Matrix
Neo läuft inzwischen mit Morpheus auf einem Bürgersteig durch allerlei rücksichtslose Gestalten, die ihn anrempeln, während Morpheus elegant schreitet und ihm erzählt, dass die Menschen Teil des zu bekämpfenden Systems sind und als Feinde betrachtet werden sollten, weil sie noch nicht reif zur Befreiung sind. Neo findet eine blonde Nutte im roten Kleid aber viel interessanter. Morpheus gibt ihm den Rat, noch einmal hinzusehen. Böser Fehler, denn Neo guckt in den Lauf einer Agentenpistole. Morpheus stoppt die Simulation und hält Neo einen Vortrag über die Agenten, die in Wirklichkeit Wächterprogramme sind und in jeden Körper schlüpfen können, der zu einem Gefangenen der Matrix gehört. Bisher ist jeder getötet worden, der sich gegen die Agenten gestellt hat, aber Morpheus ist sich sicher, dass Neo das schon hinkriegt, weil die Physik der Agenten ja den Naturgesetzen unterliegen würden und der Auserwählte ihnen deswegen überlegen wäre.
Was für ein Quatsch. Zeit für einen zweiten Einschub. Die Matrix ist eine Scheinwelt, deswegen können die Hacker (und die Agenten) die Physik auch so verändern, wie sie sie brauchen (um etwa locker von Dach zu Dach zu hüpfen). Die Agenten können auch noch mehr, sie können Münder zuwachsen lassen. Agenten sind quasi die GameMaster und zum gewissen Teil auch Programmierer dieses großen Online-Rollenspiels. Und dann soll ein illegaler Nutzer von außen Möglichkeiten haben, die die Leute, die direkt etwas an den grundlegenden Mechanismen der Matrix verändern können, nicht haben? Die Agenten bestimmen die Naturgesetze der Matrix, sie sind die Bosse. Streng genommen müssten sie nicht einmal auf wen schießen müssen, um ihn zu töten, da alles ja nur auf Signalen beruht, die durch Leitungen in die Gehirne geschickt werden. Wenn sie also die Signale direkt manipulieren würden, könnten sie jeden beliebigen Teilnehmer der Welt umlegen, egal ob er offiziell oder inoffiziell dabei ist. Umgekehrt können Agenten nicht getötet werden, weil die vom System aus unverwundbar programmiert sind (und mit dem neurologischen Signal "ich kratz ab" nichts anfangen können). Die ganzen Actionszenen und Verfolgungsjagden in der Matrix sind schwachsinnig. Oh, hab ich jetzt jemandem damit den Film verdorben?
Dafür gibt’s jetzt aber Probleme in der realen Welt. Die Nebukadnezar wird von einem der Maschinenwesen verfolgt und muss sich verstecken. Dazu fliegen die Widerständler das Schiff in die Kanalisation, legen es auf den Boden und schalten den Strom ab. Den Trick haben sie wohl aus alten Büchern über die Uboote gelernt. Oder aus der 14. Folge von Raumschiff Enterprise. Jedenfalls erfährt man so nebenbei, dass die einzige reale Waffe gegen die Maschinen ein Gerät zur Erzeugung elektromagnetischer Pulse ist, die die Elektronik der Roboter zerstört. Hm, irgendwie bin ich immer weniger beeindruckt von den Maschinen. Abschirmungen gegen solche EMP-Angriffe gibt’s schließlich schon heute.
Der Killerroboter zieht schließlich ab, und Neo geht ein wenig auf Entdeckungstour innerhalb der Nebukadnezar. Dabei trifft er im Computerraum auf Cypher, der sich die Matrix kodiert in Form von grünen Buchstaben auf schwarzem Grund anschaut, dabei aber angeblich schon so gut ist, dass er den Code gar nicht mehr erkennt, sondern die Haarfarben der Leute, die da durch latschen. Ich glaube, er blufft nur. Was da über den Bildschirm flimmert, sind Zahlen und spiegelverkehrte Katakana, und keiner könnte mir plausibel erklären, warum intelligente Computer aus Menschenhand plötzlich Codes mit spiegelverkehrten Schriftzeichen einführen sollten.
Cypher flennt noch ein bisschen herum, warum er nicht lieber die blaue Kapsel genommen hat, anstatt jetzt hier in einem dreckigen Hovercraft zu sitzen und sich grüne Zeichenkolonnen anzugucken. Nach kurzem Austausch über die Gefühle, die einem kommen, wenn man gesagt bekommt, man wäre der Messias und solle die Welt retten, gibt Cypher Neo noch den Rat, beim Anblick eines Agenten zu rennen, anstatt zu versuchen, ihn zu killen.
In der Matrix verspeist Cypher dann allerdings genüsslich ein Steak und redet mit einem Agenten, anstatt vor ihm wegzulaufen. Offenbar hat Cypher die Nase voll vom Untergrund und möchte stattdessen den ganzen Mist vergessen und in der Matrix ein reicher Künstler sein. Im Gegenzug verspricht Cypher, Morpheus auszuliefern.
Die Nebukadnezar bietet nicht derartige kulinarische Feinheiten, und so müssen die Nicht-Verräter eine Pampe verdrücken, die nach rohen Eiern beziehungsweise Rotze schmeckt. Eine der unwichtigen Gestalten namens Mouse quasselt dabei die ganze Zeit von Sex Crispies und woher die Maschinen wissen, wie die schmecken sollen, bis ihm endlich jemand sagt, er soll die Fresse halten. Mouse brüstet sich noch ein wenig damit, das Agententrainingsprogramm mit der roten Nutte geschrieben zu haben und bietet Neo ein kleines Stelldichein mit dem virtuellen Luder an.
Morpheus sprengt dann aber das große Fressen und kündigt an, mit Neo und einigen Kumpanen in die Matrix zu gehen, damit sich das Orakel den Auserwählten mal anschaut. Der Trupp landet also wieder im Hotel von vorhin, diesmal aber bei helllichtem Tag. Während die Hälfte des Trupps zurückbleibt, steigen Morpheus, Cypher, Neo und Trinity in ein Auto ein, wobei Cypher vorher noch unauffällig ein Mobiltelefon in eine Mülltonne schmeißt.
Während der Fahrt reflektiert Neo ein wenig über seine Erlebnisse und stellt fest, dass seine schönsten Erinnerungen gar nicht passiert sind. Trinity antwortet, die Matrix könne ihm halt nicht sagen, wer er sei. Neos gar nicht so blöde Gegenfrage ist natürlich, ob ein Orakel das denn besser könne. Trinity hat verloren, aber sie grinst bloß, anstatt das zuzugeben. Sie gibt auf Neos Nachfrage zu, dass sie auch mal beim Orakel war, aber behält für sich, was ihr da eigentlich erzählt wurde. Zicke.
Vor einem räudigen Hochhaus endet die Fahrt, und Morpheus steigt mit Neo in einen Fahrstuhl ein, um zum Orakel zu gelangen. Morpheus erzählt davon, dass das Orakel schon von Anbeginn des Widerstands dabei gewesen wäre, und dass von ihr auch die Prophezeiung bezüglich des Auserwählten stamme. Auf Neos Frage, ob die Olle denn immer Recht behalten würde, kommt die rotzige Antwort, dass Neo nicht in Kategorien wie wahr und falsch denken solle, weil sie ein Wegweiser sei. Super. Bei diesem pseudophilosophischen Geschwurbel könnte man sich den Besuch auch gleich sparen.
Die Beiden treten in eine Wohnung ein und werden von einer nubischen Vorzimmerdame begrüßt, die Neo ins Wartezimmer führt. Dort ist bereits eine Reihe von Kindern. Einige lassen Bauklötze schweben, ein glatzköpfiger Bengel verbiegt Löffel. Der Bengel drückt Neo schließlich einen Löffel in die Hand und übt sich im "nicht hilfreich sein durch das Ablassen von Plattitüden": "Versuch nicht den Löffel zu verbiegen. Das ist nämlich nicht möglich. Versuch dir stattdessen einfach die Wahrheit vorzustellen: den Löffel gibt es nicht. Dann wirst du sehen, dass nicht der Löffel sich biegt, sondern du selbst." Ich hätte den Kleinen verdroschen. Wenn ich mir vorstelle, dass der Löffel nicht da ist, warum sollte ein anderer dann sehen, wie der Löffel sich biegt? Langsam hab ich die Nase mehr als gestrichen voll von Löchern in der Logik, durch die man existente wie nichtexistente Lastwagen steuern könnte.
Neo spielt aber noch ein wenig mit dem Löffel rum, der gar nicht da ist, und wird schließlich zum Orakel gebeten. Das Orakel stellt sich als Muttityp heraus, der Plätzchen bäckt und Neo die Sache mit der umgestoßenen Vase verzeiht, die er prompt kurz darauf umstößt. Neo fragt noch, woher sie das wusste, während sie (wie üblich in diesem Film) nicht darauf antwortet und darauf hinweist, dass er sich später eher fragen wird, ob er die Vase überhaupt umgeworfen hätte, wenn sie sie nicht erwähnt hätte. Sie lässt noch eine Andeutung fallen, dass jemand Weibliches ziemlich scharf auf Neo ist, aber der hat keine Ahnung, wen sie meinen könnte, woraus das Orakel schließt, dass Neo nicht gerade der Hellste ist, wobei ich ihr uneingeschränkt zustimmen möchte.
Sie stellt Neo die Frage, ob er denn meint der Auserwählte zu sein, aber auch das weiß er nicht. Ihrer Theorie nach müsste der Auserwählte (ähnlich wie bei Verliebten) einfach wissen, dass er der Auserwählte ist. Das Orakel befummelt ihn noch etwas und konstatiert dann, dass er nicht der Auserwählte ist, weil es so aussieht, als würde er noch auf etwas warten, zum Beispiel auf sein nächstes Leben. Außerdem plaudert sie frei davon, dass Morpheus so von Neo überzeugt sei, dass er irgendwann sein Leben für ihn geben würde, und Neo müsse sich dann entscheiden ob er Morpheus retten (und sich selbst opfern) oder ihn sterben lassen solle.
Mit einem frischen Keks schickt sie ihn schließlich hinaus, wo Morpheus ihn empfängt und ihn ermahnt, dass er nicht weitertratschen sollte, was das Orakel erzählt hat. Sie fahren zurück zum Hotel, wo Cypher ein noch schmierigeres Grinsen als sonst auf den Lippen hat. Im Computerraum der Nebukadnezar bemerkt Tank einige Störungen in der Matrix.
Während Morpheus und sein Trupp das Treppenhaus hoch tigern, sieht Neo eine schwarze Katze einen Flur entlanglaufen. Und dann sieht Neo eine schwarze Katze einen Flur entlanglaufen. Das versetzt die Truppe in Alarmbereitschaft, denn wie Trinity erklärt, sind Déjà-vu-Erlebnisse Anzeichen für Fehler in der Matrix, wenn etwas geändert wird. Bei Tank spielen inzwischen die Computeranzeigen verrückt, und innerhalb der Matrix wird ein Kabel mit einem Bolzenschneider durchtrennt. Tank informiert die Kumpane per Telefon, dass sie sich aus dem Staub machen sollen, doch die Fenster des Hotels sind plötzlich zugemauert. Mouse sieht sich einer bewaffneten Spezialeinheit gegenüber und versucht noch einen auf Rambo zu machen, wird aber von einigen Dutzend Kugeln durchsiebt und liegt mit blutender Fresse tot auf seinem Stuhl in der Nebukadnezar.
Morpheus lässt sich von Tank per Handy zu den Hauptwasserleitungen in den Wänden führen. Sie klettern durch den Schacht nach unten, müssen aber extrem leise sein, um nicht von der Polizei erwischt zu werden. Prompt versaut Cypher die Sache mit einem Nieser. Um die Sache kurz zu machen: ein Agent greift durch die Wand und packt sich Neo. Morpheus schmeißt sich auf den Agenten und ermöglicht den anderen die Flucht durch den Keller. Endlich lernen wir dabei auch den Namen des Hauptagenten: Agent Smith. Morpheus und Smith kämpfen ein wenig, aber Morpheus wird überwältigt und lernt jede Menge Polizeibrutalität kennen.