Die Leiden der jungen Bibi
Nuff! Ich grüße das Volk.
Wisst ihr eigentlich, wie schwer so ein Influencer-Leben ist? Falls ihr jetzt sagt: "Nein, ich bin geimpft", dann gratuliere ich euch zu diesem gelungenen Witz, von dem ich wünschte, er wäre mir selbst eingefallen, damit ich ihn in diesem Blogeintrag hätte erwähnen können. Aber nein, eigentlich geht es darum, wie furchtbar anstrengend es ist, reich und berühmt zu sein und dafür seine Instagram- und Youtube-Präsenzen ständig mit irgendwelchem Krempel füllen zu müssen. So wie Bibi und Julienco. Bravo.de ist jedenfalls voller Mitleid und stellt klar: Bibis Beauty Palace: So hart ist ihr Influencer-Job wirklich!
Aufhänger ist ein Instagram-Bild aus Los Angeles, auf dem Julienco Bibi Huckepack trägt - und dabei doch noch die Unterstützung einiger Heliumballons braucht, um die Frau oben zu halten. Vielleicht sollte sie eine Mahlzeit auslassen.
Auf den Anmerkungen zum Bild bläst Bibi ihrem Freund Zucker in den Arsch - und erwähnt nebenbei, dass sie für dieses Foto anderthalb Stunden gebraucht hätten.
Und das ist eigentlich schon fast die ganze Grundlage für die Bravo-Meldung: Der Influencer-Job von Bibi und Julienco ist so hart, weil die beiden scheißviel Zeit dafür aufwenden, irgendwelche Fotos zu inszenieren. (Wenn der Fotograf mehrmals abgedrückt hätte, hätten sie vielleicht genug Fotos für eine Woche. )
Und natürlich steht da, dass die Fans erwarten, "regelmäßig mit Pics und Videos versorgt zu werden". Klar. Und die Fans erwarten dabei sicher auch, dass diese Fotos vom anderen Ende der Welt kommen oder aufwendig inszeniert sind. All die Fans, die zum größten Teil nur deswegen abonniert sind, weil sie tatsächlich denken, dass Bibi und Julian so süß und sympathisch und nah dran an ihren Anhängern sind. All die Leute, die hoffen, einen direkten Blick ins Leben ihrer Lieblinge zu erhaschen, die kann man natürlich nicht mit einem lumpigen Umarmungs-Selfie abspeisen. Stattdessen lieber die pure, ungeschönte Liebe zwischen den beiden in irgendeinem schönen Eckchen auf der Welt, wo zufällig auch immer ein Fotograf dabei ist. (Falls ihr euch mal durch ihre Instagram-Accounts wühlen wollt, legt Kotztüten bereit. Dass ein Paar, was seit neun Jahren zusammen ist, sich tatsächlich dauernd so schleimig per Social Media gegenseitig erzählt, wie heiß man sich liebt, schlägt dann doch schon auf den Magen.)
Aber, so wendet die Bravo ein: Das Drehen der Videos und das Schneiden derselben braucht ja auch irrsinnig viel Zeit. Nun, ich gebe zu, dass ich durchaus beeindruckt bin, dass die beiden es regelmäßig schaffen, ihre beiden Kanäle jede Woche mit jeweils zwei Videos zu bestücken, was angesichts der fast vollständigen Inhaltsfreiheit durchaus eine Kunst ist. Aber man kann jetzt nicht behaupten, dass sie für das Machen und Schneiden ihrer Videos besonders viel Aufwand betreiben. Sie sind nicht Julien Bam. Eher so die Antithese zu Julien Bam. Dazu kommt natürlich, dass sie viele Sachen, die andere rausschneiden würden (zum Beispiel, wenn sie sich gegenseitig Anweisungen geben, was sie eigentlich sagen sollen), schamlos in den Videos lassen, um auf eine Laufzeit über 10 Minuten zu kommen - denn dann hat man bei Youtube mehr Freiheiten, was die Platzierung von Werbung angeht.
Was macht man mit der gesparten Zeit? Reisen. Die beiden verbringen fast mehr Zeit im Flugzeug als Stewardessen. Ich habe mal versucht, anhand ihrer Videos und ihrer Instagram-Accounts rauszufinden, wo sie in den letzten Monaten überall außerhalb Deutschlands waren. Letzten September waren sie offenbar in New York und in Schottland, im Oktober waren dann die Balearen und Schweden dran. Im Dezember posteten sie Bilder aus Las Vegas, im Februar reisten sie durch Frankreich und Monaco. Jetzt, im April, waren sie bereits in Dubai, Toronto und Los Angeles. Nun, ich hab nichts dagegen, dass sie gerne reisen. Es ist ein schönes Hobby und sie können es sich offensichtlich leisten. Aber es ist nicht wirklich ein starker Hinweis darauf, dass die Arbeit sie erdrücken würde.
Es ist nicht mal so, als würden sie ihre Reisen tatsächlich besonders sinnvoll für ihre Videos nutzen. Sie filmen zwar gerne mal eine Roomtour des Hotelzimmers, aber wenn es dann nach draußen geht, sieht man relativ wenig von den Sehenswürdigkeiten, weil die beiden natürlich ständig ihre Fresse in die Kamera halten müssen und das Umfeld dabei wenig Chancen kriegt, einen Eindruck zu hinterlassen. Die eigentlichen Themen ihrer Videos sind meist eher ortsunabhängig. In einer Ferienwohnung in Miami zu sitzen und alberne Beauty-Utensilien auszuprobieren, nutzt das Potenzial der Umgebung nicht unbedingt aus, ebensowenig wie in einem Hotelzimmer in Dubai zu hocken und zu versuchen, die größte Kaugummiblase der Welt aufzublasen. Und selbst "Instagram bestimmt meinen Tag"-"Challenges" aus Kanada sind ein bisschen albern, wenn dabei bloß Aktionen herauskommen, die man auch in Detmold oder Erfurt drehen könnte.
Ein schönes Beispiel ist auch Juliencos "Ich kaufe BLIND einen echten (!!!) Goldbarren 😱"-Video aus Dubai. Das Vorschaubild weckt schon mal Erwartungen: Julian mit Augenbinde, ein Automat, der Goldbarren verkauft, und so ein Goldbarren auf einer Hand. Jetzt könnte man meinen, Julian kauft blind an einem Automaten in Dubai einen Goldbarren. Denkste.
Das Video beginnt schon mal vielversprechend: Sie treffen tatsächlich in Dubai ein, sind zunächst zu blöd, ihr Hotelzimmer zu finden (Julian und Zahlen...), filmen kurz ihr Hotelzimmer, nachdem sie es doch noch gefunden haben, und schwärmen von der Aussicht, von der man als Zuschauer wenig mitkriegt.
Danach gehen sie tatsächlich in diverse Einkaufszentren und suchen nach so einem Gold-Automaten. (Bis dahin gibt's die Note 4+, weil sie sich bemühen.) Sie finden aber keinen. Wir sind jetzt bei Zeitindex 5:26 im Video, noch knappe fünf Minuten sind zu füllen, bis man endlich die magische Zeitgrenze überschreitet, ab der man mehr Werbung ins Video packen kann. Schnitt zu Julian auf dem Hotelbett.
Julian: So, Leute, es ist, es ist, es ist passiert. Es ist, ich raste...
Bibi (brüllt aus dem Off): Es ist überhaupt nichts passiert!
Julian: Es ist, es ist nichts passiert. Ihr werdet mir nicht glauben, was passiert ist.
Bibi lacht.
Julian: Nichts. (zieht eine Grimasse) Es ist, es ist auch gar nicht lustig! Wir sind jetzt vier Stunden lang die ganze Zeit - Wie lange? Drei Stunden, vier Stunden? (Zwischenruf von Bibi: Egal!) Scheißegal! - in vier Malls gewesen, die letzte hab ich gar nicht mehr mitgefilmt. Jeder meinte: "Da steht dieser Goldautomat, da steht dieser Goldautomat." DER SCHEISS-GOLDAUTOMAT STEHT NIRGENDSWO! Ich hab nämlich mit dem Goldfachmann fachberaten ffff.... Der meinte, es gibt gar keinen Goldautomaten mehr, das gab's letztes Jahr!
Oje. Die ganze Video-Idee dahin. Und noch mindestens vier Minuten zu füllen. Was machen die beiden also? Anstatt die ganze Sache unter "Satz mit X" abzuhaken und vielleicht für den Rest des Videos irgendwas anderes zu machen, setzt sich Julian mit Augenbinde auf sein Hotelbett - in Dubai! - und surft mit dem Laptop auf die deutsche Website von Degussa Goldhandel, um dort "blind" einen Goldbarren im Online-Shop auszuwählen. Nun wird nirgendwo gezeigt, dass sie den Goldbarren (2,5 Gramm für knapp 100 Euro) auch tatsächlich bestellen, obwohl sie vorher noch voll Panik schieben, dass sie da eventuell ihr ganzes Konto für so einen Klumpen Edelmetall leerräumen. Bei den Einnahmen, die sie haben, sollten sie sich eigentlich locker einen Kilobarren leisten können und immer noch mehr auf dem Konto haben, als Normalverdiener in einem Jahr nach Hause bringen. Aber wie gesagt: Da anscheinend nicht wirklich was gekauft wird, ist die ganze Sorge eh ein Schmierentheater. Oh Bibi, oh Julian, wenn eure Liebe so echt ist wie eure Videos, dann wundert's mich nicht, dass ihr noch nicht geheiratet habt.
Gut, ich bin fair: Ich will nicht sagen, dass sie nie das Videopotenzial ihrer Reiseziele auch nur ansatzweise ausnutzen. Bibi hat Miley Cyrus kennengelernt (im Video dauerte das dann vielleicht zwei Minuten). Kürzlich besuchte sie einen amerikanischen Rapper in seiner Villa. Das ist allerdings auch wieder ein Video, was zehn Minuten lang ist, der Besuch umfasst davon zweieinhalb Minuten, die beiden reden nur Belanglosigkeiten und man sieht nicht viel mehr als ein Basketballfeld und sein Studiomischpult, was jetzt aus der ganzen Sache doch wieder eine verpasste Gelegenheit macht. Aber gleich danach machte sie noch ein Video, in dem sie Popsängerin Bebe Rexha trifft. Auch das Treffen umfasst etwa zweieinhalb Minuten. Von zehn, natürlich. Irgendwie kristallisiert sich ein Muster heraus.
Man könnte den Eindruck kriegen, dass ich jetzt andeuten möchte, Bibi und Julienco würden mit ihren Videotiteln gerne Erwartungen wecken, die sie nicht zu erfüllen vermögen. Das ist eine garstige Unterstellung. Und sie trifft zu. Und da ich ein schlechtes Gewissen habe, weil ich in diesem Monat noch nicht so viel gepostet habe, quäle ich mich noch ein bisschen und schaue mir weitere Videos der beiden an, um euch eine kleine Auswahl ihrer Clickbait-Titel zu präsentieren - und auch gleich aufzulösen. Ich tue es, damit ihr es nicht müsst.
Es geht um ein wohl auf Twitter kursierendes Foto einer Blondine, die ihren nackten Arsch rausstreckt, und ihr Gesicht ist wohl nicht klar zu erkennen. Bibi sagt, sie war es nicht. (Ich hab das Bild nicht gefunden.)
Ein 12-Minuten-Video über ein 2-Minuten-Video.
Trotz des Vorschaubilds reisen sie nicht nach China. Lediglich Bibis Duschschaum wird jetzt auch bei den Chinesen verkauft.
Eigentlich nichts. Sie ist versehentlich beim Verlassen des Schwimmbadbereichs ihres Hotels in Cannes in ein flaches Wasserbecken vor der Tür gelatscht. Und ihr Freund und ihr Cousin sind auf so einen schwimmenden Steg gesprungen und mussten dann wieder ganz schön springen, um aufs Festland zu kommen. Total crazy.
Die haben Bibis Schwester in irgendeinem Beautyschuppen in Las Vegas abgesetzt und sind abgehauen, und die Schwester schob dann voll Panik, weil alleine in einer fremden Stadt am anderen Ende der Welt. Die Reise war übrigens ein Geburtstagsgeschenk für die Schwester.
Julienco hat die Wohnung voller Blumen gepackt und Blütenblätter verstreut, um Bibi eine Freude zu machen. Schleimer.
Julienco hat heimlich von zu Hause einen großen aufblasbaren Weihnachtsmann mitgebracht und im Hotelzimmer in Las Vegas aufgestellt. Und um ihn mitzunehmen, hat er ein Paar Schuhe von Bibi aus dem Koffer geschmissen.
Ein langes, breites Satin-Band, welches sich z. B. Frauen als große Schleife um den nackten Leib binden können, um sich ihren Liebsten als Geschenk darzubieten. Also genau das, was auf dem Vorschaubild zu sehen ist. Brillant, Julian. Vermutlich sollte die Verpixelung eher andeuten, dass die nackte Blondine Bibi sein könnte. Da die Person rechts aber ihr Cousin ist, wäre das doch ein wenig merkwürdig gewesen.
Er kann die "fiese Schlampe" nicht leiden, fühlt sich durch ihre Art kastriert und muss jeden Abend dagegen ankämpfen, sie nicht mit dem Kissen zu ersticken. Nee, die Frage kam von Bibi. Er hat keinen Grund dafür, aber er fände es schöner, das irgendwann dann zu machen, wenn schon mindestens ein Kind da ist. Kurz: Er will erst mit ihr einen Bastard zeugen.
Die haben mit 3D-Prints von sich selber gespielt und Bibi war der Meinung, dass ihre Figur die Julian-Figur noch nicht lange genug kennen würde. Und für die Antwort musste ich ein 13-Minuten-Video gucken.
277,25 Euro in Kleingeld. Julian leerte ein Jahr lang ständig die Kleingeldfächer der Portemonnaies von sich und Bibi in einem kleinen Eimer aus, und das kam dabei heraus. Offenbar hatten sie sonst auch keine Kohle mehr, denn sie plünderten den Eimer bloß, um sich Essen liefern lassen zu können. Zusätzlich haben sie auch noch 365 Euro in 5-Euro-Scheinen, die sie den Lieferschergen von DHL, Hermes, Amazon etc. als Trinkgeld geben. (Ehrlichen Respekt dafür.)
Ein Video, in dem er Pringles mit Marmelade und Cherry-Tomaten mit Zimt isst.
Die haben ihren Ford Mustang in die Werkstatt gegeben, bevor sie ihn verkaufen. Bibi ist mal gegen eine Betonwand gesemmelt, ein Scheinwerfer ist kaputt, eine Frau hat irgendwann die Fahrertür eingedellt und die Versicherung hat nicht gezahlt.
Da ist halt ein Typ von zu Hause ausgezogen und sich ein Auto gekauft, Konto ist leer, und er dachte sich, wenn die beiden schon so viel verlosen jeden Monat, kann er die doch mal per E-Mail um 5000 Euro Bargeld anhauen.
Dafür, dass Bibi mit ihrer Reichweite den Youtube-Kanal seiner Tochter hochpusht und sie zum Youtube-Star macht. Also quasi das, was Bianca mit Julian gemacht hat. Sie hat abgelehnt.
Ein Betrugsfall wegen einer Bestellung. Bibi will eigentlich gar nicht so viel dazu sagen. Ist nichts, was sie groß ausbreiten will. Auch wenn sie das zum Aufhänger ihres Videos macht, also hört bloß auf, weiter so hartnäckig zu fragen, worum es geht. Leave Bibi alone!
Er ist mit 120 km/h in einer Tempo-80-Zone geblitzt worden, aber auf dem Blitzer-Foto erkennt man ihn nicht.
Es ist schwer zu ignorieren, dass ihre Video-Vorschaubilder in den meisten Fällen gar nicht direkt aus den Videos stammen, die sie repräsentieren sollen. Ich schätze, da machen sie sich auch mehr Arbeit, als eigentlich sein müsste. Rätselhaft, dass Bravo.de ihre Clickbait-Bildchen gar nicht in die Arbeitsbelastung einberechnet hat...
Wie sieht's jetzt bei euch aus? Seid ihr (immer noch) erfüllt von Mitgefühl für die unmenschliche Arbeitsbelastung von Deutschlands Youtube-Traumpaar? Oder lässt euch das alles ziemlich kalt? Habt ihr Respekt davor, dass die beiden es offenbar schaffen, die banalsten Belanglosigkeiten regelmäßig auf Zehn-Minuten-Videos zu strecken, die sie etwa viermal pro Woche hochladen, damit sie Millionen Zuschauer "unterhalten" und viel Werbegeld einstreichen? Findet ihr es auch albern, dass sich die Bravo aufrafft, die Ehre von Bibi und Julienco zu verteidigen, obwohl die selber gar nicht so drum gebeten haben?
Schreibt Kommentare, denkt daran, dass ihr bei Amazon-Bestellungen über diesen Link gehen solltet, und ansonsten: Genießt die letzten Sonnenstunden, falls ihr heute noch welche habt.
Ich habe mich schon einmal näher mit Bibi beschäftigt, als sie ihre Single rausbrachte. Klickt hier!
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Also mein Mitleid hält sich ebenfalls in Grenzen, und als Mathematiker kann ich diese sogar benennen: Die Grenzen für mein Mitleid werden durch einen Kreis beschrieben, der Radius dieses Kreises beträgt 0, und da passt all mein Mitleid rein, dass ich für die beiden empfinde.