Krieg der Welten
Die plötzlich einsetzenden Blitze treiben jedoch selbst den harten Ray ins Haus, mitsamt seiner verängstigten Tochter. Als ein Blitz hinter dem Haus einschlägt und Rachel vor Adrenalin zu explodieren droht, versucht er sie zu beruhigen, weil der Blitz ja nie zweimal an derselben Stelle einschlagen würde. Die Aussage wird etwas abgeschwächt dadurch, dass der Blitz dann nicht zweimal an derselben Stelle einschlägt, sondern eher so 3 bis 4 Mal. Dankenswerterweise hält die nervige Kleine so wenigstens mal die Klappe. Nachdem wieder Ruhe eingekehrt ist, stellt Ray fachkundig fest, dass der Strom ausgefallen ist, und rennt auf die Straße.
Dort muss er zusätzlich feststellen, dass auch alle Fahrzeuge stehen geblieben sind. Sein Sohn kommt daher per pedes und erzählt ihm, dass an einer bestimmten Stelle 26 Blitze eingeschlagen wären. Offenbar fand Robbie den Krater an sich nicht so interessant und verpisste sich dann lieber nach Hause. Ray dagegen steht auf Trümmer und macht sich auf den Weg. Zwischendurch kann er einem Automechaniker noch erzählen, wie man Autos wieder in Gang bringt, die von einem EMP lahm gelegt wurden (ich wette, das weiß jeder Kranführer besser als ein Automechaniker).
Anscheinend hat Ray auch gute Freunde, die sich ebenfalls zum Lochgucken versammeln wollen. Allerdings tauchen die nach dieser Szene gar nicht mehr auf, sind also wohl doch nicht so enge Bekannte. Vor der Kirche versuchen zwei Polizisten vergeblich und ohne Einsetzung der Polizeibrutalität, die Leute von der Blitzschlagstelle fernzuhalten, was ihnen aber doch nicht so wichtig zu sein scheint, denn Ray, der eigentlich als einer der letzten Typen auftaucht, steht trotzdem in der ersten Reihe und kann einen Eis- oder Glasbrocken antatschen, der am Rand liegt.
Bevor Ray einen Shakespeare-verdächtigen Monolog mit dem Brocken anfangen kann, fängt die Erde an zu beben, und während einige Häuser nur ihre Verglasung einbüßen, kriegen andere ein paar nette Tunnel in die Fassade gerissen. Diverse Autos rollen in die Gräben, die sich im Asphalt auftun, und alles in allem ist es doch recht human, dass dabei noch keiner ums Leben kommt. Ist ja auch viel spaßiger, wenn es jemand bewusst macht.
Eines der Autos wird aus dem Krater wieder ans Licht geworfen und zertrümmert einen geparkten PKW, bevor ein gigantischer, außerirdischer Fuß die ebenfalls automobile Deckung von Ray schrottreif stampft. Aus dem Krater steigt schließlich ein riesiges Dreibein, das sich zunächst recht imposant in Szene setzt, wahrscheinlich um den merkwürdigerweise noch funktionierenden Kameras die Gelegenheit zu geben, es auch in voller Schönheit einzufangen.
Nach kurzer Zeit hat es aber wohl genug von der Öffentlichkeitsarbeit und fängt an, die anwesende Bevölkerung mit einer Strahlenkanone zu zerstäuben. Ray flieht, nimmt sich zwischendurch aber auch die Zeit, Land und Leute dabei zu bewundern, wie sie vernichtet werden. So viel Aufmerksamkeit, und das für New Jersey (wer es nicht weiß: New Jersey ist für die Amis so was wie Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern bei uns zusammengenommen).
Schließlich kommt Ray doch noch zu Hause an und hat erstmal einen mittelschweren Zusammenbruch, erholt sich aber relativ schnell, wäscht sich die Mitbürger ab, die sich als weißer Staub auf ihm gesammelt haben, und beschließt, mit den Kindern zu fliehen. Dabei folgt er einem ehernen Filmgesetz: Erzähl nichts, was dir die Sache vereinfachen könnte. Da die Kinder also gar nicht wissen, wovor sie fliehen sollen, reagieren sie mit gebührendem Unverständnis.
Die Familie schleicht unauffällig zum Automechaniker Manny und setzt sich in den Van, der dank Rays fachlichem Rat vorhin schnurrt wie ein Kätzchen. Manny ist natürlich nicht sonderlich entzückt, dass sein alter Kumpel Ray einfach mit einer Karre vom Hof fährt, die ihm nicht gehört. Ray gibt ihm noch die Möglichkeit zum Einsteigen, "wenn du nicht sterben willst", was die Göre auf dem Rücksitz unverzüglich ins Land der Tränen bringt. Manny mag auch nicht einsteigen, also drückt Ray endlich aufs Gaspedal. Im Rückspiegel kann er seinen alten Kumpel Manny noch bei seiner recht unspektakulären Zerstäubung beobachten.
Auf der Autobahn ist dann schließlich Zeit für einen familiären Plausch, in dem zum Beispiel Fragen wie "Sind das Terroristen?" und "Kommen die Angreifer aus Europa?" angesprochen werden. Bei der aufgeregten Diskussion zwischen Ray und Robbie kriegt Rachel einen preisverdächtigen Ausraster und fängt an zu kreischen. Und was wirft Mustersohn Robbie, der eben noch genauso geschrien hat wie sein Papa, seinem Erzeuger vor? "Du machst ihr Angst!" Ja sicher, dass um sie herum Leute starben, Häuser in die Luft flogen und ein ganzer Highway eingestürzt ist, hatte bestimmt nichts damit zu tun. Nachdem das kleine Monster vorerst ruhiggestellt wurde, erzählt Ray, dass diese Maschinen schon länger im Boden waren und das bedienende Personal durch die Blitze heruntergebeamt wurde.
Die Göre auf dem Rücksitz war jetzt offenbar lang genug still und äußert wiederholt, dass sie zu ihrer Mutter will. Offenbar erwartet sie, dass Ray wie die bezaubernde Jeannie mit den Augen blinzelt und sie dahin zaubert, denn als sie wider Erwarten nach einer Minute immer noch nicht bei ihrer Mutter ist, fängt sie wieder an zu kreischen. Spätestens hier hätte ich dieses überflüssige Stück Biomasse aus dem Auto gekickt.
Schließlich landen sie doch noch beim Haus von Rays Ex-Frau. Die ist natürlich nicht zu Hause, weil sie wie angekündigt bei ihren Eltern ist. Das Licht haben sie trotzdem angelassen, irgendwie ist Energieverschwendung ja auch ein Statussymbol. Außerdem ist das ein tolles Zeichen dafür, dass hier noch keine Außerirdischen aus dem Boden gekommen sind. Ray beschließt, erst einmal Essen zu machen. Anscheinend hat er aber Skrupel, den Kühlschrank zu plündern, er mopst lediglich etwas Toast und fängt an, mit Erdnussbutter rumzuschmieren, bis ihn Rachel daran erinnert, dass sie gegen Erdnüsse allergisch ist, und Robbie ihm sagt, dass er auch keinen Hunger verspürt. Reizende Kinder. Kein Wunder, dass Ray da ausflippt und einen beschmierten Toast gegen das Fenster klatscht. Da geht man Tag für Tag zur Arbeit, lässt seine Nachbarschaft von Aliens zerstören, klaut seiner Ex das Brot und teilt es in einer qualvoll unkomischen Pokerparodie aus - alles nur für die Lendenfrüchte, und die danken es einem nicht einmal.
Ray hält noch einen beruhigenden Monolog, dass morgen alles wieder in Ordnung wäre, weil Mami dann wiederkommt, was wohl sagen soll, dass seine Ex so schrecklich ist, dass selbst die Aliens sich wieder verpissen würden. Dann hat er die geniale Idee, im Keller zu übernachten, was von Nervzicke Rachel wieder einmal in Frage gestellt wird, weil sie doch wunderbare Betten hätten und sie Rückenprobleme plagen würden. Ich hätte sie oben schlafen lassen. Am besten vor dem Haus, mit einem Schild für die Aliens: "Bitte killt sie."
Ray setzt sich aber durch und so schlafen sie im Keller. In der Nacht werden sie von den merkwürdigen Blitzen geweckt, dann aber übertönt ein Sausen und Krachen das Gewitter. Zum Glück können sie in den Keller des Kellers (öhm ja...), kurz bevor sie beinahe eine Feuerwalze erwischen kann. Kleiner Spoiler: Da ist grad ein Jumbo auf das Haus gestürzt. Und offenbar hat er noch drei sehr enge Ehrenrunden über dem Haus gedreht und explodierende Trümmer abgeworfen, weil die Geräusche ne glatte halbe Minute vor dem eigentlichen Absturz begannen.
Am nächsten Morgen bemerkt Ray, dass einige bauliche Veränderungen am Haus vorgenommen wurden. Beim Wohnzimmer fehlen zum Beispiel ein paar Wände, was den Raum nicht mehr ganz so klein wirken lässt, außerdem steht ein brennendes Triebwerk neben dem Schreibtisch. Er latscht noch ein wenig durch die Trümmer, aber anscheinend war niemand in diesem Flugzeug, denn nirgendwo sind Leichen zu sehen. Kein Wunder, dass es abgestürzt ist. Ray erwischt einen Typen beim Plündern in den Trümmern.
Der Typ ist ein tauber Kameramann, dem auch gleich eine nervige Reporterin zu Hilfe kommt. Ihr Übertragungswagen steht mitten in den Trümmern, und obwohl sie mitten in einem dieser EMP aussendenden Gewitter waren, funktioniert sowohl die Karre als auch die ganze Ausrüstung da drin noch. Sie zeigt Ray ein Video von mehreren Dreibeinen und auch ein Video von den Blitzen. Untermalt wird dieser filmische Genuss mit der Erklärung, dass diese Maschinen schon lange im Boden lagen und durch diese Blitze bemannt wurden. Und Ray ist total fasziniert, obwohl er seinem Sohn fünfzehn Minuten vorher im Film genau dasselbe erzählt hatte.