Der Sieg des Hasen über die Technik
Nuff! Ich grüße das Volk.
Er funktioniert!
Okay, ich glaube, das sollte ich näher erläutern.
Mein Laptop ist inzwischen über fünf Jahre in meinem Besitz. Ich hatte ihn damals als Rückläufer mit einem kleinen Displayfehler gekauft und bekam ihn daher stark reduziert, ein richtiges Schnäppchen für so einen Gaming-Laptop. Eigentlich wollte ich keinen Acer mehr, nachdem der davor gerade mal mit Mühe und Not drei Jahre durchgehalten hat, aber das Angebot war so verlockend, dass ich es mit dem Acer Predator (PH317-51) versuchte. Seitdem hat mir der Laptop viel Freude gemacht, auch wenn er schnell zu warm wird.
Immerhin konnte ich das Problem vor einiger Zeit halbwegs damit beheben, dass ich ihn aufgemacht und all die Fussel entfernt habe, die den Luftstrom von den Lüftern behinderten. Bei der Gelegenheit habe ich auch die Wärmeleitpaste auf Prozessor und Grafikprozessor ersetzt.
Aber das Alter zeigte sich doch bei dem guten Stück. Der integrierte WLAN-Adapter funktionierte nicht mehr, er setzte immer aus und weigerte sich dann beharrlich, ohne Neustart auch nur die Existenz von WLANs in der Nähe wahrzunehmen. (Ich vermute, dass das ein Treiberproblem mit Qualcomm-Chips ist; genau dasselbe passierte auch beim vorherigen Laptop.) Das Display zeigte inzwischen nicht mehr nur den einen Displayfehler (einen kleinen dunklen Fleck am unteren Bildrand), sondern dunkle Streifen, die sich in der ganzen unteren Hälfte des Bildschirms ausbreiteten. Die Ladebuchse hatte einen heftigen Wackelkontakt, der Akku wollte nicht mehr als 80 Prozent Ladung aufnehmen und schaltete schon bei 40 Prozent ab. Außerdem machte sich nun auch schon die Isolierung vom Kabel des zweiten Netzteils davon, das gleiche Problem, das ich schon beim ersten hatte, weil das Kabel am Übergang von der Ladebuchse zu sehr strapaziert wird. Und schließlich hatte die linke Shift-Taste seit einigen Monaten immer wieder Aussetzer. Zusätzlich wurde er bei Spielen schnell wieder zu warm und schaltete dann ab.
Deswegen schaute ich mich nach einem neuen Laptop um. Ich fand auch einen von Gigabyte, der einigermaßen okay wirkte, nicht so gut wie mein jetziger Laptop vor 5 Jahren, das Display kleiner (15,6 Zoll statt 17,3 Zoll), kein Betriebssystem, aber immerhin Platz für einen zusätzlichen 2,5-Zoll-Datenträger. Und sogar mit abnehmbarem Akku, das hat man ja heute selten. Außerdem verkniff sich der Hersteller auch, den RAM festzulöten, was heutzutage eine immer häufiger um sich greifende Unsitte ist.
Also bestellte ich den und installierte Windows darauf. (Nebenbei: Für Windows 11 gehören diverse Microsoft-Manager schwer verprügelt.)
Ich wollte ihn mögen. Ich hab ihm eine Chance gegeben und wollte ihn wirklich mögen. Aber es ging einfach nicht: Ich schaue gerne Youtube-Videos am Laptop. Und als ich das erste Mal ein Video darauf schaute, dachte ich, dass die Person im Video einen Radio-Filter auf ihre Stimme gelegt hatte, so für die Stimmung passend (sie spielte "Fallout: New Vegas" und trällerte zu den Liedern im Ingame-Radio mit). Aber dann schaute ich andere Videos und die klangen alle so. Ich spielte dann Musik ab, auch die klang dünn und blechern. Ich wusste nicht, dass es solche beschissenen Laptoplautsprecher überhaupt gibt. Ich hab seit 20 Jahren Laptops, und abgesehen von kleinen Netbooks klang keiner so beschissen (und selbst bei den Netbooks wird das Rennen eng). Ich habe keinen Bock, die ganze Zeit mit Kopfhörer vor dem Laptop zu sitzen. Also traf ich die Entscheidung, den neuen Laptop zurückzuschicken und lieber daran zu arbeiten, den alten zu restaurieren.
Das ist natürlich nicht sehr leicht: Ersatzteile für einen Laptop zu kriegen, der 2017 auf den Markt kam, ist eher Glückssache. Ich bekam ein Display und einen Nachbau-Akku mit geringerer Kapazität, vom gleichen Händler auch das nötige 135-Watt-Netzteil. Das WLAN-Modul war zum Glück nur ein standardmäßiges M.2-Bauteil, da kriegt man vergleichsweise billig bei Amazon welche (ich nahm eins von Intel). Bei der Tastatur ging ich ein Risiko ein. Erstens gibt's die Tastatur nicht einzeln, die gibt's nur fest eingebaut mit dem oberen Teil des Gehäuses (also das untere Gehäuse; im oberen ist ja das Display... ihr versteht, was ich meine). Oder besser: Die gibt's auch so nicht. Aber der Händler, bei dem ich auch das Display, den Akku und das Netzteil bekam, hatte noch welche für den direkten Nachfolger. Und auf den Fotos sah das komplett baugleich aus. Also bestellte ich das auf gut Glück. Bei Aliexpress fand ich dann ein Kabel mit Ladebuchse, das für den Laptop passen sollte. (Das war ein Reinfall. Der Stecker, mit dem man das Kabel mit dem Mainboard verbindet, passt nicht.)
Ich habe schon einige PCs zusammengebaut (und Konsolen gemoddet bzw. repariert), aber bei Laptops beschränkte sich meine Erfahrung bisher aufs Aufrüsten des Speichers (sowohl HDD/SSD als auch RAM) und die oben erwähnte Wartung des Kühlsystems. Insofern hatte ich schon heftigen Respekt davor, denn für die Reparatur musste der Laptop fast komplett auseinandergenommen und wieder zusammengebaut werden. Zuerst ersetzte ich das Display. Das lief tatsächlich besser als erwartet.
Dann musste ich die komplette Hardware im Innern (Mainboard, Touchpad, Kühlung, Lautsprecher usw.) transplantieren. Neben der Enttäuschung bei der Ladebuchse gab es ein Malheur beim Tausch des WLAN-Moduls. Mit dem WLAN-Modul sind zwei Antennenkabel (weiß und schwarz) verbunden. Als ich das weiße mit dem neuen Modul verbinden wollte, klappte das nicht. Erst ein Blick auf das alte Modul verriet, was das Problem war. Der kleine Stecker hatte sein Gegenstück vom alten WLAN-Modul abgerissen, und nun verstopfte diese winzige Buchse den Stecker. Ich habe dann diese komplette Antenne entfernt. Zum Glück funktioniert das WLAN-Modul auch mit nur einer angeschlossenen Antenne.
Da ich vor dem Auseinandernehmen jede Menge Fotos knipste und daher wusste, wo was mit welchen Schrauben festgemacht werden musste und wo welche Kabel verlegt werden sollten, lief der Zusammenbau aber am Ende doch problemloser als gedacht. (Merke: Bevor du den Laptop am Ende zuschraubst, guck lieber noch einmal nach, ob du den Stecker vom Akku wieder ins Mainboard gestöpselt hast.) Und ein Test verrät: Das Display ist schöner, als es je war. Die Tastatur funktioniert, WLAN auch. Der Akku hält (dank geringerer Kapazität) zwar nicht so lange wie der alte, aber dafür ist er auch nicht so aufgebläht. Das Hitzeproblem ist erst mal auch wieder gelöst, nachdem ich wieder einiges an Staub aus den Kühlrippen entfernt habe. Damit ist mein Laptop fast wieder wie neu. Nur ein Problem bleibt noch: Der Wackelkontakt der Ladebuchse. Aber da wird sich schon ein Ersatzteil finden. Und sobald das da ist, werde ich auch die SSD aufrüsten (von 250 GB auf 500 GB), da habe ich schon eine besorgt.
Damit dürfte ich auf einen neuen Laptop in den nächsten Jahren verzichten können. Was hat mich der ganze Spaß gekostet?
Display | 126,00 Euro |
Tastatur/Topcase | 76,00 Euro |
Netzteil | 52,00 Euro |
Akku | 49,00 Euro |
WLAN-Modul | 14,74 Euro |
SSD | 33,99 Euro |
351,73 Euro |
Ich gehe davon aus, dass ich für ein neues Ladebuchsenkabel weniger als 10 Euro veranschlagen muss. Im Endeffekt habe ich also meinen Laptop für 360 Euro fast komplett wiederaufarbeiten können. Damit bin ich glücklich. Allerdings muss ich natürlich hoffen, dass keine anderen Sachen kaputtgehen, denn andere Ersatzteile wie neue Scharniere oder so etwas finde ich in ein paar Jahren sicherlich nicht mehr zu vertretbaren Preisen. (Gut, Scharniere finde ich jetzt schon nicht.)
Damit dürften die gröbsten Technikprobleme ab jetzt (oder ab dem Zeitpunkt, an dem ich das fehlende Kabel bekomme und einbauen kann) erst einmal gelöst sein. Allzu viele Erfolgserlebnisse hatte ich in letzter Zeit ja nicht, also gönne ich mir jetzt diesen winzigen Triumph und zwinge euch, daran teilzuhaben. Wozu hat man schließlich einen Blog, nicht wahr? 😉
Wir lesen uns beim nächsten Mal, bis dann!
Nachtrag etwa ein Jahr später: Jetzt habe ich die 1-TB-Festplatte gegen eine 2-TB-Festplatte ersetzt (Kostenpunkt etwa 70 Euro). Das dürfte aber die letzte größere Anschaffung sein, wenn nicht etwas in den nächsten zwei Jahren kaputtgeht.
Nachtrag kurze Zeit nach dem letzten Nachtrag: Ich redete davon, die SSD aufzurüsten. Das habe ich dann erst im August 2023 gemacht. Die SSD ist allerdings schon kaputt und musste ersetzt werden. Also doch noch eine größere Anschaffung.
Mitglied
Herzlichen Glückwunsch und coole Aktion, freut mich das es gelungen ist.
Vielleicht kannst du ja nochmal ein paar Infos zur Buchsenproblematik posten, hier gibt's ja durchaus auch leute, die ein wenig Ahnung von Technik haben und ggf. weiterhelfen können?
Davon ab: Sowas sollten die Grünen mal fördern, statt 150.000 Euro für die paar Leute, die sich überhaupt nocht Immobilien leisten können -.-