Foto-Lovestory: The first love is the deepest
In Mädchenzeitschriften wird das Augenmerk ganz besonders auf eine Sache gelegt, die für pubertierende Mädchen offenbar das Zentrum der Gedankenwelt ist, um das sich alles andere dreht: Mode. Nebenbei kümmert man sich aber auch um Herzenangelegenheiten. Für die meisten Zeitschriften sind daher romantische Foto-Romane unverzichtbares Beiwerk. Dem Treuetest in der "Twist" hatte ich bereits einen Eintrag gewidmet, nun möchte ich eine besonders tragische Geschichte aus der "Mädchen" ans Licht der Öffentlichkeit zerren: den Zweiteiler "The first love is the deepest".
Ist ja fast schon softpornografisch, dieses Bild. Ich wette, wenn das Bild nicht aus einer Zeitschrift wäre, bekäme ich wieder Post vom Jugendschutz, weil Cassandra (16) in einer "unnatürlich geschlechtsbetonten Pose" auf dem Typen sitzt.
Dieses Bild stammt aber aus glücklicheren Tagen, inzwischen ist in Cassandra nur noch Trauer und nicht mehr Penis.
Der Grund, weswegen sie ihren botanischen Abfall ins Meer wirft, ist ein tragisches Ereignis vor etwa einem Jahr. Aber beginnen wir von vorn.
Ihr Freund hieß Adrian und war 18. Er hatte sie und ihre beste Freundin irgendwann in einer Kneipe eingeladen, mit seinen Freunden zu feiern, und nach und nach Cassandra klargemacht. Kurze Zeit später haben sie offenbar auch ihre Eltern von seinen edlen Absichten überzeugt, damit Cassandra ohne Eltern in den Urlaub mit ihm fliegen kann.
Adrian bringt ihr dort das Surfen bei und macht ihr dauernd Komplimente darüber, wie toll sie sich dabei anstellt. Sie fährt darauf natürlich total ab.
Mit Romantik hat er es wohl nicht so, ansonsten würde er ihr vermutlich eher etwas sagen, was man nicht auch über seine besten Freunde behauptet. Sowas wie "Ich liebe dich" oder "Du machst mich verrückt" oder "Allein du dürftest mir in den Mund kacken" oder so.
"Boah, ich bin rattig. Ich würde dir gerne meinen Lurch reinwürgen." - "Hihi, dann fick mich doch!" Ja, es geht zur Sache bei dem jungen Paar. Und das tut der Beziehung offenbar ganz gut:
Jetzt, wo Adrian weiß, dass sie keine Nullnummer in der Kiste ist, traut er sich auch, bei seinen Gefühlsbekundungen ein bisschen mehr zu schmachten. Die Freundin in der Hand ist schließlich besser als die bisexuelle Nymphomanin auf dem Dach, wie der Volksmund sagen würde, wenn er nicht so fixiert auf Spatzen und Tauben wäre. Jedenfalls wird Adrian das Schmusen am Strand dann aber doch zu langweilig, und er geht nochmal mit seinem Bügelbrett ins Wasser. Böser Fehler.
Tja, auch Gevatter Hai ist unterwegs und hat eine Sache mit Cassandra gemeinsam: Auch er hält Adrian für einen ganz schön leckeren Happen.
Hi, Fisch! (Sorry, der musste sein.)
Vor den Augen von Adrians Freunden zieht der große Knorpelfisch den jungen Wellenreiter unter Wasser.
Ich habe keine Ahnung, was der Knabe gegen den Hai tun will. Ihm einfach auf die Nuss zu hauen, dürfte bei der zappelnden Beute in seinem Maul vermutlich etwas schwierig sein. Aber um solche Details kann man sich nicht kümmern. Adrian taucht noch einmal kurz auf, aber...
Jau, der ist hin. Tooooot. Wie tragisch. Und der Hai durfte nicht mal aufessen, skandalös.
Da hat der "Mädchen"-Grafiker aber sein ganzes Können bewiesen mit dem blutigen Stumpf. Markus wirkt eher wütend, weil dieser bescheuerte Vorfall den ganzen Urlaub ruiniert.
Ja, verdammt, Cassandra! Akzeptiere endlich die Realität, Adrian ist tot! Schon ganze zwei Minuten oder so! Lass uns die Leiche einfach grob verbuddeln und dann unser Leben weiterleben, als wäre nichts gewesen!
Ein Jahr später hat Cassandras Clique die großartige Idee, wieder nach Südfrankreich zu fahren, um Adrian zu gedenken. Cassandra ist immer noch total depri, die restlichen Leute haben das mit dem Gedenken vermutlich nur als Vorwand benutzt und machen ganz normal Urlaub. Beim abendlichen Beisammensein platzt dann ein Typ mit Klampfe in die Gruppe und fragt, ob sie ein bisschen Musik brauchen. Klar, der will sich einfach nur durchschnorren, aber die Leute sind total begeistert.
Nein, was für ein Zufall, Sam kommt ebenfalls aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands, das ist ja unglaublich. (Mal nur so interessehalber: Stört's Bonner, wenn man ihre Stadt quasi als Stadtteil von Köln bezeichnet?) Cassandra ignoriert jedenfalls den Anflug von Dussligkeit bei ihrer besten Freundin und trauert lieber weiter.
Halbzeit in der Story, und natürlich die spannende Frage: Wird Cassandra doch noch ins Kloster gehen und ihr Keuschheitsgelübde einhalten? Oder wird die Schlampe schamlos die Beine für die erstbeste Urlaubsbekanntschaft breitmachen? Im Heft selbst konnte man darauf tippen und ein Smartphone gewinnen. Hier gibt's so etwas nicht, aber dafür müsst ihr auch auf die Auflösung nicht so lange warten.
Apropos: Kauft meine Bücher!
Sam ist inzwischen richtig philosophisch geworden:
Genau, Cassandra! Adrians Tod war kein Unfall, der liebe Gott wollte ihn verbluten sehen! Welch großer Trost für Cassandra, die inzwischen auch die Blicke von Sam auf sich zieht.
Der Versager, der es nicht geschafft hat, Adrian zu retten, bemerkt das natürlich sofort. Seine Perle (Cassandras beste Freundin) findet das auch ganz dufte, weil ihr die Trauer von Cassandra langsam auf die Eierstöcke geht.
Ja, was für ein wunderschöner Tag an dem Strand, an dem deine große Liebe den Löffel abgegeben hat! Sam taucht mit einer großen Tüte Brötchen auf, und Cassandra, das verfressene Stück, schnappt sich gleich die ganze Portion. Gefuttert wird mit der ganzen Clique am Strand.
Der ist nicht süß. ICH bin süß.
Cassandra surft eine Runde, ohne sich davon stören zu lassen, dass ihre große Liebe dabei tödlich angenagt wurde. Sam wickelt sie anschließend in ein Handtuch, aber noch führt das zu nichts. Zeit für ein Gespräch unter besten Freundinnen.
"Hör mal, ich finde das echt selbstsüchtig von dir, wie du mit deiner Scheißlaune unseren Urlaub verdirbst, bloß weil exakt hier vor genau einem Jahr dein Freund von einem Hai umgebracht wurde. Ich meine, nicht dass wir kein Verständnis für dich hätten, aber wir haben es auch nicht leicht, weißt du? Mir ist damals ein Fingernagel abgebrochen! Ein Fingernagel! Aber weißt du was? Seitdem ich mit Markus herumhure, vermisse ich den Fingernagel fast gar nicht mehr." Cassandra muss wegen Klaras Worten und ihrem Versprechen an Adrian aber ganz doll weinen und rennt weg. An einer einsamen Stelle sitzt sie herum und flennt ein bisschen wegen der Vergangenheit.
Sam gibt seine Beute wirklich nicht leicht auf, das muss man ihm lassen. Ich bin trotzdem süßer als er.
Was? "Ich will allein sein! " - "Komm mit spazieren!" - "Klar! " Was ist los mit der Frau!?
Ich vermute, seine erste Idee hatte mit seinem Lümmel und ihren Körperöffnungen zu tun, aber das war für den Fotoroman zu heikel.
So kommt Cassandra also zu einem neuen Freund und tratscht mit ihren Freundinnen darüber, während Sam im Meer surft. Offenbar ist Gevatter Hai aber satt, denn Sam kommt unbeschadet aus dem Wasser.
Da nach Sams Aussage alles vorherbestimmt ist, musste Adrian sterben, damit Cassandra verzweifelt genug ist, um sich von Sam (der definitiv weniger süß ist als ich) nageln zu lassen. Hoffentlich sagt Sam ihr das auch regelmäßig, um das Feuer in der Beziehung aufrecht zu erhalten.
Mag ja sein, dass Adrian gewollt hätte, dass Cassandra wieder glücklich wird. Aber vermutlich hätte er sich doch genug Pietät von euch gewünscht, dass ihr euer Vorspiel nicht ausgerechnet genau da abhaltet, wo er verblutet ist.
"Gut, dass der Hai nur einen Pimmelträger umgebracht hat!"
Eigentlich konnte Adrian niemand so richtig leiden.
Hach, das war ja so romantisch. Ich hoffe, die bringen bald eine Geschichte, wo ein irrer Massenmörder dem Typen den Kopf absägt und die Freundin danach eine Fußballmannschaft befriedigen muss, um wieder Lebensfreude zu empfinden. Die Grafik-Abteilung der "Mädchen" kriegt die nötigen Effekte bestimmt spielend hin!
Gast
Das abgerissene Bein hat bestimmt viele Mädchen traumatisiert.