Helden - Wenn dein Land dich braucht
Kurz ins Salzburger Land: Dort bastelt einer der Rentner einen alten UKW-Empfänger zusammen, der seit Stalingrad nicht mehr in Betrieb war. Mit zwei anderen Rentnern kippt er sich dann einen Schnaps hinter die Binde. Gut, dass wir das gesehen haben.
Im Tropical Island genießen die jungen Leute mittlerweile die romantische Lagerfeueratmosphäre. Jedenfalls so lange, bis Marc und Sophie auftauchen. Tobias kriegt natürlich Panik und versucht wegzurennen, aber Marc überwältigt ihn, damit er und Sophie in Rätseln sprechen können. „Da draußen ist die Hölle los! Wo ist dein Laptop!“ „Was?“ „Du bist der einzige, der das stoppen kann! Und dein Laptop ist der Schlüssel, verstehst du?“ Tobias versteht nicht. Kann ich ihm nicht verdenken, er weiß ja nur, dass ein Satellit auf den Reichstag gefallen war und im Tropical Island der Strom ausgefallen ist. Dummerweise hat er seinen Laptop in Schiltach im Schwarzwald gelassen, weil er es bei seiner Abreise so eilig hatte. Muss man halt noch mal zurück.
Im 16. Untergeschoss des Kernforschungszentrums verprügelt der Forschungsleiter einen Automaten, weil der offenbar nicht freiwillig Limonade und Schokoriegel hergeben möchte. Schließlich keucht der Herr Wissenschaftler Andrea den wahren Grund für seine Rage entgegen: Die Ventilation ist ausgefallen, und die Luft reicht nicht für die vielen Leute. Was er damit sagen will: Die Kinder müssen weg. Klar, der Wissenschaftler wirkte vorher noch nicht böse genug. Gibt es irgendein Klischee, was nicht in diesem Film verwurstet wird? Kommt, steckt noch ein Hundebaby rein, was er treten kann. Er flennt noch kurz rum, weil alle seine Herztabletten aufgebraucht sind und er kurz vorm Zusammenbruch steht, aber ich bezweifle, dass die Drehbuchautoren selbst davon überzeugt waren, dass das die Charakterisierung des Oberbösewichts abmildern würde. Wenigstens stemmt einer seiner Lakaien den Automaten endlich auf, damit die kleinen Luftverschwender auch etwas trinken und essen können.
Auf der Straße nach Süden mosert Tobias rum, weil ihn die Fesseln, die ihm Marc angelegt hat, so furchtbar peinigen. Auf Befehl von Sophie nimmt Marc ihm die Fesseln ab, worauf Tobias ungefragt erklärt, dass er keinen Bock auf Knast hat und der Laptop ihnen sowieso nichts bringen würde, weil er die Festplatte verschlüsselt hat. Und weil Marc gerade so schön mit dem G-36 herumspielt, greift Tobias danach, die kämpfen ein bisschen und dann baut Sophie einen sauberen Unfall mit ein paar Heuballen. Und Tobias ist weg. Nur mal kurz eine Zwischenfrage: Warum kriegen so wenige Drehbuchautoren es auf die Reihe, Skripte zu schreiben, die nicht darauf basieren, dass jemand nicht seine verfickte Fresse aufmacht und so für ein dickes Missverständnis sorgt? Es geht hier ja nicht mal um etwas Persönliches, es hätte schlicht und einfach genügt, wenn sie dem Ohrfeigengesicht gesagt hätten: „Du hast den Abschaltcode vom Teilchenbeschleuniger heruntergeladen, den brauchen wir jetzt, sonst geht die Welt wirklich unter.“ Aber nööö, rundherum fallen Flugzeuge vom Himmel, die Infrastruktur bricht zusammen, da ist ja Geheimhaltung das oberste Gebot, sonst merkt noch irgendwer, dass etwas nicht stimmt. Graaaah!
In Gelsenkirchen sieht es aus wie in einem Kriegsgebiet, und die Sache mit dem Teilchenbeschleuniger hat die Stadt auch schwer getroffen. Andi, einer der frohen Fußballkumpels hat seinen Vereinskollegen Zoran ins Krankenhaus geschafft, weil der gerade einen kleinen Blinddarmdurchbruch hat. Aber dummerweise ist da gerade die Hölle los, also sieht es schlecht mit der Hilfe aus, selbst die befreundete Oberschwester kann da nicht helfen. Noch schlimmer: Das THW hat angewiesen, das Krankenhaus binnen drei Stunden zu evakuieren, weil die Gasleitungen unter dem Gebäude zu bersten drohen. Woanders kam es wegen geplatzter Gasleitungen schon zu Explosionen, also will man das Risiko nicht eingehen. Aber die Leute hören einfach nicht auf, krank und hilfebedürftig zu sein, also was nun?
Immerhin geht es den Leuten besser als der verschütteten Gruppe unten im Forschungszentrum. Die Kühlleitungen sind geborsten, also wird es da langsam frostig. Zumindest ist es an den Wänden frostig, aber Jana zittert in ihren knappen Fetzen nicht mal und beim Ausatmen bilden sich auch keine Wolken. Dennoch: Die Lage ist ernst! Andrea und einer ihrer Kollegen stellen fest, dass es nur einen Weg nach draußen gibt, doch der führt am Kontrollraum vorbei. Ihr erinnert euch, das Ding mit dem prima Ausblick auf das Schwarze Loch. Der Oberwissenschaftler pisst ihnen aber erst einmal in die Suppe: Das ist ja viel zu gefährlich, und Strahlung ist da auch, jawoll! Gammastrahlung UND Mikrowellen! Ich hab keine Ahnung, warum er so dagegen ist, es zu versuchen. Wenn sie nichts tun, sterben sie schließlich auch.
Welches Klischee fehlt noch? Richtig! Sophie erzählt Marc beim entspannten Gang durch die Felder, dass sie aus dem Colliderprojekt geflogen ist, weil sie sich mit ihrer Doktorarbeit auf die Seite der Populärwissenschaftler gestellt hat und man deswegen sagte, man könne beim Projekt keine Spinner gebrauchen. Nun, angesichts dessen, dass die Frau glaubt, man könne ein Schwarzes Loch vernichten, indem man einen Teilchenbeschleuniger ausschaltet, war sie wohl wirklich keine gute Fachkraft.
Auf der Sicherheitskonferenz in Salzburg, die ihr alle schon vergessen habt, unterhält man sich auf Deutsch (mit breitem Akzent) darüber, wie man das Schwarze Loch aufhalten kann. Die Briten sind dafür, eine Atombombe raufzuschmeißen, weil das schon bei Earthstorm die beste Idee war und auch das ein Klischee ist, was unbedingt in diesen Film gehörte. Die Schweizer sind dagegen, die Deutschen finden, die Atombombe würde das Loch nur speisen. Aber bevor das diskutiert werden kann, fordern die Briten eine Abstimmung.
Inzwischen ist Tobias auf dem Gurkenhof der Brüder im Spreewald angekommen. Als er aber versucht, ein Motorrad zu klauen, wird er von Sascha erwischt. Kurz bevor der ihn mit einer Mistgabel hinrichten will, kommen auch Marc, Sophie und Rico, der andere Bruder mit den Löchern im Leib. Tobias wird wieder in den liebevollen Griff Marcs genommen und rotzt ihm dafür in die Fresse, aber Marc kennt schlimmere Dinge von seiner Tochter, was mich ernsthaft glauben lässt, dass er das Früchtchen wirklich zu selten mal verprügelt hat. Das freudige Wiedersehen wird etwas dadurch getrübt, dass sich am Horizont ein paar neue Berge auftun. Hm, das heißt vermutlich, dass in Brandenburg die Grundstückspreise auf das Niveau vom Alpenvorland steigen werden, was für die Bauern ja durchaus ein Grund zur Freude sein dürfte. Sophie erklärt kurz, dass das mit dem Forschungsprojekt in der Schweiz zu tun hat. Einer der Brüder enthüllt ein kleines Flugzeug, mit dem sie sicher besser vorankommen als mit einem Auto (was sie gar nicht haben).
Wie geht’s der Kanzlerin eigentlich? Die ist gerade in einer Lagebesprechung und erfährt, dass Europa gerade zerbricht. Nicht so wie sonst auch immer, sondern wortwörtlich: Zwischen Polen und Deutschland verläuft schon ein tiefer Graben. Und nicht nur die Erde befindet sich in Aufruhr: In Heidelberg und Göttingen muss gegen marodierende Banden vorgegangen werden. Ha, linkssozialistisches Studentenpack zweifellos. Und während der Kanzlerin auch gerade erklärt wird, dass der Kontakt zu Sophie Ritter abgebrochen ist und man daher keine Ahnung hat, wie es um die Abbruchsequenz steht, kommt die Meldung aus Salzburg rein, dass man dort für die atomare Bombardierung der Schweiz gestimmt hat und von nun an die NATO das Kommando übernimmt. In gerade mal 50 Stunden soll also die Toblerone-Produktion endgültig eingestellt werden. Diese Schweine!