Noch was zur Matheklausur
David, dessen Blogeintrag ich letztes Mal schon verlinkt habe, hat noch ein bisschen recherchiert und die Probeklausur aufgetrieben. Und langsam hab ich den Eindruck, dass die Studenten, die sich beschweren, bloß zufrieden gewesen wären, wenn man ihnen die Lösungen ihrer Klausuraufgaben auf dem Aufgabenzettel vorgedruckt hätte. Die Probeklausur entspricht der echten recht genau, wenn die Klausur die Studenten also unvorbereitet getroffen hat, dann nur deswegen, weil sie gepennt haben.
Nun ist eine Probeklausur nicht immer eine Selbstverständlichkeit, außerdem gab es noch ein zusätzliches Tutorium für Leute, die die Klausurthemen noch mal durchgehen wollten. Die Klausur dürfen die Studenten laut Uni Köln beliebig oft wiederholen (das ist nun wirklich Luxus, das hatte ich in meinen vielen Semestern noch nie). Wissen die Studenten eigentlich, wie gut sie es hatten!? Wir mussten früher durch den Schnee in die Drachenberge von Proskalon ziehen, gegen Blaufell-Yetis kämpfen und die Magier von Nas'Kerad besiegen, lediglich bewaffnet mit einem Winkelmesser und einem Zahnstocher, den wir vorher dem einbeinigen Riesen der Moval-Schlucht entringen mussten, nur um eine einzige Audienz beim örtlichen Matheguru zu bekommen! (Anmerkung: Die Erinnerung mag in Details ein wenig von der Realität abweichen.)
David bekam auch noch eine Mail von mehreren Ex-Studenten der betreffenden Dozentin, die die Strenge und das hohe Arbeitstempo bestätigen, aber dennoch kein böses Wort über sie verlieren.
Und mal ganz ohne Flachs: Ich kenne das ähnlich. Als ich mit dem Informatikstudium anfing, war Mathe DAS Stressfach überhaupt. Das Tempo war hoch, der Prof war wahnsinnig streng, wir haben dauernd gestöhnt. Nun ist es ja mehr oder weniger ein offenes Geheimnis, dass Mathevorlesungen gerne auch benutzt werden, um ein bisschen bei den Studenten auszufiltern, also war der Hörsaal nach zwei Wochen deutlich leerer, weil sich viele junge Menschen spontan für eine andere Karriere entschieden. Aber auch wenn wir unter riesigem Druck standen: Wir wären nie auf die Idee gekommen, unseren Prof als schlecht zu bezeichnen, weil wir bald verstanden haben, dass er uns zu unserem eigenen Besten so triezt. Das Arbeitstempo an der Uni ist deutlich höher als in der Schule, man hat mehr Verantwortung dafür, mit dem Stoff mitzukommen. Je schneller man sich daran gewöhnt, desto besser, und deswegen ist so eine Schocktherapie im ersten Semester wirklich positiv. Wirkt auch gut als Kontrast, weil die anderen Veranstaltungen im Vergleich entspannter sind, obwohl sie einem normalerweise auch viel stressiger vorkämen, wenn man außer der Schule nichts anderes kennt.
Als unser Matheprof nach zwei Semestern in den Ruhestand ging, fanden wir es durchaus schade, weil wir gemerkt hatten, dass er uns dazu zwang, gute Leistungen zu bringen.
Deswegen ein kleiner persönlicher Rat von Papa Klopfer: Der strenge Lehrer ist oft der bessere.
Gast
Dem letzten Satz kann ich nur voll und ganz zustimmen. Am meisten gelernt habe ich bei meinem Geschichtslehrer und das war ein knochenharter Hund... Allerdings auch extrem fair, weswegen ich damit immer gut zurecht gekommen bin.