Am Ende geht's um Zungenküsse
Erkältungen sind doof, so. Muss einfach mal festgestellt werden.
Ich fahre ja bald zur Connichi (ich hoffe, ich bekomme meine Karten noch, von denen ich immer noch eine verkaufen will). Es hat sich schon jemand gemeldet, der mir dort ein Exemplar meines Buches abkaufen will. Jetzt frag ich einfach mal: Wer ist denn da noch anwesend und hätte wahnsinnige Lust darauf, mir Geld für ein "Böses Hasi!" zu geben? Ich muss ja wissen, wie viele Exemplare ich bestellen und mitnehmen muss.
Ein bisschen ratlos hab ich mir auch das Internet-Manifest von 15 selbsternannten Alphabloggern durchgelesen. Hinter jeder Menge heißer Luft und Geschwurbel hab ich nicht herausfinden können, was da jetzt wem eigentlich genau gesagt werden soll. Dass viele dieser Kämpfer für die Internetsache, die so auf die verbohrten und vertrockneten alten Medien schimpfen, den Großteil ihres Geldes eben mit diesen alten und vertrockneten Medien machen, ist auch eine etwas bittere Ironie, wenn sie dann erzählen wollen, wie man doch tolle Finanzierungsmöglichkeiten für Journalismus im Internet finden kann. Hm. (Ebenfall nett sind Stilblüten wie "zentrale Eckpfeiler" oder der schöne Satz: "Zuhören und Reagieren, auch bekannt als Dialog." Wenn ich jemandem zuhöre und ihm dann für seine Frechheiten eine aufs Maul haue, dann reagiere ich auch, aber der Typ, der sich dann seine Zähne vom Boden zusammenklauben darf, wird das wohl kaum als Dialog ansehen. Ist irgendwie ein ähnlicher Sachverhalt wie beim "aufeinander zugehen" - die einen sehen es als ersten Schritt zur Verständigung, die anderen merken, dass der erste Schritt einer Schlägerei genauso aussieht.)
Edit: Die Manifestseite hat wohl technische Probleme. Das Manifest gibt's aber unter anderem auch hier, hier, hier und hier.
Lieber was Lustiges: Muammar al-Gaddafi, der lybische Führer, hat die brillante Idee, man möge doch die Schweiz auflösen und ihr Gebiet den umliegenden Staaten zuschanzen. Böse eidgenössische Zungen mögen jetzt behaupten, dass unser Finanzminister Peer Steinbrück da seine Finger im Spiel hätte, aber das ist nur ein Gerücht. Die Schweiz nach über 350 Jahren heim ins Reich zu holen, hätte allerdings sicherlich ein paar Vorteile für uns. Dann können wir im Osten uns nämlich auch mal über die Neuen beschweren. Oder wir holen uns gleich das von angeblichen Faulpelzen gefüllte Rumänien. Die Geldautomaten bereitet man ja anscheinend eh schon drauf vor. (Ich war vor einigen Jahren in Rumänien im Urlaub und hab einen Heidenrespekt vor den Leuten, die dort ganz sicher kein leichtes Leben haben. Bei Preisen, die nicht so viel anders sind als bei uns, aber einem Durchschnittseinkommen von umgerechnet ein paar hundert Euro im Monat zu überleben - das sollte mal der Rüttgers probieren.)
Nicht nur in Deutschland werden die juristischen Fallstricke immer zahlreicher. In Japan haben sich nun sogar Yakuza (quasi die japanischen Mafiabanden) darauf eingestellt. Die Vertreter des Yamaguchi-Clans haben deswegen jetzt Gangsterprüfungen eingeführt. In diesen wird von den Jungverbrechern abgefragt, was nach den aktuellen Gesetzen gegen organisiertes Verbrechen denn nun strafbar ist und unterlassen werden sollte, wenn man seinem Clan kostspielige Gerichtsverfahren ersparen möchte. Da sieht man mal wieder den Unterschied: In Japan versucht sogar das organisierte Verbrechen, sich ans Gesetz zu halten, und in Italien scheißen Verbrecher, Polizisten, Bevölkerung und Regierungschef auf das Gesetz.
Falls sich noch wer wundert, warum wir in einer Finanzkrise sind, der sollte jetzt gut aufpassen. Es war einmal ein Finanzberater namens Barry Stokes, und der betrog Leute um ihre Altersvorsorge. Er selbst hat zugegeben, ganze 19 Millionen Dollar eingesackt zu haben - ein kleiner Fisch, wenn man ihn an den zig Milliarden misst, die Bernie Madoff unterschlagen hat, aber immerhin mehr, als die meisten von uns jemals sehen werden. Und jetzt kommt's: Während der Untersuchungshaft hat der Mann tatsächlich Voodoopuppen seiner Opfer gebastelt, um sie an belastenden Aussagen zu hindern. *sich über die stirn reib* *brille putz* *tief durchatmet* ... Wir brauchen uns doch gar nicht zu wundern, wenn unser Finanzsystem im Gulli landet, wenn die Leute ihr Geld jemandem anvertrauen, der an Voodoo und Hexerei glaubt, verdammte Scheiße nochmal! *schnauf* Kriegt denn hier jeder Vollidiot ein Zertifikat, dass er mit fremden Moneten rumspielen darf? Kann man denn keine allgemeinen Fragen in die Prüfungen aufnehmen, und jeder, der an Voodoo, Jungfrauengeburt, die Mondlandungsverschwörung oder die wirtschaftliche und soziale Kompetenz konservativer Parteien glaubt, fällt automatisch durch? Wie viele Vollidioten, Napfsülzen, Schwammhirne und Quarktaschen sitzen da draußen und haben Macht über andere, obwohl sie eigentlich in Lager gesperrt, an Stühlen festgebunden und nur dreimal täglich mit Brei gefüttert werden sollten, weil sie eine zu große Gefahr für sich und andere (vor allem andere) sind?
Die kleine Stadt Jericho in Arkansas könnte so beschaulich sein. 174 Einwohner, ein zweispuriger Highway und einige unbefestigte Straßen... Was allerdings in dem Städtchen abläuft, lässt die mordgeplagte Kleinstadt aus "Mord ist ihr Hobby" dagegen wie ein verschlafenes Dorf aussehen. Das Problem: Die Stadt hat(te) für die paar Einwohner ganze sieben Polizisten (das ist viel!) - und die langweilten sich wohl so sehr, dass sie lustig Strafzettel verteilten, egal ob sie nun gerechtfertigt waren oder nicht. Ein Strafzettel ging an Don Payne, den Chef der örtlichen Feuerwehr, und der ging natürlich vor Gericht, um das Ticket anzufechten. Dabei ließ er es sich nicht nehmen, seine wohl nicht allzu positive Meinung über die Polizei und ihre Geschwindigkeitskontrollen zu äußern, was die anwesenden Freunde und Helfer wohl etwas verstimmte. So zog einer der Polizisten gar seine Pistole und schoss dem unbewaffneten Payne eine Kugel in den Leib. Von hinten. Mitten im Gerichtssaal.
Na holla. Dem Feuerwehrchef musste die Kugel aus dem Hüftknochen entfernt werden, aber er hat eventuell noch nicht alles hinter sich: Der örtliche Staatsanwalt will zwar weder den schießenden Polizisten (an dessen Namen er sich gar nicht mehr erinnert) noch Payne eines Verbrechens anklagen, eventuell hat sich aber der Feuerwehrchef einer Ordnungswidrigkeit strafbar gemacht. Offenbar ist es nicht erlaubt, sich im Gerichtssaal anschießen zu lassen. Wer jetzt glaubt, in dem Dorf gibt's unheimlich viele krumme Hunde: richtig. Die Polizei von Jericho ist inzwischen vorerst aufgelöst, alle offenen Strafzettel sind ungültig, und der Sheriff des umliegenden Bezirkes hat nun wieder die Durchsetzung von Recht und Ordnung in die Hand genommen. Und da gibt es viel zu tun. Jericho leistete sich zwar die besagten sieben Polizisten, aber versäumte es, die Polizeiwagen und einen Feuerwehrtruck zu bezahlen. Der Sheriff fragt sich nun, wo eigentlich die ganze Knete hin ist, die mit den Strafzetteln eingenommen wurde - und ich frage mich, warum die Weltmacht Nummer Eins fremde Länder angreift, wenn im eigenen Land solche Verhältnisse herrschen.
Über das Unvermögen vieler US-Amerikaner, Eigenverantwortung zu übernehmen und lieber andere zu verklagen, werden ja viele Witze gerissen. Der 22-jährige Scott Thomas Zeilinski aus Michigan sorgt jetzt für ein weiteres Beispiel. Der junge Mann überfiel nämlich im November 2007 einen Laden, bedrohte dabei die Angestellten mit einem Messer und drohte sie umzubringen, bevor er sich schließlich mit Geld und Zigaretten aus dem Staub machen wollte. Als er aber den Laden verließ, ergriff einer der Angestellten eine Pistole und schoss ihm in den Arm und den Rücken.
Daran hat der mittlerweile verurteilte Straftäter so schwer zu knabbern, dass er den Ladenbesitzer und seine Angestellten nun verklagt hat. Grund: Leid, Kummer und Schmerzen. Und dafür möchte er 125000 Dollar haben, denn dieser Vorfall habe sein Leben ruiniert, und der Laden wäre eindeutig schuld daran. Ich glaube, dem einen Angestellten tut's jetzt richtig leid, dass er damals nicht besser gezielt hat.
Familie Duggar erwartet übrigens jetzt Kind Nummer 19. Um Himmels Willen, kann man den Eltern nicht mal einen Fernseher schenken, damit die am Abend was anderes zu tun haben?
Kleiner sinnloser Fakt: Die einzigen Tiere außer den Menschen, die beim Vorspiel Zungenküsse austauschen, sind die Weißstirnamazonen (eine Papageienart). Nach dem Berühren der beiden Zungen kotzt der männliche Papagei der Papageiendame allerdings sein Essen auf die Brust - das ist dann bei Menschen doch nicht ganz so verbreitet.
Gast
Wow... Ich hoffe wir driften nicht weiter in Amerikanische verhältnisse, sonst muss ich irgendwann die Europäische Kultur wegen Urheberrechtsverletzung an der Amerikanischen verklagen um da raus zu kommen
Gute Nacht