Down Under
Ach, Australien. Du warst mal cool. Aber was ist aus dir geworden?
Manche kennen vielleicht die Encyclopedia Dramatica. Man könnte sie als den schmuddeligen Bruder der Wikipedia bezeichnen. So ziemlich jeder Artikel dort ist darauf aus, irgendwelche Tabus zu verletzen. Egal wie man jetzt dazu steht, es ist ziemlich einfach, sich nicht angegriffen zu fühlen: Man geht einfach nicht auf die Seite rauf.
Das ist allerdings ein Konzept, was in Australien bisher offenbar nicht allgemein bekannt ist: Die Australian Human Rights Commission hat aufgrund von Beschwerden über den ED-Artikel zu Aborigines ein Verfahren gegen den Betreiber der ED eingeleitet, der dann vermutlich irgendwann angeklagt werden soll. Nun sitzt der Betreiber zwar in den USA (und hält sich an amerikanische Gesetze, da die Redefreiheit in den USA doch sehr ernst genommen wird), weswegen er wohl nicht fürchten muss, dass ein Urteil gegen ihn vollstreckt werden kann, aber er kann wohl seine australische Familie nie mehr besuchen.
(Ich verzichte hier auf Links zur ED, da manche der Werbebanner dort gelegentlich Malware verbreiten, weil der Werbeanbieter offenbar nicht allzu sorgfältig bei der Auswahl seiner Werbekunden ist. Die ED kann nichts dafür, aber man findet die Seite ja auch recht einfach, wenn man weiß, wie sie heißt.)
Das ist nicht das erste Mal, dass Australien negativ auffällt, was das Internet angeht. In Australien werden jetzt Internetsperren eingeführt. Das Vorhaben lag eine Weile auf Eis, wird aber nun wieder in Angriff genommen. Als Vorwand für die Sperren nahm man natürlich die Kinderpornografie. Auf der Liste, die aber über Wikileaks an die Öffentlichkeit gelangte, waren dann aber auch normale Pornoseiten, Online-Poker-Seiten, Wikipedia-Seiten und sogar die Seite eines Zahnarztes aus Queensland. Oh, und Wikileaks kam dann natürlich auch auf die Liste. Die australische Regierung reagierte auf die Kritik mit der Drohung, jeden zu verklagen, der die Liste veröffentlicht.
Oh, und natürlich gibt's ja gaaanz tolle Gründe, auch normale Pornoseiten auf die Liste zu setzen. Junge, erwachsene Frauen mit A-Körbchen dürfen in Pornos nicht mehr auftauchen, da das kinderpornografisch sei*, und auch weibliche Ejakulation ist verboten.
* Bei uns ist das dank des Jugendpornografiegesetzes de jure auch so.
Einen schönen Bock schoss die Regierung des Bundeslands Südaustralien im Januar, als sie beschloss, dass jeder, der im Internet einen Kommentar zur anstehenden Wahl veröffentlichen wolle, dies nur mit Angabe seines Realnamens und seiner Postleitzahl tun dürfe. Der Aufschrei öffentlicher Empörung sorgte dann dafür, dass man zurückruderte und das Gesetz schnell wieder verschwinden ließ.
Und wisst ihr, was das Schlimmste ist? Australien ist gar nicht so anders als Deutschland.
Das mit der Jugendpornografie habe ich schon erwähnt. Die Internetsperren - vielleicht kommen sie bei uns ja doch noch.
Und auch in Deutschland kann man jetzt Leute in anderen Teilen der Welt verklagen, und falls jemand glaubt, er wäre hier wiederum vor Klagen aus fremden Ländern wie China sicher, der irrt sich auch: Deutsche Gerichte helfen da gerne.
Ach Deutschland. Du warst bestimmt auch mal cool.
Gast
Das mit den A-Körbchen ist schon ziemlich lächerlich, aber WARUM ist denn weibliche EJakulation verboten? begründen sie das auch mit kinderpornografie? Oo