Fotostory: Flirten ohne Folgen
Die Fotogeschichten in Heftchen wie der BRAVO drehen sich zumeist um die Liebe, und in fast allen Fällen enden sie damit, dass zart geknutscht und unheimlich gefühlt wird. Aber muss es denn immer so sein? Dass es auch bei der BRAVO Ausnahmen gibt, zeig ich euch gegen Ende der Woche, aber vorher hab ich noch einen besonderen Leckerbissen.
Vermutlich sagt euch "Teensmag" gar nichts. Das ist auch verständlich, denn das ist ein Jugendmagazin mit christlichem Auftrag, und das klingt schon so spannend wie ein Dia-Abend über die 200 saftigsten Grashalme der Republik. Aber man versucht dennoch, so hipp zu sein und in den Heften auch eine Fotolovestory unterzubringen. Oh, hab ich "Fotolovestory" geschrieben? Falsch: Es sind "Fotostorys", vermutlich weil Liebe doch eher für Gott reserviert sein sollte.
Dank einer großzügigen Spenderin halte ich das Teensmag-Sonderheft mit den "besten Fotostorys" in den Händen. Das Heft ist wohl ein Zeugnis des durchschlagenden Erfolgs besagter Geschichten, denn es ist bereits 2006 erschienen, wird immer noch verkauft und hat bislang offenbar keinen Nachfolger gekriegt.
Ich will euch jetzt dennoch die Möglichkeit geben, eine der Geschichten kennenzulernen - und in der geht es dann doch ein bisschen um romantische Gefühle. Juhu! Angesichts des für Presse- und Internetverhältnisse geradezu biblischen Alters darf man an die Bildqualität keine allzu hohen Ansprüche stellen: Wenn man einen eher unerfahrenen Fotografen mit einer noch auf Film basierenden Kamera paart, kommt halt so etwas raus wie das, was ihr jetzt bewundern dürft.
"Flirt ohne Folgen" heißt unsere Geschichte, und man darf sich hier zu Recht fragen, ob die Pappnasen in der Redaktion hier schon das Ende verraten. Aber greifen wir nicht vor, schauen wir uns die Protagonisten mit der ungesunden Hautfarbe einmal an.
Wie es sich gehört, warten die Damen auf die Ankunft der Männer. Wir dürfen indes die technische Ausstattung bewundern, die auch vor zehn Jahren nicht mehr den Gipfel des Fortschritts darstellte. Rebecca grillt (wie übrigens auch Christine) ihre Augen mit einem guten, alten Röhrenmonitor.
Rebecca ist vollkommen klar, dass ihre Freundin wohl zarte Gefühle für einen der bislang abwesenden Jungs hegt.
Dummerweise kriegt die Stichelei auch Thorsten mit. (Das ist der, der von absolut niemandem geliebt wird. ) Christine versucht, die verräterischen Zeilen durch wildes Tippen zu tilgen.
Jan kommt auch und hat eine freudige Botschaft zu verkünden.
Rebecca ist voll begeistert, Christine und Jan werden aber voll eklig und unkeusch.
Auf jeden Fall ist die Freundin aber auch sofort wieder vergessen und die vier verabreden sich für ein echtes Treffen in einem Jugendclub namens Anorak21, was - wie heutzutage sicherlich einige Studenten mit zu viel Zeit und zu wenig Hirn lautstark herausstellen würden - ein Zeichen für die kulturelle Vereinnahmung der Inuit und somit schlimmer als Hitler ist.
Jan ist so entzückt, dass er in freudiger Erwartung schon mal sein Vergewaltigergesicht aufsetzt.
Christine geht vor dem Treffen auch ganz schön die Düse und weiß nicht, wie sie sich herrichten soll, um Jan paarungswillig zu kriegen. Rebecca beruhigt sie.
Eine leichte Kritik muss Rebecca allerdings schon anbringen.
Als das große Treffen endlich da sind, benehmen die Turteltauben sich wie Kindergartenkinder, anstatt übereinander herzufallen, kleine Christen zu zeugen und so für meine Rente vorzusorgen.
Dennoch ist der erste Eindruck durchaus positiv.
Thorsten macht den Vorschlag, gemeinsam Tischfußball zu spielen. Das wird seinem Kumpel sicherlich helfen, seine Herzensdame rumzukriegen, oder?
Dennoch kommt es zu einer unerwarteten Berührung: nackte Haut gegen nackte Haut.
Das Match geht wohl so aus wie das WM-Halbfinale Brasilien gegen Deutschland im Jahr 2014. Rebecca bittet Christine zu einer Besprechung.
Anstatt aufs Scheißhaus geht's aber nach draußen. Ich bin sicher, das fällt gar nicht auf.
Rebecca will Christine davon überzeugen, dass die Sache keine totale Katastrophe war.
Christine lässt sich von dem Gefasel einlullen und kriecht ihrer Freundin in den metaphorischen Mastdarm.
Im Club schüttet nun auch Jan Thorsten sein Herz aus.
Thorsten gibt ihm den Rat, jetzt reinen Tisch zu machen. Und so kommt es dann auch.
Christine ist zuerst ein bisschen beleidigt, aber dann kann sie doch drüber lachen, weil sie ja derselben Meinung ist. Und chatten können sie ja schließlich weiterhin. Gemeinsam mit den anderen beschließen sie auch, öfter in diesen Club zu kommen.
Allerdings wollen sie dann doch lieber nicht miteinander alleine sein, weil sie vermutlich festgestellt haben, dass diese Gruppe so verdammt langweilig ist und alle sich nur vollkommen anöden würden.
Ihr habt es sicher gemerkt: Da ist nix passiert. Gar nichts. Und das ist in jeder verdammten Geschichte in diesem Heft so. Die unfreiwillige Berührung beim Tischfußball ist der intimste Kontakt im ganzen Magazin. Insgesamt ist jede der Storys ungefähr so aufregend wie eine Silvesterparty, auf der es nur körperwarmes Leitungswasser zu trinken gibt. Sollte das normale Teensmag durchgehend so sein, gehe ich davon aus, dass es seinen Lesern nur deswegen gegeben wird, damit sie lernen, wie die Hölle sein muss.
Wie geht's euch? Habt ihr die Gnade Gottes gespürt, als ihr die Geschichte verfolgt habt?
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Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber ich kann selbst den Bravo-Geschichten mehr abgewinnen als dem Ding hier. (Und das sage ich als gläubige Christin!)