Muss man nicht aber bei Demokratie immer davon ausgehen, dass im Zweifel der gewinnt, der am lautesten & überzeugendsten schreit, auch wenn das, was er sagt, völliger Bullshit ist? Wir sehen doch momentan schon, wie Dinge, um die man sich in Deutschland eigentlich kümmern müsste (nehmen wir als Beispiel mal den Pflegekräftemangel in Krankenhäusern, Altenheimen usw.) in den Medien kaum bis gar nicht thematisiert werden, und die Deutschen deshalb davon ausgehen, das sei überhaupt kein existentes Problem, während jeder Volldepp auf der Straße irgendeine Meinung zum Thema "Flüchtlinge" bringen kann, und zwar beängstigend oft eine im Sinne von "ja gegen den Gemüsehändler an der Ecke (der überhaupt kein Flüchtling ist oder so aber egal) hab ich ja nix, aber die ANDEREN, die da kommen...!!", weil uns das über die besagten Lautschreier doppelt und dreifach erzählt wird, und man monatelang kaum etwas anderes gehört hat (zumindest, wenn man sich nachrichtentechnisch auf BILDzeitung oder RTL als Quelle beschränkt hat, was viele ja nunmal tun)? Die Beeinflussbarkeit der Mehrheit ist schließlich ein Problem, mit dem die alten Griechen schon zu kämpfen hatten. :'D
Anderes Beispiel: Ich erinnere mich dunkel, dass es - vor Einführung des Mindestlohns - Umfragen gab, in denen weit mehr als 50 % der Deutschen einen Mindestlohn genauso vernünftig fanden wie viele eine Vermögenssteuer sinnvoll finden, wenn man sie einzeln unter vier bis sechs Augen fragt. Dennoch wählte man in den letzten Jahren (offensichtlich) vor allem die CDU als eine Partei, die beide Dinge lange Zeit extrem ablehnte (bis man dann feststellte dass man mit Mindestlohn Stimmen fangen kann). Offensichtlich ist es also recht einfach, mithilfe der Medien dafür zu sorgen, dass das Volk so oder so gegen etwas stimmt, was ihm (im Sinne von ihm, dem Volk) oder zumindest einer Mehrheit des Volkes wesentlich weiterhelfen würde, wenn es darum geht, in - einigermaßen - Glück und Sicherheit zu leben. Würdest du das noch als Demokratie bezeichnen? (Ist jetzt nicht angreifend oder OMFG DAS SYSTEM IST KACKÄÄÄÄ gemeint, sondern interessiert mich ehrlich. Immerhin - falls unsere Wahlen und so nicht alle grundmanipuliert sind *aluhut aufsetz* - HAT ja die Mehrheit entschieden. Nur... Dinge, die für viele Menschen nicht gerade günstig ablaufen. Haben wir überhaupt das Recht, jemandem sein Selbstbestimmungsrecht abzusprechen, wenn derjenige lachend in die Kreissäge springt? Aber das ist wohl 'ne andre Frage :'D)
Zudem findet Propaganda ja auf allen Seiten statt. Wenn man sich viele Zeitungen oder den öffentlich-rechtlichen Rundfunk angeschaut hat, wimmelte es da vor genauso bescheuertem Jubel darüber, dass die Ankömmlinge ja alle super ausgebildet oder kulleräugige Kinder wären, somit ausnahmslos eine Bereicherung für uns und alle, die da Probleme wittern, wären ja nur blöde Nazis. Die Wahrheit hat keine der beiden Seiten gepachtet und jede Seite hat versucht, die andere schlecht hinzustellen.
Natürlich soll in der Theorie die Möglichkeit zur Mitbestimmung auch dafür sorgen, dass die Bürger sich umfassend informieren und eine objektiv begründbare Entscheidung zugunsten ihrer Interessen treffen, aber diese Theorie ignoriert auch vollkommen die Psychologie der Menschen. Die Frage, ob das dann noch Demokratie ist, wenn Menschen so leicht beeinflussbar sind, dass sie gegen ihre Interessen stimmen, ist insofern überflüssig, als dass jedes System, in dem die Wahl gegen eigene Interessen ausgeschlossen wird, ja auch keine Demokratie sein kann. Also entweder gibt's Demokratie so oder gar nicht. Man muss halt mit dem Volk auskommen, was da ist, nicht mit dem, was theoretisch für eine Demokratie ideal wäre.