Frag den Hasen

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Was hältst du eigentlich von Patriotismus, bzw. Nationalismus? Meiner Meinung nach kann man nur auf Dinge Stolz sein, für die man was geleistet hat, und nicht auf etwas, was vom Zufall bestimmt wurde (das bezieht sich auf Leute, die sagen: "ich bin Stolz, Türke, Albaner, Österreicher, Uruguayer etc. zu sein).

Desweiteren finde ich es seltsam auf Dinge stolz zu sein, die ein anderer vollbracht hat, der bloß die gleiche Staatsangehörigkeit hatte und schon lange tot ist. Ich selber bin Italiener und bin nicht stolz deswegen, weil Italien vor tausenden von Jahren Zentrum des Römischen Reiches war, die sehr weit fortgeschritten waren und uns wie keine andere Kultur geprägt hat. Ich schäme mich auch deswegen nicht, ich nehme es einfach hin. Meiner Meinung nach treibt diese Nationenidee Keile zwischen Völker, die sonst eigentlich ziemlich gleich sind (wie Deutsche, Schweizer, Österreicher, Liechtensteiner und Luxemburger). In Südamerika wird größenteils Spanisch gesprochen, aber trotzdem gibt es dort keine Vereinigten Staaten von Südamerika. Im Balkan gibt es ständig Ärger, weil jeder Stoffel seinen eigenen Staat will und Afrika besteht im Süden größenteils aus schwarzen Menschen und trotzdem herrscht keine Einigung weil man sich lieber wegen Strichen auf einer Karte die Köpfe einschlägt.

Europa könnte vereint ein gutes Gegengewicht zu den USA sein, aber jeder will souverän bleiben, obwohl zwischen Österreichern und Deutschen nicht mehr Unterschiede bestehen als zwischen Hessen und Saarländern. Außerdem glaube ich, dass vorallem Leute mit geringen Selbstbewusstsein und die in Armut leben sich durch sowas angezogen fühlen. 'Man ist ein armer Inder, aber immernoch besser als die dreckigen Pakistaner'.

Wenn Patriotismus durch den Staat angetrieben wird, dann ist sogut wie immer was faul. Siehe USA (zumindest in der Bush-Ära). Man denkt ja auch normalerweise gar nicht daran, dass man 'Deutscher' oder 'Schweizer' ist, sondern nur bei bestimmten Ereignisse, wo sowas gefördert wird, wie Fußball. Bloß endet das meistens damit, dass man die andere Seite verabscheut. Wenn ein Engländer heute meint, Deutschland und die Deutschen wären richtige Arschlöcher, weil sie Coventry coventriert haben, dann ist er für mich ein ziemliches Arschloch. Genauso umgekehrt, mit der Bombardierung von Dresden.

Ich denke, dass beharren auf eine eigene Nation ist einfach überholt. Wenn gewisse Leute, z.B. Türken, meinen, sie wären richtig coole Typen, weil sie Türken sind, obwohl sie hier geboren wurden und nie in der Türkei gelebt haben, dann stimmt einfach was nicht. Es ist doch scheißegal wo jemand herkommt, dass sind doch alles nur künstliche Barrieren im Kopf. Wenn ein Österreicher Deutsche nicht leiden kann und umgekehrt, dann ist es doch sinnlos, es ist der Gipfel der Dämlichkeit.

Was hältst du davon? :-)
Ich glaube nicht, dass Patriotismus eine bewusste Entscheidung ist. Niemand beharrt darauf, patriotisch zu sein, obwohl er es eigentlich nicht will. Im Endeffekt ist Patriotismus eigentlich nur ein Ausdruck einer Gruppenzugehörigkeit, nur eben zu einer Gruppe, die größer ist als die Familie, der Stamm, die Stadt oder die Region. Ich glaube auch nicht, dass Patriotismus mit dem Wort Stolz gut beschrieben ist. Ich halte es eher eine Art Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der eigenen Gruppe. Daraus muss gar nicht folgen, dass man die anderen Gruppen für minderwertig hält. (Ich halte es auch für einen Fehler, Patriotismus und Nationalismus zusammenzuwerfen.)

Und es ist ja nun mal so, dass zwischen den Ländern auch Mentalitätsunterschiede bestehen. Österreich und Deutschland sind ein relativ schlechtes Beispiel, aber die deutsche Mentalität ist (trotz aller Unterschiede zwischen Hanseaten und Bayern) trotzdem anders als die der Spanier. Das darf man nicht einfach ignorieren, denn daraus können durchaus Probleme erwachsen, wenn man ein geeintes Europa haben will.

Ich bin Brandenburger/Berliner, ich bin Deutscher und ich bin Europäer. Ich kann das nicht wegschieben, und ich will es auch gar nicht. Es ist okay, patriotisch zu sein. Ich nehme ja auch anderen nicht übel, dass sie ihrem Land gegenüber patriotisch gestimmt sind.