Lesergedanken kurzgefasst (und mehr Fragen)
Nuff! Ich grüße das Volk.
Ich danke euch vielmals für die große Resonanz (hier und auf Facebook) auf den letzten Beitrag. Naturgemäß sind die Antworten sehr individuell, aber zumindest ein paar Tendenzen zeigen sich deutlich, und die möchte ich der Vollständigkeit halber mal zusammenfassen (und außerdem am Ende noch ein paar weitere Fragen stellen).
Die meisten Leute haben aktuell wenige bis keine Autoren, von denen sie alles kaufen. (Vielen Dank an die, die mich genannt haben. ) Dass Serien komplett gekauft werden, kommt schon öfter vor. Dass Leute aufhörten, die Werke von Autoren zu sammeln, hatte meistens den Grund, dass die neueren Bücher thematisch oder stilistisch nicht mehr den Geschmack trafen. Gefreut hat mich, dass die privaten gesellschaftlichen oder politischen Ansichten des Autors keine Rolle bei dieser Entscheidung spielen und selbst hypothetisch nur dann relevant wären, wenn diese Ansichten auch in den Büchern durchscheinten und man diese nicht teilte.
Die Verlage sind den Lesern fast durchweg egal. (Einige erwähnen, dass Fehler in den Büchern ein schlechtes Licht auf den jeweiligen Verlag werfen würden, aber insgesamt spielt der Verlag für euch keine Rolle.) Einzige Ausnahme ist, dass man vielleicht wegen des Programmschwerpunkts einen Verlag etwas mehr im Auge hat. (Das kenne ich von mir, wenn ich an den Taschen-Verlag denke.)
Bei der Frage "Buchhandlungen oder Online-Buchhandel (insbesondere das große A)" gibt es eine stärkere Polarisierung als bei den anderen Fragen. Auf der einen Seite sind die, die den lokalen Buchhandel tatkräftig unterstützen und aus Prinzip nicht bei Amazon bestellen, und auf der anderen Seite gibt's welche, die nur noch online kaufen und Buchhandlungen sogar für überholt halten. Die würden sich auch nichts mehr zurücklocken lassen in den stationären Buchhandel. Und dazwischen gibt's dann die, die meist online kaufen, aber doch ganz gerne in Buchhandlungen stöbern. Goodies und Giveaways scheinen eher keine Wirkung zu haben.
Ein bisschen erstaunt hat mich auch, dass bei vielen Reaktionen herausklang, dass weder Leseproben noch Rezensionen tatsächlich eine wesentliche Rolle für die Kaufentscheidung spielen. Dann bleiben für diese Leute als Entscheidungsbasis nur noch Cover und Inhaltsangabe (und evtl. das Vertrauen in den Autor, wenn man schon Sachen von ihm gelesen hat)? Wäre schön, wenn ihr dazu eure Gedanken in den Kommentaren aufschreiben könntet - und vielleicht sogar Beispiele für echt gelungene Buchcover nennt?
Einige haben erwähnt, dass sie eher kurze Bücher lesen und dass sie auch schon längere Bücher mal abgebrochen haben, viele andere sagen, dass sie auch dicke 1000-Seiten-Wälzer schon durchgearbeitet haben, weil sie so gut und spannend geschrieben waren. (Lustigerweise sind einige Werke sowohl bei den abgebrochenen als auch bei den durchgearbeiteten Riesenbüchern genannt worden. So unterschiedlich können die Geschmäcker sein.)
Relativ selten gefallen euch Filme tatsächlich mehr als die Bücher, auf denen sie basieren, obwohl es nicht so selten war, dass ihr in bestimmten Fällen beide ungefähr gleich gut fandet. Das dürfte immerhin ermutigend für einige Filmmacher sein.
Jetzt möchte ich aber auch gleich noch ein paar weitere Fragen loswerden.
- Welches sind eure Schmerzgrenzen bei den Preisen?
Mir ist klar, dass das auch stark vom Inhalt abhängt (ich finde 22 Euro für Jan Böhmermanns olle Tweet-Sammlung eindeutig zu viel), aber gehen wir mal von einem 350-Seiten-Roman aus, der euch tatsächlich interessiert. Wie viel würdet ihr maximal zahlen fürs E-Book, fürs Taschenbuch, für ein Hardcover und für ein Hardcover mit Schutzumschlag? - An die E-Book-Käufer: Wo kauft ihr eure E-Books ein?
Der große Platzhirsch ist ja Kindle von Amazon. Daneben gibt's noch Bücher.de, Ebook.de, Thalia.de, Hugendubel.de, Osiander.de und Weltbild.de, die alle in der Tolino-Allianz zusammenstecken, und es gibt Kobo, Google Play und Apple Books. Und dann gibt's sicher noch kleinere Plattformen sowie Leute, die ihre E-Books auch selbst verkaufen. *hüstel* Welche Möglichkeiten nutzt ihr üblicherweise, wenn ihr kauft und nicht irgendwo illegale Kopien runterladet? - Es gibt (gerade bei Kindle) Gratis-Aktionen zu E-Books, bei denen die für begrenzte Zeit verschenkt werden. Lest ihr solche kostenlos erhaltenen E-Books auch?
Viele Self-Publisher stellen ja fest, dass diese E-Books im Gratis-Zeitraum massenhaft heruntergeladen werden, aber offenbar werden die kaum gelesen. Sie wirken sich auch in den meisten Fällen kaum auf Verkäufe anderer Bücher der Autoren aus und erhöhen auch die Zahl der Rezensionen nur marginal. Wie seht ihr das? Greift ihr da zu? Landen die auf eurem Pile of Shame, so wie die Gratisspiele von Epic?
- Die Preisfindung bei E-Books ist auch für die Autoren meist mehr ein Ratespiel als eine durchdachte Entscheidung. Besonders wird davor gewarnt, seine Bücher zu billig abzugeben. Setzt ein sehr niedriger Preis euer Bild von dem Buch herab?
Man kann sein E-Book für 99 Cent verkaufen, aber in Autorenforen wird geraten, das höchstens bei Kurzgeschichten zu machen. Längere Geschichten sollten mindestens 2,99 Euro kosten, besser aber noch mehr, denn wenn der Autor sein Werk schon nicht wertschätzt, dann wird es der Leser auch nicht tun. Könnt ihr das nachvollziehen? Ich finde es selbst auch absurd, wenn manche überlegen, ihren 70.000-Wörter-Roman für einen Euro reinzustellen, weil sie hoffen, dann über die Masse etwas Geld zu verdienen. Und natürlich: Wenn man nicht alles selbst macht und jemanden anheuern muss für Lektorat, Korrektorat, Layout oder Cover-Illustration, wird man mit einem sehr niedrigen Preis auch seine Kosten nicht wieder einspielen können.
- Bücher kann man ja nicht nur lesen, sondern oft auch hören. Kauft ihr Hörbücher? Ist das Hören der Bücher für euch ebenso "echt" wie das Lesen, oder erfasst man beim Hören nicht unbedingt dasselbe wie beim Lesen?
Ich habe selbst keine Hörbücher gekauft (ich wäre beim Hören sowieso abgelenkt und würde gar nicht viel mitkriegen), aber einige Hörbücher landen ja auch auf Youtube, und da habe ich zum Beispiel in das von "Der Marsianer" reingehört und war nicht sehr begeistert. (Richtige Hörspiele können mich da schon eher fesseln.) Sind Hörbücher aber eine gute Alternative für Menschen, die selbst nicht so viel Zeit zum Lesen haben, aber zum Beispiel viele Stunden im Auto verbringen? Und wo wäre dort die Schmerzgrenze beim Preis (mal wieder angenommen für einen Roman, der gedruckt etwa 350 Seiten hätte)?
Bestimmt fallen mir gleich noch drei oder vier Fragen ein, wenn ich den Eintrag abschicke. So was wie "Verkauft ihr Bücher, nachdem ihr sie gelesen habt?", "Habt ihr mal fünf Euro für mich?" oder "Habt ihr noch mal fünf Euro für mich?"
Aber gut, irgendwann fallen sie mir wieder ein. Ich freue mich auf eure Kommentare. Bis dann!
Mitglied
1. Generell hab ich keine festen Grenzen, was den Preis eines Buches angeht, da spielt viel auch das Interesse am Inhalt oder der Autor mit rein. In das Beispiel mit dem 350-Seiten-Roman kann ich mich auch nicht ganz leicht reindenken; einerseits weil ich inzwischen leider weniger Bücher lese (und auch kaufe) als früher, andererseits weil das im Vergleich zu meinem sonstigen Lesestoff im Schnitt tatsächlich etwas dünn ist. Grundsätzlich würde ich pauschal vielleicht 10 bis 15 Euro ansetzen für ein Buch, von dem ich nicht vorher schon stark davon ausgehe, dass es mir gut gefallen wird. Das gilt für E-Books und Taschenbücher, Hardcover hab ich schon sehr lange keins mehr gekauft. Wenn ich tatsächlich begeistert bin und in den höchsten Tönen davon spreche, dürfen es dann sicher auch mal 20 sein.
Sehr oft lese ich Bücher, die ursprünglich auf Englisch geschrieben wurden, dann auch auf Englisch. Und da habe ich den Eindruck, dass die (insbesondere E-Books) im Allgemeinen sowieso günstiger sind.
2. Ich besitze ein Kindle, daher nutze ich da schon rein aus Bequemlichkeit die Möglichkeit, E-Books direkt über das Gerät auf Amazon zu kaufen. Ausnahme sind Fachbücher (spezielle Gebiete der Mathematik oder Bücher über Programmierung), die kaufe ich normalerweise direkt beim Verlag. Aber die nutze ich auch nicht auf dem Kindle, sondern am PC.
3. Hab ich tatsächlich noch nie gemacht. Ich komme wie gesagt aktuell sowieso nicht mehr so viel zum Lesen, da kommen dann auch nur von mir ausgesuchte und nicht irgendwelche geschenkten dran.
4. Ja, ein zu niedriger Preis macht mich wirklich skeptisch und ich erwarte dann auch nicht viel von solch einem Buch.
5. Ich habe noch nie ein Hörbuch gehört. Ich habe auch die Befürchtung, dass meine Gedanken dann viel zu einfach in irgendeine Richtung wandern und ich dann ständig gar nicht so recht weiß, wo ich gerade bin. Ich lese gerne, aber ich bestimme auch gerne selbst die Geschwindigkeit, in der es vorangeht.
Bonus: Bisher hab ich noch kein Buch wieder verkauft. Ich lese auch gerne Bücher, die mir gefallen haben, nach einigen Jahren wieder.