Klopfers Bücherstunde - Teil 2
Wie versprochen gibt es hier den zweiten Teil von Klopfers Bücherstunde mit weiteren fünf Buchvorstellungen. Falls euch eines der Bücher interessiert, wäre es unheimlich toll, wenn ihr über die angegebenen Amazon-Links bestellt.
How to Land an A330 Airbus
James May dürfte einigen bekannt sein als einer der Moderatoren der britischen Autosendung "Top Gear". Daneben ist er auch Autor, weswegen viele seiner sonstigen Fernsehreihen mit eigenen Büchern begleitet werden. Im letzten Jahr lief im britischen Fernsehen die Serie "James May's Man Lab", in der James May herausfinden wollte, welche Fähigkeiten ein echter Mann heutzutage besitzen sollte. Das Buch "How to land an A330 Airbus and other vital skills for the modern man" nimmt einige dieser Dinge auf, fügt aber auch eigene Ideen hinzu, die natürlich alle in Form von mehr oder weniger nützlichen Anleitungen genau beschrieben werden, um dem männlichen Leser diese Fähigkeiten beizubringen.
Und ja: Es ist tatsächlich eine Anleitung enthalten, wie man einen A330 landen kann, komplett mit Diagrammen, Zeichnungen und genauen Anleitungen. Kapitel 2 beschäftigt sich mit einem etwas unrealistischeren Problem: Was tut man, wenn ein Ferienort von einer Invasionsstreitmacht zu einem Gefangenenlager umgewandelt wird und man daraus entkommen muss? Leider braucht man hier die Hilfe der Franzosen. Kapitel 3: Wie führt man korrekt ein Duell durch - und zwar nach dem irischen Duell-Codex. Weniger um den Tod als um das Leben geht es in Kapitel 4: Wie leistet man Geburtshilfe, wenn eine Frau Zwillinge zur Welt bringen muss? Das Spielkind im Mann wird durch Kapitel 5 sicher mehr angesprochen. Dort wird beschrieben, wie man eine Dampflokomotive fährt. Noch besser Kapitel 6, welches genau ausführt, wie man die Isle of Wight erobern kann. Weniger vergnüglich ist das siebte Kapitel, welches einen darauf vorbereitet, seinen besten Freund in Zeiten der Not zu essen. Kapitel 8 ist zweifellos eines der nützlicheren, denn hier wird erklärt, wie man eine deutsche Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärfen kann. Kulturell wertvoll ist wiederum das letzte Kapitel: Wie spielt man eine Sonate von Beethoven auf dem Piano ohne vorherige Kenntnisse?
Man merkt, dass das Buch sich nicht wirklich ernst nimmt, obwohl man sich wirklich viel Mühe gegeben hat, alle Fakten in dem Buch möglichst korrekt zu recherchieren. Das Resultat ist gelungen: Man amüsiert sich und lernt trotzdem noch etwas dabei. Nutzloses Wissen, okay, aber es ist cool. Nicht so gut ist das Layout, was bei jedem Kapitel wechselt und gelegentlich eher lesefeindlich ist. Trotzdem eines der besten Bücher der letzten Jahre von der Insel. Eine deutsche Ausgabe existiert bislang leider nicht. (Das englische Buch bei Amazon.de)
Volkscomputer
Etwas für die Computergeeks: "Volkscomputer" erzählt die Geschichte des Computerherstellers Commodore, der in den 70er und 80er Jahren dank Rechnern wie PET, VC-20, C64 und Amiga eine der wichtigsten IT-Firmen der Welt war und in den 90ern unterging. Das Buch ist eigentlich eine Übersetzung eines amerikanischen Buchs, wurde aber für die deutsche Ausgabe noch einmal deutlich erweitert und bietet viele interessante Einblicke in die internen Triebkräfte der Computerindustrie. Neben einigen Dingen, die Commodore direkt betreffen (etwa die legendären Ausbrüche des berüchtigten Jack Tramiel), erfährt man auch so manches über die anderen Firmen, die in dieser Zeit ihren Start hatten, etwa Microsoft und auch Apple. Wer Steve Wozniaks gedruckte Masturbation "iWoz" gelesen hat, sollte sich auch "Volkscomputer" mal anschauen, um eine etwas ausgewogenere Einschätzung seiner Leistungen zu lesen, auch im Vergleich zur Konkurrenz während dieser Zeit. (Würde man nach Wozniaks Selbsteinschätzung gehen, war er fast das einzige Genie damals, ohne das es viele technische Neuerungen in den Computern dieser Zeit nicht gegeben hätte.) Und auch sonst ist "Volkscomputer" für jeden empfehlenswert, der sich für die Geschichte der Personalcomputer interessiert. (Das Buch bei Amazon.de)
Der Außerirdische ist auch nur ein Mensch
Harald Lesch ist einer der besten Wissenschaftsmoderatoren im deutschen Fernsehen. Früher bei Alpha Centauri, dann als Sci Xpert beim Pay-TV-Kanal Sci-Fi, jetzt bei Abenteuer Forschung - ich guck ihn gerne. Und ich les ihn auch gerne, weil er Dinge mit Humor erklären kann. (Kosmologie für Fußgänger und Big Bang, zweiter Akt sind wirklich empfehlenswert.) Dieses Buch hier ist weniger auf Astrophysik ausgerichtet, sondern handelt in kurzen Kapiteln jeweils ein Thema ab, welches mit Naturwissenschaften zu tun hat. Der Text auf dem Buchrücken fragt: "Darf man Wissenschaft mit Witz erklären?", und er gibt auch gleich die Antwort: "Nein, man muss!" Und genau deswegen frage ich mich, wer zur Hölle den armen Harald Lesch abgefüllt hat, bevor er ihn an die Tastatur setzte. In den 119 Kapiteln jagt ein billiger Kalauer den nächsten, und man bekommt den Eindruck, dass die "witzigen" Metaphern zum Selbstzweck geworden sind, hinter dem der Wunsch zurücktritt, tatsächlich etwas verständlich zu erklären. Ein Beispiel aus dem Kapitel "Gottes Luftballon" zum Thema Urknall, welches so beginnt:
Wahrscheinlich ist der Urknall letztlich doch von den Japanern erfunden worden. Aber eigentlich vermute ich doch ganz stark, der liebe Gott hat irgendwo vor dem Urknall in irgendeiner Spielhölle gezockt - und dann ist ihm das Spielgerät um die Ohren geflogen.
Und dann rief seine Frau an und fragte: "Wo bist du? Was machst du?"
"Ja, ich bin hier in Las Dingsbums und ..."
Und dann kommt der berühmte Satz, den auch alle sagen, die etwas mit Computern zu tun haben: "Ich? Ich hab doch gar nichts gemacht."
Das geht noch über eine halbe Seite so weiter, und bis er dann endlich mal auf etwas Astronomisches zu sprechen kommt (dass sich das Universum ausdehnt), hat man schon die Hoffnung aufgegeben, etwas zu erfahren. Ich weiß, ich bin nicht die Zielgruppe für dieses Buch, dafür weiß ich doch schon zu viel über Astronomie und Physik. Allerdings frage ich mich, inwieweit ein unbedarfter Leser etwas aus diesem Buch mitnehmen kann. Besteht nicht die Gefahr, dass er Schwierigkeiten hat, Witz und Fakt auseinander zu halten, weil eines so flapsig wie das andere präsentiert wird? Dazu kommt, dass der Text eher so wirkt, als wurde er für den mündlichen Vortrag geschrieben. Kurze Sätze, viele Stellen, an denen man sich unwillkürlich eine Betonung vorstellt - aber für ein Buch darf es dann doch etwas komplexer sein. Ergo: keine Kaufempfehlung. (Das Buch bei Amazon.de)
Prinzessin Leia schlägt zurück
Wer kennt Carrie Fisher nicht? Die energische Prinzessin Leia aus der Star-Wars-Trilogie (es gibt nur eine Star-Wars-Trilogie, lalalala *ohren zuhalt*) war nicht nur ein starker Charakter, sondern führte Millionen von Jungs an die ersten zarten Masturbationsversuche heran. Das allerdings eher indirekt, auch weil George Lucas Carrie Fisher erzählte, im Weltraum gäbe es keine Unterwäsche, also solle sie ebenfalls luftig unter ihren Kostümen herumlaufen.
Man kann die Schauspielerin allerdings nicht auf ihre Rolle reduzieren. Ihr wahres Leben ist ebenso filmreif: Als Tochter des Filmstars Debbie Reynolds und des berühmten Schnulzensängers Eddie Fisher wuchs sie inmitten von Hollywood auf, mit all den Exzessen und ohne Geldsorgen, aber auch ohne feste moralische Leitfiguren. Drogen machten ihr Leben fast kaputt, sie wurde manisch depressiv, hatte Pech mit Männern (einer wurde schwul), einer ihrer Freunde starb in ihrem Bett - es ist ein Wunder, dass sie ihren Humor behalten hat. Verloren gegangen sind allerdings viele Erinnerungen. Denn um ihre Depressionen behandeln zu lassen, musste sie sich einer Elektroschocktherapie unterziehen, welche als Nebenwirkung allerdings einen Großteil des Gedächtnisses gelöscht hat. (Carrie Fisher legt viel Wert darauf zu betonen, dass die Therapie keine barbarische Behandlungsmethode ist, sondern ihr tatsächlich ihr Leben wiedergegeben hat.) Um ihre noch vorhandenen Erinnerungen festzuhalten und zu ordnen, schrieb sie dieses Buch, in dem man ein lückenhaftes, von Anekdoten geprägtes Bild von ihrem Leben erhält, auf das sie mit viel Humor zurückblickt. Nach dem Lesen dieses Buches versteht man etwas besser, wie Charlie Sheen (ebenfalls Sohn eines Hollywoodstars) zu dem werden konnte, was er heute ist. (Der Mann braucht Hilfe, das war eh klar.) "Prinzessin Leia schlägt zurück" ist zwar kein Meisterwerk (wie soll es auch bei der Entstehungsgeschichte), aber ich fand es recht interessant, auch wenn man über Star Wars selbst sehr wenig erfährt. (Das Buch bei Amazon.de)
Ein Traum von einem Schiff
Ein Skandalbuch darf nicht fehlen: Christoph Maria Herbsts Buch "Ein Traum von einem Schiff" war kurz nach dem Erscheinen in den Schlagzeilen, weil es verboten wurde. Neuere Auflagen sind an einigen Stellen geschwärzt, weil sich eine Person von dem Buch beleidigt fühlte und gerichtliche Schritte einleitete. Ich habe kurz vor dem Verbot ein Exemplar der Erstauflage gebraucht gekauft, insofern konnte ich das ursprüngliche Werk lesen. (Und ich kann durchaus nachvollziehen, warum diejenige Person das Buch in der Form nicht dulden wollte.) Aber worum geht es eigentlich?
Christoph Maria Herbst spielte in einer Folge der ZDF-Serie "Das Traumschiff" mit. Man kann viel über das "Traumschiff" sagen, aber nicht, dass es wirklich anspruchsvoll wäre - es ist für einen Schauspieler also nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal, da aufgetreten zu sein. Herbst sagte trotzdem zu und schrieb über die Dreharbeiten dieses Buch. Man erfährt, wie er dafür angeworben wurde, wie es auf dem Schiff zugeht, was ihm bei den Landgängen passierte (er wurde beinahe verprügelt, weil sein Gegenüber nicht verstand, dass "Stromberg" eine fiktive Figur ist)... Im Wesentlichen erfährt man aber etwas über die Leute, die bei der Produktion mitmachten. Und der Autor lästert ausgiebig darüber, wobei eine Regieassistentin es besonders heftig abbekommt. In der Erstauflage wenigstens. *hust* Leider ist das Buch selbst nur so mittelmäßig. Es liest sich zwar ganz locker, aber zwischendurch gibt es immer mal wieder eher langweilige Stellen oder längere Abschnitte, in denen man den Eindruck bekommt, dass man ohne fundierte Insiderkenntnisse über die deutsche TV-Landschaft nicht den ganzen innewohnenden Humor versteht. Aber wer weiß, vielleicht ist die Erstauflage ja eine Investition. (Das Buch bei Amazon.de)
So, das war es erst einmal mit den Buchvorstellungen. Vielleicht gibt es ja bald mal mehr, wenn das Interesse besteht; wenn es gewünscht wird, kann ich ja auch mal einiges zu Büchern sagen, die in den Kommentaren vom letzten Beitrag und dem hier genannt werden und die ich schon kenne.
Gast
mit "Volkscomputer" hast du mich gerade auf einen Kindheitsflashback-Trip geschickt Amiga....das waren noch Zeiten...will...Zeitmaschine :'(