Männer pflegen sich nicht weniger als vor 30 Jahren. Männer pflegen sich eher mehr als vor 30 Jahren. Der Großteil der Pflegeprodukte, die heutzutage für Männer angepriesen (und auch gekauft und benutzt) werden, gab es vor einigen Jahrzehnten noch nicht einmal. Dass der Mann mehr braucht als Seife und Zahnpasta, das ist eine relativ neue Idee. Selbst Antitranspirante statt Deodorants sind relativ neu (dummerweise sorgen gerade die Antitranspirante mit Aluminium dafür, dass auf heller Kleidung Schweißflecken gelb werden, was ungepflegter aussehen mag, aber eigentlich eher ein Zeichen dafür ist, dass eben jemand versucht, weniger zu schwitzen). Und es dürfte heute auch wesentlich verbreiteter sein als in den 80er Jahren, dass Männer morgens eine frische Unterhose anziehen. Dass es weniger Sex gibt, kann also keinesfalls daran liegen, dass deutsche Männer heute allgemein ungepflegter wären.
Das mit der körperlichen Ertüchtigung: Kann mit reinspielen, betrifft aber Frauen ebenso, ohne dass die meisten deswegen unbedingt weniger Chancen auf Sex hätten. Heutzutage gibt's weniger körperlich anstrengende Jobs, bei denen man sich Muckis antrainiert (Männer waren ja früher nicht muskulöser oder dünner, weil sie so viel ins Fitnessstudio gingen). Da der Großteil der Gewichtszunahme aber erst so ab 30 passiert, kann man wiederum fragen, inwieweit das für weniger Sex bei Jüngeren verantwortlich sein soll. Ebenso: Hat sich die Mode geändert? Vor einigen Jahren war das männliche Schönheitsideal in westlichen Ländern schmächtiger, wieder einige Zeit vorher eher muskulös. Auf so was reagieren natürlich dann auch wieder die Männer.
Das mit dem Job verstehe ich nicht. Die Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahrzehnten fundamental geändert. Es gibt heute weniger Jobs, in denen man überhaupt Aufstiegsmöglichkeiten hat. Da hilft auch mehr Arbeit nicht. Man kann sich oft nicht mehr hochackern, und wenn man Pech hat, sorgt man mit Mehrarbeit nur dafür, dass man auf dem Posten, den man hat, unentbehrlich wird. Da hast du dann aber finanziell auch nichts gewonnen. Es ist ja schon Glück, wenn du heutzutage überhaupt einen unbefristeten Arbeitsvertrag kriegst. Und heute ist es eben auch gerne mal so - gerade wenn du Einsteiger bist - dass du ganz schnell wieder draußen bist, wenn der Arbeitgeber den Verdacht hegt, dass ein anderer auf dem Platz sich mehr Mühe geben würde.
Gleichzeitig ist es aber auch in den Firmen, in denen es theoretisch Aufstiegsmöglichkeiten gibt, schwerer geworden. Erst einmal, weil mehr Leute um weniger Posten konkurrieren (heutzutage sind eben Männer UND Frauen dort beschäftigt und wollen aufsteigen, gleichzeitig geben aber die älteren Generationen, die die oberen Posten besetzen, diese später frei), und dann auch, weil gerade größere Firmen heute auch darauf achten, mehr Frauen in Führungspositionen zu versetzen, weswegen die dann auch bevorzugt werden. Faktisch ist in vielen Unternehmen und vielmehr noch Behörden in den unteren Ebenen ein Aufstieg für Männer gar nicht möglich, bis nicht eine bestimmte Zielquote für Frauen in der Ebene darüber erreicht wurde.
Dass die Studentinnen, die einen wegen eines Klaps auf den Po anzeigen würden, nicht so häufig sind, ist gar nicht relevant. Medial sind derartige Sachen sehr präsent, und die sorgen einfach für eine unterschwellige Befürchtung. (Es passiert auch nicht sonderlich häufig, dass eine Frau in die Büsche gezerrt und vergewaltigt wird, aber wenn so eine Tat in den Medien präsent wird, haben natürlich viele Frauen Angst, abends alleine durch einen Park zu laufen. Da spielt die Seltenheit solcher Taten kaum eine Rolle.) Ich weiß auch nicht, wie es dir geht, aber bei mir ist es so: Selbst wenn ich von den Wahrscheinlichkeiten her keine Verfolgung zu befürchten habe, habe ich ein ungutes Gefühl dabei, mit einem anderen Menschen etwas zu tun, was juristisch als Straftat gilt.