Jeder Bäcker wäre stinksauer, wenn man ihm für seine Brötchen nur das zahlen würde, was ihn Mehl, Wasser und sonstige Zutaten gekostet haben, weil das eine Missachtung der Arbeit wäre, die er geleistet hat, um aus den Zutaten Brötchen zu machen. Jeder gibt seine Arbeitsleistung und möchte dafür zumeist auch etwas haben, auch wenn eben nicht konkret mit den Händen greifbar ist, was er eigentlich geleistet hat (eine Sekretärin oder eine Krankenschwester produzieren ja auch nichts und verdienen für ihre Arbeit trotzdem einen Lohn). Autoren, Musiker usw. sind Selbstständige, sie haben keine Jobsicherheit. Sie sind darauf angewiesen, dass ihre Arbeit auch respektiert wird. Es ist so einfach zu vergessen, dass hinter jedem Lied, hinter jedem Buch jemand steht, der viel Zeit und Kraft in sein Werk investiert hat. Und jetzt in Zeiten des Internets, wo endlich zwischen Künstlern und Konsumenten wirklich direkter Kontakt möglich ist und man weniger auf Zwischenstationen wie Verlage, Plattenfirmen usw. angewiesen ist, wird von den Konsumenten diskutiert, dass die Künstler de facto all ihre Werke gratis abgeben sollen (bzw. ein Exemplar verkaufen, was Hinz und Kunz dann frei kopieren dürfen).
Musiker können das wenigstens als Werbung für ihre Konzerte einsetzen, aber Autoren und Zeichner? Durch Lesungen verdienen wir nichts. Mehr Bücher verkaufen wir auch nicht unbedingt, wenn wirklich alle Inhalte daraus schon im Internet stehen (deswegen gibt es ja bei fast allen Büchern, die irgendwie aus Internetmaterialien bestehen, auch bisher unveröffentlichte Sachen, um einen Anreiz zum Kauf zu bieten). Und bei den Sachen, die wir produzieren, ist die Wahrscheinlichkeit noch größer, dass jemand einfach seinen Namen raufklatscht. Geistiges Eigentum heißt sowohl, dass man selbst bestimmt, ob und wie man für die Resultate seiner geistigen Arbeit entlohnt werden möchte, aber auch, dass man als Urheber seines Werkes anerkannt wird. Ich denke, jeder kann nachvollziehen, dass ich es fair finde, wenn für beliebte Dinge die Leute im Gegenzug dem Urheber beim Bestreiten des Lebensunterhalts helfen. Denn nur mit "meine Sachen werden von Millionen Leuten geliebt" zahlt man weder die Miete noch seine Brötchen.
Dummerweise gibt's halt gerade in Deutschland eine Abneigung dagegen, für Daten/Informationen zu zahlen. Man kauft ein Buch und zahlt 15 Euro, weil es aus Papier, Druckerschwärze und Leim besteht. Würde man Vertriebs- und Herstellungskosten (inklusive Material) für das physische Exemplar herausrechnen und das Buch elektronisch als PDF oder sonstwie anbieten: Wer würde dafür ~10 bis 12 Euro zahlen? Die Leute haben gerne das (oft sogar nur unbewusste) Gefühl, dass sie für ein Buch so viel zahlen, weil es aus Papier besteht. Oder dass sie z.B. für ein Modellauto 10 Euro zahlen, weil schließlich das Plastik etwas kostet, obwohl das höchstens 20 Cent vom Preis ausmacht. Die Leute zahlen bei physischen Gegenständen problemlos für Arbeitsleistungen, aber sobald diese Arbeitsleistungen digitalisiert für Geld angeboten werden, ist das Gezeter groß.
Ich biete den absoluten Großteil meiner Texte gratis hier an, aber ich hoffe natürlich, dass die Leute mich als Gegenleistung unterstützen, sei es durch den Kauf meiner Bücher, durch Bestellungen bei Amazon oder sonstiges. Es machen ja auch viele (wofür ich sehr dankbar bin), aber es ist für mich dennoch erschreckend, dass viele andere offenbar denken, dass es ganz selbstverständlich ist, dass ich so viel von meiner Arbeit hier gratis ins Netz stelle.