Und generell... Na ja, es wird ja nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird, aber Europa ist definitiv in der Krise, und das, was man als "europäischen Einigungsprozess" bezeichnet, kann man für die nächsten Jahrzehnte voll in die Tonne drücken. Das ist aber auch das Resultat vollkommen unterschiedlicher Vorstellungen von der EU.
Gerade in Deutschland haben viele davon geträumt, dass die EU der erste Schritt zum Ende der Nationalstaaten wäre. Und das ist Bullshit. Die Leute wollen ihre nationalen Identitäten gar nicht aufgeben, und ein Großteil der Länder (gerade die im Osten) sind in der EU, gerade weil sie ihre Nationen schützen wollen, in erster Linie vor russischem Einfluss, aber auch, um Einfluss und Mitsprache innerhalb Europas zu gewinnen. Das sind vollkommen unvereinbare Positionen, aber das haben die EU-Utopisten gar nicht mitbekommen. Für die musste die europäische Einheit nur immer vorangeknüppelt werden. Nur nicht darauf warten, dass die Bevölkerung sich an die jetzigen Gegebenheiten gewöhnt und Gelegenheit hat, sich anzupassen. Dass die Unterschiede in Europa viel zu groß sind, sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht als auch in der Mentalität, das wollten die nicht wahrhaben.
Und Deutschland hat wahnsinnig viel Porzellan zerschlagen, gerade in der letzten Zeit. Anstatt mal innezuhalten und zu fragen: "Hey, Moment, wir stehen hier fast alleine da, könnte es nicht sein, dass wir hier einen Fehler machen?", wird auf andere Länder eingeprügelt, weil die nicht die Suppe auslöffeln wollen, die wir ihnen erst eingebrockt haben. "Die blöden Polen aber auch, kriegen Milliarden von der EU, wollen aber gar keine Flüchtlinge aufnehmen, wie mies von denen." Dass Polen eben ärmer ist und keinen Bock auf die ganzen Probleme hat, die man bei uns sieht, kann ich irgendwie nachvollziehen. "Die Scheiß-Ungarn, machen einfach ihre Grenzen dicht, wie schuftig von denen!" Dass Ungarn eigentlich nur das gemacht hat, wozu es laut EU-Recht verpflichtet war, während Deutschland die europäischen Vereinbarungen außer Kraft gesetzt hat, das kam hier auch in den Medien kaum zum Tragen. (Das ist es vermutlich, was Seehofer mit der "Herrschaft des Unrechts" meint.)
Natürlich war es auch mies, dass man die Flüchtlingsproblematik vorher quasi nur auf die Mittelmeerländer abgewälzt hat, aber es war auch nicht richtig, einfach voranzupreschen und quasi alle einzuladen, die kommen wollen. (Und genau so kam das ja in anderen Ländern an, was die Merkel gesagt hat.) Es sollte auch irgendwo klar sein, dass wir, wenn wir die Binnengrenzen offen haben wollen, umso mehr die EU-Außengrenzen schützen müssen. Wir können nicht die ganze Welt aufnehmen. Saudi-Arabien könnte ja auch mal was tun, mal abgesehen davon, dass sie hier megamäßig in den Aufbau salafistischer Gemeinden investieren.
In Zukunft wird man sich in der EU wohl zurücknehmen müssen und in erster Linie auf wirtschaftliche Zusammenarbeit setzen. Wenn man sich noch mehr in die nationale Gesetzgebung einmischt, riskiert man nur noch mehr, dass die EU auseinanderbricht. Man kann ja nun auch nicht unaufhörlich einigen Ländern wie GB Sonderrechte einräumen, weil die drohen, die EU zu verlassen. Man sollte evtl. auch mal drüber nachdenken, warum nur GB solche Rechte kriegen sollte.
Um einen Bogen zurück zu dem RT-Artikel zu schlagen: Man kann nicht verleugnen, dass in der Flüchtlingskrise mehr mit Herz als mit Verstand vorgegangen wird. Insofern fehlt vll. wirklich die "männliche" Sichtweise, auch wenn's ein Klischee ist, dass Männer immer vernünftiger wären.
Tatsache ist: Wir sind am Anschlag mit unseren Kapazitäten, eigentlich sogar drüber, weil die freiwilligen Helfer auch schon auf dem Zahnfleisch gehen. Es ist nicht nur eine Geldfrage, es ist auch eine Frage von Zeit und Personal. Unterkünfte einzurichten braucht Zeit. Das Personal auszubilden, um Sprachkurse anzubieten, Unterricht zu machen, die Anträge abzuarbeiten - das braucht Zeit. Die Leute in den Massenunterkünften kriegen jetzt schon einen Lagerkoller und stehen oft kurz davor, sich gegenseitig totzuprügeln (kein Wunder, wenn man wochenlang aufeinander hockt und keine Privatsphäre hat), mehr können wir da auch nicht reinstecken. Das hat auch nichts mit Fremdenfeindlichkeit oder fehlendem Mitgefühl zu tun.
Auch was die Integration angeht, schaffen wir das kaum bei der Menge an Leuten, die da auf einmal reinpressen und die wir schleunigst auseinander kriegen müssen, damit der Anpassungsdruck da ist. Viele von denen sind kaum gebildet und somit für den Arbeitsmarkt in absehbarer Zeit nutzlos, also können wir auch die Utopie vergessen, dass die den Fachkräftemangel beheben oder die Rentenkassen sanieren würden. Auch da spielt wieder die Unterbringung rein: Da, wo Häuser und Wohnungen frei sind, sind keine Arbeitsplätze. Man kann die nicht alle in die Brandenburger Pampa stecken und denken, dass die da voll integriert sein werden, weil 1000 Syrer im gleichen Ort wie 200 Deutsche wohnen und von der Stütze leben.
Jetzt wird ja auch viel gemeckert über die Begrenzung des Familiennachzugs, und rein menschlich ist das auch gemein. Aber die Vernunft sagt: Ja, das muss sein. Ansonsten verdoppelt bis verdreifacht sich das Integrationsproblem, und zusätzlich ziehen dann auch fast alle in unsere Sozialsysteme, die sowieso schon nicht so super in Schuss sind. Das kennen wir auch in Deutschland schon von der Zeit nach dem Ende der Gastarbeiterzeit. Da hat sich die Zahl der Ausländer in Deutschland verdoppelt, aber die Zahl der arbeitenden Ausländer blieb gleich. (Rein persönlich kann man natürlich auch fragen, welcher Lump seine Frau und seine Kinder in einem Bürgerkriegsgebiet zurücklässt und selbst abhaut.)
Mit dem Rattenschwanz an Problemen, die der Flüchtlingszustrom bereitet, hauen wir uns unsere Solidargemeinschaft kaputt, wenn da nicht bald eine Begrenzung erfolgt. Wäre ja schon viel geholfen, wenn man die nicht reinlassen würde, die gar nicht vor dem Bürgerkrieg oder dem IS geflohen sind. Wenn mehr reinkommen, als die deutsche Gesellschaft im gleichen Zeitraum absorbieren kann, dann enstehen Parallelgesellschaften und die Integration scheitert zwangsläufig.
Bei all den "Wir schaffen das"-Rufen fehlt mir immer die Erklärung, wie wir das denn nun schaffen können, insbesondere, wenn man alle Maßnahmen ablehnt, die eine Vergrößerung des Problems abmildern könnten.
Zusätzlich hab ich den Eindruck, dass es auch viele Illusionen gibt über die Mentalität, die man in anderen Ländern pflegt und die von den dort lebenden Menschen hierher getragen wird. Dass es in vielen Ländern da unten scheiße ist, scheint ja nie was mit den Leuten zu tun zu haben. Muss gottgegeben sein, wenn Frauen da nicht so viele Rechte haben oder es ganz schön viel Gewalt gibt.
Und der größte Fehler ist zu glauben, dass jeder Mensch nach Kants kategorischem Imperativ handeln würde (also quasi nach "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu"). So funktioniert das in den meisten dieser Herkunftsländer nicht, gerade außerhalb der Familie. Da wird viel egoistischer gedacht: "Nimm dir so viel, wie es geht, geh so weit, wie du kannst; dein Gegenüber wird dir schon zeigen, wo die Grenzen sind." Deswegen ist es auch totaler Quatsch von der Justiz und der Gesellschaft, immer mit Nachsicht zu reagieren, wenn die über die Stränge schlagen. Die denken sich nämlich: "Wenn denen das tatsächlich so wichtig wäre, diese Regeln einzuhalten, würden sie ja viel mehr darauf bestehen." Respekt kriegt man in solchen Gesellschaften nur, indem man Stärke zeigt. Und seien wir ehrlich: Da stinken wir derzeit total ab.