Zwillings-Obsession im Alles-Gute-Verlag
Nuff! Ich grüße das Volk.
Ich habe vor ein paar Tagen einen dicken Stapel-Bravo-Fotolovestory-Sonderhefte aus den 90er Jahren erhalten, die ich mir auf Ebay geschossen habe. Davon handelt dieser Eintrag allerdings nicht, ich wollte es nur erwähnt haben. (In einem der Hefte ist auch die ursprüngliche "Runaway Jenny"-Story drin, deren Titel den Bravo-Leuten noch heute so gut gefällt, dass ich schon zwei Geschichten mit diesem Namen zeigen konnte.)
Ich informiere mich allerdings nicht nur mit Teenie-Heften. Ich lese nämlich auch andere Zeitschriften, jawoll! Zum Beispiel Klatsch- und Tratschzeitschriften, zuletzt die "Revue heute", die "Prima Woche" und den "Freizeit Express", die alle aus dem Alles-Gute-Verlag in Wolfsburg kommen.
Wie man zumindest an den Covern sieht, haben die auch alle die gleiche Layout-Richtlinie: Rechts kommt groß ein Pärchenbild hin, welches unbedingt aus zwei Einzelbildern zusammengesetzt sein muss (wie alle Pärchenbilder), optional werden auch noch Requisiten wie Kapitänsmützen draufretuschiert. Am unteren Rand dann ein knallrosa Streifen mit einem promifreien Schicksals- oder Hilfethema. Links neben diesem Streifen dann ein grüner Streifen mit einem Rezepthinweis. Darüber ein roter und ein blauer Kasten, in dem eine weiterer Promi-Skandal versprochen wird, darüber dann noch mal ein größeres Foto mit fröhlich lachenden Promis. Und links oben in der Ecke natürlich das Logo. Drei Cover, eine Layoutvorlage in Adobe InDesign, fertig ist die Laube.
Wie ihr zwei der Cover entnehmen könnt, kündigt sich (angeblich) enormer Nachwuchs in zwei Adelshäusern an: Letizia und Felipe in Spanien erwarten angeblich Zwillinge, und auch bei Charlène und Albert in Monaco sollen bald wieder Zwillinge zur Welt kommen. (Charlène hatte bereits einmal Zwillinge zur Welt gebracht; wenn sie beim nächsten Mal weniger liefert, gilt das als Arbeitsverweigerung.) Und wenn der Freizeit Express nicht der Meinung wäre, dass man mal wieder Charles' Vaterschaft bei Harry anzweifeln sollte, wäre auch dort Material für eine weitere Zwillingsverkündung dagewesen: Sofia und Carl Philip von Schweden sollen ebenfalls Zwillinge kriegen.
Der Grund, warum es in Schweden bei den beiden überhaupt noch einmal Nachwuchs geben soll, ist übrigens sehr banal: Es ist noch ein Kinderzimmer in dem Haus frei, in dem das Paar wohnt. Insgesamt kann man aber sagen, dass zumindest der Regenbogenpresse zufolge das europäische Adelszuchtprogramm außerordentlich erfolgreich ist und in Bälde das Aussterben der alten Geschlechter verhindert werden kann. Außer vielleicht in Großbritannien, weil da offenbar ständig fremdgegangen wird und Kuckuckskinder wie Harry großgezogen werden. Und der schleppt dann auch noch irgendeine Metze aus den abtrünnigen Kolonien an. Armes Britannien.
Man ist aber nicht nur am Uterus der Adeligen und ihren Leibesfrüchten interessiert, man kümmert sich auch rührend um das Seelenleben der Prominenten, so etwa bei der frischgebackenen Kaiserin Masako von Japan.
Die Frau, die erst durch die Heirat mit dem Kronprinzen Naruhito ihr bürgerliches Leben aufgeben musste, hadert(e) bekanntermaßen mit dem strengen Hofzeremoniell und der Erwartung, einen Thronfolger liefern zu müssen. Die Ehe brachte lediglich eine Tochter hervor, weswegen schließlich sogar eine Änderung des Thronfolgegesetzes diskutiert wurde, nach dem eigentlich nur männliche Nachkommen für den Chrysanthementhron in Frage kommen. (Nachdem der Bruder des damaligen Kronprinzen nach zwei Töchtern auch einen Sohn gezeugt hatte, wurde die Gesetzesänderung nicht weiter verfolgt.)
Jedenfalls: Freizeit Express macht sich immer noch Sorgen um Masako und vergleicht sie mit Lady Diana, die ja bekanntermaßen auch große Schwierigkeiten hatte, sich an das Leben am britischen Königshof und die Erwartungen der Hofschranzen zu gewöhnen. Hach, wie rührend...
In der Prima Woche freuen sich Charlène und Albert von Monaco ja gerade über neue Zwillinge, die die Südafrikanerin unter dem Herzen tragen soll. In der Schwesterzeitschrift Revue Heute ist Charlène allerdings gar nicht so super drauf - und das nervt die Redaktion offenbar tierisch. Langsam geht's ihnen nämlich echt auf den Zeiger, dass diese Frau dauernd so unglücklich wirkt und zum Beispiel Heimweh hat.
Neulich beim "Saint Devote Rugby-Turnier" in Monaco. Pflichtveranstaltung für die Fürstenfamilie. Charlène (41) war samt Ehemann Fürst Albert (61) und den Zwillingen Gabriela und Jacques (4) erschienen. Verbarg ihr trauriges Antlitz aber beharrlich hinter einer riesigen Sonnenbrille. Motto: Lasst mich bloß alle in Ruhe! Ich hab hier keinen Spaß, aber umso mehr schlechte Laune!
Die Monegassen winken da nur gelangweilt ab. Wer noch das "alte" Monte Carlo kennt, das von Fürst Rainier und Grace Kelly, denkt wehmütig an die Zeiten zurück, als das hier noch ein Millionärs-Ghetto der Lebensfreude war. Jede Nacht Party im Casino und auf den Yachten. Aber seit Albert der Mikro-Monarchie mit Meerblick vorsteht, mit dieser Trauerweide von Fürstin an seiner Seite, ist Lebensfreude hier eher der Ausnahmezustand.
Diese schäbigen Tastaturschänder.
Bei Masako: "Ooooch, die Arme, leidet unter dem Druck der Öffentlichkeit, so wie Lady Di!"
Bei Charlène: "Dieser Trauerkloß verdirbt einem hier die ganze Lebensfreude mit der schlechten Laune, buh! Alle sind voll genervt von ihr!"
Natürlich dürften die "Promi- und Adelsexperten" in der Redaktion auch eigentlich wissen, dass Grace Kelly ebenfalls gar nicht so glücklich war in diesem goldenen Käfig und es heimlich eher bereut hat, ihr eigenständiges Leben als Schauspielerin aufgegeben zu haben. Aber hey, sie hat's verheimlicht, also stand da der Lebensfreude im Millionärs-Ghetto nichts im Wege!
Bei so viel Baby-Glück interessiert euch vielleicht, was es mit dem Baby-Drama um Daniela Katzenberger auf sich hat, welches auf dem Cover der Prima Woche angekündigt wird. Nicht? Egal, ich sag's euch trotzdem: Daniela Katzenberger und ihr Mann Lucas Cordalis sollten sich schnell ein zweites Kind gewünscht haben, doch inzwischen haben sie den Wunsch offenbar begraben. Die fleißigen Redakteusen haben sich die RTL2-Sendungen über das Leben der Familie auf Mallorca angeguckt und natürlich sofort geschnallt, was das Problem ist: Es ist da alles so furchtbar rosa, und deswegen kriegt Lucas wohl weder Lust noch einen Steifen.
Muss das wirklich sein, dieses permanente Pink und Rosa? Der arme Lucas! Ein Mann sieht nicht rot, sondern rosa! Und prompt träufelt eine Frage ins Hirn: Bleiben in diesem Kitschrosa seine erotischen Gelüse auf der Strecke (von Manneskraft reden wir mal besser nicht)? Oder will sich das zweite Kind partout nicht einstellen, weil es sich pränatal schon sagt: In diese rosa Hölle reingeboren werden? Und dann auch noch Costa, der immer von Anita singt? Nö, lass mal lieber!
Tja, immerhin hat sich das Costa-Problem ja mittlerweile durch das Ableben des Schlagersängers komplett erledigt.
Nun schlägt ja die Prima Woche aus der Art, weil sie nur alle fünf Wochen erscheint. (Merkwürdiger Rhythmus, aber gut...) Aber Costa Cordalis war schon seit Monaten bettlägerig, da hätte man vielleicht in der Redaktion drauf kommen können, dass das in Bälde extrem unsensibel rüberkommen könnte.
Das waren jetzt Impressionen von drei Zeitschriften, aber der Alles-Gute-Verlag hat neun Promi-Klatsch-Illustrierte! Auf der Website des Verlags findet man eine praktische Covergalerie der aktuellen Ausgaben.
Nanu, das sind ja nur acht? Ja, denn das neunte Cover ist das hier:
Ja, in den Niederlanden gibt's offenbar auch Zwillinge! Nun ist Máxima auch schon 48, also wird sie vermutlich nicht noch einmal Mutter. Die älteste Tochter ist aber gerade mal 15, also wird sie es auch nicht sein. Wer nun also bei unseren westlichen Nachbarn so fruchtbar ist, wird wohl leider ein Geheimnis bleiben. In der Revue Heute gibt's bei Máxima übrigens eine Familien-Tragödie, weil sie den Traum ihrer zweitältesten Tochter Alexia zerstört und ihr verbietet, bei "The Voice Kids" mitzumachen. Sehr tragisch.
Ein bisschen Platz haben wir hier noch, also laber ich einfach mal etwas rum.
Heute bzw. morgen (je nach Ortszeit) ist der 50. Jahrestag der ersten Apollo-Mondlandung. (Ja, sie fand wirklich statt; sie so zu faken, dass es bis heute nicht auffliegt, wäre aufwendiger gewesen als die echte Mondlandung.) Lego hat (nachdem bereits vor einiger Zeit die Saturn-V-Rakete als Set rauskam) die Mondlandefähre herausgebracht, im Fernsehen werden so einige Dokus und Filme darüber laufen, und generell finde ich es schön, dass einer der großen technologischen Erfolge der Menschheit entsprechend gewürdigt wird. Ganz rätselhaft finde ich aber, welche Auswahl der öffentlich-rechtliche Doku-Kanal ARD-alpha für seinen Themenschwerpunkt "50 Jahre Mondlandung" gewählt hat, nämlich unter anderem eine Sendung namens "Johanna, die Mondfrau".
Die Beschreibung auf der Website:
Es gehört zu Johannas schönsten Erinnerungen, wie sie in hellen Nächten mit ihrem Großvater über die Bergwiesen ihrer Tiroler Heimat wanderte. Von ihm lernte sie alles über Heilkräuter und die Wunderkraft des Mondes. Ein uraltes Wissen, das seit Generationen in ihrer Familie weitergegeben wird: nicht mündlich, sondern durch tagtägliche praktische Anwendung. Johanna stammt aus einer Bergbauernfamilie. Von klein auf erlebt sie, wie hart Eltern und Großeltern arbeiten müssen. Aber auch, dass sie sich nach dem Mondkalender richten und dadurch viel Geld sparen. Sie brauchen weder Kunstdünger noch Pflanzenschutzmittel.
Keine Arbeit auf dem Feld, im Wald, im Stall und im Haus, die nicht nach den Mondphasen und dem Lauf der Sterne ausgerichtet ist. Johanna sagt, ihr Opa sei schon ein Ökobauer gewesen, als es diesen Begriff noch gar nicht gab. Der kleinen Enkelin hat der Großvater einen Schatz anvertraut, dessen Wert sie erst als erwachsene Frau erkennen kann. Mit fünfzehn verlässt Johanna Tirol und sucht sich in München eine Arbeit als Verkäuferin. Sie will eine moderne, selbstständige Frau werden. Ihr besonderes Wissen über die Kräfte der Natur behält sie jahrelang für sich. Doch dann gibt sie eines Tages ihren Freundinnen im Frauenchor kleine Tipps für die Gartenarbeit. Das Interesse ist riesengroß. Johanna beginnt, Vorträge zu halten, sucht sich einen Autor, der ihr Wissen aufschreibt - und landet mit dem ersten Buch einen Bestseller.
Autor: Constanze Hegetusch
Redaktion: Christiane von Hahn
Wir feiern den 50. Jahrestag eines Triumphs von menschlicher Wissenschaft, Technik und Wagemut, und was zeigt uns ein gebührenfinanzierter Sender zu diesem Anlass? Esoterikscheiße, gepaart mit redaktioneller Werbung für Bücher über Esoterikscheiße!
Natürlich ist mir klar, dass es heute nicht modern ist, die Heldentaten von alten weißen Männern zu feiern und man deswegen krampfhaft versucht, irgendwie Frauen und Minderheiten sichtbar zu machen. Aber es gab genug Frauen, die am Apollo-Projekt mitgewirkt haben und die man im Rahmen so eines Thementags würdigen kann. Wenn einem nichts anderes einfällt, als so einen themenfremden Stuss wie "Johanna, die Mondfrau" ins Programm zu hieven, zeichnet das ein viel traurigeres Bild von der weiblichen Mitarbeit am Weltraumprogramm, als es die Realität rechtfertigt.
Etwas Hausputz, was Klopfers Web angeht: Vor ein paar Wochen gab's eine Premium-Foto-Lovestory mit einem schlimmen Verdacht!
Die nächste reguläre FLS kommt dann demnächst, wenn ich meine Steuererklärung endlich gemacht habe.
Manchmal ist man einfach doof und vergesslich. Ich natürlich auch. Ich habe vor ein paar Tagen festgestellt, dass mein Besucherzähler seit dem 8. Juni abgeschaltet war. Ich hatte das eigentlich irgendwann im Mai auf meinem Testserver gemacht und dann vergessen, das wieder rückgängig zu machen. Und am besagten 8. Juni habe ich, als ich die entsprechende Datei wegen einer anderen Sache hochgeladen hab, dann auf der richtigen Website den Zähler gekillt. Zum Glück war es nichts wirklich Wichtiges. Neben der üblichen Fehlerbeseitigung bastele ich gerade daran, dass man sich über einen QR-Code einloggen kann, und mittelfristig soll es auch mal einen Dunkelmodus geben für die Leute, denen Klopfers Web zu hell ist. Allerdings muss ich dafür auch jede Menge Icons umbauen, denn schwarz auf dunkel sieht man dann ja nicht.
So, das war es dann erst mal, zurück an die Steuererklärung!
PS: Mein letztes Läster-Objekt aus dem Schundzeitschriften-Bereich war die Heim und Welt. Die existiert nicht mehr. Ich hoffe, mit meinem Blogeintrag stürze ich den Alles-Gute-Verlag jetzt nicht in Schwierigkeiten. Übrigens kriege ich wegen des alten Blogeintrags immer noch gelegentlich Nachfragen, ob man die Zeitschrift "Heim und Welt" über mich beziehen könnte.
Premiummitglied
Ich bekomme solche Hefte immer geschenkt, seit einigen klar geworden ist, dass ich gerne die Rätsel in besagten Heften löse.
Ist mir bei Besuch schon peinlich, wenn da ein mehrere Zentimeter hoher Stapel Hefte da liegt.