Zwei Aussagen, die mich an deiner Antwort etwas stören:
1."Es ist jetzt schon problematisch, dass so viele Leute keinen blassen Dunst von Dingen haben, für die sie sich nicht interessiert haben. Viele Leute, die eher musisch oder sportlich drauf waren, können nicht vernünftig rechnen. (Und das rächt sich später oft mit Geldproblemen.)"
Nehmen wir an, die Leute, die eher musisch oder sportlich drauf waren, gehen das Risiko ein in genau diesem Bereich ein Studium anzufangen und auch abzuschließen. Wenn es sich hierbei dann letztendlich um Musiker handelt, liegt das Geldproblem wohl nicht daran, dass sie nicht rechnen können, sondern daran, dass für Kultur in dieser Zeit mal wieder kein Geld da ist.
Viele Leute und vor allem auch viele Kommunen müssen anfangen zu sparen und als erstes wird in solchen Fällen doch meist bei der Kultur angefangen. Das betrifft dann oftmals Musikschulen, etc, und damit die Musiklehrer, also die Studenten, die in ihrer Schulzeit mit großer Wahrscheinlichkeit auch eher "musisch drauf waren".
Für eine simple Gewinn- und Verlustrechnung (=Einnahmen-Überschuss....= was habe ich am Ende des Monats in meinem Portemonaie) reicht im Grunde genommen das Wissen aus, das mit den Grundrechenarten erworben wurde. Der Rest ist nicht mathematisches Wissen, also vor Allem das Verständnis um Wirtschaftlichkeit und das verlangt maximal ein logisches Denkvermögen.
Darauf zu verweisen, dass diese Leute Geldprobleme haben, weil sie in der Schule nicht im Matheunterricht aufgepasst haben (oder meinetwegen auch nicht so in Politik, oder welche Fächer du auch immer anbringen wolltest), finde ich zu plakativ und zu einfach.
Du bist im Grunde genommen ja von der selben Problematik an sich betroffen: Das Leben als Schriftsteller ist nunmal auch nicht das am einfachsten zu finanzierende . Dennoch glaube ich, dass du (auch weil evtl ein Interesse bestand) sehrwohl rechnen kannst und auch mit deinem Geld wirtschaften kannst. Wenn da zu wenig Geld vorhanden ist, dann liegt das nunmal kaum an deinen damaligen Interessen, sondern am sozialen Stand (im Sinne von akuter "Wichtigkeit" der Beschäftigung, soll heißen: Essen vor Musik/Literatur).
2. "Viele Leute, die in Physik oder Chemie Asse waren, können nicht vernünftig kommunizieren."
Auch das ist eher platt und einfach formuliert. Kommunizieren können sie schon, aber die Themen sind, wie mit allen Dingen, die mehr in die Tiefe gehen, nicht so allgemein diskutierbar, da sie nunmal ein gewisses Hintergrundwissen benötigen.
Generell ist es doch auch schlichtweg so, dass nicht jeder in jedem Bereich ein Ass sein muss, sondern es vollkommen in Ordnung ist, wenn ein musisch interessierter Schüler in den Naturwissenschaften nicht so gut ist und ein Naturwissenschaftler nicht so viel Ahnung von Kunst und Musik hat. Ein gutes Allgemeinwissen sollte immer vorhanden sein, aber alles was darüber hinaus geht sollte, wie du es auch geschrieben hast, auch ein wenig in der Verantwortung des einzelnen Schülers liegen.
Schule sollte der Ort sein, in dem ein Schüler Einblick in viele Bereiche der Gesellschaft bekommt, und die Möglichkeit hat, seine Talente und Fähigkeiten zu entdecken und Methoden lernt, um sich Wissen selber anzuschaffen (damit er seine Talente und Fähigkeiten weiterentwickeln kann). In diesem Punkt stimme ich mit dir überein.
Was Montessori angeht.. alternative Lernkonzepte führen definitiv nicht immer zum Erfolg. Für einige mag es sinnvoll sein, für die meisten eher nicht, denn gerade eine alternative Schule benötigt Eltern, die dahinter stehen und mit auffangen und fördern. Und dazu sind nicht alle Eltern in der Lage.
In der Kölner Umgebung gibt es gerade eine Waldorf-Schule, in der von 14 Abiturienten nur 4 auch das Abitur geschafft haben. Nicht die beste Werbung für alternative Lernkonzepte....
2. "Kommunizieren können sie schon, aber die Themen sind, wie mit allen Dingen, die mehr in die Tiefe gehen, nicht so allgemein diskutierbar, da sie nunmal ein gewisses Hintergrundwissen benötigen." Das machst du es dir nun wieder zu einfach, weil du damit sagst: Wenn die sich nicht verständlich machen können, ist einfach der Gesprächspartner zu blöd. Das muss aber gar nicht der Fall sein. Schon das Medium macht vieles aus: Vielen wissenschaftlichen Rednern ist gar nicht bewusst, dass die Aufnahmefähigkeit von gesprochenen Sätzen begrenzt ist und man deswegen nicht die gleichen langen Schachtelsätze wie in Aufsätzen vorlesen kann. Damit haben schon viele Profs in Univorlesungen Probleme. In wissenschaftlichen Aufsätzen zeigt sich dann das Unvermögen zum ordentlichen Formulieren häufig noch mehr (teilweise ist das gewollt, teilweise ist das auch einfach, dass sie es nicht besser gelernt haben).