Matrix
Das hat er nun davon. Neo wacht nackt und kahl und mit schwarzen Kabeln am Körper in einer roten Fruchtblase auf, die zwischen anderen roten Fruchtblasen an einem riesigen Gestell schwebt und von einem merkwürdigen insektenartigen Roboter untersucht wird. Der Roboter meint wohl, dass Neo die Mühe nicht mehr lohnt, und spült ihn im Klo runter. Dort wird er von einem fliegenden Schiff aufgelesen. Kurz bevor er ohnmächtig wird, sieht er Morpheus’ Gesicht und hört: "Willkommen in der wirklichen Welt." Hätte er mal lieber die Viagra genommen.
Als Neo wieder aufwacht, haben Morpheus, Trinity und Konsorten ihn als Nadelkissen missbraucht, um ihm zu zeigen, wie gut es ihm jetzt geht, da er frei ist. Außerdem operieren sie einige der Anschlüsse aus dem Körper.
Da es für Neo gesünder ist, die ganze Sache schlafend durchzustehen, zeigt man ihn beim endgültigen Aufwachen, nachdem man ihm einen groben Pulli angezogen hat. Neo zieht hier eine Kanüle aus dem Körper, dort fummelt er ein wenig an seiner Anschlussbuchse im Hinterkopf herum... Diese Selbsterfahrung wird abrupt von Morpheus gestört, der ihm erzählt, dass das tatsächliche Datum vermutlich eher um das Jahr 2200 herum liegt.
Morpheus führt Neo ein wenig auf seinem Hovercraft Nebukadnezar herum. Zu unseren Zeiten ist ein Hovercraft ein Luftkissenboot, die Nebukadnezar scheint aber was anderes zu sein. Jedenfalls ist das die Zentrale, über die sich die Widerstandskämpfer in die Rose Matrix reinhacken. Neo lernt jetzt auch die Namen der anderen Rebellen kennen, aber eigentlich sind die ziemlich unwichtig. Wenigstens nennt sich keiner von ihnen "der große Hacker".
Nun soll Neo kennenlernen, was die Matrix ist. Dazu wird er auf einem Stuhl festgeschnallt, und in die Buchse seines Hinterkopfes wird ein Stachel von etwa 20 Zentimetern Länge geschoben. Offenbar sind die Zeiten vorbei, in denen wir Daten übertragen konnten, ohne die betreffenden Geräte mit ellenlangen Steckern zu erdolchen. Während also Neos Gehirn mit der Technik des ausgehenden 22. Jahrhunderts kräftig umgerührt wird, landet sein Geist in einem weißen Nichts. Dort steht schon Morpheus bereit, der dazu offenbar keinen Speer im Hinterkopf benötigt. Er erklärt, dass dies das Ladeprogramm wäre, in denen man alles erstellen könnte, was man in der Matrix brauchen könnte. Prompt stehen auch zwei Sessel und ein alter Fernseher neben Morpheus. Ich hoffe, es kommt was Gutes.
Nicht wirklich. Morpheus zappt durch Alltagsbilder einer amerikanischen Großstadt und erklärt dabei noch einmal, dass die Matrix eine Simulation ist, die in die Nervenzellen der Leute eingespeist wird. Um die Langeweile ein wenig hinauszuzögern, zeigt Morpheus Neo, wie die Welt heute aussieht. Dunkel (natürlich), wüst, alles in Trümmern, dauernde Gewitter, viele Wolken... Ungefähr so, wie man es sich nach 20 Jahren Großer Koalition mit Wolfgang Schäuble als Kanzler vorstellt.
Morpheus erzählt dann ein einfältiges Märchen über die dummen Menschen des beginnenden 21. Jahrhunderts (wir), die so selbstzufrieden mit sich gewesen wären (ha, als wenn wir jemals keinen Grund zum Meckern finden würden) und enorme Fortschritte auf dem Bereich der KI (Künstliche Intelligenz, aber Morpheus denkt, die Abkürzung würde ihn cooler machen) gemacht hätten. Die neuen intelligenten Roboter und die Menschen fingen irgendwann an, sich zu bekriegen, und die Menschen haben den Himmel verdunkelt, um den solarbetriebenen Robotern die Energie zu nehmen. Die Roboter haben dann die Menschen versklavt und benutzen sie seitdem als Batterien.
Illustriert wird das alles durch Bilder der großen Brutstätten, bei denen die Computergrafiker aber offenbar nicht gemerkt haben, dass es um Maschinen geht und nicht um Hybriden oder vollständig organische Lebewesen. Die Matrix soll jedenfalls die Menschen unter Kontrolle halten. Neo kriegt jetzt einen Panikanfall, dreht durch, wird aus dem Ladeprogramm befreit und kotzt Nebukadnezar voll.
Während Neo auf der Pritsche liegt und versucht, das alles zu verarbeiten, erzählt Morpheus ihm davon, dass es mal einen gegeben haben soll, der die Matrix nach seinen Wünschen umgestalten konnte, und dass ein Orakel nach seinem Tod prophezeit hätte, er würde wiederkommen und die Menschheit befreien. Ich frage mich, ob der Typ gestorben ist, als man ihn an ein Kreuz genagelt hat. Morpheus hält jedenfalls Neo für den Auserwählten.
Neo lernt am Morgen Tank kennen, den "Operator". Er und sein Bruder Dozer waren nie Gefangene der Matrix und kennen das schöne Gefühl nicht, einen 20 Zentimeter langen Dorn in den Hinterkopf gerammt zu bekommen. Tank erzählt von der letzten Menschenstadt Zion. Ach du Scheiße. 63 Millionen Dollar für eine Bibelstunde (Zion ist der Name der auserwählten Stadt Gottes in der Bibel). Was für eine Verschwendung. Die Stadt soll jedenfalls tief im Erdinneren liegen, in der Nähe des Kerns. Offenbar hat die reale Welt auch so einige Programmfehler in Sachen Physik.
Der Auserwählte pflanzt sich wieder auf den elektrischen Stuhl und bekommt von Tank per Datenübertragung innerhalb weniger Minuten mal eben jede Menge Kampfkünste beigebracht. Ich hätte um Japanischtraining gebeten, damit ich in der Matrix meine ganzen versauten Mangas lesen kann. Neo jedenfalls ist mit den Kloppereien zufrieden und lernt das auch ganze zehn Stunden lang.
Morpheus möchte Neo mal testen und erzeugt einen virtuellen Dojo, wo die Beiden sich mal gepflegt verhauen können. Neo schlägt sich zwar nicht schlecht, bekommt von Morpheus aber die Hucke voll. Der erinnert Neo daran, dass das alles eigentlich ein Computerspiel ist und die echten Muskeln ziemlich bedeutungslos sind. Im Wesentlichen gibt er ihm also den Tipp zu schummeln. Prompt wird Neo besser und drängt Morpheus in die Enge. Werte Damen und Herren, ab hier hat der Film eigentlich keine Story mehr und ist nur noch eine einzige Rechtfertigung für aneinandergereihte Actionszenen und Spezialeffekte.
Die mittlerweile zuschauenden Besatzungsmitglieder der Nebukadnezar sind total beeindruckt und machen sich berechtigte Hoffnung, dass Jesus wieder da ist. Doch da fordert Morpheus das Sprungprogramm an. Neo soll von einem Hochhaus auf das andere springen, und zwar über eine breite Straße. Allerdings hat Neo vergessen, seinen Cheatcode einzugeben und fliegt zunächst nach unten und dann auf die Schnauze, was das Publikum natürlich enttäuscht, obwohl jeder beim ersten Mal diese Bauchlandung macht.
Morpheus und Neo werden aus ihren elektrischen Stühlen befreit. Neo hat sich bei der ganzen Aufregung die Zunge blutig gebissen, und dabei kommt ihm die Frage in den Sinn, was eigentlich beim Ableben in der Matrix mit dem realen Körper passieren würde. Die Antwort gefällt ihm nicht, deswegen muss ich sie wohl auch nicht sagen. (Na gut: man ist tot, weil man ohne Geist angeblich nicht leben kann. Ich kenne allerdings viele, die ohne Probleme geistlos leben.)
Der Messias ist nun aber rechtmäßig knülle und fällt todmüde ins Bett. Trinity bringt ihm etwas zu essen und betet seinen drahtigen Körper noch ein wenig an, bevor sie die Kabine verlässt. Dabei wird sie von Cypher, einem schmierigen Glatzkopf mit Musketierbart ertappt, der sich beschwert, weil er noch nie Futter von Trinity ans Bett bekommen hat. Das spricht eigentlich für den Geschmack von Trinity und ist ein Indiz dafür, dass Cypher keinen Spiegel in seiner Kabine hat. Cypher jedenfalls zweifelt daran, dass Neo der Auserwählte sein soll und fragt sich, warum er dann nicht zum Orakel geschickt wird. Trinity weist ihn darauf hin, dass das noch kommt.