Couponing Extrem
Schon das Sammeln der Coupons lässt bei nicht wenigen Kandidaten auf eine Geisteskrankheit schließen. Einige fahren durch die Nachbarschaft und klauen Werbeprospekte aus der Einfahrt fremder Häuser, andere klettern in Altpapiercontainer und wühlen dort nach Coupons. Viele der Damen sind doch recht massiv, insofern scheint das auch die einzige sportliche Betätigung zu sein. Wenn sie dann mit großen Stapeln an Werbeblättern nach Hause kommen, wird die ganze Familie rekrutiert, um die Prospekte durchzublicken und die Coupons auszuschneiden, die dann sorgfältig in dicke Ordner einsortiert werden, damit sie für die nächste Einkaufsplanung herangezogen werden können. Eigentlich würde man erwarten, dass die Anverwandten irgendwann die Schnauze voll haben und den Coupon-Diktator in die Gummizelle stecken lassen, aber da es sich um Amerika handelt, könnten sie sich das niemals finanziell leisten und müssen sich auf gelegentliches Augenrollen beschränken. Danke, Obama Trump.
Das war aber nur das Vorgeplänkel, nun geht es an den Hauptteil: einen Großeinkauf, bei dem dank der Coupons die am Ende zu zahlende Summe in keinem Verhältnis zur gekauften Ware steht. Produkte für 3000 Dollar, aber nur 45 Dollar zahlen? Offenbar kein Problem, wenn nur gut genug geplant wird. Oft steckt die Motivation im Motto "Gespartes Geld ist verdientes Geld", was zwar nicht so falsch ist, andererseits aber komplett missverstanden wird. So wird die gesparte Summe - die sie ja gar nicht tatsächlich haben – gerne munter verplant. Das verhungerte Mädel von oben will mit dem gesparten Geld ihr erstes Auto finanzieren, auch wenn die Familie nach dem Trip zum Supermarkt nicht einen Dollar mehr im Sparschwein hat. Kein Wunder, dass die Privatschulden in den USA so sehr gestiegen sind, bei so einem finanziellen Analphabetismus. (Fairerweise merke ich an, dass einige Einkäufer ihre Schnäppchen dann tatsächlich für wohltätige Zwecke spenden und das dann ihr Hauptantrieb zu sein scheint. Das passiert aber relativ selten.)
Die Planung des Einkaufs läuft generalstabsmäßig ab: Es werden die aktuellen Sonderangebote gewälzt und die vorhandenen Coupons auf die mögliche Eignung für den Einsatz geprüft, bis schließlich ein Einkaufszettel geschrieben ist, von dem nicht mal ein Millimeter abgewichen werden darf. Da können die kleinen Kinder noch so sehr mit großen Augen um ein Stück Schokolade bitten: Wenn für mehrere tausend Dollar eingekauft wird, ist eindeutig kein Platz im Budget für solche Leckereien. Alles wird dem Ziel untergeordnet, eine möglichst große Differenz zwischen Warenwert und Rechnung zu erreichen.
Ein Einkaufswagen alleine reicht nicht, selbst zwei sind oft nur das Minimum für die erste halbe Stunde des Einkaufs. Kein Wunder bei dem Kram, der da drin landet. Ein Klassiker in vielen Folgen sind Instant-Nudelsuppen, die wohl per Gesetz in jedem amerikanischen Supermarkt immer im Angebot sind. Auch Küchenrollen und Klopapier werden gerne genommen. Es wird jedoch schnell extrem beknackt: Schon in einer der ersten Episoden kauft die Frau 62 Flaschen Senf. Mehr hatte der Laden nicht. (Kommentar des Ehemannes: "Ich mag keinen Senf." ) In der Folge danach kauft eine Frau 93 Packungen Croûtons. Das dürre Mädchen, das auf ein Auto spart, packt nicht nur über 800 Pappbecher in den Einkaufswagen, sondern zum Beispiel auch noch 66 Packungen Einwegrasierer und 60 Flaschen Barbecue-Soße. Info nebenbei: Sie isst gar keine Barbecue-Soße.