Neue Kolumne: Wortgewalt
Nuff! Ich grüße das Volk.
Zuerst: Für Premium-Mitglieder gab es gestern wieder eine Foto-Lovestory als kleines Dankeschön. In der geht es um eine Linda, die einen Blumenstrauß kriegt, was dafür sorgt, dass ihre Eltern unbedingt ihren Freund kennenlernen wollen. Aber Linda versucht alles, um das zu vermeiden...
Kommen wir zum Hauptthema.
So einige Leute hatten sich gewünscht, dass ich auch mal wieder irgendwelche gesellschaftskritischen Texte schreibe und mich nicht nur mit belangloser Unterhaltung befasse. Ich hatte daher vor einiger Zeit eine Kolumne angekündigt, und jetzt bin ich endlich fertig damit. Ich erzähle euch darin in über 5000 Wörtern, warum heute so inflationär der Begriff "Gewalt" gebraucht wird, wenn jemand etwas sagt, was anderen nicht gefällt. (Und während ich diese Zusammenfassung schreibe, stelle ich fest, dass ich mich wohl auch kürzer hätte fassen können. )
Im Prinzip wäre ich jetzt fertig mit dem Zetern, aber ich hör schon das Gejammer derjenigen, die den Text gelesen haben: „Aber Klopfer, warum drischst du denn dauernd so auf die Linken ein, die Rechten sind doch auch schlimm!“
Ganz simpel. Ich schätze mich selber als eher links ein. Ich finde es auch großartig, wenn Frauen selbstbestimmt, selbstbewusst und eigenständig sind. Aber ich gucke mich um und stelle fest, dass sich ein beträchtlicher (und medial gut vertretener) Teil der Linken und der Frauenbewegung in eine Richtung verpisst hat, die jenseits des Vernunfthorizonts liegt. Die normalen Menschen wollen einfach nur Arbeit, von der sie leben können, und zwar in Wohnungen, die sie sich leisten können, in Gegenden, in denen sie sicher sind, und mit Kindern, die zur Schule gehen können, ohne zusammengeschlagen zu werden, weil sie zum Beispiel nicht die richtige Religion haben. Und dann haben wir linke Parteien und Gruppierungen, die nach Identitäten Opferpunkte und nach den Opferpunkten ihre Prioritäten verteilen, so als würden sie glauben: „Wenn nur genug muslimische homosexuelle Transpersonen im Rollstuhl nach einem geförderten Gender-Studium Posten in deutschen Aufsichtsräten von DAX-Unternehmen hätten und auf dem Radweg zur Arbeit keine Werbeplakate mehr von schlanken Frauen in Unterwäsche an der öffentlichen Komposttoilette sehen müssten, dann wären alle dringenden Probleme gelöst.“
Das hat mit der Lebenswelt und den Problemen der meisten Einwohner nichts zu tun. Und statt sich wirklich darauf zu konzentrieren, was die Leute tatsächlich beschäftigt, wird stur weiter diese absurde Opferpolitik gefahren und dabei immer mehr in Kauf genommen, dass man die Leute, die man zurücklässt, auch noch beleidigt, runtermacht und marginalisiert, indem man ihnen vorwirft, engstirnig und nicht „woke“ genug zu sein, wenn sie nicht einsehen wollen, wie dufte das alles ist. Und dann wundert man sich, dass man keine stabile Regierung mehr zusammenkriegt, weil der eine Teil frustriert sagt: „Dann leck mich doch, wähl ich eben die anderen, die tun wenigstens so, als würden meine Probleme sie interessieren“, und der andere Teil entweder gar nicht oder nur noch zähneknirschend bei SPD und weiter links sein Kreuz macht, bloß weil es ihm widerstrebt, die Rechten zu wählen. (Wenn die Rechten nicht wären, würden die Linken komplett auseinanderfliegen, weil die außer dem Kampf gegen Nazis gar nichts anderes mehr haben, das sie überhaupt noch miteinander verbindet.) Man wundert sich über Trump, Brexit und AfD, schiebt dann aber alles lieber auf ominöse Facebook-Kampagnen, anstatt mal in den Spiegel zu gucken.
Und dann sehe ich auf Twitter Beiträge von mal mehr, mal weniger Prominenten, die sich verächtlich über die Idee äußern, dass man die Sorgen und Befürchtungen derjenigen, die jetzt zum Beispiel die AfD wählen, auch mal ernst nehmen sollte. Mal tun sie dramatisch so, als würde man damit dem Nationalsozialismus die Tür öffnen, mal versuchen sie, diesen Gedanken ins Absurde zu ziehen, indem sie ihn mit dem Versuch gleichsetzen, den Zweiten Weltkrieg durch Reden zu beenden. Fakt ist aber trotzdem: Wenn man all diejenigen, die von der Union, SPD und den Linken zur AfD gewandert sind, wieder zurückbekommen will, bleibt einem nichts anderes übrig, als ihnen das Gefühl zu geben, dass man sich um ihre Bedürfnisse kümmert. Wer die Leute aufgibt und sich weigert, sich um sie zu bemühen, der braucht sich nicht zu wundern, wenn der Einfluss der politischen Rechten nicht schwindet. Dann soll man aber auch das würdelose Heulen nach jeder Wahl aufgeben, wenn man wieder Prozente verloren hat.
Und da muss man eben auch mal knallhart sagen: So was ist scheiße. Dieses Reduzieren anderer Meinungen auf eine radikale, leicht abzulehnende Position ist unehrlich, bringt uns einer Lösung der Probleme keinen Schritt näher und sorgt nur dafür, dass diejenigen sich gut fühlen, die sowieso schon überzeugt sind, während die anderen sie für vollkommen verstrahlt halten.
Deswegen: Lasst euch nicht einfach von irgendwelchen Slogans einwickeln. Akzeptiert nicht einfach irgendwas, besonders wenn man euch erzählen will, dass ihr wegen Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, Beruf oder Sexualität eine Behauptung nicht zu hinterfragen habt, weil ihr nicht Opfer genug seid. Und wenn ihr nicht wirklich überzeugt seid von etwas, marschiert nicht einfach trotzdem mit. Die Murmel auf dem Hals ist zum Denken da, und es gibt keinen Pokal für euch, wenn ihr das Denken anderen überlasst. Und vergesst nicht: Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Absichten, also selbst wenn ihr mit dem Endziel einverstanden seid, denkt darüber nach, ob das Vorgehen tatsächlich realistisch näher ans Ziel führt. Ihr müsst nicht mal mir zustimmen, die Hauptsache ist, dass ihr euch selbst Gedanken gemacht habt.
So, Schluss mit der Predigt, demnächst geht's wieder vergnüglicher weiter.
Mitglied
Hallo Klopfer,
ein wenig sprichst du mir ja aus der Seele. Vieles was getan wird ist sowas wie ablenkung von den eigentlichen Problemen indem ein anderes, aus meiner sich dennoch ernstzunehmendes Porblem einfach aufgebauscht wird.
In dem Zusammenhang: Ich finde den ausspruch "Nazis sind dumm" ist genau der selbe billige Populismus welcher auch den Nazis mit "Ausländer raus!" vorgeworfen wird. Denn beides beschäftigt sich nciht mit der lösung des Problems dahinter. Nazis haben einen ursprung, welcher durch soziale Missstände, fehlender Bildung und schlechten Zukunfstperspektiven entsteht. Das ziele sollte sein diese Probleme anzupacken, um den Grundlage des Fremdenhass zu bekämpfen.
Doch stattdessen wird Hass geschürt gegen diese Menschen die in ihrer Verzweiflung eben diesen nicht so tollen Weg wählen.
Grüße
Ska