Fake-Lego-Minifiguren: Star Trek
Nuff! Ich grüße das Volk.
Ich hab euch ja schon öfter mal damit genervt, dass ich Star Trek mag. Leider gibt es (bisher?) keine offiziellen Lego-Star-Trek-Sets. Mit den J.J.-Abrams-Reboots der Filme wagten sich die Baustein-Konkurrenten ans Franchise: Kre-O (Hasbro) brachte Sets zu den neuen Filmen heraus, und Mega Bloks (Mattel) dann vor ein paar Jahren welche zum 50. Geburtstag der alten Serie. Wirklich erfolgreich waren die aber offenbar nicht, sonst wäre da noch mehr nachgekommen.
Aber es gibt ja auch noch die Chinesen, die sich um solche Nebensächlichkeiten wie Lizenzen nicht kümmern. Und so hatte ich schon im letzten Jahr die beiden Minifiguren-Sets zu Star Trek bestellt, die ich auf AliExpress finden konnte. Wie meine vergangenen Erfahrungen zeigen, kann man nicht vorhersagen, ob die Figuren gut oder unterirdisch mies sein werden, und so war ich sehr gespannt.
Eigentlich hatte ich diesen Eintrag ja dann auch früher geplant (und irgendwann auch mal angeteasert), aber im Dezember waren die Adventscomics dran und ich wollte eine Übersättigung vermeiden, im April war dann zu Adolfs Geburtstag der Fake-Lego-Hitler fällig, im Sommer dann anlässlich der WM unsere Mannschaft in Plastikform.
Im Moment gibt es keinen wirklichen Anlass für einen Star-Trek-Eintrag: Discovery steckt noch in den Dreharbeiten für Staffel 2, die erste Staffel kommt erst kurz vor Jahresende auf Blu-Ray, die angekündigte Picard-Serie wird noch lange auf sich warten lassen, HD-Remaster für Deep Space 9 und Voyager sind nirgends in Sicht, für den nächsten Star-Trek-Film sieht's übel aus, weil Chris Pine für das angebotene Geld nicht mehr Captain Kirk sein will... Aber irgendwann muss ich ja trotzdem mal den alten Kram abarbeiten.
Wie bereits erwähnt, habe ich zwei Minifiguren-Sets: einmal zur Kirk-Ära und einmal zu "Star Trek: Enterprise", der von vielen ungeliebten (aber gar nicht sooo üblen) Prequel-Serie, die es nur auf vier Staffeln schaffte und zusammen mit dem Misserfolg des letzten TNG-Kinofilms "Star Trek: Nemesis" dafür sorgte, dass das ST-Universum längere Zeit ruhte. Ich fange am besten mit Kirk und Co. an.
Star Trek
In dem kleinen Format ist es ja nicht leicht zu sagen, ob man jetzt einen kleinen William Shatner oder einen kleinen Chris Pine vor sich hat. Es gibt Anzeichen dafür, dass das Set sich auf die neueren Filme stützt, aber auch ein Anzeichen dagegen. Klar ist hingegen eins: Das Set mit sechs Figuren ist nicht nur günstig (4,92 € inklusive Versand), es ist auch billig. Das Plastik ist hier wieder mal relativ lichtdurchlässig und fühlt sich spröde an, und dass die Gliedmaßen sich nicht sehr geschmeidig bewegen, muss ich wohl gar nicht weiter erwähnen. Teilweise passen sie auch nicht besonders gut. Der erste Eindruck ist also schon mal eher bescheiden.
Captain Kirk zeigt sich mit einem etwas verkniffenen Gesichtsausdruck und absolut nicht Star-Trek-mäßigen Waffen. Scharfschützengewehr und Maschinenpistole gehören (glaube ich zumindest) nicht zur Starfleet-Standardausrüstung. Der Druck auf dem Torso ist okay, aber viel kann man da auch nicht verkehrt machen. Ob das Gesicht eigentlich ein verschmitztes Lächeln zeigen soll, weiß ich immer noch nicht, auf mich wirkt es eher wie ein Schlaganfall. Auf dem Foto erkennt man es nicht sonderlich gut, aber durch das gelbe Plastik des Torsos sieht man ganz gut die Noppen des schwarzen Unterteils.
Laut offizieller Info soll das Spock sein. Mangels spitzer Ohren könnte man ihn auch für Dr. McCoy halten, höchstens die Augenbrauen geben einen Hinweis darauf, dass es sich hier um den bekanntesten Vulkanier des Universums handelt. Die Frisur passt jedenfalls nicht. Der Druck auf dem Torso ist wieder okay, sein Mund wirkt aber so, als wenn er eine kleine Narbe hätte. Ob er sich beim Studium in seiner Studentenverbindung bei einem Fecht-Duell einen zünftigen Schmiss geholt hat? Auf jeden Fall ist Spock wie auch sein vorgesetzter Offizier wenig pazifistisch drauf und ebenfalls schwer bewaffnet.
Der Chefingenieur der Enterprise: Montgomery Scott. Auch der sympathische Schotte ist bewaffnet, hat aber gleichzeitig noch einen großen Schraubenschlüssel dabei. Ich würde gerne darüber lästern, wozu der den an Bord so eines fortschrittlichen Raumschiffs braucht, aber in einer Folge der Originalserie kam tatsächlich ein riesiger Schraubenschlüssel vor. Allerdings nicht, um Muttern festzuziehen, sondern um jemanden zu verdreschen. Die Haare sind sehr orange, vermutlich sollte das hier doch eher eine Anlehnung an den neuen Scotty sein.
Das soll "Zulu" sein, sagen die Chinesen. Vermutlich meinen sie Hikaru Sulu, den Steuermann der Enterprise. Er sieht nicht sehr japanisch aus, aber immerhin hat er einen Stud-Shooter, wie ihn auch Lego hat, also voll das Action-Feature. Mich verwirrt nur sein Gesichtsausdruck: :3
Hach ja, wir wissen ja alle, welch große Rolle Laserschwerter bei Star Trek spielen. Laut den Chinesen ist das "Eoward Tayburn". Und selbst wenn man es zu "Edward Rayburn" korrigiert, wird man wohl selbst bei eingefleischten Trekkies nur Fragezeichen im Gesicht feststellen können, wenn man ihnen diesen Namen nennt. Kein Wunder: Rayburn war ein Redshirt, das in der Folge "Der alte Traum"/"What are little girls made of?" der Originalserie verfrüht ablebt und nur zwei Szenen hat. Der Vorname wurde nie genannt. Insofern vereinigt die Figur gleich mehrere "Was zum Geier?"-Momente. Warum diese Figur und nicht etwa Dr. McCoy, Pavel Chekov oder Uhura? Warum benutzt sie Laserschwerter? Und wieso ist der Torso in einem anderen Rotton als bei Scotty? Das eine Bein passt nicht so gut mit dem Rest zusammen, und die linke Hand löst sich sehr leicht aus dem Arm. Qualitativ ist diese Figur also mit den Space-Wars-Figuren zu vergleichen.
Das ist Kirks faszinierendster Gegenspieler: der genetisch modifizierte Übermensch Khan Noonien Singh, hier in der "Into Darkness"-Version, die im Film von Benedict Cumberbatch dargestellt wurde. Das selbstzufriedene Gesicht gefällt mir, die Peitsche verwirrt mich. Wenn der Druck und das Plastik nicht so billig und schmutzig wirken würden, wäre das hier vermutlich meine Lieblingsfigur dieser Sammlung.
Fazit für dieses Set: Insgesamt ist es so mittelgrässlich. Der Preis war noch am besten (inzwischen ist der leider gestiegen), aber die Qualität ist lausig, die Accessoires passen nicht und die Auswahl der Figuren ist mit "überraschend" noch sehr wohlwollend umschrieben. Schade, dass es da keine bessere Alternative gibt.
Star Trek: Enterprise
Die Chinesen sind ja schon ein eigentümliches Völkchen: Sie stellen ohne direktes Lego-Vorbild ein Minifiguren-Set zu einer Star-Trek-Serie her, aber vergessen dann anscheinend sofort, wen sie da eigentlich darstellen. Anders kann ich mir nicht erklären, warum die Produkttitel bei AliExpress für dieses Set immer "Uhura" erwähnen, obwohl die in dieser Serie nie auftauchte. Aber immerhin: Hier sind gleich mehrere weibliche Besatzungsmitglieder dabei.
Wer nicht ganz so firm ist im Star-Trek-Bereich: "Enterprise" spielt etwa 100 Jahre vor den Abenteuern von Kirk und Spock und beschäftigt sich mit den ersten größeren Reisen der Menschheit in die unbekannte Weite der Galaxie mit all den merkwürdigen Aliens, was schließlich zum Krieg gegen die Romulaner und (mit drei anderen Rassen) zur Gründung der Vereinten Föderation der Planeten führt.
Der erste Eindruck ist schon mal sehr viel besser als beim anderen Set. Das Plastik wirkt nicht so billig, der Druck ist hochwertiger und man hat sich mehr Mühe gegeben, die Leute unterscheidbar zu machen, und zum Beispiel passendere Haarteile ausgewählt. Auch die Gliedmaßen lassen sich leichter bewegen. Die Gussgrate fallen allerdings doch recht deutlich auf. Für die acht Figuren habe ich übrigens 4,32 € bezahlt - inklusive Versand.
Der Captain der NX-01 Enterprise: Jonathan Archer. Sein Papa hat den Antrieb des Schiffes entwickelt, er selber wirkt als Figur so, als müsste er die Rechnung dafür übernehmen. Scott Bakula hat zwar kein sonderlich glattes Gesicht, aber hier haben sie es mit den Runzeln etwas übertrieben, find ich. Seine Waffe hat mich erst mal spontan zum Lachen gebracht: Sie haben zwar tatsächlich das Erscheinungsbild der Phaser aus der Originalserie mit Kirk und Spock gut getroffen, aber das Ding ist natürlich viel zu groß. (Und es passt nicht in die Ära, aber nach den Laserschwertern vom anderen Set nehm ich, was ich kriegen kann.) Jede der Figuren hat so einen Phaser (und sonst kein Zubehör bis auf die Grundplatte), daher werde ich den nicht weiter erwähnen.
Der Druck auf der Figur ist zwar recht einfach gehalten, aber gut gelungen (bis auf kleinere Unsauberkeiten) und erstreckt sich auch auf Rücken und Arme. Auf dem dunkelblauen Plastik erkennt man schwarzen und blauen Druck zwar nicht so deutlich, aber es ist lobenswert, dass sie sich die Mühe gemacht haben. (In der Realität wirkt das blaue Plastik noch deutlich dunkler als auf den Fotos, für die ich einen kräftigen Blitz benutzt habe.)
Hier haben wir die vulkanische Gouvernante (und Ersten Offizier) der Enterprise: Subcommander T'Pol. Die ist mit ihren Rundungen und ihrem vergnügten Gesichtsausdruck ganz gut getroffen.
Weil ich sonst nichts zu der Figur zu sagen habe: Ich würde die Macher von Voyager und Enterprise am liebsten immer noch schütteln und fragen, was sie geritten hat, 7of9 (bei Voyager) und T'Pol (bei Enterprise) in diese hautengen Pellen zu stopfen, die kein bisschen zu der Kleidung der anderen Charaktere passten. Ich bin ja eigentlich ein großer Freund von Fanservice, aber doch bitte nicht so, dass man das Gefühl hat, die Serie würde von und für notgeile Zwölfjährige gemacht werden. Zudem gab es in beiden Serien Szenen, in denen sie normale Uniformen wie der Rest der Mannschaft trugen, und das sah ehrlich gesagt deutlich reizvoller aus. (Wenn man schon die Kostüme anfertigt, warum benutzt man die nicht dauernd?! )
Deanna Troi (bei TNG) durfte immerhin in den letzten Staffeln Uniform tragen; ihre Schauspielerin Marina Sirtis meinte dazu lakonisch: "Mit der Uniform bekam ich auch Gehirn." Nun war bei 7of9 und T'Pol zwar nie ein Zweifel an den geistigen Fähigkeiten vorhanden, aber in einer militärischen Umgebung erwarte ich trotzdem, dass die Leute im Normalfall Kleidung tragen, die sie alleine anziehen und mit der sie auch alleine aufs Klo gehen können. (Die Schauspielerinnen konnten das nicht. Das erste Kostüm von Jeri Ryan, die 7of9 spielte, war so eng, dass sie zweimal in Ohnmacht fiel, Leute mit Sauerstoffflaschen bereitstehen mussten, weil sie nicht richtig atmen konnte, und sie nicht mal richtig zu sitzen vermochte. Erst mit dem zweiten Kostüm wurde das etwas besser. Ich will zwar jetzt nicht sagen, dass das das Schlimmste war, was sie erleben musste, denn immerhin hatte ihr Ex-Mann sie früher gezwungen, sich bei Hollywood-Sex-Partys fremden Männern hinzugeben, aber gerade bei einer neueren Star-Trek-Serie erwarte ich einen pfleglicheren Umgang mit der Belegschaft.)
Okay, nach diesem kleinen, unvulkanischen Gefühlsausbruch kommen wir zum nächsten Besatzungsmitglied.
Der Chefingenieur und Busenfreund von Captain Archer: Commander Charles "Trip" Tucker. Das Haarteil passt nicht so ganz (sowohl was die Ähnlichkeit zum Original angeht als auch die Passgenauigkeit für den Plastikkopf), aber sie macht von vorne einen soliden Eindruck.
Hinten ist eine Stelle auf dem Rücken rau, was sich auch optisch bemerkbar macht. Da ist wohl beim Guss etwas schiefgegangen.
Wieder mal ein Brite an Bord: Der Taktik- und Sicherheitsoffizier Malcolm Reed hat hier den falschen Torso bekommen, nämlich denselben wie den von Tucker, wie man an den Rangabzeichen sieht. (Er ist "nur" Lieutenant, sollte also nur zwei Pips haben, nicht drei.) Auf seinem Arm fehlt auch das Sternenflottenemblem, was ansonsten alle mit dieser Uniform haben, aber das scheint gewollt zu sein; auf den 3D-Renderings, die bei AliExpress als Produktbild benutzt werden, fehlt ihm das nämlich auch. Ansonsten sieht er ein bisschen zu vergnügt aus, der Schauspieler Dominic Keating hat eigentlich immer so ein Gesicht, als hätte er leichte Zahnschmerzen. Dass der Druck auf dem Gesicht auch ein bisschen vergeigt ist, ist natürlich schade.
Die zweite Frau der Hauptmannschaft ist Ensign Hoshi Sato, Kommunikationsoffizier und Linguistin der Enterprise. Ich finde, diese Figur ist wieder richtig gut gelungen, ich hab keine Probleme, darin Linda Park wiederzuerkennen, die diese anfangs leicht überforderte Figur darstellte. Gerade bei ihr wirkt der riesige Phaser aber besonders fehl am Platz.
Die letzte Person der Brückenmannschaft ist Travis Mayweather. Ich muss zugeben, als ich noch im Dezember die ersten Fotos der Figuren gemacht habe (und leicht unter Stress stand), hab ich ihn vergessen. Das muss allerdings ebenfalls den Drehbuchautoren so ungefähr passiert sein, denn er spielte auch in der Serie fast nie eine wichtige Rolle. Großes Manko bei dieser Figur: Die Hände passen nicht in die Arme, die Öffnungen sind nicht tief genug. Oder besser gesagt: Aus unerfindlichen Gründen sind Mayweathers Arme kürzer als die der anderen, und da bleibt natürlich nicht genug Platz für die Hände, um einzurasten.
Der Schiffsarzt der Enterprise ist Dr. Phlox, ein Denobulaner, der gerne von seinen Ehefrauen und freier Liebe erzählt. Ich glaub, da haben sie den Geist von Gene Roddenberry gechannelt. Von der Figur bin ich begeistert, man erkennt ihn auf Anhieb. Es wäre nur schön gewesen, wenn man ihm auch etwas in die Hand gedrückt hätte, was ein bisschen mehr nach Mediziner aussieht.
Und das hier ist... Ich würde euch gerne sagen, wer das ist, aber ich hab nicht die geringste Ahnung. Er soll vermutlich Vulkanier sein, aber ich wüsste nicht, welcher. Seine Kleidung hat mit dieser Enterprise gar nichts zu tun, sondern ist sichtlich von dem Anzug inspiriert, in dem Kirk im 2009er Star-Trek-Film (zusammen mit Sulu und einem Redshirt) aus dem Orbit auf Neros Bohrplattform gesprungen ist. Von der anachronistischen Erscheinung mal abgesehen ist das aber eine hübsche Figur.
Fazit: Das Enterprise-Set ist deutlich besser als das andere, trotz kleinerer Schwächen. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, weil das vermutlich die unbeliebteste Star-Trek-Serie ist. Wer aber kleine Abenteuer der ersten Sternenflotten-Enterprise nachspielen will, der kann sich die Figuren guten Gewissens besorgen.
Yay, ich hab endlich mal was von meinem großen Stapel abgearbeitet! Wenn ihr Kommentare zu den Figuren, zu den Infos in dem Artikel oder zu Star Trek allgemein habt, schreibt sie ruhig unten in die Kommentare, hier kann man seinen inneren Geek mal so richtig rauslassen.
Ein oder zwei Einträge (davon einer für Premium-Mitglieder) sind für den August noch vorgesehen, nebenbei bereite ich noch ein kleines Server-Upgrade vor. Keine Ahnung, wann ich dann den Sprung wage (vielleicht auch erst in einigen Monaten? ), aber dann wird's einen nervig-roten Hinweiskasten auf der Seite geben. Und im September gibt's dann wieder eine Änderung, was die Werbung hier angeht. Bis dann!
Gast
Ich glaube die letze Figur soll der vulkanische Commander sein welcher ein paar mal auftaucht und Archer verhöhnt und ihm Hilfe verweigert er hatte auch einen namen aber den habe ich vergessen und zu der Enterprise Serie allgemein ich mag sie wen man von staffel 1 absieht und ich finde es schade das sie so plötzlich abgesetzt wurde.
Dabei hätte man den Fans nur eine Frage beantworten müssen um die Einschaltquoten zu pushen. Spielt Star Trek Enterprise in der selben Zeitlinie wie STO TNG DS9 und VO oder spielen diese in der ursprünglichen Zeitlinie bevor der intertemporale kalte krieg diese veränderte dann wären die zeitlichen Fehler von Enterprise nämlich nicht mehr von Bedeutung da andere Zeitlinie . Was meinst du dazu oh langohriger Imperator