Klopfers Blog

Ich gebe zu, dass ich in manchen Dingen leicht begriffsstutzig bin, zum Beispiel dann, wenn irgendeine Frau mir zeigen will, dass sie sich vorstellen kann, ihren nackten Leib an mir zu reiben. 0fbbf481.gif
Insofern bin ich ja immer dankbar, wenn fleißige Leute Handbücher herausbringen, anhand derer man Zeichen von sexuellem oder romantischem Interesse dechiffrieren und sich entsprechend verhalten kann. Nun hat aber die Online-Redaktion der "Bravo Girl!" sechs Sätze herausgesucht, die ein noch größerer Liebesbeweis als "Ich liebe dich" sein sollen. Und ich habe festgestellt, dass ich offenbar unabsichtlich ganz schön vielen Leuten meine Liebe gestanden habe. 8c460310.gif

20160316144555_0.png

Das weckt ja schon Erwartungen. Was für Sätze werden das sein? "Ich würde dir was von meinen Toffifees abgeben?" "Deinetwegen nehme ich meine Freundin nur von hinten und stelle mir vor, das wärst du?" "Ich träume nachts davon, dass du mir ins Gesicht pupst?" Nein, die wären viel zu offensichtlich! 04a97f13.gif

20160316144555_1.png

Nun ja, sagen kann man immer viel. angsthasi.gif Ob man dann in schlechten Zeiten wirklich zueinander hält, ist dann auch eine andere Frage. Aber ich hab enge Freunde, die ganz am Boden waren, auch schon mit dem Satz getröstet und es so gemeint... Und nun mach ich mir Gedanken, ob sie jetzt vielleicht glauben, dass ich sie damit anbaggern und zu wildem, zügellosen Sex überreden wollte - was in knapp der Hälfte der Fälle überhaupt nicht stimmte! 154218d4.gif

20160316144555_2.png

Offenbar hab ich, ohne es auch nur zu ahnen, bislang Hunderten Leuten meine Liebe gestanden. Viele davon waren auch Kerle. Man lernt ja oft Neues über sich, aber das hatte ich nicht mal hypothetisch auf dem Radar. kratz.gif So ganz kann ich es auch immer noch nicht glauben, aber sollten sich all diejenigen Männer, die ich mal nach ihrem Befinden gefragt habe, seitdem schlaflos im Bett wälzen, weil sie sich nach der liebevollen Penetration durch meinen Penis sehnen, so möchte ich hiermit ausdrücklich sagen: Es tut mir leid! 33c4b951.gif

20160316144555_3.png

Okay, hier muss ich mal was klarstellen: Wenn ich einer Frau sage, dass sie wunderschön aussieht, muss das nicht heißen, dass ich sie liebe. Es kann auch einfach nur bedeuten, dass ich gerne mit ihr koitieren würde. 04a97f13.gif

20160316144555_4.png

*guckt auf seinen vorletzten Absatz* Ach verdammt. facepalm.gif
Natürlich ist das auch in einer Beziehung nicht unbedingt ein Schuldeingeständnis des Jungen. Es kann auch einfach eine natürliche "Oh Gott, die Frau ist wieder irrational, wie krieg ich die Olle wieder dazu, nicht so giftig zu sein"-Reaktion sein. Zudem haben manche Leute ja auch dieses unheimliche Talent, irgendwelche Vergehen ihrerseits so zu drehen, dass sich der Partner deswegen schämen soll. kratz.gif
"Du hast deinen Messenger offen gelassen auf dem Laptop."
"Oh..."
"Wer ist dieser Typ, dem du schreibst, dass du ihn liebst, vermisst und dass er das nächste Mal in deinen Arsch..."
"ICH FINDE ES UNERHÖRT, WIE DU MIR EINFACH NACHSCHNÜFFELST UND MIR NICHT VERTRAUST! DAS GEHT GAR NICHT IN EINER BEZIEHUNG!" 4d6161fd.gif
"Tut mir leid..." heul.gif

20160316144555_5.png

Und in erster Linie hockt man nicht alleine aufeinander und sorgt dafür, dass der gegenseitige Hass sich vertieft. 07baa27a.gif
Bei mir indes vertieft sich immer mehr das schlechte Gewissen, weil ich zu platonischen Freunden auch schon gesagt habe, dass wir mal was machen sollten, und so unbewusst ihre tief empfundene Lust auf meinen Körper nur geschürt habe. 0fbbf481.gif Es ist echt nicht leicht, so sexy zu sein. 1b38f9e2.gif

20160316144555_6.png

Offenbar kann man keine guten Freunde mal um Rat bitten, ohne gleichzeitig die Freundschaft auf eine andere Ebene zu heben. kratz.gif Allmählich glaube ich, mit meinen Freunden stimmt was nicht, weil wir nach unseren Gesprächen nicht sofort gerührt anfangen zu schmusen, obwohl wir uns auf so vielerlei Art unsere Liebe gestanden haben. 7f5341cc.gif

Immerhin hat mich der Blick auf die Kommentare unter dem Artikel wieder etwas abgelenkt. Bei den meisten Texten meldet sich keiner, aber hier hat das Thema offenbar die Leser sehr angesprochen und dazu animiert, ihre persönlichsten Gedanken zu offenbaren. 044.gif

20160316153910_0.png
Ist klar, aber wenn ICH mich dann darauf melde, bin ICH plötzlich der Perverse. Da wird doch mit zweierlei Maß gemessen. schnueff.gif

Ich muss allerdings zugeben, bei dem hier fühlten sich offenbar noch mehr Jugendliche aufgerufen, sich in den Kommentaren einzubringen. XD.gif

So, und jetzt bin ich gespannt, wie es euch geht: Habt ihr jetzt herausgekriegt, dass ihr Freunden (oder auch nur Bekannten) unbeabsichtigt eure Liebe gestanden habt? greatjobplz.gif

Mehr zu lesen:

Thumbnail

Feuchtgebiet

Veröffentlicht am 13. November 2011 um 1:27 Uhr in der Kategorie "Teeniezeitschriften"
Dieser Eintrag wurde bisher 58 Mal kommentiert.
Thumbnail

Wie kann man Klopfers Web unterstützen?

Text veröffentlicht im
Klopfer erzählt, wie man helfen kann, Klopfers Web zu erhalten und besser zu machen - sowohl ohne als auch mit Geldeinsatz. [mehr]

Kitschautorin
Kommentar melden Link zum Kommentar

Mir würden jetzt spontan mindestens 3 Freunde (-innen) einfallen, mit denen ich alle diese Sätze bereits ausgetauscht habe...

Shit.

0
Geschrieben am
Mineempiresoldat
Kommentar melden Link zum Kommentar

Oh Gott, was machen diese 10 nackten Typen bei mir?! Ich hab sie doch nur gefragt wie es ihnen geht D:
Jetzt mal ernsthaft, alle anderen Sätze kann ich grad so nachvollziehen - wenn ich mir die Augen aussteche. Aber "Wie geht es dir?" als Liebeserklärung?! Ich glaube der Autor des Artikels kam noch nie in Kontakt mit anderen Menschen ^^
Guter Artikel (mal wieder) Klopfer, hat mich sehr amüsiert (und mir ein paar Facepalms verpassen lassen ^^)! smile.gif

0
Geschrieben am
mischka
Kommentar melden Link zum Kommentar

oO Mein Nachbar hat mich heute gefragt, wie es mir geht. Die schwule Sau, ich geh heute noch zu seiner Frau!

0
Geschrieben am
Ylva
Kommentar melden Link zum Kommentar

Ne wirkliche Moderation scheints ja bei den Kommentaren auf der Bravoseite nicht zu geben biggrin.gif

0
Geschrieben am
BluejayPrime
Kommentar melden Link zum Kommentar

Ah, das erklärt die vielen herzgebrochenen Blicke, die ich mir dauernd in meinem Freundeskreid zuziehe. ???? Finde es übrigens nett dass der erste Kommentarschreiber seine Rasse als Fortpflanzungsargument in den Ring wirft. Na ja, wir sind ja fast wieder in den Zwanzigern. 8D Aber ob bei den schwarzen Haaren nicht auch so drei Osmanengene... man weiß ja das Pack lügt wie gedruckt, wenn es unschuldige arische Jungfern auf die dunkle Seite der Macht, ähm, und so!!11

0
Geschrieben am
Giorno
Kommentar melden Link zum Kommentar

Wer sich mit Liebe etwas ernster beschäftigen will, hier ein Textwall:

[...]Schreiten wir zum Geistigen vor, so sehen wir, wie bei vielen Menschen Liebe mit Selbstanklagen, Kasteitungs- und Sühnungsversuchen beginnt. Eine moralische Einkehr fängt an, von der Geliebten scheint auch eine innere Läuterung auszugehen, auch wenn der Liebende nie mit ihr gesprochen, ja sie nur wenige Male aus der Ferne gesehen hat. Dieser Prozeß kann also unmöglich in dem geliebten Wesen selbst seinen Grund haben: die Geliebte ist nur zu oft ein Backfisch, nur zu oft eine Kuh, nur zu oft eine lüsterne Kokette, und niemand nimmt für gewöhnlich an ihr überirdische Eigenschaften wahr als eben derjenige, der sie liebt. Ist es also zu glauben, daß diese konkrete Person geliebt werde in der Liebe, oder dient sie nicht vielmehr einer unvergleichlich größeren Bewegung nur als Ausgangspunkt?

In aller Liebe liebt der Mann nur sich selbst. Nicht seine Subjektivität, nicht das, was er, als ein von aller Schwäche und Gemeinheit, von aller Schwere und Kleinlichkeit behaftetes Wesen wirklich vorstellt; sondern das, was er ganz sein will und ganz sein soll, sein eigenstes, tiefstes, intelligibles Wesen, frei von allen Fetzen der Notwendigkeit, von allen Klumpen der Erdenheit. In seiner zeitlich-räumlichen Wirksamkeit ist dieses Wesen vermengt mit den Schlacken sinnlicher Beschränktheit, es ist nicht als reines, strahlendes Urbild vorhanden; wie tief er auch in sich gehen mag, er findet sich getrübt und befleckt, und sieht nirgends das, was er sucht, in weißer, makelloser Reinheit. Und doch bedarf er nichts so dringend, ersehnt er nichts so heiß, als ganz und gar er selbst und nichts anderes zu sein. Das eine aber, wonach er strebt, das Ziel, erblickt er nicht in hellem Glanze und unverrückter Festigkeit auf dem Grunde des eigenen Wesens, und darum muß er es draußen denken, um so ihm leichter nacheifern zu können. Er projiziert sein Ideal eines absolut wertvollen Wesens, das er innerhalb seiner selbst zu isolieren nicht vermag, auf ein anderes menschliches Wesen, und das und nichts anderes bedeutet es, wenn er dieses Wesen liebt.


Nur wer selbst schuldig geworden ist, und seine Schuld fühlt, ist dieses Aktes fähig: darum kann das Kind noch nicht lieben. Nur weil die Liebe das höchste, stets unerreichte Ziel aller Sehnsucht so darstellt, als wäre es irgendwo in der Erfahrung verwirklicht und nicht bloß in der Idee vorhanden; nur indem sie es, ohne alle Beimischungen und Formenflicken, im Nebenmenschen lokalisiert, und so gleichzeitig eben der Tatsache Ausdruck gibt, daß im Liebenden selbst das Ideal der Erfüllung noch so ferne ist: nur darum kann mit der Liebe zugleich das Streben nach Läuterung neu erwachen, ein Hinwollen zu einem Ziele, das von höchster geistiger Natur ist und somit keine körperliche Verunreinigung durch räumliche Annäherung an die Geliebte duldet; darum ist Liebe die höchste und stärkste Äußerung des Willens zum Werte, darum kommt in ihr wie in nichts auf der Welt das eigentliche Wesen des Menschen zum Vorschein, das zwischen Geist und Körper, zwischen Sinnlichkeit und Sittlichkeit gebannt ist, an der Gottheit wie am Tiere Anteil hat.


Der Mensch ist in jeder Weise erst dann ganz er selbst, wenn er liebt. So erklärt sich’s, daß viele Menschen erst als Liebende an das eigene Ich und an das fremde Du zu glauben beginnen, die, wie sich längst zeigte, nicht nur grammatikalische, sondern auch ethische Wechselbegriffe sind; so ist die große Rolle nicht länger unverständlich, welche in jedem Liebesverhältnis die Namen der beiden Liebenden spielen. So wird deutlich, warum viele Menschen zuerst in der Liebe von ihrer eigenen Existenz Kenntnis erhalten, und nicht früher von der Überzeugung durchdrungen werden, daß sie eine Seele besitzen. So, daß der Liebende zwar die Geliebte um keinen Preis durch seine Nähe verunreinigen möchte, aber sie doch aus der Ferne oft zu sehen trachtet, um sich ihrer – seiner – Existenz zu vergewissern. So, daß gar mancher unerweichliche Empirist, nun, da er liebt, zum schwärmerischen Mystiker wird, wofür der Vater des Positivismus, Auguste Comte, selbst das Beispiel gegeben hat, durch die Umwälzung seines ganzen Denkens, als er Clotilde de Vaux kennenlernte. Nicht nur für den Künstler, für den Menschen überhaupt gibt es psychologisch ein: Amo, ergo sum.


So ist die Liebe ein Projektionsphänomen gleich dem Haß, kein Äquationsphänomen gleich der Freundschaft. Voraussetzung dieser ist gleiche Geltung beider Individuen; Liebe ist stets ein Setzen der Ungleichheit, der Ungleichwertigkeit. Alles, was man selbst sein möchte und nie ganz sein kann, auf ein Individuum häufen, es zum Träger aller Werte machen, das heißt lieben.


Sinnbildlich für diese höchste Vollendung ist die Schönheit. Darum wundert, ja entsetzt es so oft den Liebenden, wenn er sich überzeugt, daß im schönen Weibe nicht auch Sittlichkeit wohne, und er beschuldigt die Natur des Betruges, weil in einem »so schönen Körper« »so viel Verworfenheit« sein könne; er bedenkt nicht, daß er das Weib nur deshalb noch schön findet, weil er es noch liebt: denn sonst würde ihn auch die Inkongruenz zwischen Innerem und Äußerem nicht mehr schmerzen. Die gewöhnliche Gassendirne scheint deshalb nie schön, weil es hier von vornherein unmöglich ist, eine Projektion von Wert zu vollziehen; sie kann nur des ganz gemeinen Menschen Geschmack befriedigen, sie ist die Geliebte des unsittlichsten Mannes, des Zuhälters.

Hier liegt eine dem Moralischen entgegengesetzte Beziehung offensichtlich zutage; das Weib im allgemeinen ist aber nur indifferent gegen alles Ethische, es ist amoralisch, und kann darum, anders als der antimoralische Verbrecher, den instinktiv niemand liebt, oder der Teufel, den jedermann sich häßlich vorstellt, für den Akt der Wertübertragung eine Grundlage abgeben; da es weder guttut, noch sündigt, sträubt sich nichts in ihm und an ihm gegen diese Kollokation des Ideals in seine Person.

Die Schönheit des Weibes ist nur sichtbar gewordene Sittlichkeit, aber diese Sittlichkeit ist selbst die des Mannes, die er, in höchster Steigerung und Vollendung, auf das Weib transponiert hat.

Weil alle Schönheit immer nur einen abermals erneuten Verkörperungsversuch des höchsten Wertes darstellt, darum ist vor allem Schönen ein Gefühl des Gefundenhabens, dem gegenüber jede Begierde, jedes selbstische Interesse schweigt. Alle Formen, die der Mensch schön findet, sind vermöge seiner ästhetischen Funktion, die Sittliches und Gedankliches in Sinnlichkeit umsetzt, ebenso viele Versuche von seiner Seite, das Höchste sichtbar zu realisieren. Schönheit ist das Symbol des Vollkommenen in der Erscheinung. Darum ist Schönheit unverletzlich, darum ist sie statisch und nicht dynamisch, darum hebt jede Änderung im Verhalten zu ihr sie schon auf und vernichtet ihren Begriff. Die Liebe zum eigenen Werte, die Sehnsucht nach Vollkommenheit zeugt in der Materie die Schönheit. So wird die Schönheit der Natur geboren, die der Verbrecher nimmer wahrnimmt, weil eben die Ethik erst die Natur schafft. So erklärt sich’s, daß die Natur immer und überall, in der größten und kleinsten ihrer Bildungen, den Eindruck des Vollendeten hervorruft.

So ist auch das Naturgesetz nur ein sinnliches Symbol des Sittengesetzes, wie die Naturschönheit der sinnenfällig gewordene Adel der Seele; so die Logik die verwirklichte Ethik. Wie die Liebe ein neues Weib für den Mann schafft statt des realen Weibes, so schafft die Kunst, die Erotik des Alls, aus dem Chaos die Formenfülle im Universum; und wie es keine Naturschönheit gibt ohne Form, ohne Naturgesetz, so auch keine Kunst ohne Form, keine Kunstschönheit, die nicht ihren Regeln gehorcht. Denn die Naturschönheit zeigt die Kunstschönheit nicht anders verwirklicht als das Naturgesetz das Sittengesetz, als die Naturzweckmäßigkeit jene Harmonie, deren Urbild über dem Geiste des Menschen thront. Ja, die Natur, die der Künstler seine ewige Lehrmeisterin nennt, sie ist nur die von ihm selbst geschaffene Norm seines Schaffens, nicht in begrifflicher Konzentration, sondern in anschaulicher Unendlichkeit. So sind, um eines als Beispiel zu nennen, die Sätze der Mathematik die verwirklichte Musik (und nicht umgekehrt), Mathematik selbst die konforme Abbildung der Musik aus dem Reiche der Freiheit auf das Reich der Notwendigkeit, und darum das Sollen aller Musiker ein mathematisches.

Die Kunst schafft also die Natur, und nicht die Natur die Kunst. Von diesen Andeutungen, welche, wenigstens teilweise, eine Ausführung und Weiterbildung der tiefen Gedanken Kantens und Schellings (und des von ihnen beeinflußten Schiller) über die Kunst sind, kehre ich zum Thema zurück. Als Resultat für dessen Zwecke steht nun fest, daß der Glaube an die Sittlichkeit des Weibes, die »Introjektion« der Seele des Mannes in das Weib, und die schöne äußere Erscheinung des Weibes eine und dieselbe Tatsache sind, die letztere nur der sinnenfällige Ausdruck des ersteren. Begreiflich, aber eine Umkehrung des wahren Verhältnisses ist es also, wenn man von einer »schönen Seele« im moralischen Sinne spricht, oder nach Shaftesbury und Herbart die Ethik der Ästhetik unterordnet: man mag mit Sokrates und Antisthenes ??? und ??? für identisch halten, aber man darf nicht vergessen, daß Schönheit nur ein körperliches Bild ist, in dem die Sittlichkeit sich selbst verwirklicht vorstellt, daß alle Ästhetik doch ein Geschöpf der Ethik bleibt. Jeder einzelne und zeitlich begrenzte dieser Inkarnationsversuche ist seiner Natur nach illusorisch, denn er täuscht die erreichte Vollkommenheit nur vor. Darum ist alle Einzelschönheit vergänglich, und muß auch die Liebe zum Weibe es sich gefallen lassen, durch das alte Weib widerlegt zu werden.

Die Idee der Schönheit ist die Idee der Natur, sie ist unvergänglich, wenn auch alles Einzelschöne, alles Natürliche vergeht. Nur eine Illusion kann im Begrenzten und Konkreten die Unendlichkeit, nur eine Irrung im geliebten Weibe die Vollkommenheit selbst erblicken. Die Liebe zur Schönheit soll sich nicht verlieren an das Weib, um den geschlechtlichen Trieb nach ihm zu überbauen. Wenn alle Liebe zu Personen auf jener Verwechslung beruht, so kann es keine andere denn unglückliche Liebe geben. Aber alle Liebe klammert sich an diesen Irrtum; sie ist der heroischeste Versuch, dort Werte zu behaupten, wo es keine Werte gibt. Die Liebe zum unendlichen Wert, das ist zum Absoluten oder zu Gott, sei es auch in Form der Liebe zur unendlichen sinnenfälligen Schönheit des Naturganzen (Pantheismus), könnte allein die transzendentale Idee der Liebe heißen – wenn es eine solche gibt –, die Liebe zu allem Einzelding, und auch zum Weibe, ist schon ein Abfall von der Idee, eine Schuld.

Warum der Mensch diese Schuld auf sich lädt, ist im Früheren schon enthalten. So wie aller Haß nur üble Eigenschaften, die man selbst besitzt, auf den Nebenmenschen projiziert, um sie dort in einer desto abschreckenderen Vereinigung zu zeigen; wie der Teufel nur erfunden wurde, um die bösen Triebe im Menschen außer ihm darzustellen, und ihm den Stolz und die Kraft des Kämpfers zu leihen: so verfolgt auch die Liebe nur den Zweck, dem Menschen den Kampf um das Gute zu erleichtern, das er als Gedanken in sich allein zu ergreifen noch zu kraftlos ist. Beides, Haß und Liebe, ist darum eine Feigheit. Im Hasse spiegelt man sich vor, daß man von jemand anderem bedroht sei, um sich selbst hiedurch bereits als die angegriffene Reinheit zu fingieren, statt es sich zu gestehen, daß man das Böse aus sich selbst auszujäten habe, und daß es nirgend anders als im eigenen Herzen niste. Man konstruiert den Bösen; um sich die Genugtuung zu bereiten, ihm ein Tintenfaß an den Kopf geworfen zu haben. Nur darum ist der Teufelsglaube unsittlich: weil er eine unstatthafte Erleichterung des Kampfes darstellt und eine Abwälzung der Schuld. Durch die Liebe versetzt man, wie im Haß die Idee des eigenen Unwertes, die Idee des eigenen Wertes in ein Wesen, das zu ihrer Aufnahme geeignet scheint: der Satan wird häßlich, die Geliebte schön.

So entbrennt man in beiden Fällen, durch eine Gegenüberstellung, durch die Verteilung von Gut und Böse auf zwei Personen, leichter für die moralischen Werte. Ist aber alle Liebe zu Einzelwesen statt zur Idee eine sittliche Schwäche, so muß dies auch in den Gefühlen des Liebenden zum Vorschein kommen. Niemand begeht ein Verbrechen, ohne daß ihm dies durch ein Schuldgefühl angezeigt würde. Nicht ohne Grund ist die Liebe das schamhafteste Gefühl: sie hat Ursache, sich zu schämen, weit mehr noch als das Mitleid. Der Mensch, den ich bemitleide, bekommt von mir etwas, im Akte des Mitleidens selbst gebe ich ihm aus meinem eingebildeten oder wesentlichen Reichtum; die Hilfe ist so nur ein Sichtbarwerden dessen, was bereits im Mitleiden lag. Der Mensch, den ich liebe, von dem will ich etwas, ich will zum mindesten, daß er mich nicht durch unschöne Gebärden oder gemeine Züge in meiner Liebe zu ihm störe. Denn durch die Liebe will ich mich irgendwo gefunden haben, statt weiter zu suchen und zu streben, ich will aus der Hand eines Nebenmenschen nichts weniger, nichts anderes empfangen, als mich selbst, ich will von ihm – mich!


Das Mitleid ist schamhaft, weil es den anderen tiefer gestellt zeigt als mich, weil es ihn erniedrigt. Die Liebe ist schamhaft, weil ich mich durch sie tiefer stelle als den anderen; in ihr wird aller Stolz des Individuums am weitesten vergessen, und das ist ihre Schwäche, darum schämt sie sich. So ist das Mitleid der Liebe verwandt, und hieraus erklärt sich, daß nur, wer das Mitleid kennt, auch die Liebe kennt. Und doch schließen sich beide aus: man kann nie lieben, wen man bemitleidet, und nie bemitleiden, wen man liebt. Denn im Mitleid bin ich selbst der feste Pol, in der Liebe ist es der andere; die Richtung beider Affekte, ihr Vorzeichen ist das Entgegengesetzte. Im Mitleid bin ich Geber, in der Liebe Bettler. Die Liebe ist die schamhafteste von allen Bitten, weil sie um das Meiste, um das Höchste bettelt. Darum schlägt sie in den jähesten, rachsüchtigsten Stolz so schnell über, wenn ihr durch den anderen unvorsichtig oder rücksichtslos zum Bewußtsein gebracht wird, um was sie eigentlich gefleht hat.


Alle Erotik ist voll von Schuldbewußtsein. In der Eifersucht tritt zutage, auf welch unsicheren Grund die Liebe gebaut ist. Eifersucht ist die Kehrseite jeder Liebe, und offenbart deren ganze Unsittlichkeit. Durch Eifersucht wird über den freien Willen des Nebenmenschen eine Gewalt angemaßt. So begreiflich sie gerade der hier entwickelten Theorie ist, indem durch Liebe das reine Selbst des Liebenden in der Geliebten lokalisiert wird, und auf sein Selbst der Mensch, durch einen erklärlichen Fehlschluß, einen Anspruch leicht stets und an jedem Orte zu haben glaubt: so verrät sie doch, schon weil sie voll Furcht ist, und Furcht wie das verwandte Schamgefühl) sich stets auf eine in der Vergangenheit verübte Schuld bezieht, daß man durch die Liebe etwas erlangen wollte, was man auf diesem Wege nicht verlangen durfte.


Alles, was vom Weibe geboren ist, muß auch sterben. Zeugung, Geburt und Tod stehen in einer unauflöslichen Beziehung; vor einem unzeitigen Tode erwacht in jedem Wesen auf das heftigste der Geschlechtstrieb, als das Bedürfnis, sich noch fortzupflanzen. Und so ist auch der Koitus, nicht nur psychologisch als Akt, sondern auch vom ethischen und naturphilosophischen Gesichtspunkte dem Morde verwandt: er verneint das Weib, aber auch den Mann; er raubt im Idealfall beiden das Bewußtsein, um dem Kinde das Leben zu geben. Einer ethischen Weltanschauung wird es begreiflich sein, daß, was so entstanden ist, auch wieder vergehen muß. Aber auch die höchste Erotik, nicht nur die niederste Sexualität, benützt das Weib nicht als Zweck an sich selbst, sondern stets nur als Mittel zum Zweck, um das Ich des Liebenden rein darzustellen: die Werke eines Künstlers sind immer nur sein auf verschiedenen Etappen festgehaltenes Ich, das er meist in diesem oder in jenem Weibe, und sei es selbst ein Weib seiner Einbildungskraft, zuvor lokalisiert hat.


Die reale Psychologie des geliebten Weibes wird aber hiebei immer ausgeschaltet: im Augenblicke, wo der Mann ein Weib liebt, kann er es nicht durchschauen. In der Liebe tritt man zum Weibe nicht in jenes Verhältnis des Verstehens, welches das einzig sittliche Verhältnis zwischen Menschen ist. Man kann keinen Menschen lieben, den man ganz erkennt, weil man dann gewiß auch die Unvollkommenheiten sehen müßte, die ihm als Menschen notwendig anhaften, Liebe aber nur auf Vollkommenes geht. Liebe zu einem Weibe ist daher nur möglich, wenn sich diese Liebe um die wirklichen Eigenschaften, die eigenen Wünsche und Interessen der Geliebten, soweit sie der Lokalisation höherer Werte in ihrer Person zuwiderlaufen, nicht bekümmert, sondern in schrankenloser Willkür an die Stelle der psychischen Realität des geliebten Wesens eine ganz andere Realität setzt. Der Versuch, sich im Weibe selbst zu finden, statt im Weibe eben nur – das Weib zu sehen, setzt notwendig eine Vernachlässigung der empirischen Person voraus. Dieser Versuch ist also voll Grausamkeit gegen das Weib; und hier liegt die Wurzel des Egoismus aller Liebe, wie auch der Eifersucht, welche das Weib gänzlich nur noch als unselbständiges Besitztum betrachtet, und auf sein inneres Leben gar keine Rücksicht mehr nimmt.


Liebe ist Mord. Der Geschlechtstrieb negiert das körperliche und das psychische, die Erotik noch immer das psychische Weib. Die ganz gemeine Sexualität sieht im Weibe einen Apparat zum Onanieren oder eine Kindergebärerin; man kann gegen das Weib nicht niedriger sein, als wenn man ihm seine Unfruchtbarkeit vorhält, und ein erbärmlicheres Zeugnis kann einem Gesetzbuch nicht ausgestellt werden, als wenn es die Sterilität eines Weibes als legalen Grund der Ehescheidung anführt. Die höhere Erotik aber verlangt von der Frau schonungslos, daß sie das männliche Adorationsbedürfnis befriedige und sich möglichst anstandslos lieben lasse, damit der Liebende in ihr sein Ideal von sich verwirklicht sehen und ein geistiges Kind mit ihr zeugen könne. So ist die Liebe nicht nur antilogisch, denn sie setzt sich über die objektive Wahrheit des Weibes und seine wirkliche Beschaffenheit hinweg, sie will nicht nur die Denkillusion, und verlangt nicht nur ungestüm nach dem Betrüge der Vernunft: sondern sie ist auch antiethisch gegen das Weib, dem sie die Verstellung und den Schein, die vollkommene Kongruenz mit einem ihr fremden Wunsche, gebieterisch aufnötigen möchte.


Fern ist es mir, die heroische Größe zu verkennen, welche in dieser höchsten Erotik, im Madonnenkulte, liegt. Wie könnte ich vor der Außerordentlichkeit des Phänomens meine Augen verschließen, das den Namen Dante führt! Es liegt eine so unermeßliche Abtretung von Wert an das Weib in dem Leben dieses größten Madonnenverehrers, daß selbst der dionysische Trotz, mit dem diese Schenkung aller weiblichen Wirklichkeit entgegen vollzogen wird, den Eindruck vollster Erhabenheit hervorzurufen kaum verfehlt. Es liegt scheinbar eine solche Abnegation seiner selbst in dieser Verkörperung des Zieles aller Sehnsucht in einer irdisch-begrenzten Person, in einem Mädchen noch dazu, das der Künstler einmal, als Neunjähriger, zu Gesicht bekommen, das vielleicht später eine Xanthippe oder eine Fettgans geworden ist; es liegt darin ein derartiger Akt der Projektion aller, das zeitlich Eingeengte des Individuums übersteigenden Werte auf ein an sich gänzlich wertloses Weib, daß man nicht leicht es über sich bringt, die wahre Natur des Vorganges zu enthüllen, und gegen ihn zu sprechen.


Aber es bedeutet jede, auch die sublimste Erotik, noch immer eine dreifache Unsittlichkeit: einen unduldsamen Egoismus gegen die wirkliche Frau der Erfahrung, die nur als Mittel zum Zweck der eigenen Hinanziehung benützt, der darum kein selbständiges Leben verstattet wird; mehr noch: eine Felonie gegen sich selbst, ein Davonlaufen vor sich selbst, eine Flüchtung des Wertes in fremdes Land, ein Erlöst-Sein-Wollen, und darum eine Feigheit, eine Schwäche, eine Würdelosigkeit, ja gerade einen absoluten Unheroismus; drittens endlich eine Scheu vor der Wahrheit, die man nicht brauchen kann, weil sie der Absicht der Liebe ins Gesicht schlägt, die man nicht zu ertragen vermag, weil man dadurch um die Möglichkeit einer bequemen Erlösung käme.


Diese letzte Unsittlichkeit ist eben diejenige, welche jede Aufklärung über das Weib verhindert, weil sie sie meidet und so die allgemeine Anerkennung der Wertlosigkeit des Weibes an sich wohl stets hintanhalten wird. Die Madonna ist eine Schöpfung des Mannes, nichts entspricht ihr in der Wirklichkeit. Der Madonnenkult kann nicht moralisch sein, weil er die Augen vor der Wirklichkeit verschließt, weil mit ihm der Liebende sich belügt. Der Madonnenkult, von dem ich spreche, der Madonnenkult des großen Künstlers, ist in jeder Beziehung eine völlige Umschaffung des Weibes, die sich nur vollziehen kann, wenn von der empirischen Realität der Frauen gänzlich abgesehen wird; die Einlegung wird bloß dem schönen Körper nach ausgeführt, und sie kann nichts für ihren Zweck verwenden, was dem schroff entgegenstünde, wofür diese Schönheit Symbol werden soll.


Der Zweck dieser Neuschöpfung des Weibes oder das Bedürfnis, aus welchem die Liebe entspringt, ist nun ausführlich genug analysiert worden. Es ist zugleich der Hauptgrund, warum man vor allen Wahrheiten, die für das Weib nachteilig klingen, immer wieder die Ohren sich zuhält. Lieber schwört man auf die weibliche »Schamhaftigkeit«, entzückt sich am weiblichen »Mitleid«, interpretiert das Senken des Blickes beim Backfisch als ein eminent sittliches Phänomen, als daß man mit dieser Lüge die Möglichkeit preisgäbe, das Weib als Mittel zum Zweck der eigenen höheren Wallungen zu benützen, als daß man darauf verzichtete, diesen Weg für die eigene Erlösung sich offen zu lassen.[...]

0
Geschrieben am
RX (Gast)
Kommentar melden Link zum Kommentar

Hm... #4 hat Ähnlichkeiten mit dem Beginn meiner Scheidung. Darüber muss ich jetzt noch mal nachdenken...

0
Geschrieben am
Idefix Windhund
Kommentar melden Link zum Kommentar

Den ein oder anderen Satz habe ich auch schon zu Hunden gesagt. 5c745924.gif

Aber was noch viel schlimmer, zu Leuten die ich nicht (wirklich nicht) leiden kann, weil rein aus Höflichkeit.

0
Geschrieben am
Wudu
Kommentar melden Link zum Kommentar

da stellen sich mir direkt 2 Fragen:

1.) sind sämtliche Redakteure der Bravo 12-jährige Mädchen?

2.) haben die da alle Lack gesoffen?


übrigens: wenn scharfe Mädels texten wollen, können sie sich gern melden - ich bin immer für euch da wink.gif

0
Geschrieben am
Gast
Kommentar melden Link zum Kommentar

Und wenn man schreibt. "Es tut mir so leid, wie geht es dir?" = Heiraten?

0
Geschrieben am
murks
Kommentar melden Link zum Kommentar

Ich habe vor ein paar Jahren gelernt, (zumindest in Berlin wohl) wenn man einer frierenden Dame seine Jacke anbietet und diese die annimmt, so hat man wenig später am Abend Anspruch auf Verkehr.

0
Geschrieben am
Klopfer
Kommentar melden Link zum Kommentar

Das ist mir aber auch neu! ohmy.gif

... Das bringt mich ja in eine Zwickmühle. Selber frieren oder lieber auf Geschlechtsverkehr verzichten, hm... angsthasi.gif

0
Geschrieben am
(Geändert am 21. März 2016 um 0:21 Uhr)
Rocky
Kommentar melden Link zum Kommentar

Ich vermisse bei Punkt 3 das [sic!], aber ist wohl schwer, in Bilder einzubinden.

Ich frage mich, ob das so eine Art freudscher Vertipper ist. "Sieht" bezieht sich jedenfalls nicht aus das "Du" biggrin.gif

0
Geschrieben am
Janos
Kommentar melden Link zum Kommentar

Man kann da scheinbar auch bessere Tips geben. Wenn man will.
Beispiel:
http://9gag.com/gag/a67jPvA

0
Geschrieben am
Klopfer
Kommentar melden Link zum Kommentar

Das ist auf jeden Fall ein toller Tipp! greatjobplz.gif

0
Geschrieben am


Freiwillige Angabe

Smilies + Codes

Hinweis: Es muss Javascript im Browser aktiviert sein, um nicht vom Spamfilter zensiert zu werden.