Frauen und Bildung: Alle wollen einen Bachelor!
Nuff! Ich grüße das Volk.
Es geht unaufhaltsam auf den Valentinstag zu, und so finde ich es ganz schön, dass wieder eine Sendung läuft, die uns allen beweist, dass Romantik noch nicht tot ist und jeder Mann die Chance hat, die wahre Liebe zu finden – falls er ein Model ist, in eine Luxusvilla in Florida gesteckt wird und 22 Hoppelschnitten von RTL auf dem Tablett serviert kriegt.
Dieses Mal ist der absolute Traumtyp Sebastian Pannek, 30 Jahre alt, Kölner, Inhaber einer kleinen Online-Werbeagentur, Hobbyfußballer und (wie erwähnt) gelegentliches Fotomodel, und dabei doch wirklich so austauschbar, dass selbst von den Lesern, die die Sendung gesehen haben, vermutlich die Hälfte gar nicht mitgekriegt hat, dass ich oben ein Bild vom Bachelor 2015 einmontiert habe. Aber egal: Er ist für die Mädchen ein absoluter Traummann mit seinen blauäugigen Augen. Mich beeindruckt ja die gleichförmige Reaktion aller Damen auf den Bachelor, die sich von Staffel zu Staffel so gut wie gar nicht unterscheidet.
Wer die Sendung nicht kennt: Am Anfang steht der Bachelor vor der Villa, die ihm während des Großteils der Dreharbeiten als Domizil dient, und darf jede Dame einzeln begrüßen. Die Mädchen haben sich in ihre (mehr oder weniger) feinsten Fetzen geworfen und werden immer paarweise in schwarzen Limousinen rangekarrt. Sobald das Auto in die Einfahrt einbiegt, geht auf den Rücksitzen das Kreischen der verzückten Frauen los, nur unterbrochen von Wortmeldungen, wie nervös sie sind und wie geil der wartende Junggeselle ist. Ich frage mich immer, ob sie den Typen wirklich immer alle so heiß finden oder ob sie nicht einfach so von der Inszenierung überwältigt sind, dass sie selbst Ingo von „Schwiegertochter gesucht“ als Inbegriff männlicher Sexualität überzeugen könnte. (Das würde ich wirklich gerne sehen. )
Wenn die Damen alle begrüßt worden sind, werden sie mit ordentlich Puffbrause und Saft versorgt, und der Bachelor zieht sich jetzt nacheinander ein paar Damen heraus, mit denen er einzeln redet und sich so davon überzeugt, dass sie es vielleicht verdient hätten, seine Hoden in den Mund zu nehmen. Natürlich wird das bereits eifersüchtig beobachtet von den anderen Mädels, und da der Abend nicht lang genug ist, um jeder Anwesenden fünf Minuten allein mit dem Hahn im Korb zu gönnen, werden oft schon die ersten Krallen ausgefahren, um möglichst vor einer Konkurrentin die Gelegenheit ergreifen zu können, die nächste Gesprächspartnerin zu werden. In dieser Staffel besonders schön: Nachdem eine mitbekommen hatte, wie eine andere erfolgreich den Bachelor aus dem Gespräch mit einer Dritten losgeeist hatte, um dann selbst mit ihm zu reden, versuchte sie es selbst einmal und fing sich einen Rüffel ein, weil er schließlich noch im persönlichen Gespräch war. Tja, Arschlecken, faire Behandlung gibt’s nicht.
Am Ende des Abends verteilt der Bachelor dann seine Rosen und wer keine kriegt, darf sich wieder verpissen. Schon nach dem ersten Tag bleibt somit vier Frauen der unvermeidliche Zickenkrieg der nächsten Wochen erspart. In einer der letzten Staffeln hat eine Frau immerhin schon am Anfang der Blumenverteilung gesagt, dass sie gar keinen Bock auf den Bachelor hat (so lange hält die Wirkung der Inszenierung dann wohl doch nicht vor), aber diesmal waren alle auch zu fortgeschrittener Stunde voll feucht beim Gedanken an den Typen.
So richtig geht’s aber erst am nächsten Tag los, denn da werden all die Mädels in eine andere Villa einquartiert. Die dürfen die ganze Zeit über weder Handy noch Internet benutzen, dürfen die Villa nicht ohne Erlaubnis verlassen, müssen die meiste Zeit ein Mikro tragen und werden dafür aber dauerhaft mit geistigen Getränken versorgt. Gepaart mit dem Umstand, dass sie sich alle um einen Mann zanken, sind das natürlich ideale Voraussetzungen für die Kameras, konzentrierte Stutenbissigkeit einfangen zu können. Ich schaue zum Beispiel gerade den Anfang der zweiten Folge dieser Staffel, und eine ist schon voll angepisst, weil sie sich womöglich ein Doppelbett mit einem anderen Mädchen teilen sollte. Am Ende hat sie doch ein Einzelbett gekriegt, aber im gleichen Zimmer schlafen trotzdem mindestens vier andere Mädchen, insofern weiß ich nicht, was sie da gewonnen hat.
Das ist sowieso eine Sache, bei der ich nicht verstanden hab, wieso sich allein stehende Menschen da so anstellen, als wäre es unmoralisch. Ein Doppelbett ist breit genug, um sich nicht auf die Pelle zu rücken. Es gibt auch kein Gesetz, was einen dazu verpflichten würde, mit seinem Bettpartner zu fummeln. (Auch wenn ich das manchmal bedauert habe. ) Gerade wenn man sich bereit erklärt hat, sein Leben fürs RTL-Mösencasting zu entblößen, sollte das Pennen in einem Bett mit einer anderen Person, mit der man sowieso meist 24 Stunden täglich zusammenhocken muss, noch das geringste Problem sein – und da zähle ich ausdrücklich mit, dass man dran denken sollte, das Mikro vor dem Toilettenbesuch auszumachen.
Ein Gutes hat die Zickerei meistens aber: Ich hab leider so meine Probleme, mir Namen zu merken und sie Gesichtern zuzuordnen, und obwohl die über 20 Frauen in der ersten Folge alle vorgestellt werden, vergesse ich die meisten Sachen wieder und erkenne bloß einige Personen aufgrund diverser besonderer Merkmale wieder: „Das ist die mit dem permanenten Duckface. Und da ist die, die so prollig redet.“ So in der Art. Aber wenn da eines der Mädchen immer total von den anderen runtergemacht wird, kann ich es mir doch merken, weil mein ritterlicher Beschützerinstinkt geweckt wird. Man möchte das arme Mädchen dann einfach vor allen Übeln bewahren, so wie einen kleinen Welpen, der von seinen bösen Geschwistern gemobbt wird. Gut, es ist ein Welpe, den man auch gerne vögeln würde, aber ich bin sicher, solche Gefühle hatten wir alle einmal. Diesmal scheint es Kattia zu erwischen, eine Kolumbianerin, was allerdings auch wieder ein bisschen doof ist, weil ich mir die sowieso merken konnte.
Für die nächsten Wochen kommen die Frauen also nur raus, wenn sie vom Bachelor in kleineren Gruppen oder einzeln für allerlei Aktivitäten eingeladen werden, bei denen natürlich das oberste Ziel sein sollte, ein bisschen auf Tuchfühlung zu gehen. Mit fortschreitender Schrumpfung des Frauenbestands werden die Einzeldates auch immer intimer und sorgen öfter dafür, dass die Auserwählte dann nach dem Abendessen auch bis zum nächsten Morgen nicht mehr in die Damenvilla zurückkehrt, was natürlich wiederum die Spekulationen und den Zickenkrieg der anderen anheizt. Meistens wird dann geschworen, dass nichts gelaufen ist außer Knutschen, aber klar, jede denkt von der anderen, dass sie bestimmt voll die Schlampe ist. Erst weit am Ende lesen auch die verbleibenden Damen dem Bachelor mal die Leviten, wieso er einfach jede Nacht einer anderen Frau die Mandeln ableckt und ihr dabei voll was von tiefen Gefühlen erzählt. Das könnte sich natürlich rächen, wenn der Bachelor diese Einmischung in sein Liebesleben als Affront ansieht und den besagten Frauen bei der nächsten Nacht der Rosen einfach den Blumengruß verweigert.
Wenn RTL dann genug davon hat, die Miete für zwei Villen und einige Hektoliter Alkohol zu bezahlen, werden all die Leute wieder nach Hause geschickt, und der Bachelor darf die Familien und Freunde der letzten paar Frauen kennenlernen, was ihm helfen soll, die endgültige Entscheidung zu treffen. Und natürlich fällt das unheimlich schwer, schon um dem RTL-Cutter die Möglichkeit zu geben, die endgültige Verkündung mit viel schmachtenden Einblendungen eines nachdenklichen Bachelors auf eine Dreiviertelstunde zu ziehen. Würde alles im realen Leben so lange dauern, wie die Entscheidungsfindung in der Sendung dargestellt wird, müssten sie dem Bachelor eigentlich zwölfjährige Mädchen als Kandidatinnen präsentieren, damit er im Fall unerwarteter Zuneigung am Ende wenigstens theoretisch die Gelegenheit hätte, mit ihr ein Kind der Liebe zu zeugen, bevor sie die Wechseljahre erreicht.
Natürlich kommt bei vielen Zuschauern (und noch mehr Nicht-Zuschauern) die Frage auf, warum die Frauen sich das Theater antun. Für Geld wohl nicht – es gibt wohl nicht mal 3000 Euro für die Zeit, und auch was für die Foto- und Video-Rechte gezahlt wird, ist eine Frechheit. Man kann aber auch nicht glauben, dass so viele Häschen jetzt auf das Fernsehen angewiesen wären, um einen Typen zu finden, zumal ich wirklich leicht zu kontaktieren und überzeugt davon bin, dass ich alle viel besser befriedigen könnte als ein schmieriger RTL-Bachelor. Wenn ich wollte. Außerdem ist da sowieso noch nie eine längerfristige Beziehung entstanden, was wohl nur zum Teil daran liegt, dass sich das Paar nach der Entscheidung bis zur Ausstrahlung des Finales gar nicht sehen darf.
Das Beispiel vergangener Bachelor-Kandidatinnen und die Enthüllung, dass so einige der Mädchen wohl gar nicht alleinstehend sind, geben Anlass zu der Vermutung, dass das wohl pure Selbstvermarktung ist. Die Mädchen wollen irgendwas mit Medien machen, aber doch etwas anders als Anny Aurora und Schnuggie91, und da bietet sich so eine Fernsehsendung zur Primetime, die dann auch von allerlei Medien beachtet wird, doch ideal an. Am Ende winken Playboy und/oder Dschungelcamp. Ex-Kandidatin Melanie Müller schaffte es durch Porno nicht an die Spitze, danach auch nicht beim Bachelor, aber dafür später in „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“, wo sie sogar die Dschungelkrone erlangte, was zeigt, dass man durchaus Erfolg haben kann, wenn man nur oft genug Genitalien in den Mund nimmt, selbst wenn es welche von Krokodil und Känguru sind. Die Playboy-Ausgabe 11/2014 präsentierte sogar gleich drei Bachelor-Siegerinnen nackig, was ich ausdrücklich befürworte.
Bei den jetzigen Kandidatinnen hat eine allerdings den umgekehrten Weg gewählt: Fabienne Gierke hat sich schon mal für den Playboy ausgezogen. Inzwischen ziert aber ein riesiges Tattoo ihren Arm. (Der Schriftzug über ihrer Brust war schon 2013 da.) So richtig versteh ich es ja nicht; mal ganz davon abgesehen, dass es etwas arg selbstverliebt rüberkommt, sich sein eigenes Gesicht auf den Unterarm tätowieren zu lassen, dürfte man sich als Aktmodell mit diesem permanenten Körperschmuck doch für ganz schön viele Aufträge disqualifizieren. Wenn ich ihr Manager wäre, wäre ich nicht mehr ihr Manager, aber sie muss ja wissen, was sie tut.
Da mich Fabienne aber sowieso gar nicht interessiert, ist es schon ein Glücksfall, dass es so viele andere Frauen da gibt, denen ich dabei zuschauen kann, wie sie sich für einen Typen erniedrigen und sich gegenseitig zerfetzen. Und deswegen bleib ich weiter dran – schon weil ich wissen will, ob dieser Bachelor die Tradition einiger seiner Vorgänger fortsetzen wird, eine der letzten Kandidatinnen zu vögeln und sie dann rauszukicken, weil sie ihm sexuell zu offen wäre.
Ob ich mich selbst auch mal als Bachelor bewerben sollte?
Nachtrag: Über die umgekehrte Version mit der Bachelorette lästerte ich etwas später.
Mitglied
Ach DARAUF basiert diese komische Serie... wie hieß sie noch... Namen vergessen, verdammt, ich werde alt.