Ein langer sinnloser Fakt
Das wird wieder kein Eintrag, in dem ich über irgendwas meckere. Vielmehr möchte ich einfach mal wieder dieses "Wow, was für ein Universum"-Gefühl loswerden. Vielleicht finden das andere ja auch irgendwie spannend.
Auf dem Bild ist das Sternbild Orion - neben dem großen Wagen eines von nur zwei Sternbildern, die ich problemlos in klaren Nächten am Himmel erkennen kann. Der Orion lässt sich schön an seinem Gürtel erkennen, der nicht zuletzt dank "Men in Black" ein bisschen Werbung genossen hat. Mir geht's gerade aber um den roten Stern links oben. Das ist die Beteigeuze alias Alpha Orionis. Dieser Stern ist nicht nur rot, er ist auch riesig. Wer ein bisschen Ahnung von Astronomie hat, der weiß: Rote Riesen sind Sterne im Rentenalter kurz vor dem Tod. Sie blähen sich auf, wenn der Wasserstoff in ihrem Kern aufgebraucht ist, und irgendwann explodieren sie in einem letzten Atemzug, und zurück bleibt (je nach Masse des Sterns) ein weißer Zwerg bzw. nach einer Supernova ein Neutronenstern oder ein schwarzes Loch. (Auch unserer Sonne steht das in einigen Milliarden Jahren bevor. Sie wird ein weißer Zwerg... in gewisser Weise ein riesiger Diamant.)
Beteigeuze ist sowohl von der Masse (etwa das 20-fache der Sonne) als auch von seiner Ausdehnung gigantisch. Anfang der 90er Jahre war der Stern so riesig, dass er (würde er im Zentrum unseres Sonnensystems stehen) bis an die Umlaufbahn des Jupiter herangereicht hätte. Inzwischen hat man aber festgestellt, dass er seit 1993 um ganze 15% kleiner geworden ist. Das könnte bedeuten, dass seine Supernova-Explosion näher bevorsteht als man bisher dachte. Der Stern ist etwa 600 Lichtjahre von uns entfernt, das heißt, das Schrumpfen ist eigentlich schon vor 600 Jahren passiert. Vielleicht ist die Beteigeuze sogar schon explodiert, und das Licht ist auf dem Weg zu uns. Vielleicht können wir (also ihr Leser, ich und der Rest der Menschheit) die Supernova ja in unserer Lebenszeit beobachten? Das wäre echt ein tolles Schauspiel. Die Supernova wäre am hellichten Tag zu sehen und nachts heller als der Mond am Himmel. Für einige Monate könnten wir etwas beobachten, was noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat (selbst die Supernova, die im Jahr 1006 in den Hochkulturen der Erde verzeichnet wurde, wäre vergleichsweise klein). Und danach hätte sich unser Himmel deutlich verändert. Das Sternbild des Orion wäre nie wieder vollständig. Die Generationen nach uns würden diese Konstellation im Bild oben so nie wieder sehen können, wenn sie in den Nachthimmel blicken. Es wäre ein bisschen traurig. Aber gleichzeitig kann man nie wissen, was diese Supernova bringen wird. Über 80 Prozent der Atome, aus denen wir bestehen, sind in Sternen erbrütet worden und wurden durch solche Explosionen ins All hinausgeschleudert, um später ein neues Sonnensystem zu bilden, dessen Teil wir sind. Das Gold, mit dem wir uns behängen, unsere Computerplatinen bestücken, und welches so manche Beine spreizt, stammt aus solchen Supernovae. Jede Supernova kann ein Anfang sein (und Leute stinkreich machen).
Und die Supernova der Beteigeuze wird uns nicht mal umbringen. ^^ Also ich finde das cool.
PS: Was ich auch irgendwie amüsant finde: Die Dinosaurier haben Orion auch nie so gesehen wie wir heute. Die Beteigeuze ist nämlich gerade mal zehn Millionen Jahre alt - je schwerer ein Stern ist, desto kürzer ist sein Leben.
Gast
Erster!
Ansonsten interessanter Fakt.
Ob es sich schon lohnt ein paar Tage Urlaub einzuplanen, um dann die Supernova in aller Ruhe von einem Ort mit wenig Lichtverschmutzung anzuschauen?