Tumblr gegen Wichsr
Nuff! Ich grüße das Volk.
Tumblr hat also gestern angekündigt, sämtliche Ferkel-Inhalte ab dem 17. Dezember von seiner Seite zu verbannen. Nebenbei hat man die wohl behindertste K.I. der Welt auf die Inhalte angesetzt, um die betreffenden Bilder als anstößig zu markieren.
Asdksjfjafj tumblr what the fuck pic.twitter.com/bkYAL22gOV
— [17's Riley] (@cheolaroha) December 4, 2018
But in all seriousness, this is why we are mad. My art tumblr is far from NSFW, and has mainly airbrush and cosplay progress shots on it. All of these would be invisible to users, and my blog possibly marked as NSFW (and invisible to all) after the 17th if they don't get reviewed pic.twitter.com/I2GaQdq3aP
— Daks (@_Daks_) December 4, 2018
justice league cover, award nomination and coffee, what do those things have in common?
— stjepan sejic/ nebezial/ shiniez (@stjepansejic) December 4, 2018
too hot for tumblr! XD pic.twitter.com/PsMHeL2auv
Tumblr literally wtf pic.twitter.com/JMR738zwpp
— Trish (@MaybellMandell) December 4, 2018
a tumblr user posted Verizon’s stocks plummeting after the adult content ban and tumblr flagged it as sensitive pic.twitter.com/Q0K9yNh5pa
— ms claws (@alicegoldfuss) December 4, 2018
Anscheinend hasst Tumblr Hunde.
Dass Tumblr die Inhalte für Erwachsene loswerden will, ist nicht wirklich überraschend. Als Tumblr 2013 von Yahoo gekauft wurde, wurden Ferkelblogs für nichtregistrierte Besucher aus den Suchergebnissen getilgt. Man war der Meinung, dass der ganze Schmuddelkram Schwierigkeiten dabei bereiten würde, Werbekunden zu finden. Natürlich war diese Maßnahme absolut erfolgreich und trug mit dazu bei, dass Yahoo wieder zu den bedeutendsten Unternehmen im Internetbereich aufstieg und nie wieder wirtschaftliche Probleme haben würde. Oder auch nicht.
Jetzt wird der Schweinkram also komplett unsichtbar gemacht. Dabei hat Tumblr nur zwei gute Aspekte: die Pornos und Portfolios von Künstlern. Und selbst da gibt es enorme Überschneidungen. Ansonsten ist Tumblr nur für lebensunfähige Tumblerinas bekannt, die die ganze Zeit davon schreiben, wie furchtbar die Welt zu ihnen ist, und ansonsten Trigger-Warnungen für Bilder von Granatäpfeln fordern. Ich bezweifle, dass sich die finanziellen Aussichten von Tumblr wesentlich verbessern werden. Da wäre es vielleicht lohnenswerter gewesen, sich auf die ganzen Camwhores einzustellen, die gerne mit Nacktfotos Werbung für noch explizitere Nacktfotos machen, für die dann bezahlt werden soll, und diese Bezahlmöglichkeit (gegen Provision) und Lieferung der Bilder nahtlos zu integrieren. (Das könnte man natürlich auch für andere umsetzen, die auf Tumblr sind, etwa für die ganzen Zeichner.)
Auf der anderen Seite stehen nun nicht nur viele Frauen, sondern auch Zeichner generell nackig da, weil Tumblr ihnen ihr Portfolio abwürgt und sie nur zwei Wochen Zeit haben, einen Ersatz zu finden und zum Laufen zu kriegen. Das ist etwas, bei dem ich sehr mitfühlen kann, denn in der Geschichte von Klopfers Web gibt es ähnliche Begebenheiten, bei denen ich die Lektion gelernt habe: Mach's lieber selber, anstatt dich auf kostenlose Dienstleister zu verlassen.
Ganz am Anfang, noch bevor Klopfers Web überhaupt Klopfers Web hieß, habe ich einen kostenlosen Besucherzähler eingebunden. Der war von meinem Webspace- und Internetzugangs-Provider, der aber irgendwann aufhörte, also musste ich (neben dem Webspace) den Besucherzähler gegen einen anderen kostenlosen wechseln. Dieser Betreiber ging ohne Ankündigung zugrunde. Ich habe wieder einen kostenlosen Besucherzähler eingebunden. Der Betreiber wurde von Microsoft aufgekauft und machte den Dienst dann dicht. Irgendwann hatte ich die Schnauze voll und habe meinen eigenen Besucherzähler programmiert.
Meine persönliche Website hatte ich seit ca. 2001 bei Gratis-Webspace auf Freenet. Als 2005 "Leute mit Durchblick" so bekannt wurde, ging allerdings der Freenet-Server dauernd in die Knie (ja, ihr habt Freenet zusammenbrechen lassen :D), also hab ich da für die Seite schließlich eigenen Webspace gemietet und bin dahin umgezogen. (Das war eine 1-Tages-Aktion, bei der ich ganz nebenbei noch das Design geändert habe und meine damalige Freundin mir den Klopfer oben links zeichnete.)
Meinen persönlichen Blog hatte ich ursprünglich getrennt von Klopfers Web. Am Anfang war er auch bei Freenet (die fertige Blogs anboten), aber nach einiger Zeit wechselte ich zu MyBlog. MyBlog bot mehr Möglichkeiten, so konnte ich das Design an das von KW anpassen, sodass man auf den ersten Blick gar nicht merkte, dass man auf einem anderen Server war. Bei Freenet waren alle Designs vorgegeben, und alle waren scheußlich. MyBlog wuchs und wuchs, ihre Server wuchsen allerdings nicht so recht mit. Inzwischen hatte ich für KW eine (immer noch vom Blog getrennte) "Aktuelles"-Sparte, basierend auf einer von mir selbst programmierten Blogsoftware. Irgendwann habe ich die meisten alten Einträge von Freenet und MyBlog hierher übertragen und "Aktuelles" und "Blog" zusammengeführt. Freenet hat Blogs und ihre Webspaces schon vor einigen Jahren komplett abgeschaltet, die Inhalte dort sind also verloren, wenn man sie nicht selber gesichert hat. (Blöderweise hatte ich auch einige Bilder dort noch ausgelagert, auf die ich von KW aus verlinkte und die ich aber vergaß zu sichern. Mindestens einen Blogeintrag musste ich löschen, weil die Bilder weg waren und ich sie auch nicht mehr auf meinen Festplatten fand.)
Um 2007/2008 herum wurde Twitter dann recht bedeutend. Da dort jeder Eintrag nur 140 Zeichen haben konnte, wurde es wichtig, kurze Links anzubieten, wenn man Leute per Twitter auf seine Inhalte locken wollte. Das wollte ich natürlich auf Klopfers Web auch und habe deswegen derartige Links zunächst über einen Webdienst namens TinyURL erstellen lassen, weil sich das recht einfach dynamisch einbinden ließ. Nach einiger Zeit aber versagte TinyURL immer öfter und öfter, und dort, wo eigentlich unter den Blogeinträgen der kurze Link zu sehen sein sollte, tauchten Fehlermeldungen auf. Diesmal suchte ich nicht nach einer weiteren kostenfreien Alternative: Ich registrierte die Domain klwb.de und schrieb in einer Stunde meinen eigenen Linkverkürzer (im Quelltext nannte ich ihn liebevoll "Link-Axt").
Daneben gab es auch in meinem Bekanntenkreis und darüber hinaus genug Lektionen dieser Art. Googles Blogspot/Blogger löschte Blogs ohne Warnung aus oft mehr oder weniger offen kommunizierten Gründen (noch bevor im Jahr 2015 auch dort sexuelle Inhalte verboten wurden; inzwischen sind sie wohl wieder erlaubt), was natürlich dafür sorgte, dass all die Blogeinträge unwiederbringlich verloren waren.
Twitpic war lange Zeit DER Dienst, um Bilder bei Twitter zu posten. Inzwischen gibt es Twitpic nicht mehr, die Bilder, die dort veröffentlicht wurden, sind zum großen Teil verloren, darunter auch Fotos von nachrichtenwürdigen Ereignissen, die von Augenzeugen oder gar Betroffenen zeitnah gepostet wurden.
Eine gute Freundin von mir hatte viele ihrer Bilder auf Photobucket und zahlte schließlich sogar etwas Geld, um die Bilder dann auf ihrem Blog einbinden zu können, damit sie die nicht alle woanders hochladen und die Verknüpfungen per Hand aktualisieren muss. Im letzten Jahr hat Photobucket die alten Tarife aber auslaufen lassen und verlangt nun 399 Dollar im Jahr, wenn man die Bilder dort auf seinen eigenen Seiten einbetten will. (Fürs reine Verlinken verlangt Photobucket immer noch 99 Dollar im Jahr.)
Vine erlangte eine gewisse Berühmtheit, weil viele kreative Leute besondere Ideen hatten, aus maximal 6 Sekunden langen Videos das Beste zu machen. Viele nicht ganz so kreative Leute posteten einfach ihre nackten Geschlechtsteile. Nachdem Twitter Vine kaufte, wurde die Seite dichtgemacht.
Und vor Kurzem hat auch Flickr angekündigt, dass Gratis-Accounts in Zukunft nur noch 1000 Bilder oder Videos mit maximal 3 Minuten Länge speichern können. (Bislang war 1 TB Speicher inklusive.) Auch da werden sich Leute nach Alternativen umsehen müssen.
Daher: Wenn einem irgendwas daran liegt, dass die Inhalte, die man postet, nicht allzu leicht verschwinden können, sollte man möglichst seine eigene Plattform benutzen und dann darauf verlinken. (Das ist natürlich schwierig und teuer, wenn man Video-Inhalte postet; eine Alternative zu Youtube wird man alleine schwer finanzieren können.) Wenn man keinen richtigen Vertrag hat und einem Dienstleister kein Geld einbringt, wird der nicht sonderlich große Skrupel haben, einem den Account abzuklemmen. Daher muss man daran arbeiten, möglichst autonom zu werden, gerade wenn der eigene Lebensunterhalt davon abhängt. Klar, das ist nicht einfach und man muss sich erst mal fachlich reinfuchsen. Und rechtliche Fallstricke gibt es natürlich auch. Aber man sollte sich lieber früher als später darüber Gedanken machen.
Diese Vergänglichkeit von Inhalten bei fremden Anbietern ist auch ein Grund, warum ich nicht so aktiv auf Facebook bin und mir auch Mühe gebe, zumindest einen Teil der Dinge, die ich auf Twitter poste, hier auch in der LLD oder in den Fundsachen unterzubringen. Inzwischen hätte ich Bauchschmerzen, wenn ich einen Blog bei Wordpress.com, Blogger oder Tumblr betreiben würde, selbst wenn alle meine Inhalte keusch und rein wären. (Was sie natürlich sind. )
Deswegen: Egal ob ihr jetzt davon betroffen seid oder ob ihr einfach nur so gerade einen Blog habt, bei dem es euch sehr leidtun würde, wenn die Inhalte plötzlich weg wären, plant lieber mal, mittel- bis langfristig autonomer zu werden. Dazu gehört übrigens auch eine eigene Domain: Selbst wenn euch der Webspace-Provider mal rauswerfen sollte oder ihr freiwillig wechselt, ihr müsst dann keine Links ändern und euch auch keine Gedanken darüber machen, dass euer Google-Ranking ruiniert wäre.
Das waren meine völlig belanglosen Gedanken zu der Tumblr-Sache.
Ich bin gespannt, was ihr von Tumblrs Vorgehen haltet, ob eure Blogs oder Bilder auch schon mal wegen solcher Aktionen gelöscht wurden, welche Gedanken ihr generell dazu habt oder welche Fragen euch durch den Kopf gehen, wenn ihr davon betroffen seid und jetzt nicht so genau wisst, wo ihr anfangen sollt, um sich in Zukunft gegen solche Vorkommnisse zu wappnen. Schreibt Kommentare!
Nachtrag: Die Community-Managerin von Pornhub deutet auf Reddit an, dass sich Pornhub aktiv um die Exilferkel von Tumblr bemühen möchte, und bedauert, dass die Ankündigungsfrist zu kurz ist, um rechtzeitig die Funktionen einzubauen, die die Tumblr-Exilanten gewöhnt sind.
Nachtrag vom August 2019: Als Yahoo 2013 Tumblr kaufte, bezahlte man 1,1 Milliarden Dollar. Yahoo wurde später von Verizon übernommen, und nun verkauft Verizon Tumblr für weniger als 10 Millionen Dollar (manche sagen 3 Millionen) an die Wordpress-Macher Automattic Inc.
Da hat sich das Geld für Topmanagerin Marissa Mayer mal so richtig gelohnt.
Klopferator
Website
Brillant: Tumblrs eigener Blogpost, in dem die Änderungen erklärt werden, wurde von Tumblrs Zensurbot markiert. 🤪