Was Du hier beschreibst ist zum größten Teil "Respekt vor der staatlichen Autorität". Dass die eine Grundvoraussetzung für die Integration ist, ist soweit ich das sehen nicht wirklich umstritten. Das ist aber eben - wie Du auch zugibst - kein DEUTSCHER Wert, sondern meinetwegen ein europäischer, westlicher, der aber auch in anderen Kulturen vorhanden ist, vielleicht sogar viel stärker. (Ich weiß jetzt nicht, ob zb der Königskult in Thailand auch einen Effekt darauf hat, wie man Polizisten sieht...)
Allerdings gingen bisher alle Diskussionen, die ich zum Thema "Leitkultur" gehört hab, weit darüber hinaus: Da ging es darum, wer wem wann die Hände schüttelt, was man auf dem Kopf trägt oder welche Sprache man in der Öffentlichkeit mit seinen Freunden spricht usw.
Das ist das Problem an dem Begriff "Leitkultur": Der eine versteht darunter, dass man keine Polizisten verprügelt, der andere sieht es schon als Angriff, wenn jemand keinen Schweinebraten isst.
Aber das ist alles auch nicht pauschal europäisch. Südeuropäer sind bekannt für ihre Impulsivität (was oft schwärmerisch als südländisches Temperament bezeichnet wird), in Albanien und Teilen Italiens sind Blutfehden zwischen Familienclans keine Sache der Vergangenheit. Auch die Autorität gegenüber dem Staat ist keine europäische Selbstverständlichkeit. Bei den Griechen ist es seit der Staatsgründung Volkssport, den Staat auch zu bescheißen. Gesetze in Italien werden oft eher als unverbindliche Handlungsanweisungen verstanden, und wenn das Volk kollektiv entscheidet, etwas nicht zu befolgen, dann ist das halt so.
Deswegen bringt es nichts, da von einer "europäischen Kultur" zu reden, wenn man die Leute konkret in Deutschland integrieren will.
Und natürlich gehört auch zu unserer Kultur, dass man jemandem nicht allein aufgrund seines Geschlechts den Handschlag verweigert. Auch das Gesicht aus religiösen Gründen zu verschleiern, ist schlicht unhöflich. Natürlich sollte das nicht per Gesetzeskraft durchgesetzt werden müssen. Aber es geht doch gerade darum, dass die Leute unsere Werte von selbst übernehmen und die überkommenen Werte ihrer Heimatkultur hinter sich lassen.
Wir leben in Europa auch so gut und in Frieden, weil wir so sind, wie wir sind. Und wir sollten auch so selbstbewusst sein, diese Lebensart und diese Lebenskultur zu verteidigen, damit eben diese Lebensqualität erhalten bleibt. Ansonsten haben wir nämlich so ein Problem wie in Berlin, wo Frauen ohne Kopftuch nicht mehr durch einige Straßen laufen dürfen, ohne auf Türkisch oder Arabisch angepöbelt zu werden. Multikulti ist insofern Stuss, weil eben nicht alles kompatibel ist. Und im Streitfall muss klar sein: Das, was hier Usus ist, gewinnt, zum Wohl für alle.