Mündliche Noten und andere [Nachtrag]
Manche Dinge sollte man nicht in der Öffentlichkeit tun. Das sagen mir jedenfalls immer die Leute, die mir verbieten wollen, in der Straßenbahn zu onanieren. Insofern ist es vielleicht auch besser, an öffentlich zugänglichen PCs keine intimen Dinge zu tun, zum Beispiel seine Fickbewertungen zu aktualisieren. Oder wenn man es tut, sollte man wenigstens darauf achten, sich ordentlich auszuloggen. Denn sonst gelangt die Liste womöglich in die Hände des Klopfer-Geheimdienstes und landet somit irgendwann bei mir. (Danke an all meine über die Welt verteilten Agenten, insbesondere der Person, die mir dieses hier geschickt hat. )
Schauen wir uns also einmal diese Knatterliste an. Sein Ersteller ist offenbar geborener Buchhalter - zumindest lässt darauf sein akribischer Drang schließen, Talente und Eigenschaften unbedingt mit Zahlen zu bewerten und daraus eine Durchschnittsnote zu bilden. Die Basis bildet eine Skala von 1,0 bis 6,0, wobei 1,0 der Bestwert ist.
Allerdings sind schon die Kategorien diskussionswürdig. Anal, Blasen, Tittenform, Tittengröße, Eng, Pussyoptik, Schlucken, Facial, Gesicht, Körper. Es gäbe sicherlich gute Argumente dafür, Tittenform und Tittengröße in einer einzigen Tittennote zu vereinigen, denn es geht hier immerhin um Qualitäten, die für sich allein wenig aussagen. Lollo Ferrari hatte so aufgepumpte Hupen, dass sie für die Größe spielend eine 1,0 erreicht hätte (oder sogar etwas im 0,1-Bereich), aber die Dinger sahen so aus, als hätte man ein paar Medizinbälle an ihren Leib genietet. Bei der Tittenform gäbe es somit eine 6,0. Macht im Durchschnitt für die Titten eine 3,5 - sicherlich aber keine faire Bewertung angesichts der Tatsache, dass der gesamte Brustbereich bei ihr absolut widerlich und unerotisch aussah.
Ein weiteres Problem liegt darin, dass die Skala für einige Kategorien zu differenziert ist. Bei Anal gibt es realistisch gesehen nur wenige Stufen. "Keine Chance", "eher nicht so gern", "ganz nett" und "geht ab wie ein Zäpfchen". Dafür eine Skala zu benutzen, die 11 Stufen zulässt, ist wohl etwas übertrieben. Ebenso beim Schlucken: Von "nicht in den Mund" über "spuckt es aus" und "schluckt es" bis zu "gurgelt begeistert mit dem Zeug" gibt es wohl wenig objektive Bewertungskriterien, zumal bei konkreteren Unterscheidungen noch ein Konflikt mit der Kategorie "Blasen" auftreten könnte (etwa wenn man ihre allgemeine Begeisterung beim oralen Akt messen will).
Bei Facials ist die Skala noch überdimensionierter, weil es ja ein recht passiver Akt für die Frau ist, sich aufs Gesicht spritzen zu lassen. Auch hier kann man höchstens die Begeisterung über das eintreffende Ejakulat bewerten, aber ansonsten ist ein Facial eben das, was der Kerl daraus macht - womöglich hätte der Kerl die Dame während der Verrichtung einfach besser motivieren müssen. Leider wird nirgendwo auf der Liste vermerkt, wie viele Begegnungen die Basis für die jeweiligen Bewertungen bilden.
Auch bei der Pussyoptik kann man natürlich streiten, wie viele Stufen tatsächlich zwischen "bildschönes Dimensionstor in das Universum der Lüste" und "geschwollene Axtwunde" liegen; ich möchte nur darauf aufmerksam machen, dass relativ viele 1,0-Bewertungen auftreten, aber zwischen 3,5 und 6,0 gar nichts kommt. Das weist auf eine unausgewogene Bewertungsmethode hin. Auch bei der Enge zeigt sich ein ähnliches Ungleichgewicht, wobei es natürlich sowieso für einen Kerl schwierig ist, zwischen "ich spüre nicht mehr viel" und "wie eine Salami im Flur" Differenzierungen vorzunehmen, wenn nicht gerade Wärmeabstrahlung und Luftzug beim Akt Rückschlüsse darauf geben, wie viel Raum tatsächlich zwischen Gemächt und vaginalem Gewebe liegt.
Bei der Fellatio-Bewertung möchte ich außerdem anmerken, dass sie nicht ganz konsistent scheint. Bei einer 6,0-Bewertung im Blasen könnte man eigentlich davon ausgehen, dass die Dame sich dieser Sexualpraktik komplett verweigerte. Nun steht bei der jungen Dame ganz oben aber zugleich, dass sie eine 4,0 im Schlucken hatte. Natürlich gibt es die Möglichkeit, den Samen auch oral zu verabreichen, ohne dass die Frau dafür ihre Lippen um den Prengel des Partners schließen muss, aber es erscheint etwas merkwürdig, dass eine Frau das Blasen verweigern soll, aber nicht die Aufnahme des Nektars der Fruchtbarkeit.
Im Zusammenhang mit den Facials stellt sich übrigens bei der Gesichtskategorie die Frage, ob die Bewertung vor oder nach der Glasur stattfand und somit die Ergebnisse verfälscht sein könnten.
Diese Liste zeigt also viele Schwächen, und die größte Schwäche ist wohl, so eine bekloppte Tabelle überhaupt zu erstellen. Was ist der Einsatzzweck so einer Liste? Wenn sich die Gelegenheit ergibt, mit einer Frau "Versteck die Wurst" zu spielen, fährt man dann erst einmal Excel hoch und schaut, ob ihre Tittenform schön genug ist? Wenn man mit einer Frau Sex hatte, sollte man nicht auch ohne Schulnoten wissen, ob es mit ihr Spaß gemacht hat oder nicht? Ich glaube, die größte Überraschung bei der Liste für mich war, dass es tatsächlich Idioten gibt, die solche Listen führen. Vorher hatte ich noch die Hoffnung, dass das so ein blödes Klischee aus Sitcoms und Jugendzeitschriften ist. So wie Gruppenonanieren unter pubertierenden Jungs. Das gibt es ja meines Wissens in der Realität auch nicht. Zumindest hab ich in der Straßenbahn noch nichts davon mitbekommen.
Nachtrag: Ihr dürft ja gerne mal raten, welche von den angegebenen Noten zu der Angetrauten des Listenerstellers gehören.
2. Nachtrag: Eine ähnliche Liste von einem Vertreter des anderen Geschlechts gibt es hier.
Gast
Spätestens bei der "geschwollene[n] Axtwunde" bin ich am Boden gelegen.
Stellt sich nur die Frage, warum du so einen Text für den Blog "verschwendest". Wäre einwandfreies Material für eine Kolumne gewesen - und man könnte ihn dann in einem Jahr auch noch finden.