Bitte kommentiert wieder fleißig
Bei den ganzen Entwicklungen hierzulande, angefangen von der Vorratsdatenspeicherung, dem Zugangserschwernisgesetz und den Zensurforderungen der Kommission für Jugendmedienschutz (die Oberbosse von jugendschutz.net) bis hin zur bald bevorstehenden Mehrwertsteuererhöhung, dem Killerspielverbot und der fortschreitenden sexuellen Entmündigung der Jugend, komme selbst ich gelegentlich auf den Gedanken, in ein anderes Land auszuwandern. Ganz abgesehen von der Frage, wo man vor dem ganzen Müll überhaupt noch sicher sein soll, zeigt sich auch in diesem Sommer wieder, dass meine potenziellen Ziele möglichst viel Schatten bieten sollten, weil ich sofort einen Sonnenbrand kriege, wenn ich länger als zehn Minuten der Sonne ausgesetzt bin. Bringt ja nix, irgendein Land mit seiner Anwesenheit zu beehren, wenn man nach einem Jahr einen Hautkrebs züchtet.
Wo ich grad dabei bin: Der Irak möchte Internetsperren und Buchzensur einführen, um gegen Inhalte vorzugehen, die die islamischen und irakischen Wertvorstellungen verletzen. Ich bin mir grad unsicher: Sollen wir jetzt offiziell empört sein, weil das ein islamisches Land ist (so wie wir dem Iran böse sein sollen für seine Internetzensur), oder ist das jetzt eigentlich doch ziemlich dufte, weil der Irak schließlich vom Westen befreit wurde und die Zensurmaßnahmen ja doch genauso okay sind wie unsere? Aber vielleicht sollte man es doch wie der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Innenpolitik der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag Hans Peter Uhl halten: "Was die Chinesen können, sollten wir auch können. Da bin ich gern obrigkeitsstaatlich." (Gut. Er ist in der CSU. Die CSU-ler hatten es noch nie so mit der Meinungs- und Pressefreiheit. Und da liegen sie ja voll im Trend. Auch in der SPD hält man vom Grundgesetz nicht viel und gibt es offen zu. Da werden wohl leider auch die Piraten in der SPD das schlechte Bild ihrer Partei in der Internet-Öffentlichkeit nicht verbessern können.)
Und während ich überlege, mit welcher Meldung ich weitermache, schaut euch doch mal an, warum sich die Menschheit nicht mit dem gesamten Kernwaffenarsenal vernichten kann. Irgendwie beruhigend. (Ja, ich weiß, Fallout wird nicht einberechnet. Trotzdem.)
Zu dem Pfarrer, der von seinem Kirchendach erschlagen wurde: Es gibt nur eine religiöse Erklärung dafür: Gott wollte den Tod dieses Mannes. Die nichtreligiöse wäre: Pech gehabt, und weil's keinen Gott gibt, konnte er es auch nicht verhindern. Sucht euch aus, welche Erklärung für euch angenehmer ist.
Wenn es etwas gibt, was die moderne Gesellschaft von der Vergangenheit unterscheidet, dann ist es Geschwindigkeit. Alles ist schneller: Autos, Flugzeuge, Kommunikation. Nur zu dumm, wenn ein Mensch dann nicht hinterher kommt und anderen mit seiner Gemächlichkeit offenbar ziemlich auf die Nerven geht. So wie zum Beispiel Terrie Rouse aus Großbritannien. Ihr Sohn war im Alter von wenigen Wochen an plötzlichem Kindstod verstorben. Und diese selbstsüchtige Frau wagte es doch glatt, bei der Beerdigung zehn Minuten alleine am Sarg ihres Sohnes zu trauern. Diese rücksichtslose Überschreitung der vorgesehenen 30 Minuten für die ganze Zeremonie wurde vom Betreiber des Krematoriums, dem Stadtrat von Milton Keynes, natürlich mit einer Strafgebühr belegt, um diesen Schlendrian gar nicht erst zur Gewohnheit werden zu lassen. Die arme Frau sollte für ihre zusätzliche Trauerzeit tatsächlich 86 Pfund (etwa 100 Euro) Strafe zahlen, obwohl der Direktor des Krematoriums bezeugte, dass die nächste Beerdigung erst 50 Minuten später angesetzt war und es zu keinen Verzögerungen im Ablauf kam. Nach kurzem medialen Aufschrei zahlte die Gemeinde die Strafgebühr zurück - die Einschätzung, dass jemand schon ein unsensibles Arschloch sein muss, um überhaupt eine derartige Regelung einzuführen, lässt sich so aber wohl nicht wieder aus der Welt schaffen.
Und hier wieder ein lustiges Video. Diesmal von einem missglückten Gebäudeabriss in der Türkei:
Es ist fast wie ein scharlachroter Buchstabe: Ein Schild, auf dem man zugeben muss, als Sexualstraftäter registriert zu sein. In den USA ist es vielerorts Pflicht, im Falle einer Verurteilung alle Nachbarn persönlich davon zu informieren und dann auch dieses Schild im Vorgarten oder im Fenster zu haben - falls man denn überhaupt irgendwo wohnen kann, denn ein Mindestabstand zu Schulen und Kindergärten muss ebenfalls eingehalten werden, was in vielen Städten gar nicht möglich ist. Zu doof, dass man schon für öffentliches Urinieren auf die Liste geraten kann - oder aber auch nur, weil man als 18-Jähriger mit seiner 17-jährigen Freundin einvernehmlichen Sex hat.
Offenbar gibt es aber dennoch mindestens einen Menschen, der dem Stigma als Sexualstraftäter etwas Positives abgewinnen kann. Dieser Mann lebt in Jefferson County (Missouri), und er hat das besagte Schild in seinem Fenster - jedoch ohne wirklich auf der Liste zu stehen oder gar vorbestraft zu sein. Die Wirkung ist dennoch groß: Die Vermieter in seiner Nachbarschaft können nun keine Wohnungen mehr an Familien mit Kindern vermieten, da alle Interessenten Reißaus nehmen, wenn sie das Schild erblicken. Ich denke, man kann mit Fug und Recht sagen, dass der Mensch keinen großen Wert auf soziale Kontakte legt.
Und zum Schluss noch mal das Thema Webseitensperren: Die an den Schulen Neusüdwales' (Australien) funktionieren, aber nicht so wie gedacht. Das stellten Schüler fest, die etwas über Schwalben (engl. "swallow" ) lernen wollten. Der Zugriff auf eine Seite über das Verschlucken von Zahnpasta wurde vom Filter pflichtgemäß unterbunden, aber auf der Seite, auf die man schließlich gelangte, ging es auch nicht um Vögel, sondern eher um männliche Körpersäfte. Ebenfalls geblockt: Die Webseite des Bildungsministers. Die Sau.
Kleiner sinnloser Fakt: Lewis Carroll, der Autor von "Alice im Wunderland", fotografierte gerne nackte Kinder. Ob Ursula von der Leyen ihrem Nachwuchs aus seinen Büchern vorgelesen hat, weiß ich aber nicht.
Gast
Also ist es nicht bei dem angedrohten Video allein geblieben. Zum Glück
Das mit dem Schild muss ich mir merken. Obs sowas auch in Neonleuchtschrift gibt? Am besten noch mit Zielscheibe? Andererseits: In England halten die wahrscheinlich noch mit Kameras drauf.