Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe
Es geht wieder auf den Winter zu, es wird früh dunkel, das Wetter ist noch grässlicher als im verregneten Sommer – ideale Zeit, um vor dem Fernseher zu gammeln und Filme zu gucken. Und deswegen möchte ich heute wieder mal einen Film vorstellen, der meiner Meinung nach noch nicht bekannt genug ist. (Eigentlich sind es sogar zwei Filme, aber der Fokus liegt nur auf einem.) Es geht um den schönen Western „Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe“ (Original: „Support Your Local Sheriff!“) aus dem Jahr 1969.
Das Örtchen Calendar in Colorado ist zunächst recht verschlafen und unauffällig – mal davon abgesehen, dass erstaunlich viele Leute dort den Löffel reichen. Als mal wieder jemand unter die Erde gebracht werden soll, entdeckt man in der Grube allerdings ein gelblich glänzendes Edelmetall. Schon bricht der Goldrausch aus und lockt allerlei Leute in den Wilden Westen.
Einer davon ist Jason McCullough (gespielt von James Garner), der eigentlich auf dem Weg nach Australien ist, aber sich dachte, dass er doch erst einmal ein bisschen nach Gold schürfen und sich somit ein finanzielles Polster für seine Auswanderung schaffen könnte. Allerdings merkt er in der Stadt schnell, dass das Leben in so einer Boomtown ganz schön teuer ist, und so wird er gezwungen, sich einen Job zu suchen.
Wie es der Zufall so will, braucht die Stadt gerade einen neuen Sheriff, denn der alte ist vor Angst abgehauen, und die davor litten unter spontanem Frühableben. Der Grund dafür ist zum Teil die Familie Danby, ein skrupelloser Banditenclan, der unter anderem die Versorgungswege in die Stadt kontrolliert. Einen der Danbys muss der frischgebackene Sheriff auch gleich wegen Mordes verhaften – doch das lässt Papa Danby natürlich nicht auf sich sitzen. Zum Glück ist Jason sehr gewitzt und kann gut mit dem Revolver umgehen, aber alleine hat er keine Chance.
Also rekrutiert er gleich einen Hilfssheriff, und zwar den einzigen Mann, der ihm ohne zu zögern in der Not geholfen hat: Dorftrottel Jake. Es kommt Jason natürlich auch zugute, dass er Jake leicht ausnutzen und übers Ohr hauen kann, auch wenn er dabei nie besonders bösartig ist. Jake wird gespielt von Jack Elam, der nicht nur mit seinem Äußeren wunderbar in diese Rolle passt, sondern wohl auch begeistert davon war, mal Komödien zu spielen, und das auch noch auf der Seite der Guten. Vorher durfte er nämlich in Western meistens nur als Heavy (also als Bösewicht) auftreten.
McCulloughs Boss in der Stadt ist natürlich der Bürgermeister Olly Perkins, der ihm dabei auch noch Unterkunft und Verpflegung bereitstellt. Letztere wird zubereitet von Perkins‘ Tochter Prudy (Joan Hackett), eine emanzipierte Frau, die sich nicht zu schade ist, auch mal ordentlich bei den täglichen Schlägereien im Ort mitzuprügeln oder mit dem Schießeisen für ihre Überzeugungen einzustehen. Da ist sie durchaus charakterfester als ihr Dad, der dann doch eher dafür ist, den Schwanz einzuziehen, als der neue Sheriff es auf eine Konfrontation mit den Danbys ankommen lassen will. Jason erweckt in Prudy auch ganz neue Gefühle – endlich mal ein gebildeter, attraktiver Mann! Dummerweise tritt sie dann in jedes mögliche Fettnäpfchen, als sie auf ihn Eindruck machen will.
Der Bürgermeister wird übrigens von Harry Morgan verkörpert, der den Lesern vermutlich am ehesten als Colonel Sherman Potter in der Fernsehserie M*A*S*H bekannt ist.
Ich will über die Story gar nicht mehr viel verraten. Wichtig ist, dass es ein wirklich vergnüglicher Film ist. Der meiste Humor liegt übrigens in den Dialogen, so wie ich es am liebsten habe, und gerade James Garner schafft es wunderbar, die Sätze mit absolut ernstem Gesicht rüberzubringen, sodass es am besten wirkt. Auch wer Western nicht mag, sollte sich diesen Film anschauen. Interessant am Rande: Als der Film in den USA veröffentlicht wurde, war er am ersten Wochenende ein totaler Flop. Durch Mundpropaganda schaffte er es dann aber sogar in die Top 20 der erfolgreichsten US-Filme des Jahres.
Wem der Film gefallen hat, der kann sich auch gleich einen weiteren Western anschauen, der von fast dem gleichen Team mit fast der gleichen Besetzung nur wenige Jahre später gedreht wurde: „Latigo“ (im Original „Support Your Local Gunfighter!“).
Hier spielt James Garner den windigen und arbeitsscheuen Latigo Smith, den es in das Städtchen Purgatory verschlägt. Dort agieren zwei verfeindete Goldminenbesitzer, deren Kleinkrieg die ganze Stadt in Beschlag nimmt. Die Minenbesitzer (von denen einer wieder von Harry Morgan verkörpert wird) sind sich nicht zu fein, Revolverhelden aus dem ganzen Wilden Westen anzuheuern, um sich gegenseitig aus dem Weg zu räumen – und so wird auch Latigo für einen gehalten. Genauer gesagt, hält man ihn für den berüchtigten „Swifty“ Morgan. Latigo hat nun wenig Lust, den Revolverhelden zu geben, aber weil er aufgrund seiner Roulette-Sucht knapp bei Kasse ist, gibt er einfach den Tagedieb Jug May (gespielt von Jack Elam) als „Swifty“ Morgan aus, um das Honorar zu kassieren.
Bambi (im Original Patience), die Tochter von Minenbesitzer Taylor Barton, ist sonst recht ruppig gegenüber fremden Männern und versucht, sie über den Haufen zu schießen, aber sie ist untypischerweise doch recht fasziniert von Latigo, doch als dieser sich auf die Seite der Bartons schlägt, ruft der andere Minenbesitzer per Telegramm den echten „Swifty“ Morgan in die Stadt, um den Hochstapler um die Ecke zu bringen…
Der Film ist etwas düsterer als „Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe“, aber auch hier gibt es wieder ein ganzes Feuerwerk an schönen Dialogen und Aussprüchen. Schon um mal knallharte Revolverhelden schmollend schimpfen zu hören, sollte man sich den Streifen mal geben.
„Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe“ gibt es billig auf DVD, die DVD zu „Latigo“ ist allerdings schon seit einiger Zeit nicht mehr aufgelegt worden und deswegen derzeit ziemlich teuer. Wer Glück hat, findet noch eine Dreier-DVD-Box mit den genannten Filmen und dem (nicht komödiantischen) „Duell in Diablo“, in dem ebenfalls James Garner die Hauptrolle spielt.
Premiummitglied
Vielen Dank für diese Empfehlung.
Ich war damals schon von "Eine Leiche zum Dessert" schwer begeistert.
Sind zwei sehr gute Filme für zwischendurch, die ich nicht auf dem Schirm hatte.