Fünf seltsame Bugs der Computer-Ära
In gewisser Weise sind wir Menschen eine Katastrophe. Wir machen jede Menge verkehrt (wie sollte man sonst Karneval erklären?), und so ist die Erfindung des Computers im Prinzip auch nur eine weitere Möglichkeit, wieder irgendwelche Scheiße zu bauen - sei es mithilfe von Computern oder an Computern selbst. Dies sind fünf seltsame Bugs aus der bunten Geschichte der computergestützten Technologie.
1. Falsche Rundungen, und man wird einfach nicht scharf
Manche Leute haben Motorola als Handy-Hersteller nach dem Razr vielleicht vom Radar verloren, aber die Firma baut immer noch Mobiltelefone. Das Motorola Droid ist ein ziemlich neuer Vertreter: Es wird erst seit dem Oktober 2009 verkauft. Natürlich hat das Gerät als modernes Kommunikationsmittel auch eine eingebaute Kamera - irgendwie muss man schließlich dafür sorgen, dass 16-jährige Nymphen ihren Liebsten Bilder von ihren festen Tittchen schicken können, die die Empfänger dann im Internet weiter verbreiten können und so dafür sorgen, dass jede Menge überschüssiger Energie mit brutaler Masturbation abgebaut wird. Doch die Kamera im Droid zeigte ein merkwürdiges Verhalten. Der Autofocus funktionierte nicht - und dann plötzlich doch. Man verdächtigte den amerikanischen Netzbetreiber Verizon zunächst, heimlich ein Softwareupdate untergeschoben zu haben, doch dies stellte sich bald als Irrtum heraus. Die Wahrheit war viel simpler: Die Autofocusfunktion benutzt aus irgendeinem Grund die aktuelle Zeit, und ein Rundungsfehler sorgt dafür, dass der Autofocus für 24,5 Tage korrekt funktioniert, dann aber für 24,5 Tage versagt. Wer also gute Fotos mit dem Droid machen will, muss also entweder eine Engelsgeduld haben und gegebenenfalls dreieinhalb Wochen warten, oder aber Datum und Zeit seines Telefons umstellen und somit quasi darauf verzichten, mit dem Terminkalender des Telefons etwas Sinnvolles anstellen zu können.
Isaac Newton, kurz bevor ihn
ein Apple trifft.
B. Mit Gewalt geht alles
Viele mögen sich kaum daran erinnern, aber Apple war nicht immer die angesehene Lifestyle-Company, die eher so nebenbei noch was mit Computern gemacht hat. Die Firma begann schließlich mit Computern - eben dem Apple I, gebaut von Steve Wozniak und vermarktet von Steve Jobs. Diesem folgte der noch erfolgreichere Apple II, doch auch dieser sollte bald mit dem kreativ benannten Apple III einen Nachfolger bekommen. Steve Jobs wollte vor allem einen leisen Computer haben, und deswegen verzichtete man nicht nur auf Lüfter, sondern steckte die Elektronik noch in ein Alugehäuse (um die Hitze abzuleiten), bevor man es in eine herkömmliche Plastikhülle steckte. Das war eine dumme Idee.
Da das Design keine ausreichende Luftzirkulation erlaubte und sich die Hitze im Computer staute, verformten sich die Bauteile nämlich leicht, weswegen schließlich sogar Chips aus ihren Sockeln sprangen. Kunden, die bestimmte Ausfallerscheinungen meldeten, bekamen schließlich die Anweisung, ihre Computer anzuheben und aus etwa zehn Zentimetern Höhe fallen zu lassen, damit die Chips wieder in ihren Sockeln einrasten. Vielleicht dachten die Apple-Techniker damals ja auch, das "Booten" eines Computers sollte tatsächlich viel mehr mit Tritten zu tun haben, und wurden nur durch den Flop des Apple III daran gehindert, unsere devoten Rechenknechte zu Prügelknaben umzukonstruieren.
3. Eintönigkeit macht langsam
Windows 7 ist an sich ein gutes Betriebssystem, auch wenn XP-gewohnte Menschen wie ich gelegentlich mit leichter Verzweiflung davor sitzen und gewisse Einstellmöglichkeiten vermissen bzw. zu blöd sind, sie zu finden. Mh. Allerdings ist Windows 7 auch menschlicher geworden. Es will Abwechslung, sonst wird es gnatzig und gammelt aus Protest herum. Genauer gesagt geht es um das Hintergrundbild für den Desktop. Hier sollte man tatsächlich ein Bild wählen, auch wenn man lieber eine spartanische Optik bevorzugen würde, weil man glaubt, dass so ein Wallpaper nur eine Ressourcenverschendung wäre. Der schlichte Grund: Das Hochfahren des Computers dauert ohne Hintergrundbild tatsächlich 30 Sekunden länger. Irgendein nutzloser Statistiker rechnet bestimmt schon wieder aus, wie viel Milliarden Euro Schaden der Weltwirtschaft dadurch angeblich entstehen würden. Dabei sollten wir dankbar sein darüber, dass die Betriebssysteme uns immer ähnlicher werden - von anderen kann man Menschlichkeit ja nicht mehr unbedingt erwarten.
IV. Keine Post von Future Boy
Nach seriösen Schätzungen beträgt der Anteil von Spam an den täglich weltweit verschickten E-Mails üppige 85 Prozent. Kein Wunder, dass gerade viele Unternehmen sich auf Programme verlassen, die den Müll ausfiltern sollen, um nicht die Arbeitszeit der teuren Angestellten damit zu belasten. Eine Softwarelösung ist SpamAssassin, welches bei vielen Firmen Anfang des Jahres eine grandiose Erfolgsbilanz vorweisen konnte: 100 Prozent der Spammails wurden ausgefiltert! Leider traf dies auch auf alle anderen Mails zu. Das war nicht ganz so grandios. Irgendeinem Programmierer war mal aufgefallen, dass viele Spammails mit der Raumzeit eher locker umgingen und ihr Absendedatum mal eben einige Jahre in die Zukunft verlegten. Also bekam SpamAssassin flugs eine Regel eingebaut, wonach alle Mails mit einem Absendedatum ab 2010 als Spam zu markieren seien. Und dann kam die Zukunft.
Als das mystische Jahr 2010 dann wider Erwarten tatsächlich unsere Kalender zierte, arbeitete SpamAssassin natürlich nach Vorschrift und brandmarkte daher zum Beispiel bei 1&1 und GMX alle eingehenden Mails als Büchsenfleisch. Natürlich wurde der Fehler in SpamAssassin eiligst beseitigt: Man setzte den Schwellenwert ganz simpel auf das Jahr 2020, womit man vermutlich auch dafür sorgte, dass ich diesen Text hier in zehn Jahren wieder hervorkramen kann.
7. Zielgruppe Einsiedler?
Anfang der Achtziger Jahre war Atari der Platzhirsch auf dem amerikanischen Videospielemarkt. Man spielte keine "video games", man spielte Atari. (Die Konsole wurde nachträglich mit dem klangvollen Namen VCS 2600 bedacht.) Und auch wenn die Firma schließlich den großen amerikanischen Videospielcrash zu verantworten hatte, aus dem am Ende Nintendo als globales Schwergewicht der Branche hervorging, so war Atari vorher durchaus nicht faul. Man versuchte sogar eine selbst für heutige Verhältnisse futuristische Art von Controllern zu entwickeln. Das Atari-Mindlink-System war ein Stirnband, welches Muskelbewegungen im Gesicht interpretieren sollte. Es funktionierte allerdings nicht so recht und kam daher auch nie auf den Markt. Etwas weniger ambitioniert war dagegen das kabellose VCS 2700. Die Konsole selbst war im Prinzip nicht anders als das olle VCS 2600, der Knaller waren die Joysticks, die mit der Konsole per Funk verbunden waren. Endlich kein Kabelsalat mehr - das musste ein Erfolg werden. Doch dann stellte sich heraus, dass die Joysticks nicht nur mit der Konsole vor ihnen verbunden waren. Die Teile hatten eine Reichweite von 300 Metern und hätten wohl lustige Massenschlägereien in jedem Häuserblock auslösen können, in dem mehr als eine Konsole dieser Baureihe stand. Oh, und nicht nur Konsolen - man musste auch befürchten, dass Garagentore und Fernseher von den Controllern ferngesteuert werden könnten. Die Joysticks hätten so nicht nur Schlägereien, sondern einen ausgewachsenen Bürgerkrieg starten können - Atari wäre mit dem 2700 eine größere Gefahr für die Vereinigten Staaten gewesen als der sowjetische KGB. Zum Glück hatte man das Problem rechtzeitig erkannt ... nachdem man bereits die Konsolen fertig produziert und mit Flugblättern beworben hatte. Wäre vermutlich zu viel Anspruch an Ataris Abteilung für Qualitätssicherung gewesen, den Teil der Konsole ausgiebig zu testen, der das Ding überhaupt von seinem Vorgänger abhob. Allerdings kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, dass Atari im Laufe der Geschichte für seine Dussligkeiten mehr als ausgiebig bezahlt hat.
So hätten die USA ausgesehen, wenn das Atari 2700 auf den Markt gekommen wäre.
Jetzt noch ein kleiner Hinweis: Ich wurde gebeten, euch auf diese Umfrage aufmerksam zu machen, um jemandem bei seiner Bachelor-Arbeit zu helfen. Gefragt sind alle, die schon einmal an Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen haben (es geht - trotz der Erwähnung von "Trainern" - nicht um Sport).
Gast
Klasse.
Aber bei dem Autofokus meist du doch sicher eine Belichtungszeit von 24,5 Tagen? Damit bekommt man dann wohl bei jeden Lichtverhaeltniss und Sensor ultra-scharfe Bilder und braucht nur ein gutes Stativ und etwas Ruhe vor dem Motiv.