertagen befreundet und fing gemeinsam mit ihm an, beim großen Meister Muten-Roshi Kampfkunst zu trainieren. Trotz dieser Erfahrung ist er über die gesamte Laufzeit von Dragonball immer dazu verdammt, nutzloses Beiwerk zu sein und zu demonstrieren, dass ein Mensch, egal wie sehr er auch trainiert, es nie mit einem Außerirdischen wie Son Goku aufnehmen kann. Im Wesentlichen ist Krillin also da, um was auf die Fresse zu bekommen, damit der Zuschauer merkt, wie gefährlich die Situation ist.
Um die Welt zu retten, fliegen Son Goku und Krillin über die Wolken, um den Meteor aufzuhalten. Sie versichern sich noch gegenseitig, dass sie das Ding nicht sprengen, sondern nur den Kurs ändern wollen (der Lebewesen wegen) – und beschießen das Ding dann mit ihren Energiestrahlen. Super Idee. Ungefähr so, als würde man Leute zu ihrer Sicherheit von der Straße schubsen, indem man sie mit einer Panzerfaust aus dem Weg räumt. Die beiden kriegen allerdings eine vor den Latz und werden erst einmal weggeschleudert, damit sie für die nächsten Minuten nicht stören. Und das ist wieder so ein Punkt, der mich nervt:
Der erste Versuch ist immer erbärmlich!
In der Serie wird es natürlich ausgiebiger abgehandelt, aber immer, wenn ein neuer Gegner kommt, verlieren die Helden der Geschichte zunächst erstmal haushoch und kriegen richtig die Hucke voll. Manche sterben dann auch (und müssen später durch die Dragonballs und den magischen Drachen wieder zum Leben erweckt werden). Nun passiert das immer wieder, und jedes Mal trainieren die Leute und werden stärker, um den Feind zu besiegen, und der ganze Müll geht irgendwann von vorne los. Zu diesem Zeitpunkt dürfte Son Goku schon so stark sein, dass die Erde auseinanderfliegen würde, falls er auch nur niesen müsste. Aber sobald ein neuer Gegner eintrifft, ist die ganze Stärke verschwunden und Goku wird ausgeknockt, bevor der andere ins Schwitzen (oder hier bei diesem Film überhaupt ins Bild) kommt. Ich verstehe ja, dass es albern wäre, den Gegner innerhalb der ersten fünf Minuten platt zu machen, aber muss man den ersten Kampf unbedingt so wirken lassen, als wenn Sylvester Stallone zwei Fünfjährige verdrischt?
Der Asteroid schrammt an der Erde knapp vorbei und setzt ein dickes Raumschiff ab, bevor er explodiert. Dieses Raumschiff ist das Hauptquartier von Lord Slug, einem ollen Miesepeter, der zur Aufrechterhaltung der Disziplin erstmal zwei seiner Lakaien umlegt und dann Anweisung gibt, die bisher eher amüsierte Erdbevölkerung in die gebührende Demut zu ballern.
Son Gohan, der kleine Heißsporn, der am Anfang mit seinem Pfeifkonzert genervt hat, vermöbelt erst einmal einen Teil der Invasionstruppen und zieht so seine Mutter Chichi in den Kampf. Als sie dann einen kräftigen Hieb mit dem Magen auffängt und KO geht, schafft Son Gohan es zwar, seine Mutti aus dem Gefahrenbereich zu holen, verliert dabei aber seinen Hut – welcher von einem der Dragonballs geschmückt wird. Diesen schnappt sich der neue Weltherrscher natürlich sofort.
Bulma hat sich (ganz heldenhaft mit Ôlong als Schutzschild) verbal mit dem Rest der außerirdischen Führungsriege angelegt und erfährt so immerhin, dass der Lord die Erde auch zu einem Raumschiff umbauen möchte (so wie den Asteroiden am Anfang). Um mehr Informationen über die Dragonballs zu kriegen, schnappt sich der Lord Bulma und scannt ihre Gedanken. Da sie selbst einen Kompass erfunden hat, der die restlichen Dragonballs aufspüren kann (und sie das olle Ding immer bei sich trägt), ist es für den neuen Obermufti kein Problem, innerhalb einer Stunde die sieben Kugeln von seinen Leuten finden zu lassen.