Literarischer Suizid
Ich bin ja gar kein Fan von solchen Sendungen wie "Pleiten, Pech und Pannen", "Upps, die Pannenshow" oder "Upps, die Super-Pannenshow". Ich finde es eher langweilig zu sehen, wie sich Kinder auf die Fresse legen oder irgendein Brautpaar beim Tanzen in die Torte stürzt. Dennoch ist mir das Gefühl der Schadenfreude nicht fremd, insbesondere wenn ich im Internet beobachten kann, wie sich jemand selbst ins Bein schießt und es nicht einmal wirklich merkt. Leider bin ich erst sehr spät auf den neuesten Fall aufmerksam geworden, aber fühle mich trotzdem großartig amüsiert.
Es gibt einen Autor namens John Asht, der im Roder-Verlag einen 900-Seiten-Roman namens "Twin-Pryx. Zwillingsbrut" veröffentlichte. Das soll der erste Teil einer ganzen Reihe sein und ist offenbar der ganze Stolz des Autors. Soweit, so gut, kann ich durchaus nachvollziehen, dass man auf sein Buch stolz ist.
Nun hat Bloggerin Astrid Prüger alias Myriel in ihrem Blog "Bücherzeit" eine Art Rezension veröffentlicht, in der sie erläuterte, dass sie im ersten Anlauf gerade mal 30 Seiten geschafft hat, im zweiten Anlauf immerhin 90 Seiten, das Buch aber so schlecht fand, dass sie es nicht weiterlesen konnte. Neben inhaltlichen Schwächen bemängelte sie den Sprachstil, und wenn ich nach Klappentext und Leseprobe gehe, kann ich jeden verstehen, der das Buch nach einigen Seiten frustriert in die Ecke schmeißt. Es ist wirklich sperrig geschrieben; in der Leseprobe sind wahnsinnig viele stilistische Mängel.
Die negative Rezension wollte der Autor allerdings nicht herunterschlucken. In den Kommentaren ließ er sich darüber aus, dass die Rezensentin offenbar mit gehobener Literatur nichts anfangen könne, das Buch unter Fantasy ganz falsch eingeordnet sei (es sei schließlich "phantastische Literatur" ) und er außerdem rechtliche Schritte einleiten würde, weil der Blog in seinen Augen offenbar bezahlt wird, um Autoren zu vernichten. Harter Tobak und ein bemerkenswertes Zeugnis mangelnder Reife.
Als wenn das nicht reicht, meldete sich auch noch die Verlegerin zu Wort. Und anstatt die Wogen zu glätten und die potenzielle Leserschaft nicht vollständig zu vergrätzen, drohte auch sie mit rechtlichen Schritten wegen angeblicher Wirtschaftskriminalität. Autor und Verlegerin schafften es damit quasi in Nullzeit sicherzustellen, dass die Leser des Blogs auf absehbare Zeit weder etwas von diesem Autor noch von diesem Verlag kaufen werden.
Aber Unprofessionalität kann man immer noch auf die Spitze treiben. John Asht postete in seinem Blog einen Text über "Literatur-Kriminalität", in der er Astrid Prüger mehr oder weniger versteckt vorwirft, sich "pseudo-erpresserisch" Rezensionsexemplare zu besorgen und in krimineller Weise geschäftsschädigend zu wirken. (Dass er sie für eine Dauerstudentin hält und das immer wieder erwähnt, als wenn das für die Sache relevant wäre, sei hier nur am Rande erwähnt. Ihr Studium hat Myriel übrigens abgeschlossen.) Außerdem schreibt er launige Facebook-Nachrichten an Leute, die wiederum auf ihren Seiten darüber berichten.
Das ist so, als würde man jemandem dabei zuschauen, wie er sich einen Nagel nach dem anderen ins Knie hämmert und darauf beharrt, dass er am Ende besser laufen wird. Daneben finde ich es einfach lustig, was für putzige Vorstellungen der Mensch davon hat, was Literaturrezensionen sind oder wie sie zu sein hätten.
Man kann es nie allen recht machen. Meine Texte und Bücher gefallen auch nicht jedem, damit muss ich leben. Und wenn ich einen Roman schreibe und es nicht schaffe, den Leser auf den ersten 50 oder 100 Seiten so zu fesseln, dass er das Buch weiterlesen möchte, dann ist das nicht das Problem des Lesers, und er darf dann auch mit Fug und Recht sagen, dass er das Buch mies fand. Wenn mir eine Suppe nicht schmeckt, muss ich ja auch nicht den Teller leer löffeln, um sagen zu können, dass sie mir nicht schmeckt. Auch professionelle Lektoren, die sich für Verlage durch eingesendete Manuskripte wühlen und darüber entscheiden müssen, was man verlegen sollte und was nicht, lesen von den meisten Werken nur die ersten paar Seiten, bevor sie sie aussortieren. Und das hat nun wirklich nichts damit zu tun, dass die literaturwissenschaftliche Ausbildung des Lektors ungenügend wäre, um ein Buch fundiert zu beurteilen. Wer nicht damit leben kann, dass die eigenen Werke nicht von jedem geliebt werden, und hinter jeder negativen Kritik eine Verleumdungskampagne vermutet, der sollte sich darauf beschränken, für die eigene Schublade zu schreiben.
(Man kann mir übrigens nicht vorwerfen, ich würde das nur aus Neid auf John Asht schreiben, weil ich selbst noch kein Buch bei einem richtigen Verlag veröffentlicht habe. Ich hab schließlich schlicht und einfach noch nichts an einen Verlag geschickt.)
Gast
Meine Güte, dem Niveau und dem Anstand sind nach unten hin echt keine Grenzen gesetzt. Kann jemand dem Vollpfosten bitte von Klopfers Kontinent schmeißen, ihn die Luft abschnüren oder wenigstens den Mund zunähen bzw. die Hände abhacken? Der Typ ist doch ne Schande für die Menschliche Rasse und sämtliche Buchautoren...