Grand Prix d'Heavy Metal
Lordi haben beim Eurovision Song Contest gewonnen. Und zwar mit beträchtlichem Abstand und vielen Stimmen aus nahezu allen teilnehmenden Ländern. Und trotzdem geht jetzt das Geheule los: "Das ist schockierend", "Wir waren doch viel besser", "Hat uns etwa nur eine Gummimaske zum Sieg gefehlt?"... Der Programmdirektor vom Radio Hamburg erzählt im Brustton der Überzeugung auf Pro7: "Der Song ist, man muss es einfach sagen, extrem schlecht." Ich möcht nicht wissen, was der so für Gurken spielen lässt. Nicole hatte sich noch fast nen Blutsturz geredet, dass sie gar nicht verstehen könnte, warum "dieser traditionelle Liederwettstreit von solchen Leuten missbraucht und beschmutzt" werden darf. Ich kann auch nicht verstehen, warum diese Frustmuschi nicht einfach mal still in ihr Kissen flennen kann.
Das Schöne am Lordi-Sieg ist, dass eben nicht das Land gewonnen hat, welches die meisten befreundeten Nachbarländer hat. Sie haben (wahrscheinlich durch Rock- und Metal-Fans in ganz Europa) überall gute Stimmanteile eingeheimst, und das, ohne viel Bein oder fast ne Brust zu zeigen. In Deutschland tut man sich schwer damit, von "Ein bisschen Frieden" loszukommen, und wenn mal kein besinnliches Schlagergeheule geschickt wird, dann meistens irgendwelches pseudohippes Gehoppse, was 50jährige für jugendlich halten. Texas Lightning ist ein Schritt in die richtige Richtung gewesen (und zu sehen, wie Olli Dittrich am Schlagzeug sitzt und sichtlich Spaß am Trommeln hat, ist einfach knuffig), aber wir müssen uns noch viel mehr bemühen, den Stock aus dem Arsch zu kriegen. Denn man sollte dran denken, wer im deutschen Vorentscheid die Konkurrenten von Texas Lightning waren: Thomas Anders und Vicky Leandros. Der alte Schlagerschmalz, der garantiert am Geschmack der Europäer vorbeigeht.